My review in English is on Pattern Review.
Diesen Schnitt für ein Raglan Shirt von Kwik Sew hatte ich irgendwann mal in einem Tauschpaket gefunden und weil er sowohl einfach zu nähen aussah als auch mit dem Kragen recht attraktiv, hatte ich ihn damals rausgenommen. Das ist etliche Jahre her und seither lag er bei mir.
Da nun aber noch mal ein Schlafanzug fällig war, nahm ich dies als Gelegenheit, den Schnitt zu testen.
Genäht habeich eine Variante mit den langen Ärmeln von Version A und dem Kragen von Version C.
Mein Stoff war aus einem “Sparpaket Jersey Stoffe” (denen kann ich eigentlich nie widerstehen, wenn ich Dessoustoffe bestelle) von Elingeria, Material kann ich nicht sagen, aber fühlt sich weich an, dabei nicht schlabberig sondern wohl als Interlock gearbeitet und mit einem aufgedruckten Pünktchen-Design auf der rechten Stoffseite. Den Kragen habe ich aus einem Viscose-Jersey von Alfatex in Köln genäht. Diesen weich fließenden Stoff hatte ich für die Hose gekauft. Beide Stoffe haben die nötige Dehnbarkeit, was man ja anhand der “Dehnschablone” auf der Rückseite der Schnitttüte leicht überprüfen kann.
Den Schnitt habe ich nach der Brustweite in Größe XL abkopiert und habe an den Hüften auf XXL erweitert. (Laut Anleitung ist Größe XL für einen Brustumfang von 110 – 114 cm, ich habe 112, klarer Fall also.) Dann habe ich die Schulterbreite am Raglanärmel um 1cm gekürzt und außerdem oberhalb der Taille 1cm Länge rausgenommen. Sprich meine üblichen Änderungen. Für die Längenkürzung im Oberteil konnte ich die im Schnitt vorgesehene Linie nicht verwenden, denn die verläuft über dem unteren Teil der Brust und an der Stelle wollte ich wahrlich nicht weniger Stoff haben.
Zu nähen war es in der Tat schnell und nicht schwierig. Auch wenn die englische Anleitung etwas irriterend ist. Zunächst wird nämlich beschrieben, wie man die Stoffe mit elastischen Stichen näht, dabei heißt es dann aber “außer wenn die Illustration der Anleitung einen Gradstich zeigt”. Nun, die Zeichnungen zeigen für alle Nähte einen Steppstich… Das habe ich dann ignoriert und habe den offenen Overlockstich meiner Nähmaschine genommen. Weggelassen habe ich den Gummi, der innen auf den Halsausschnitt aufgesteppt werden soll. Der bliebe nämlich hinterher auf der nackten Haut (außer bei Kragen B, wo er außen aufgesteppt wird und dann hoffentlich unter dem Kragen verschwindet) und das finde ich nicht angenehm. Weder bei einem Schlafanzug noch bei einem Shirt. Sonst bin ich der Anleitung gefollgt. Ich muß aber zugeben, daß ich die 6mm Nahtzugabe im Schnitt nicht sonderlich mag. Es ist mühsamer, den Stoff in den Transporteur einzufüttern als bei einer breiteren Zugabe, es gibt keine Stelle auf der Stichplatte, an der ich mich orientieren könnte und alle Overlocks auf denen ich bisher genäht habe mochten es auch lieber, wenn sie Stoff hatten, den sie abschneiden konnten.
Die Säume habe ich mit dem Wabenstich der Nähmaschine abgesteppt, der ist elastischer als jede Zwillingsnadel und hat sich gut bewährt.
(Faden Alterfil S 120, Nadel Superstretch in Stärke 75 von Organ.)
Was das Ergebnis betrifft muß ich leider sagen: Gut, daß es nur ein Schlafanzug ist.
Daß der Kragen sehr schlabberig fällt ist sicher dem extrem weichen Stoff geschuldet und vermutlich auch der Tatsache, daß ich den Gummi am Ausschnitt weggelassen habe. Wobei ich letzteres leider als Zeichen einer lustlosen Konstruktion empfinde. Der Stoff ist nicht extrem schwer und der Schnitt ist für elastische Stoffe gemacht, es besteht aus meiner Sicht also erst mal kein Grund, da mit einem Gummi zu “mogeln” statt den Ausschnitt gleich vernünftig zu konstruieren.
Die Ärmel sind einfach zu lang. Da eine Armlänge in der Maßtabelle nicht vorkommt, kann man das also vorher auch nicht sehen. Und ausmessen ist bei Raglan auch schwierig, da es keine Information gibt, wo der Halsausschnitt hinterher verlaufen wird.
Der restliche Sitz…. ist mies. Der Schnitt zeigt ein Shirt, das den Körper schmal umspielt (“fitting” sagt die Beschreibung), in der Praxis kommt bei mir etwas raus, was jedem Pin-Up Girl zur Ehre gereichen würde. Von den vielen Zugfalten allerorten will ich nicht reden. Die werden etwas besser, wenn man das Shirt ein wenig hoch zieht (als wenn ein Gummi drin wäre), aber die meisten bleiben. (Ich hätte vorher die Bilder auf Pattern Review genau ansehen sollen. Da wo das Shirt an einer Person gezeigt wird und diese die Arme locker herunter hängen läßt sind auch Falten unter dem Arm. nicht überall so ausgeprägt, aber sie sind vorhanden. Das könnte ein Hinweis darauf sein, daß die Raglannaht einfach zu gerade ist.)
Von hinten sieht das Ganze nicht besser aus. An der Hüfte hätte ich besser ein wenig mehr zugegeben (da kann Kwik Sew nichts dafür) und die Länge wohl auch etwas mehr kürzen können, aber die diversen Falten unter der Achsel sind hier auch vorhanden.
Fazit: mit einer FBA wäre der Schnitt vielleicht zu verbessern. Dann müßte ich aber immer noch mit Gummi auf dem Ausschnitt leben oder den ebenfalls neu konstruieren.
Nachdem ich jedoch aus einem Buch ebenfalls schon mal einen Kwik Sew Schnitt genäht habe und der auch eine fürchteriche Paßform bei mir hatte, werde ich mich von dem Schnitt einfach wieder trennen. Er ist einfach zu nähen, aber auf Kosten der Paßform und paßt entweder einfach für Körper mit mehr Kurven nicht oder entspricht nicht meinen Ansprüchen an einen guten Sitz.
Und von Kwik Sew lasse ich künftig einfach die Finger. (In der Hoffnung, daß ich das nicht wieder vergesse… :o) )
Pingback: Zu kurz gedacht… | nowaks nähkästchen