oder Naturkunde für Anfänger.
Es war einmal ein schöner Urlaubstag in Frankreich zu dessen Ausklang wir mit einem französischen Freund auf einer französischen Terrasse an einem französischen Kanal saßen und uns französisches Essen schmecken ließen. Das Gespräch drehte sich, wie könnte es in Frankreich anders sein, ums Essen und um Wein.
Und nach einigen Volten kamen auch kulinarische Kulturunterschiede auf den Tisch, etwa daß Kaninchen in Frankreich eine gesuchte Delikatesse ist, wohingegen es in Deutschland in vielen Gegenden als arme-Leute-Essen ver- oder zumindest nicht beachtet wird. Wohingegen Hase als Wild in beiden Kulturen geschätzt wird. An der Stelle fiel unserem Freund ganz spontan auf, daß er noch nie Hase gegessen hatte. (Der Hase auf dem Bild stammt aus Ottmar Hörls “großem Hasenstück”, einer modernen Interpretation von Dürers Bild “junger Feldhase sitzend” oder so, wenn ich mich recht erinnere.)
Dem versprach ich bei nächster Gelegenheit abzuhelfen. So ganz dunkel hatte ich noch im Kopf, daß Wild etwas mit “Jagdsaison” zu tun hat und diese eher in der kalte Jahreszeit stattfindet. Da unser Freund seinen Besuch für Ende November angekündigt hatte, machte ich mich also vor zwei Wochen auf die Suche nach einem Hasen. Denn wann der so ganz genau Jagdsaison hat ist mir nun nicht geläufig, ich gestehe es und ich wollte nicht zu viel versprechen.
Mein Weg führte also in die Lebensmittel- und Feinkostabteilung eines großen Kaufhauses und ich trug an der Fleischtheke mein Begehr vor. Ob es denn derzeit frische Hasen gebe. Die Antwort der Verkäuferin erstaunte mich dann etwas, Hasen, so erfuhr ich, gebe es doch das ganze Jahr. Ach ja? Natürlich, da hinten, eingepackt, sagte sie und führte mich an eine Kühlvitrine.
Um mir dort ein Kaninchen unter die Nase zu halten.
Liebe Frau, sprach ich, dies ist ein Kaninchen. Was ich suche ist aber ein Hase. Sie wissen schon, das Tier mit den langen Ohren. Das Säugetier mit den langen und kräftigen Hinterbeinen, das als Einzelgänger im freien Feld lebt und dessen Jungetiere von Geburt an Nestflüchter sind.
Kaninchen hingegen, in manchen Gegenden auch Stallhase genannt, haben kürzere Ohren. Wenn sie nicht im Stall sondern in der Natur leben, dann tun sie dies in Rudeln in unterirdischen Bauten, wo sie auch ihren erst einmal nackten und blinden Jungtiere groß ziehen.
Kulinarisch besteht der größte Unterschied darin, daß die Hasenkeule, wie schon erwähnt, sehr kräftig ist und daher ein wunderbares Portionsstück abgibt. Und daß man sie, wie anderes Wild auch, besser ein paar Tage vor der Zubereitung beizt. Weswegen meine Hasenkeulen (aus Frankreich, laut Packungsaufschrift) auch seit Mittwoch in einer Mischung aus Rotwein (französischem, versteht sich ;-), Minervois, um genau zu sein), Rotweinesseig (auch französisch, von Carrefour 😀 ) sowie Wacholderbeeren und Lorbeerblatt im Kühlschrank vor sich hin mariniert.
Denn zur Ehrenrettung der Verkäuferin sei gesagt, daß sie mich am Mittwoch wiedererkannte und mir erklärte, sie habe ihren Chef gefragt und der habe ihr den Unterschied auch erklärt. Und sie habe etwas dazu gelernt. Und ich bekam meine Hasenkeulen. 🙂
Und wer noch mehr über Hasen und Kaninchen wissen will, kann bei Wikipedia nachlesen. 😉