Negativapplikation: Drunter statt drauf (Teil 1)

In Aachen habe ich einigen Leuten versprochen, zu erklären, wie ich die Applikationen auf meiner Jacke gemacht habe. Mir war bis dahin nicht recht bewußt gewesen, daß diese Technik irgendjemandem unbekannt sein könnte, weil sie wirklich sehr einfach ist. Aber dann habe ich mal in meinen Büchern geblättert und festgestellt, daß sie nur in englischprachigen Büchern beschrieben wird. (Gut, ich habe inzwischen deutlich mehr englische Bücher als deutsche zum Thema Nähen, daran kann es auch liegen.) Sie firmiert dort unter dem Titel “negative application”, ich habe keinen besseren deutschen Begriff gefunden, also bezeichne ich es jetzt auch mal als “Negativapplikation”.

At the big sewing party an Aachen some weeks ago I was asked about the appliques on my jacket. They were negative applications, something very easy to do, so I was a little surprised, that not everybody knew it. But then I started digging into my sewing books and found, that the technique indeed is only described in english ones. (Okay, most of my sewing books are in English, so that is not representative…) So I promised a tutorial…

Stoff feststecken Zuerst legt man ein Stück des Applikationsstoffes unter den Oberstoff und steckt oder heftet es fest. Die rechte Seite des Applikationsstoffes liegt dabei auf der linken Seite des Oberstoffes In meinem Fall ist das der rote Wollstoff, den man ein wenig hervorspitzen sieht.

Das Stoffstück muß ein Stück größer sein, als die Applikation hinterher, damit man es außerhalb der späteren Kontur feststecken oder -heften kann.

Die Form, die die Applikations hinterher haben soll, zeichnet man auf den Oberstoff. Ich bin faul und benutze in diesem Fall meinen Papierschablone, mit der ich die Position der Kreise auf der Jacke bestimmt hatte.

Anschließend näht man die Kontur drei mal mit eher kleinen Steppstichen ab. Die Stepplinien sollten dabei nebeneinandern verlaufen, nicht übereinander.

Je nach Form kann man das auch mit Transporteur und normalem Nähfuß machen, ich habe Stickring und Stopffuß benutzt und den Transporteur versenkt.

First I took a scrap of the red boiled wool and pinned it on the back of my jacket, right side of scrap on left side of jacketfabric. Depending on the fabric you can baste it, too, if it’s to small or to big or the fabric to delicate for the pins.

Then you have to transfer your motive on the right side of the fabric. I was very lazy and used the paper templates I had made to test the placement of my design. I just let them on and did sew around.

You stitch the contour of your motive three times with tiny stitches. One row of stitiching next to the other, not stitching the same line three times.

Kontur nachgestepptI was lazy again and decided to do this with hoop, darning foot and feed dogs down, but you can as well sew with your feed dogs working. For motives with straight lines I would recommend that.

The picture from the reverse side shows the three rows of stitching better. They don’t have to be very regular, as you can see…

You will also notice, that the pictures do not show always the same applique, due to availability of the camera during working on the jacket I couldn’t photograph all steps on the same part of the jacket. But the technique is always the same…

The second pic shows my work on the black fabric, and there regular stitching was impossible, because I simply couldn’t see the black thread on the blacj fabric well enough… I was kind of stitching blind…

Das Bild von der Rückseite zeigt die drei Stichreihen deutlicher. Es zeigt auch, das sie keineswegs gleichmäßig sein müssen.

Und falls sich jemand wundert: Ja die Bilder stammen nicht von der gleichen Applikation, sondern von verschiedenen Teilen der Jacke. Die Kamera war nicht immer passend verfügbar, aber da es ja einige Applikationen waren, habe ich es geschafft, jeden Arbeitsschritt irgendwann einmal zu erwischen…

Ab dem zweiten Bild geht es nämlich mit dem schwarzen Jackenstoff weiter. Der ist auch der Grund dafür, warum die Stichreihen gar so ungleichmäßig sind. Der schwarze Nähfaden war auf dem schwarzen Stoff so schlecht zu sehen, daß ich mehr oder weniger blind genäht habe und die meiste Zeit nicht wirklich gesehen habe, wo schon Stiche sind und wo nicht…

Oberstoff aufschneiden Beim nächsten Schritt ist große Sorgfalt gefragt. Der Oberstoff muß jetzt eingeschnitten werden.

Ich benutze dazu meine scharfe Nähschere und mache erst einen kleinen Schnitt in die Mitte des kreises. Dabei ziehe ich die untere Stoffschicht, also den roten Stoff, ein Stück nach unten, damit ich das Risiko minimiere, ihn mit durchzutrennen.

Den kleinen Schlitz erweitere ich anschließend mit der Stickschere zu einem langen Schlitz bis an meinen Rand aus Stichen.

(Als ich das erste Mal Negativapplikationen gemacht habe, wußte ich übrigens noch gar nicht, daß das eine bestimmte Dekorationstechnik ist. Ich hatte den Trick mit dem Unterlegen und Aufschneiden in einem Nähbuch zum Thema Flicken gefunden und dachte, das könnte man doch auch dekorativ nutzen. Tja, wieder nichts neues erdacht, die Idee hatten andere auch schon gehabt… 😉 )

The next step isn’t difficult either, you jast have to be veeery carefully… You have to cut from the right side in the upper layer of fabric without damaging the lower layer…

I’m using my big, sharp sewing scissors to snip in the middle of the circle. To avoid dammage to the other layer of fabric I’m pulling it a bit away from the reverse side.

After that I’m taking my small embroidery scissors to cut, still with extreme caution, from the snip to the stitches.

(When I made my first negative applique I dind’t know it was a special technique. I got the inspiration from a German sewing book that described ways to repair dammaged clothes. One of the was underlaying with a scrap of the same fabric. And I had thought this a good idea for decorative use, even on a non dammaged garment. I think I was a little disappointed, when I much later detected “my” idea in an English sewing book… not my invention, but not a big surprise, that others had had the idea before me. 😉 )

Oberstoff wegschneidenAnd on it goes with carefull cutting.

To avoid dammage in the red fabric I have inserted a finger of my left hand in the long slit, to separate the two layers of fabric. And I have been cutting slowly and carefully with my small embroidery scissors, as close to the stitching as possible. Without cutting through them of course!

Weiter geht es mit sehr vorsichtigem Schneiden.

Um den unteren Stoff vor Schaden zu bewahren schiebe ich einen Finger meiner linken Hand in den Schlitz im Oberstoff und trenne so die beiden Stoffschichten. Und dann ganz langsam und vorsichtig mit der Stickschere so eng wie möglich an den Konturstichen entlang schneiden.

Ohne diese durchzuschneiden, versteht sich!

Die größte Überraschung war für mich, daß ich tatsächlich alle Kreise korrekt ausgeschnitten habe. Nicht einmal habe ich falsch geschnitten oder den Unterstoff beschädigt.

Eigentlich gegen jede Wahrscheinlichkeit. :o)

Aber ich glaube, Konzentration und eine scharfe Schere waren hilfreich.

Biggest surprise was, that I did all that circles without any “miscutting”! Not even once did I cut at an unwanted place or dammage the wrong fabric layer.

Against all odds, isn’t it? :o)

Well… I think strong concentration and sharp scissors did help.

Ein Gedanke zu „Negativapplikation: Drunter statt drauf (Teil 1)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.