Auch kurz nach Ostern (also im Mai) kam die Juli-Ausgabe der Threads. (Schlechter Zeitpunkt, wie man sieht, wenn meine Review erst nach Pfingsten kommt…) Der Titel ist schon mal echtes Augenfutter vom Feinsten, wenn das innen so weiter geht, wird das eine Liebingsausgabe von mir!
Die Autoren der Ausgabe stellen sich diesmal der Frage, was sie an ihrer “Näherziehung” (oder Ausbildung) anders machen würden, wenn sie noch mal von vorne anfangen würden. Wobei wir mehr über die Ausbildung der Damen erfahren, als über die Antwort auf die Frage… (Kann das eigentlich sein, daß Patty Robinson einen Leftie nach der Anleitung von Martina Behn trägt?)
Das Editorial stimmt auf die Autoren ein und stellt fest, daß in dieser Ausgabe quasi alle “Star Autoren” vertreten sind. Kenneth D. King, Susan Khalje und Louise Cutting klingt jedenfalls für mich genauso vielversprechend wie das Titelbild.
Die Leserbriefe wie üblich… wobei sie seit einiger Zeit auch zu näheren Erläuterungen von Artikeln beitragen und nur noch eine Seite in Anspruch nehmen. Das ist wirklich interessanter als die frühren mehrseitigen Loborgien.
Bei den Nähtips finde ich diesmal den “best tip” mal recht smart, weil er in den Bereich “markieren, ohne zu markieren” fällt. Löst zwar kein Problem das ich habe, aber die Grundidee ist gut. Die Geschichte, wie man zu identischen Taschen kommt geht schon seit einiger Zeit durchs Netz (ich habe einen leisen Verdacht, wo zumindest ich sie das erste Mal gelesen habe), jetzt ist sie wohl auch auf Papier angekommen. (Die Schreiberin behauptet aber auch nicht, daß sie es sich selber ausgedacht hat. Das finde ich schön.) Kabelbinder zur Verstärkung sind ebenfalls praktisch, das habe ich selber ja auch schon verwendet.
“Notions” gibt es dieses Mal wenig neues, Ein paar Sachen von Clover mit Bambusgriff und mal wieder Fitting Shells.
“Bubble-licous trim” nennt Kenneth D. King seinen Beitrag. Die Technik, mit kleinen gefüllte “Bobbelchen” eine dritte Dimension in den Stoff zu bekommen kenne ich schon (obgleich ich mir die gezeigten Umsetzungen nicht so wirklich an mir vorstellen kann), hier kommt aber ein Trick, wie man sie mit der Maschine macht. Eigentlich naheliegend, aber in meinen anderen Büchern hatte da offensichtlich keiner dran gedacht.
Bei dem Vintage Teil auf der Heftrückseite muß es diesmal um Perlen gehen, denn der Artikel befasst sich mit Perlenmotiven auf transparenten Stoffen. Die Photos zeigen sehr deutlich, wie sich unterschiedliche Fadenfarben in der Wirkung unterscheiden.
“Quick to Make” ist diesmal nicht nach meinem Geschmack, ein Wandutensilo für Lineale ist mir zu unpraktisch. Ich hänge sie lieber direkt an Haken, statt sie aus Taschen rauszufummeln. Ansonsten sind Utensilos aber dankbare Projekte, um gerade Nähte zu üben…
Die “pattern reviews” befassen sich diesmal mit dem Thema “Mutter und Baby”. Bei den Babysachen würde mich am meisten interessieren, wie ein Trench Coat an einem Baby aussieht und wie praktisch er ist. Das wird leider nicht gezeigt,. Der zweite Teil ist Schwangerschaftskleidung und offensichtlich hat auch Burda das inzwischen in durchaus bürotauglich bis elegant. (Wobei ich auch Verständnis für die werdenden Mütter habe, die nicht so motiviert sind, einen Mantel für wenige Monate zu nähen…)
Weiter geht es mit Stoffen im Farbverlauf (Ombré). Hier gibt es weniger allgemeingültige “Regeln”, sondern die Autorin läßt uns an ihren Gedanken und Entscheidungsprozessen bei zwei sehr unterschiedlichen Kleidungsstücken teil haben. Das regt sehr gut zu eigenen (Design)Entscheidungen an und ermutigt auch.
Noch nie gesehen habe ich einen “Figure 8” Stich beim Nähen. (Das kenne ich nur als Maschenanschlag für Socken.) Die Technik ist absolut faszinierend, denn damit kann man auch Strickstoff von Hand und gleichzeitig elastisch säumen. Der wird bei mir sicher mal zur Anwendung kommen. Schwierig ist er ja nicht.
Wie man Kragen und Kragensteg an eine Bluse oder ein Hemd näht, darüber gibt es viele Meinungen. Louise Cutting zeigt eine Variante davon, die ohne Handstiche auskommt. Vielleicht versuche ich die auch mal, obwohl ich bislang besser damit klar komme, wenn ich zuerst den Steg an den Kragen nähen und dann das ganze an die Bluse. Aber man kann seine eigenen (Vor)Urteile ja auch immer mal überprüfen.
Um Ärmel ging es bei der Challenge für Mitgliederder ASDP (lose übersetzt mit “Gesellschaft der Näh- und Designprofis”). Echtes Augenfutter sind die gezeigten Gewinneroutfits. Besonders faszinierend finde ich den “Ärmel” der ein ganzes Kleid darstellt.
Weiter geht es dann mit Anregungen und Grundlagen zum Nähen von Tyvek, auch für Kleidung. Das Material ist hier wahrscheinlich vor allem Quiltern bekannt und scheint generell in den USA allgegewärtiger zu sein als hier. (Kein Wunder, kommt von einer amerikanischen Firma…) Ach ja, damit wollte ich auch schon länger mal “spielen”… 😮
Ein Dauerbrenner ist das Thema “Where Is My Waist?”, wobei es nicht so sehr um die Taille, sondern um das Nehmen der Körpermaße allgemein geht. Wie immer hat die Autorin natürlich den Stein der Weisen entdeckt und ein System, das besser und einfacher ist als alle anderen… Nach meiner Einschätzung ist es das nicht. Aber es ist nützlich, möglichst viele Techniken zu kennen, denn je nach individueller Figur ist das eine oder das andere sinnvoller. Und oft kommt es auch auf die Technik der Änderung an, wie man besser mißt. (Und der “Hurth-Ruler” gehört zu den Messhilfen von Homeatelier/ Ursula Hurth. Das kenne ich auch schon. 😉 ) Wirklich neu war für mich nur, wie man den Hüftumfang bei rundem Bauch misst, damit ein Kleid oder Rock denselbigen nicht besonders betont.
Ausführlich befasst sich das nächste Artikel mit der Faltmethode von Madame Grès. Einen Workshop bei einer ihrer früheren Mitarbeiterinnen zu machen wäre wirklich toll. Andererseits könnte ich mir eh nicht genug feinen Seidenjersey leisten, um die Technik jemals anzuwenden. Also begnüge ich mich mit dem zum Glück sehr ausführlich bebilderten Artikel.
“Teach yourself to sew” liefert diesmal Warenkunde und Anweldung von Gummibändern. Da scheint es auch das eine oder andere in den USA zu geben, was der deutsche Markt zumindest dem Endkunden nicht anbietet. Anderes kann man nicht so einfach identifizieren, weil “schmal” oder “dicker” halt nun mal relativ sind. Sonst aber ein schöner tabellarischer Überblick und ein paar Verarbeitungstips.
Das “Nähzimmer” dieser Ausgabe ist von Louise Cutting und gefällt mir vom Aufbau her gut. (Design ist dann noch mal eine andere Frage…) Es wirkt wie ein funktionales Atelier, das gleichzeitig Platz für Dekoration bietet, ohne daß dies zu verspielt oder zugestellt wirkt. Als Grundidee gefällt mir das, falls ich es auch mal zu einem Nähzimmer bringe…
Die Lesermodelle variieren diesmal von extrem schlicht bis viel “bling”. Ich würde das nicht selber tragen wollen, aber jedes Teil ist auf seine Weise interessant und es wert, genauer hinzusehen.
“A stitch in Time” ist logischerweise US zentriert in den Veranstaltungen. Den “Nähtip” (der sich nicht aufs Nähen, sondern aufs Anpassen des Schnittes bezieht) kane ih schon und kann ihn nur dringend empfehlen. (Erst die Länge anpassen, dann die Breite.) Und egal ob “ärmellose Jacken” was anderes als Westen sind… der Look ist ähnlich und kann mich nach wie vor nicht begeistern.
Die Expertenantworten sind nicht so spannend. Alte Schnittmuster archivieren ist nicht so mein Thema (wobei die Tips ja gut sind) und wie man in den USA eine Stelle als Änderungsschneider bekommt muß ich auch nicht wissen.
Dann noch die Geschichte und das Vintage-Modell. Wunderschön, sehr leichtes Sommerkleid, aber doch elegant mit den Perlen…
So lange wie ich brauche… dürfte die nächste Ausgabe nicht auf sich warten lassen. :o)