English review is on pattern review.
Seit fast ewigen Zeit liegt der BH Schnitt “Linda” von Sewy bei mir herum und jetzt habe ich endlich mal die Reste von meinem letzten Dessousprojekt genutzt und habe ihn mal getestet. Bild vom Schnitt habe ich keines, aber hier bei sewy kann man ihn ansehen.
Ich wollte mal was anderes nähen und da dieser BH Vertikalnähte hat, kam er mir doch sehr gelegen.
Die Anleitung war für mich zunächst sehr verwirrend. Von meinen bisherigen BHs war ich es gewöhnt, daß das Rückenteil das meiste Gewicht tragen soll und daher auch als erstes verstärkt wird. Wohlgemerkt das Rückenteil selber, nicht der Gummi. Bei Linda wird das Rückenteil nicht verstärkt, nur die Körbchen kann man nach Wunsch verstärken. Bei größeren Größen wird empfohlen kräftigeres Unterbrustgummi zu nehmen, für kleinere Größen wird einfach Gummilitze als ausreichend beschrieben. Klingt jetzt erst mal so, als seien der BH generell eher als Deko und nicht als echte Stütze gedacht. Warum es ihn dann bis 90D gibt bleibt wohl das Geheimnis des Herstellers.
Aber kann ja sein, daß man das alles auch anders machen kann als ich es gewohnt bin, also habe ich mich einfach stumpf an die Anleitung gehalten. Ich habe Größe 85C gewählt und das Rückenteil unter den Achseln um 1cm erweitert. (Das ist meine Standardänderung.) Die Körbchen habe ich nicht verstärkt und als Gummi habe ich ein 1cm breites Unterbrustgummi verwendet aus einem früheren Paket von Elingeria.
Abgewichen bin ich beim Mittelteil, denn ich hatte keine passende Vlieseline. Also habe ich die beiden Mittelteile mit einer Lage Charmeuse versehen. Ich finde das Mittelteil aus zwei Lagen Stoff und einer Lage Charmeuse eher dick.
Die nächste Irritation in der Anleitung war, daß man sowohl an den Körbchen als auch am Unterbrustband den Körbchenausstich einmal absteppen soll, damit er sich nicht verzieht. Ich nähe das immer ohne eine Stütznaht und bei mir verzieht sich nichts. Zudem ist eine Lage eines flutschigen Stoffs im Zweifelfall schwieriger sauber abzusteppen als zwei. Aber ich habe es mal so gemacht, weil die Anleitung es vorgab. Vorteil erkenne ich keinen. (Wobei mir einfällt, daß ich auf Messen gesehen habe, daß Sewy Kurse auf Pfaff Maschinen mit IDT aber ohne verstellbaren Nähfußdruck gibt. Vielleicht ist da die Stütznaht nötig.) Etwas schwierig war es auch festzustellen, an welcher Seite ich das mittlere Körbchen denn nun mit der Stütznaht versehen soll. Denn die Form meines Körbchens war doch deutlich anders als auf der Zeichung.
Sonst funktionierte das Zusammennähen aber ganz gut, schön fand ich auch, daß Angaben dabei sind, wie die Stichlänge und -breite bei den einzelnen Nähten einzustellen sind. Auch sind die Zeichungen klar, sobald man das mittlere Körbchenteil mal korrekt am seitlichen Körbchenteil angenäht hat.
Irritiert hat mich dann noch, daß die Nahtzugabe unter dem Unterbrutsgummi nicht zurückgeschnitten wird, bevor der eingeklappt wird. (Da an anderen Stellen auch genau beschrieben wird, was zurückgeschnitten werden muß gehe ich davon aus, daß das Absicht ist.) Da habe ich mich aber nicht dran gehalten und habe zurückgeschnitten. Auch gab es auf dem seitlichen Körbchenteil noch Paßmarken, bei denen ich nicht erkennen kann, wozu die gut sein sollen.
Aber im Ganzen… ist es ein BH geworden.
Wie zu erwarten trägt sich der BH etwas locker, das Rückenteil sogar unerwartet locker, als ob ich es zu weit gemacht hätte. Was nach meinen Körpermaßen aber nicht der Fall sein kann. Überraschend ist hingegen, daß der BH irgendwie asymmetrisch ist?? Ob das am Zuschnitt oder an der ungewohnten Nähtechnik liegt kann ich nicht sagen.
Was definitiv nicht so schön ist: Der “Charakter” tendiert dazu, Richtung Mitte rauszufallen. Da gibt der BH gar keinen Halt. So lange man nur brav am Tisch sitzt und tippt ist das kein Problem, aber lange Arme machen um vom obersten Regalbrett was runterholen ist schon nicht so angesagt. Auf die Seite legen auch nicht. Ob das an den etwas zu kleinen Körbchen, an der mangelnden Verstärkung oder am Schnitt an sich liegt kann ich aber nicht sagen.
Da er bügellos ist, steht das Mittelteil ab. (Hat auch was damit zu tun, daß bei mir da einfach ein Platz ist, um noch Stoff unterzubringen. Außerdem sind die Körbchen etwas zu klein, was aber nicht unerwartet ist.) Bügel einschieben geht nicht. Denn mit der Technik, das Bügelband von der rechten Seite festzunähen habe ich große Probleme. Das bleibt nie in Position und ist daher auch teilweise sehr schmal abgenäht. So viel zum “einfach nur schauen, ob es noch drunter liegt”…
Für einen ersten Versuch mit einem neuen Schnittmuster nicht schlecht, aber auch noch einiges and Arbeit zu tun, bis er wirklich brauchbar wird. Als “daheim auf der Couch” werde ich ihn tragen können, die Arbeit war nicht vergebens. Und für den nächsten Versuch werden die Körbchen nach unten verlängert (es scheint eher Tiefe zu fehlen als Breite), das Rückenteil wird verstärkt wie es sich gehört und ich werde mir überlegen, wie ich meine Polsterung in die “asymmetrische” Körperseite hineinbekomme. Denn was gut ist: Die Teilungsnaht läuft genau über den Brustpunkt. Das heißt, die Proportion stimmt im großen und ganzen. Und das ist ein guter Ausgangspunkt.
Wo ist DER denn aufgehängt? Theaterrequisite? Baustelle?
Kauenhaken. 🙂