Es war einmal eine Zeit, als noch nicht an jeder Ecke ein Supermarkt stand. Die Einkäufe für das täglichen Leben machten Mama und Oma beim Metzger, beim Bäcker,… und, wenn sie keine Zeit für den Weg in die Vorstadt hatten, beim Tante Emma Laden.
Die Inhaberin hieß natürlich nicht “Tante Emma”, sondern Frau H., aber von Damenstrümpfen über Bindfäden, Bier und Limo, Wurst und Käse bis zu Schokolade und Eis war alles im Sortiment. Auch für die frischen Brötchen am Samstag Morgen war gesorgt, die konnte man vorbestellen und sie warteten dann abgezählt in einer Tüte auf die Langschläfer.
Es war einmal eine Zeit, als die Läden um sechs schlossen (Samstags spätestens um zwei) und nicht jeder Haushalt eine leistungsfähige Tiefkühltruhe hatte.
Doch das war nicht schlimm, denn Frau H. wohnte direkt über ihrem Laden (die Küche war sogar gleich daneben) und wenn an einem heißen Sommersonntag die Lust nach einem “Braunen Bär” übermächtig wurde, dann wußten wir, wir konnten klingeln, wenn sie nicht ohnehin vor dem Haus saß oder im Garten werkelte. Auch wenn beim Decken des Abendbrottisches die fehlende Butter erst bemerkt wurde oder der unerwartete Besuch Lust auf Sahne zum Kuchen aufkommen ließ, der vergessene Geburtstag die Schachtel Pralinen zur Notwendigkeit machte… geschwind wurde ein Kind geschickt und das mit dem Ladenschluss war eigentlich gar nicht mehr so schlimm.
Natürlich war alles etwas teurer als im Supermarkt in der Stadt. Aber dafür verwöhnte uns auch der beinahe immer und beinahe alles Service.
Heute steht an jeder Ecke ein Supermarkt, nicht nur Lebensmittel sondern auch Kleidung oder Elektrogeräte sind zu SB-Artikeln geworden, die der Kunde für einen geringen Preis selbst aus dem Regal holt.
Doch brauchen wir mal einen Service, dann wird es teuer. Und wem gar am Wochenende eine Leitung platzt, so daß er den Handwerker-Wochenenddienst braucht, der darf so richtig löhnen. Denn die Handwerker müssen auch leben und wenn sie nur noch im Notfall randürfen, wird das halt teurer.
Am Wochenende war ich bei meiner Mutter zu Besuch, immer noch in der selben Kleinstadt.
Sonntag gegen halb elf fiel auf… die Heizkörper sind kalt und das Warmwasser war auch schon mal wärmer. Und wie immer an einem Sonntag… auch die Taste für den Neustart zeigte keine Wirkung, der Brenner sprang nicht an. Nun gut, es hat keine Minusgrade mehr und einen Tag muß es halt mal die kalte Dusche tun, kein echter Notfall, vermutlich.
Kurzentschlossen griff meine Mutter zum Telephon, der Heinzungsinstallateur war Zuhause und sie bat ihn, am Montag vorbeizukommen. Denn so kalt wäre es ja nicht mehr.
Am Nachmittag läutet es an der Tür… davor steht der Installateur mit dem Werkzeugkasten, er guckt es sich gleich mal an. (Er ist dann auch noch “mal eben schnell” die gut zehn Kilometer nach Hause zurückgefahren, um einen Ersatzbrenner zu holen.)
Service ist eben noch geiler als Geiz!