Das scheint mein Jahr der “nicht so standard” FBAs zu werden. Nachdem ich den Hosenanzug mit Flankennaht angepasst hatte, ging der Blazer ja erst mal in Parkposition, weil ich für eine Hochzeit ein Outfit “brauche” (ich weiß… ich brauche keine neuen Klamotten). Und es war einfach die perfekte Ausrede, den lässigen Jumpsuit V1617 von Zandra Rhodes zu nähen.
Wenn man Kleidung kauft, sind Wickeloptik und angeschnittene Kimonoärmel ja beliebt, weil man da eine größere Oberweite gut drunter mogeln kann. Allerdings fallen dann weder der Ausschnitt noch die Ärmel so wirklich schön, weil der Fadenlauf meist etwas dreht.
Wenn ich schon selber nähe, dann also bitte MIT FBA. Nur wie? Hier mein Versuch.
Was klar ist, der angeschnittene Ärmel muß erst mal weg. Und das Schnittteil ist zumindest auf den ersten Blick nicht so logisch, was ist was? Und wo? (Was ich schon quer rausgefaltet habe, sind 2cm in der Länge. Der dritte Zentimeter geht vom Bundteil ab.) Nun ja, immerhin liefert Vogue den Brustpunkt mit. Für die Entscheidung der Abtrennung habe ich mich an den Passzeichen zum Bundteil orientiert und eine Position gewählt, die dem hoffentlich möglichst wenig in die Quere kommt.
Die Hilfslinie habe ich parallel zum Fadenlauf gezeichnet. (Nein, diesmal keine Folie. Da ich das Gefühl hatte, das könnte kompliziert werden, habe ich den Schnitt auf ein recht stabiles Schnittpapier kopiert. Was nicht ganz einfach war, weil das Papier nicht extrem durchsichtig ist, die Vogue Schnittteile aber nicht so wirklich deutlich gedruckt. eigentlich wollte ich es durchradeln, aber das Papier hat auch die Löcher des Nadelrades nicht recht annehmen wollen.)
Meine Ärmelabtrennlinie schneide ich nicht ganz durch. Einmal verhindert das, daß ich das Teil verliere und, daß ich hinterher Probleme habe, es wieder sauber (und richtig herum) anzukleben. Und weiter abschneiden geht ja immer.
Hilfslinien werden einmal im 90° Winkel zum Fadenlauf und einmal parallel zum Fadenlauf durch den Brustpunkt gezogen.
Für eine FBA braucht man noch eine schräge Linie in das Armloch.
Armloch habe ich ja keines, aber ich peile einfach mal freihändig in einem etwas flacheren Winkel.
Die FBA war dann die Standardprozedur.
Einschneiden, durchschneiden, auseinanderziehen.
Wobei ich (das Oberteil ist ja sehr weit, mehr als 20 cm Mehrweite gegenüber dem Brustumfang. Und zwar dem realen Brustumfang, nicht dem, der zur Kleidergröße gehört.) Deswegen habe ich die FBA etwas weniger breit gemacht, also normalerweise.
Denn… wenn man eine FBA macht, hat man hinterher einen Brustabnäher. Den will ich aber nicht. Und, noch wichtiger, wenn der Ärmel angeschnitten ist kann da auch keiner sein. Das funktioniert nicht. Und irgendwie dachte ich, wenn die FBA etwas kleiner ist, wird auch der Brustabnäher kleiner und es sollte etwas weniger mühsam sein, den Abnäher da wegzubekommen.
(Erstmal muss natürlich das mittlere Vorderteil auch an der Querlinie durchgeschnitten und verlängert werden, damit die Nahtlinie unten wieder in der Länge passt.)
Ja und jetzt muss der Abnäher weg.
In der Regel kann man einen Taillennäher längs durchschneiden, den Brustabnäher schließen und man hat dann halt einen sehr tiefen Abnäher.
Allerdings zeigen die vorhandenen Abnäher des Oberteils alle nicht auf den Brustpunkt. Naja, ich habe das Teil an verschiedenen Stellen durchgeschnitten und an Ende festzustellen, dass es einfach nur mit einem zusätzlichen Schnitt senkrecht zum Brustpunkt geht, der einen Längsabnäher erzeugt. Der jedoch den vorhandenen Abnäher völlig verhackstückt.
Okay, mehr Weite in der Taille ist ja grundsätzlich nicht schlecht. Aber unten ist ein Bund dran, der sollte auch hinterher noch dran passen. Aber egal, erst mal da aufschneiden.
Tja, und dann passierte ein kleines Wunder.
Ich habe den Längsabnäher mit Papier unterlegt und dann das Ärmelteil wieder gerade hingelegt.
Und sieh da… was der Abnäher an Mehrweite bringt, verschwindet genau in dem Überlapp, der beim Wiederanlegen des Ärmelteils entsteht.
Und da ich neben den Passzeichen geschnippelt habe, sollten die auch jetzt wieder passen. 🙂
Was noch fehlt, sind die Abnäher.
Vogue gibt zum Glück die Startpunkte unten und die Spitze an.
Die verbinde ich einfach durch neue Linien.
Jetzt habe ich wieder ein Schnittteil, das sogar dem originalen Schnittteil doch recht ähnlich sieht.
Die Abnäher sind nicht mehr parallel, aber bisher war es meistens so, dass Dinge, die nach einer FBA im Schnittteil seltsam aussahen, hinterher am Körper passten.
Da die Hochzeit letztes Wochenende war, weiß ich inzwischen auch… es hat funktioniert. 🙂
Klingt spannend! Auf dem Bild am Bügel konnte ich mir so gar nichts vorstellen. Ich hoffe du zeigst das gute Stück bald?
LG Adam
Keine Sorge, es gibt Bilder, ich muss dann nur dazu kommen, die Schnittkritik zu schreiben…
(Außerdem geht doch nichts über einen guten Cliffhanger, ne?)