Knipmode 11/2010, Modell 1a/Jurk (Kleid)

My first Knip. the English version of the review is on Pattern Review.

Kleid KnipmodeNachdem ich ja jetzt geraume Zeit mit Knipheften beliefert werde, war es endlich mal an der Zeit, auch einen Schnitt auszuprobieren.

Nun weiß man bei gänzlich unbekannten Schnittherstellern ja immer gar nicht, was einen erwartet, also ist ein Probemodell Pflicht. Dafür hatte ich jedoch keine Zeit, aber ich brauchte ohnehin wieder ein Nachthemd… Da wenn der Sitz in die Hose geht ist es nicht so schlimm.

Auch einen passenden Stoff hatte ich. Irgendwann mal auf der Hobbyschneiderin eingetauscht. Auf dem Photo im Web sah er dunkelrot mit viel grau und etwas beige aus. Was ankam war leider orange mit viel beige und etwas grau. Dummerweise gefiel mir das Retrodesign trotzdem, nur tragen war bei den Farben nicht drin, orange ist ungefähr das Gegenteil von „tragbar“ bei mir. Es ist ein weicher Jersey mit wenig oder ohne Elasthan, laut Auskunft damals Viscose. Fühlt sich auf der Haut angenehm an. Dazu habe ich noch einen Rest sehr dünnen und ebenfalls weichen schwarzen Viscosejerseys verwendet um die Ärmel abzusetzen und den Ausschnitt einzufassen. (Reste von diesem Shirt.)

Da ich kein niederländisch kann, habe ich die Anleitung großzügig ignoriert und nur so viel versucht zu verstehen, wie ich meinte unbedingt zu brauchen.

Zunächst der Kontakt mit dem ungewohnten Schnittbogen. Dieser ist bei Knip auf einem festeren und glänzenden Papier und auch kleiner als von Burda gewohnt. Das resultiert darin, daß man nicht nur Vorder- und Rückenteil erst mal zusammenstückeln muß, sondern auch den Ärmel. Keine besonders erfreuliche Erfahrung. Das Kleid hat abgesetzte Blenden am Ärmel und am Saum, die man aber auch wieder getrennt zeichnen muß. Also quasi zuerst das ganze Teil abpausen und davon wieder die Blende extra abkopieren. Beim Kleid kam mir das zu paß, weil ich ja ohnehin die Blende weglassen wollte (aber dennoch die Länge, zum Glück reichte der Stoff), beim Ärmel hingegen fand ich es sehr unpraktisch gelöst, denn die Linie zum Anstückeln sitzt knapp oberhalb der Blende. Daß die Linien auf dem Bogen dick sind macht das Kopieren natürlich einfacher, aber daß sie teilweise so übereinander gedruckt sind, daß man den Verlauf nicht mehr erkennen kann, das ist weniger schön.

Jurk KnipmodeDa ich keine Informationen darüber hatte, welche Größe sinnvoll wäre habe ich mich stur an der Schnittmustertabelle orientiert und nach Oberweite Gr. 48 kopiert. Die ist hier sogar mit 113 cm reichlich. Da meine eigene Hüftweite nur 2cm über der für Größe 48 liegt und ich mir dachte, bei Jersey ist es eh egal habe ich da nicht zur nächsten Größe zugegeben, wie ich das sonst mache.

Meine anderen Änderungen habe ich wie üblich gemacht, 1cm an der Schulter raus und oberhalb der Taille um 2cm gekürzt.

Über die Nähanleitung kann ich hier nichts sagen, denn die habe ich ignoriert. Ich habe die Schulterabnäher des Raglanärmels als offene Nähte genäht, dann die Seitennähte des Kleides sowie die Ärmelnaht. Die Blenden an dem Ärmel angesetzt und dann die Raglannähte gemacht.  Die Raglannähte habe ich auch auf den oberen 5cm mit offenen Nahtzugaben gemacht damit ich sie da auseinanderbügeln konnte, der Rest rundum dann mit der Overlocknaht der Nähmaschine und die Nahtzugabe schmal zurückgeschnitten.

Da meine beiden Stoffe extrem weich sind habe ich den Ausschnitt mit Formband bebügelt, bevor ich ihn mit dem schwarzen Jersey eingefasst habe. Den habe ich auch etwas gedehnt, aber da er auch kein Elasthan enthält machte das letztlich keinen Unterschied.

Kleid Knip RückenansichtHier habe ich auch erst hinterher gesehen, daß gar keine Nahtzugabe hingehört hätte. Naja, jetzt ist ein Zentimeter dran.

Den Saum habe ich mit dem Wabenstich der Nähmaschine genäht, weil ich den besonders elastisch und daher für Nachthemden angenehm finde.

Das Ergebnis? An der Brust paßt es gut, auch die Schultern sind so weit okay. Was mich überrascht hat war, wie eng es an der Hüfte sitzt. So anliegend sah es auf dem Bild im Heft nicht aus. Also doch besser auf die nächste Größe gehen.Wobei das natürlich auch vom sehr weichen Stoff kommen kann. (Als Kleid müßte da auch noch heftig formende Unterwäsche drunter… so weicher Stoff und ohne Futter… nicht gut.)

Hinten im Rücken sieht man auch, daß ich zumindest da den Oberkörper noch etwas hätte kürzen können. Sicher spielt der weiche Stoff auch eine Rolle, aber Knip konstriert ja für etwas längere Frauen als Burda und auch als ich bin.

Was hingegen gar nicht geht (im Bild sieht man das nicht so gut) ist der Ausschnitt. Der klappt nach Außen, was gräßlich aussieht. Als Kleid wäre das ein TeilfürTonne. In’s Bett macht es hingegen nichts. Ich kann nicht sicher sagen, ob es nicht an dem weichen Stoff liegt, aber da ich oberhalb der Brust recht schmal bin, sollte ich einen Schnitt an der Stelle auch kürzen. Wenn ich mal einen „richtigen“ mache.

Als Fazit kann ich sagen, daß ich ein dringend benötigtes Nachthemd bekommen habe, das als solches auch tragbar ist. Und daß ich eine ungefähre Vorstellung habe, was ich an Knipschnitten ändern muß, wenn ich was „straßentaugliches“ nähen will. Zumindest am Oberkörper könnte das klappen. Hosen sind ja ein anderes Thema, das muß man dann neu testen.

Was mich wenig begeistert ist der Schnittbogen, der erscheint mir weniger durchdacht, als ich das so gewöhnt bin. Aber wenn ein Schnitt schön ist, dann kann man ein wenig Mühe doch auf sich nehmen.

Burda Modemagazin 10/2008, Modell 115 (Kleid)

Kleid BurdaAls ich dieses Kleid sah, oder besser die technische Zeichnung davon, denn das Bild zeigt eigentlich nichts von dem, was es attraktiv macht, war mir sofort klar, daß es zu meinem neuen Motto „Sleeping with style“ paßt. Ich bin die Big-Shirts und andere Häßlichkeiten nämlich leid und außerdem fand ich die Negligées in den alten Filmen aus den 1930er oder 1940er Jahren schon immer beeindruckend. Viel aufwendiger, als manches Abendkleid heute.

(For the english review just check Pattern Review.)

Der Schnitt ist in Größe 36 – 44 im Heft, also habe ich ihn mit meiner bewährten Methode auf Gr 48 gebracht. Am Rockteil habe ich noch weitere 10cm für die Hüfte zugegeben: je 1,5cm an jeder Seitennaht verlaufend von der Taille zur Hüfte hin und 2cm an der vorderen und rückwärtigen Mitte. Hier habe ich die Mehrweite auf höhe der Ansatznaht von Oberteil und Rockteil dadurch ausgegelichen, daß ich vorne einfach stärker gerafft habe und hinten die Abnäher im oberen Bereich entsprechend verbreitert habe. Außerdem habe ich 2cm Länge oberhalb der Taille (auf dem Rockteil) rausgenommen und an Rückenteil an der Schulter 1 cm Breite weggefaltet. Also die üblichen Änderungen. (Am Vorderteil habe ich keine Weite rausgenommen, da habe ich nur stärker gerafft und mir dadurch die FBA gespart.) Und dann habe ich den Rock noch um 10cm verlängert, da ich kein Minikleid haben wollte.

Kleid/NachthemdAls Stoff hatte ich zwei Baumwolljerseys von Alfatex in Köln, die ich gefärbt hatte.

Die Anleitung sieht Elastikjersey vor, das habe ich aber erst nach dem Zuschnitt gesehen. Auf meinen Stoff vom Rockteil trifft das auch zu, der vom Oberteil ist nur „normal“ querelastisch für einen Single Jersey, aber zum Glück ist durch die Fledermausärmel genug Weite da und es stört nicht.

Das Nähen war nicht weiter schwierig, ich habe nur das Formband auf die rechte Stoffseite gebügelt und als ich es wieder halbwegs runtergepoppelt hatte, hatte ich keine Lust es noch mal zu machen, also blieben rückwärtiger Ausschnitt und die Schultern unverstärkt. Da mein Stoff ohnehin nicht so elastisch ist, stört das auch nicht.

Der Beleg für den Halsausschnitt soll im schrägen Fadenlauf geschnitten werden. Da sich mir der Sinn dieser Aktion bei Jersey so gar nicht erschließen mag, habe ich ihn einfach quer zur Dehnrichtung geschnitten. Da der Singlejersey aber kaum Rücksprung hat, habe ich etwas Gummi gedehnt aufgenäht. Das funktioniert gut.

Bis auf die wenigen Zentimeter in der vorderen Mitte und die Abnäher habe ich alles mit dem Overlockstich der Nähmaschine zusammengenäht. Gesäumt habe ich mit einem Wabenstich von meiner Nähmaschine, denn das ist elastischer als die Zwillingsnadel.

Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, Das Kleid ist bequem im Bett und am Frühstückstisch sieht es doch gleich viel besser aus, als irgendein schlampiges Shirt. (Das Bild zeigt den Zustand nach der ersten Nacht…) Die Ausschnittbelege werden auf der Länge nicht angenäht, rollen sich daher etwas, bleiben aber ansonsten wo sie hingehören. Wenn ich es als Kleid nähen würde, würde ich mir aber dafür was einfallen lassen.

Den Ausschnitt finde ich nach wie vor für ein Kleid zu groß (zumal man wirklich keinen BH mehr drunter tragen kann), aber als Nachthemd ist es perfekt und dafür wird der Schnitt sicher auch noch mal zum Einsatz kommen. (Nein, den Ausschnitt weiter zunähen ist keine Alternative, dann verliert es nämlich die Raffiness, die es so aussehen läßt, als hielte der Riegel vorne den Stoff zusammen.)