Was für unsere westlichen Augen in Indien ebenfalls ungewohnt war, ist das Ausmaß in dem Dinge von Hand erledigt werden. Oder zumindest mit Werkzeugen und Methoden, die uns reichlich antiquiert erscheinen.
So lief ich etwa in Bangalore an einem Nähmaschinenladen vorbei. Vorne zum Fenster hin standen einige elektrisch betriebene Maschinen, ich glaube sogar ein oder zwei einfache Computermaschinen waren dabei. Doch das Gros des Verkaufsraumes machten… Tretnähmaschinen aus. Nagelneu (so sahen sie zumindes aus), schwarz glänzend im gußeisernen Tisch… zum Treten.
What also was quite unusual to our western eye in India was hwo many things are really done by hand. Or at least with methods or tools that seem quite outdated to us.
In Bangalore I passed a sewing machine center. Towards the window there were sewing machines as I would expect them. Okay, most of them were mechanical, simpler models, I think one or two were computerized ones. But this was just a small part of the shop. The big amount of machines… were treadle machines. Brand new (at least they looked like that) black and shiny in their iron tables… working perfectly well without electricity.
Dabei ist es nicht so, daß es in Bangalore keine Elektrizität gäbe. Gut, sie fällt gelegentlich aus. Und Hotelzimmer in Indien scheinen standardmäßig mit Kerze und Streichhölzern ausgerüstet zu sein, was nicht der besseren Romantik dienen soll… Aber generell… es gibt Strom.
Doch was mit diesen Maschinen geleistet wird ist erstaunlich! Die dekorative Dachbespannung der Autorikschas in Bangalore hatte ich ja schon erwähnt. Die Tretnähmaschien nähen und Quilten ungerührt alles: Plane, Kunstleder,…
In Delhi ein einem besseren Wohnviertel konnten wir einen weiteren Vorteil der Tretnähmaschinen beobachten: Sie sind überall einsetzbar. Reisenähmaschinen sozusagen. In dem Hof eines Wohnhauses wurde eine Polstergarnitur neu aufgepolstert und mit Stoff bezogen. Der Stoff wurde vor Ort auf Maß an das Sofa angepaßt. Und mit der Tretnähmaschine genäht. Handwerker die ins Haus kommen, kein mühsames Wegbringen der Möbel. Hat auch was.
Bangalore, of course, has electricity. Okay, sometimes ist just fails for a moment or a little longer. And hotelrooms in India seem to have matches and a candle as a standard. And I’m quite sure that is not to create a romantic atmosphere… But in general… they have electricity.
What can be created on those simple machines is just amazing! I’ve told you about the pieced an quilted rooftops of the autorikshaws in Bangalore. Treadle machines sew and quilt just anything… tarpaulin… no problem.
In Delhi we watched men repairing a couch in the courtyard of a residentail building. Another advantage of a treadle machine: It works anywhere. So the craftsmen evidently came to their customer, brought his stuff down to the courtyard, where it got new upholstery and a new cover was sewn to measure. In situ on the treadle. Not so bad, having people coming to you and doing the job instead of having to bring a heavy couch to a shop…
Überhaupt gibt es eigentlich für alles einen Dienstleister der kommt und es erledigt. Selber bügeln? Wozu, man bringt es der Büglerin (mit Kohlebügeleisen). Selbst Schneider haben nicht unbedingt ein eigenes Bügeleisen, der Ladenbote bringt das Teil zum Bügeln halt mal schnell nach Nebenan.
Ein ganz banaler Grund dafür ist, daß Elektrogeräte schlicht und ergreifend teurer sind als jemanden zu bezahlen, der die Arbeit macht. Unsere Freunde haben eine Waschmaschine, was schon ein gewisser Luxus ist, auch ein Bügeleisen (elektrisch…), aber Staubsauger oder Geschirrspülmaschine… wozu? Morgens kommt eine Frau die abspült und die Wohnung wischt, abends eine andere die kocht. (Unsere Freunde haben eine ähnliche Ausbildung wie wir und so wohl auch einen vergleichbaren Lebensstandard für indische Verhältnisse. Eine Putzfrau die jeden Tag kommt wäre für mich nicht finanzierbar, von einem Koch ganz zu schweigen. Dafür kostet eine Spülmaschine nicht die Welt.)
Das hat natürlich den Vorteil, daß es so für viele Menschen Arbeit gibt. Andererseits werden diese für ihre Arbeit oft sehr schlecht bezahlt. Ein sehr zweischneidiges Schwert also.
In general for any service you need you will find someone coming to your house and doing it for you. Ironing? What for? You bring it to a press shop (that might well work with a coal heated tool). Even tailors do not automatically have a flat iron, but then they have someone to carry things to the iron guy and back.
One simple reason for that is, that electric houshold tools often are more expensive than hiring someone. Our friends have a washing machine (which is a kind of “luxury”) and also an electric iron. But neither vacuum cleaner or dish washer. What for? Every morning a woman comes and cleans the appartment, every evening another one comes and does the cooking. (Our frinds have about the same education as my husband and me and also a comparable life style. But for me a cleansing woman every day is far out of our financial range, notto talk about a cool. On the other hand the dishwasher didn’t cost a fortune…)
The advantage is, of course, that it gives jobs to many people. On the other hand most people are not really well pais for their work. So there are positive and not so positive aspects…
Und so werden diese Frauen und Männer die auf dem Markt in Bangalore in mühevoller Kleinarbeit hunderte von Blüten zu ketten fädeln gewiß nicht gut bezahlt, kosten die Blumenketten doch fertig kaum Geld.
So I’m sure these men and women who are transforming hundreds of blossoms to guirlandes are not well paid. The arranged flowers do not cost a lot when they are sold.
So ist es nicht sehr verwunderlich, daß Handarbeiten und selber machen einen deutlich geringeren Stellenwert haben als in Deutschland. Sei es eine Arbeit am Haus, sei es ein besticktes Kleidungsstück, es kostet fertig so wenig, daß es sich aus finanziellen Gründen nicht lohnt. Oder auch das Werkzeug (etwa eine Nähmaschine) so teuer ist, wie viele, viele Kleidung.
Obwohl Bangalore und Delhi viele “moderne”, westliche Gesichter haben, habe ich zum Beispiel nirgendwo Handarbeitsgeschäfte gesehen oder Bastelbedarf, wie es ihn bei uns in jedem Kaufhaus gibt. Nähzubehör gibt es dann eben nur im Viertel der Schneider…. der Fachhandel für Profis, sozusagen.
Under these conditions it’s maybe not a big surprise, that doing crafts at home or do it yourself is less popular than in Germany. It’s just cheaper to have it made. The tools you would need are more expensive that paying the specialist who also knows how to do the work.
Even though Bangalore and Delhi have a lot of “modern”, “western” parts I haven’t seen any shops for homesewers or knitters. I found one shop for notions, in the part of the city where the tailors work. Kind of shop for professional supply…
Auf der anderen Seite wird das traditionelle Handwerk zumindest teilweise noch geschätzt. Und ich fand es schon faszinierend, was für wunderschöne Saris und Stoffe man auf so einem schlichten Webstuhl (aufgenommen in einem Museumsdorf) herstellen kann.
Allerdings gewinnt auch in Indien westliche Kleidung und Mode immer mehr Bedeutung, so daß das alte Handwerk immer mehr in Bedrängnis gerät. Was in Indien noch prekärer ist als in Europa, denn gerade auf dem Land sind die Menschen durch das Kastensystem oft auch an ihren Beruf gebunden und haben keine Alternative.
On the other hand traditional crafts still have some value. I was faszinated what complicated patterns can be woven on such a relativly simple loom. (This picture comes from a museum…)
But also in India western style clothing and fashion become more and more popular. That must be a very difficult situation for traditional craftsmen. And what makes things worse is, that on the countryside people feel their cast connected with their profession and therefor do not realy hava great alternatives what to make their living of.
Ich hoffe sie finden einen Weg, ihre Handwerkskunst in die Zukunft weiter zu tragen und zu entwickeln, es wäre einfach schade, wenn das verloren ginge.
I really do hope Indian craftsmen find a way to bring their expertise and art to the futur. It would be a pity if that was lost.
Absolut fasziniert war ich auch von diesem Künstler, der aus Schellack Armreife herstellte.
Der Schellack in verschiedenen Farben wurde auf diese Keule geschmiert, dann immer wieder ins Feuer gehalten, gezogen, länger gezogen, wieder ins Feuer gehalten, gedreht,… gezogen… und am Ende verknotet.
Abgekühlt war er hart.
Und der auf dem Bild in schwarz und gold ist jetzt meiner. *g*
Soch auch diese Vorführung gab es (nur noch?) Im Museumsdorf.
I was absolutely fascinated by this artist who made bangles from shellac.
He smeared shellac in different colours on this kind of “club”, then he held it in the fire. He rolled it, pulled it, rolled it again, reheated, rolled it,… and in the end he made a knot.
After it had cooled down it was hard.
And the bangle in the picture in black with gold is mine now. *g*
But also this happend (only?) in the museum.
Ob Touristen alleine das traditionelle Handwerk retten können? Es steht zu befürchten, daß dies nicht reicht.
Auch wenn man sich vielerorts große Mühe gibt und einem als Besucher wirklich interessante Programme geboten werden.
Die letzten beiden Bilder sind aus Kerala und zeigen ländliches Handwerk. Aufgenommen habe ich sie auf einer Bootstour mit Führung in den Backwaters, einem Netz natürlicher Kanäle, das das Land durchzieht und in dem Gewürze, Kokosnüsse, Banane und allerhand anderes angebaut wird.
Diese Gegend zeichnet sich dadurch aus, daß man die Resourcen schon immer möglichst komplett genutzt hat. Sehr ökologisch nach unseren heutigen Standards…
So werden die Kokosfasern zu Seilen gedreht.
If tourism alone can save the traditional crafts? I’m not so sure.
But at many places they offer a lot of interesting excursions and guided visits für tourists.
The last pictures were taken on a backwater tour in Kerala and show rural crafts. The Backwaters are a landscape where a lot of small waterways go into the land. It’s quite fertile so they grow a lot of spice, coconuts, banana,… and other delicious things there.
According to our modern standards this is quite an “eco” region, because they traditionally use more or less all things they produce. So the coconuts are not only sold to bei eaten, no, the coir is made into ropes.
And the leaves of wild ananas make mats.
The hand is not blurry because I moved the camera, but the woman moved her hands so quickly, that one could hardly see how she was doing it.
But the mats feel nice under naked feed and can be fold surprisingly small. So one ended in our luggage and will make our terrace more comfortable in summer. :o)
Und die Blätter der wilden Ananas werden zu Matten geflochten.
Die Hand ist übrigens nicht deswegen verwackelt, weil ich mit der Kamera rumgewackelt hätte, nein, die Frau hat so faszinierend schnell geflochten, daß man kaum zusehen konnte wie sie es macht.
Aber so eine Matte fühlt sich unter nackten Füßen sehr nett an und man kann sie überraschend klein zusammenfalten. Also landete eine in unserem Koffer und wird im Sommer unsere Terrasse etwas komfortabler machen. :o)