Nicht lachen, aber diesmal wäre mir die Burda beinahe durch die Lappen gegangen… Am Bahnhofskiosk kam ich ständig nicht vorbei, der samstägliche Einkauf fand auch anders statt als gewohnt… So landete die goldene Weihnachtsausgabe diesmal reichlich spät bei mir.
Im Editorial rät uns Frau Bily diesmal, doch schon zeitig, also sechs Wochen vor Weihnachten, mit der Anfertigung von Geschenken anzufangen. Daraus kann ich dann nur folgern, daß sie entweder einen sehr kleinen Familien- und Freundeskreis hat oder viel Freizeit. 😉 Wobei der Gedanke, seine Listen nicht als “muss noch” sondern als “möchte gerne” zu sehen wirklich gut ist. So ähnliche mache ich das nämlich auch, was nicht fertig wird, wird eben gekauft. Nur wenn ich erst sechs Wochen vorher anfangen würde, dann bräuchte ich mit der Liste nicht mal anzufangen…
Extravaganz versprechen uns die kreativ-Trends. Einmal mit viel Gold, dann mit selber aufgemaltem oder -gestempeltem Muster auf der Hose. Nachdem ich kürzlich eine sehr kundige Einweisung ins Stoffstempeln bekommen habe, würde ich ja sagen, das ist ziemlich stümperhaft. Da sollte man doch besser jemanden fragen, der sich damit auskennt. Leider sieht auch die Umsetzung des Federthemas arg nach “Happy Hands at Home” aus und nicht nach exklusiver Couture, wie die Laufstegbeispiele.
In “leichter nähen” dürfen wir diesmal einen Cardigan verun… äh.. gestalten. Der Reißverschluß, der sich als Zierde um denKragen legt ist ja nett, aber die vielen Herzchen sehen wirklich nach “Rettung nach der Invasion der Motten aus”. Dem Eifelturm kann ich natürlich nur schwer widerstehen, aber auch hier habe ich gewisse Zweifel, ob die Jacke dadurch wirklich gewinnt?
Mit goldener “Opulenz” beginnt dann die erste Modestrecke zur Partymode. Beim goldenen Blazer 102 kann man mal wieder wegen der Pose des Models weder zum Sitz noch zum Modell nenneswert was sagen. Das Titelkleid 122 in Langgröße könnte ganz gut aussehen, aber auch da steht die Trägerin so seltsam da, daß man sich fragt, was sie verdecken will…Mit dem kleinen Schwarzen 110 kann man nichts falsch machen. Der Rüschenrock aus Spitze ist als “leicht” gekennzeichnet. Da der Stil wohl auch eher zu einer recht jungen Trägerin passen dürfte, kommt das hin. (Grundsätzlich mag ich ja so Stilbrüche mit Rüsche zum Rollkragenpulli.) Dem Kleid 127 mit den riesigen Lederpailletten auf dem Rock kann ich leider nichts abgewinnen. Zumindest nicht in demStoff… Und ein Outfit, das eher nach Turnstunde aussieht… da hilft auch goldener Glitzer nicht. Un noch mal ein Minirock mit Riesenpailletten… ach ne. Interessant hingegen der Schnitt von Jacke 116. Auch die Ausführung in goldener Spitze ist gar nicht so übel. Top 126 nimmt dann den Kleidschnitt vorher noch mal auf. So schön wie das Model den Oberkörper nach hinten streckt fragt frau sich aber doch, was mit dem tiefen Wickelauschnitt passiert, wenn man halbwegs grade steht.
Genauso golden geht es mit der Beautyseite weiter, die darob großzügig überblättert wird. (Und selbst wenn man was wissen wollte… man erkennt eh nichts, weil alles Ton in Ton ineinander über geht.)
Unter “streetstyle” dürfen wieder Leserinnen die Looks zeigen. (Zumindest behauptet Burda, daß es Leserinnen seien, wissen können wir das ja nicht. 😮 Oder wie die Leserinnen sich dafür qualifizieren oder so.) Rock 109 ist ein ganz einfacher A-Line Rock, das Color Blocking in Pastelfarben ist jetzt nicht ganz meine Linie. Dafür gefällt mir die Kaputzenjacke 139 mit ihrem schmalen Schnitt schon mal gut.
Und die Farben von Mantel 148 finde ich zwar grauenhaft, aber sowohl die Schnittform schön als auch die Aufteilung der Flächen. Und die Farben kann man ja ändern…
Weniger aufregend finde ich Shirt 120 und Jacke 140, aber mal Basisschnitte in Burda zu finden ist ja auch nicht schlecht.
“Must-Haves” werden wieder frisch vom Laufsteg präsentiert und natürlich mit Burdabeispielen Umgesetzt. Bei den Drapee-Kleidern sieht die Burda Variante tatsächlich am besten aus. Jacke mit Bindegürtel sind in? Prima, da habe ich ja meine Seidenjacke… Kurzjacke mit Zipper finde ich auch nett, wenngleich nicht aufregend. Paspel in Konstrastfarben ebenfalls schön (zumal man sie auch an jeden bereits passenden Schnitt anflanschen kann) und das Colorblocking gefällt mir vom Laufsteg deutlich besser, Pastellfarben “blocken” einfach nicht so richtig.
Für Weihnachten gibt es dann eine Modestrecke für die Ganze Familie. Der Stil ist… sehr irritierend. Gut, Mantel 104 mit Militäranklängen sieht gut aus, aber will man das ausgerechnet zu Weihnachten? Für Herren gibt es eine Strickjacke, die nicht weiß, ob sie Jacke oder Mantel sein will und aussieht, wie aus der Kleidersammlung. Auch die Kombination aus Tunika 129 und Rock 132 wirkt vergleichbar ungünstig. Und der Stil? Hm… ein bißchen Hippie, aber ohne die Farben? Ein bißchen Heilsarmee, aber mit Romantik dazu? (Anleitung für Deko gibt es nämlich auch gleich mit.) Vintage irgendwo zwischen 1890 und 1950 Hausmütterchen? Und was zum Kuckuck macht das Pony im Zimmer? (Außer daß man einen Jungen draufsetzen kann, der aussieht, als sei er für ein Video von unheilig gecastet worden…) Sorry, aber ich glaube so wenig konnte ich mit einer Modestrecke schon lange nicht anfangen. (Ach ja, Kinderschnitte sind auch dabei, vermutlich kann man aus denen auch was machen…)
Bezüglich der “Best Sites” mit den besten Surftips für Last Minute Geschenke muß Burda doch recht verzweifelt sein, daß sie ihren eigenen Shop aufnehmen. Auch bei den “Lesestoff” Neuerscheinungn muß unter anderem ein eigenes Sonderheft herhalten. Und drei weitere Bücher, bei denen man nach der Besprechung auch nicht mehr weiß, als wenn man den Waschzettel liest… (Was dann einfach schade ist.)
Zwei Seiten mit Leserbildern. Das hat zwar wenig Nutzwert, ist aber andererseits schon interessant, was andere so nähen.
Sehr gut gefällt mir auch diesmal das Vintage-Modell. Im Original sogar besser, weil der Stoff die Details weniger verschluckt.
Einen großen Auftritt versprechen die nächsten Roben und Kleid 113 erfüllt das auf alle Fälle. Leider nur in Langgröße…
Diese doppelreihige Jackenkombi mit den Rüschenärmeln hingegen…. nicht sicher. Das Empirekleid 111 ist wieder schön. Nicht mehr neu der Stil, aber nett. (Könnte auch ein Brautkleid ergeben, mit dem schwingenden Chiffon Rock.) Der Mohairmantel 117 sieht in der technischen Zeichnung wieder attraktiv aus, das fertige Modell hingegen hat eiher Bademantelanmutung… An Shirtbluse 119 fällt bedauerlicherweise als erstes ins Auge, wie grauenhaft es am Armloch Falten wirft… Paßt nicht oder ganz doofe Pose? Top und Rock für die, die nichts falsch machen will. Und Spitzerock zur Jacke… auch hier sieht die Jacke in der technischen Zeichnung attraktiver aus als am Model. Irgendwie ist die Ärmellänge unproportioniert…
Ein echter Eyecatcher die Schmuckpräsentation. Sprich ich habe es lange genug angeguckt, um mitzubekommen, daß es um Schmuck geht. Da hat aber jemand fleißig Minikleiderbügel aus Büroklammern gefaltet. 😮
Der “best of styling” Favorit ist diesmal der Paillettenrock. Also da mir der Rock schon nicht gefällt, kommt es aufs Styling dann auch nciht mehr an.
Die nächste Beauty-Seite qualifiziert sich wieder zum Überblättern…
Ähnlich interessant sind die “kreativ-accessoires” zum Thema Haarschmuck. Nämlich gar nicht. Lustlos zusammengebastelt. Zumindest sieht es so aus…
Die “Nähschule für Einsteiger” widmet sich dem Tüllrock. Da könnte man natürlich auch Möglichkeiten zeigen, die Nahtzugabe bei Spitze wirklich schön wegzupacken… bleibt dann aber doch eher auf dem einfacheren Niveau.
Die “news” befassen sich diesmal vor allem mit Wolle. Die Strickgarne von Manos del Uruguay kenne ich natürlich schon, die gefilzten Insekten im Schaukasten sind witzig. Und die Werke der Neuseeländerin Megan Hansen-Knarhoi haben auch was…
Spontane Begeisterung ruft dann der erste Blick auf die Plusmodestrecke hervor. Nicht nur gefällt mir das Drapé Kleid 144 gut. (wobei man dem Photo nach noch an der Paßform gewaltig wird feilen müssen), auch die Jacke 145 ist so was von mein Ding… einerseits schlicht, aber mit asymmetrischem Reißverschluß (Längsunterteilung ist bei mir eigentlich immer gut) und dazu die plissierte Rüsche. Ein echter Hingucker!
Die Tunika 150 erinnert mich ein wenig an mein Shirt nach dem Pattern Magic Buch… weil sie nicht gut sitzt. Oder zumindest nicht so aussieht. Abendrobe 151 sieht an sich toll aus, am Model aber sehr schwanger. Und der gruselige Faltenwurf im Ärmel-Brustbereich ist auch nicht schön. Satinshirt, Weste, Stretchhose… naja, eher fad- Aber auch recht basic, vor allem Shirt und Hose.
Und auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob er mir gut steht (wegen der Unterteilung auf Hüfthöhe), gefallen tut mir der Mantel 146. Auch hier haben wir wieder eine sehr klare Form mit einem kleinen Detail. (Wobei… da es farblich nicht so sehr abgesetzt ist könnte es gehen…)
“Wie geht das eigentlich…” steht unter dem Motto “Weihnachtsstrumpf nähen”. nun gut, Santa Claus fliegt wohl schon aus Zeitgründen eher nicht bis Europa und ob ich disen Hippie (orangener Filz)-Indianer (braune Lederfransen) Stil haben muß ist noch eine Frage.
Dann doch noch eher die Weihnachtskugeln aus Filz, aber so ganz dringend sind die auch nicht. (Außerdem haben wir echte Kerzen am Baum und ob da noch mehr Filz und Füllwatte so optimal sind…?)
“Alle Jahre wieder” gilt wohl auch für die Berichterstattung über das “Tribute to Bambi” Event: Viele bevorzugt schwarz gekleidete Leute, die zumindest glauben, daß man sie kennen sollte und Bilder, die eh zu winzig sind, um irgendwelche (modischen) Feinheiten zu erkennen…
Dann doch besser die Bilder vom Atelierbesuch bei einem Schmuck-Künstler in München. Auffällige Stücke aus Gold, Silber und Porzellan. Vom schnörkeligen Renaissance Motiv bis zum Totenkopf. Gefällt mir. 🙂
Was man dann wieder von “leichter nähen” nicht sagen kann. Holz- oder Styroporkugeln in Stoffschläuche pressen und abknoten ist ein mehr als alter Hut. Und es als “Leinen” für Kleiderbügel zu verkaufen entbehrt jeder Funktion. Eine “Kette” aus Jersey hält wie gut, wenn auch Gewicht in Form von Klamotten dran hängt? Aber sicherheitshalber hat man fürs Photo nur mit leeren Drahtkleiderbügeln dekoriert…
Der Stoff des Monats zum Abschluß ist dann wieder ein netter bunt bedruckter Baumwollstoff. Immerhin hat er eine Besonderheit, schon im 18. Jahrhundert entwarf eine Frau die Muster. (Und, so sagt Wikipedia, damals waren es Webmuster für Seidenstoffe… doch noch mal eine andere Liga als ein Baumwolldruckstöffchen.)
Diesmal waren wieder einige Modelle dabei, die mir gefallen. Und sogar welche, die mir für mich selber gefallen. 😀
(Die Bilder sind als Zitate zu verstehen, die Rechte dafür liegen natürlich beim Burda Verlag.)
Bei der letzten Leserbeiratsfragebogenrunde wurde unter anderem gefragt, wie glaubwürdig man die Rubrik “Street Style” findet…
Und? Wie ist die Akzeptanz so?
Ich weiß es nicht. Leider bekommt man ja kaum Rückmeldung, es ist ein Onlinefragebogen, den man ausfüllt und man liest höchstens mal etwas wie “da viele…, haben wir…” oder “auf Ihre Anregung hin…” und meist geht es dabei um die Komfortabilität des Fragebogens. Seine Marktforschung wird der Verlag natürlich nicht öffentlich machen.
Ich fand es aber schon interessant, daß nach der Glaubwürdigkeit gefragt wurde.
Das heißt, die erwarten ernsthaft, daß jemand glauben könnte, daß sie an einem Tag X auf die Straße gehen und dann passend angezogene und photogene Leute zu ihrem Thema finden? Lustige Idee…