Gerettet! Agora ist zwar weg, aber in der Rue Montorgueil gibt es einen gut sortierten Zeitschriftenladen, der die “fait main” im Sortiment hat. (Das schaffe ich vielleicht nicht jedes Mal, aber zumindest weiß ich wieder, wo ich hin muß.)
Und so konnte ich mir die Novemberausgabe sicher. Das Thema “Weihnachten” kommt bedauerlicherweise erst in der nächsten Ausgabe (die ich verpassen werde), aber dieses Heft möchte (ausweislich des Editorials) dafür mit Mode für die ersten kühlen Tage erfreuen. Was auch nicht ganz verkehrt ist.
Zuerst gibt es aber mal Buchbesprechungen, bei denen mich sowohl das Buch über Schuhe (“So Shoes”) als auch das über Jeans (“100% Jean) reizen würde.
Die Werbeeinblendungen verblüffen mich wieder damit, daß sie völlig konzeptlos eine Armbanduhr für 815 EUR mit einem Badezimmerreinigungsspray für 4,50 EUR zusammen vorstellen. Oder auf der Schönheits-/ Gesundheitsseite das Badeöl für Babies (Mustela, 5,90) mit einem 177 EUR Parfum.
Danach dann aber endlich Mode. Eine Art “Winterzauber” in neutralen Farben, ein unstrukturierter Matel, der sein Revers aber sicher nur für das Photo in Form hält, auch die Bermudas und das Spitzenshirt vom Titel gehören dazu.
Wesentlich interessanter finde ich hingegen dieses Konzept einer Strickjacke. Sie ist aus meiner Sicht nicht so wahnsinnig sauber gestrickt (was auch an den Garnen mit hohem Polyesteranteil liegen könnte, Wolle verhält sich da ja dankbarer), aber das ist doch mal ein Statement, oder? (Da paßt dann auch das grob gestrickte mit den dicken Nadeln.)
Die meisten weiteren Stricksachen sind mir dann allerdings endgültig zu grob gestrickt. Nadelstärke 15, da macht das Stricken keinen Spaß mehr, das ist nur noch anstrengend. Nur der Kaschmirpulli mit Strukturmuster, Zöpfe und Trompetenärmeln hat noch was. Sähe aber mit kleineren Nadeln als 6mm auch noch attraktiver aus. (Und pillt dann vermutlich auch weniger…)
Genäht geht es dann mit elegantem Schwarz weiter. Ärmel und Passe aus transparenter Spitze ist ja nicht neu, diesmal allerdings als Overall. Was auf den Photos weniger nach Schlafanzug aussieht, als in der technischen Zeichnung. Unpraktisch ist es dennoch. Dann doch lieber ein klassischer Blazer aus Jacquard im Spitzendesign… (leider nur bis Größe 46…)
Auch Laufsteginspiration (Armani) darf nicht fehlen, ein Top aus fließendem Stoff mit “hochgeklapptem” Vorderteil, was dann einen tiefen V-Ausschnitt bildet. Hatte Burda aber schon länger, oder?
Bei der Kindermode gibt es einen Overall aus Jeans im Mechanikerstil (nun ja…) sowie dieses Jerseykleid mit Kapuze im Patchworkstil. Das gefällt mir ausgesprochen gut, zumal ich es tatsächlich für die Altersgruppe 6-12 Jahre passend finde. Je nach Stoff etwas verspielter für die kleinere Mädchen und anders gestyled dann schon richtig cool für die größeren.
Die Artikel über Ausstellungen und kreative Leute gefallen mir übrigens auch. Diesmal hat es viel mit Glas zu tun. Eine Ausstellung im Musée Lalique ist Anlass, sich mit Lalique und seinen Werken etwas ausführlicher auseinanderzusetzen und die Werke der jungen Glaskünstler Anne Donzé und Vincent Chagnon (z.B. ein Goldfisch aus Glas, der in einer “Plastiktüte” aus geblasenem Glas schwimmt) würde ich gerne mal im Original sehen. Die Artikel haben übrigens immer richtig viel Text und überdies klein gedruckt. Deutschen Lesern scheint man das nicht zuzutrauen, denn solche Artikel vermisse ich in deutschen Nähmagazinen. (Weitere ausführlich behandelte Themen sind dann noch ein Kreativ-Salon in Bordeaux und einer in Paris sowie die Seidenmesse in Lyon und, ausführlich als Reportage über mehr als zwei Seiten, das Museum und Werk von Pierre Soulages.)
Die Plus-Mode ist diesmal für mich eher enttäuschend. Jersey, “gemütlich” und sackig. Okay, fast, der Rock in A-Linie mit den Negativ-Applikationen ist gar nicht so schlecht. Aber dafür brauche ich keinen Schnitt.
Dann gibt es noch mal Produktvorstellungen (“News”), die vor allem bunt sind. Filzstifte, Buntstifte mit Metalliceffekt…
Nicht ganz zur Jahreszeit passend aber lustig finde ich die Pflanztöpfe aus CD-Hüllen. Da sie keine Löcher haben, muß man allerdings sehr aufpassen, daß es drin nicht zu nass wird.
Die Accessoires für Kinder und Erwachsene (Mützen, Handschuhe, Loop, Kindercape,…) sind hingegen nicht so mein Fall.
Überraschend gut gefällt mir dann diese Kombination aus Neoprenjacke und Jerseyhose. Die Hose ist wirklich straßentauglich und hat nichts von den üblichen Sofalümmelklamotten und mit der Jacke dazu… doch, klassisch-schick.
Aus dem Jersey gibt es auch noch ein schlichtes Kleid (naja, sehr schlicht) und eine Bildanleitung, wie man einen Metallreißverschluss kürzt und den Metallstopper oben wieder ansetzt. Das sieht zugegebenermaßen professioneller aus, als ein Fadenriegel.
Doch, wieder ein hübsches Heft. Leider werde ich die Weihnachtsausgabe verpassen…