Abnäher in transparenten Stoffen bleiben unweigerlich sichtbar.
Bleibt also nur, entweder Schnitte ohne Abnäher zu wählen, was je nach Figur unterschiedlich gut aussieht oder sie besonders sorgfältig zu arbeiten. Dafür betonen sie auch die Transparenz des Stoffes, was dann wieder einen Reiz dieser Stoffe ausmacht.
Meine Bluse hat (schon aus Figurgründen) Abnäher, also werden sie sorgfältig gearbeitet.
Ein Problem bei feinen Stoffen ist die Frage, wie man die Abnäher markiert, ohne daß hinterher Reste der Markierung sichtbar bleiben.
Meine Lösung ist einfach: So wenig wie möglich markieren.
Der Ottobre-Schnitt macht es mir einfach, denn die Abnäher sind alle gerade. Das heißt, die Längsabnäher bilden langgezogene Rauten, die Brustabnäher Dreiecke. In manchen Schnitten sind die Abnäher leicht geschwungen (einfach ein Lineal oder Handmaß anlegen, wenn man sich des Augenmaßes nicht sicher ist), aber in diesem nicht.
Und das bedeutet, ich kann die Lage des Abnähers alleine aus den vier Eckpunkten bestimmen. Denn die Linien dazwischen sind ja gerade und somit jederzeit mit Hilfe eines Lineals wieder herstellbar. (Ich zeige das hier am Beispiel der Längsabnäher, aber bei den Brustabnähern funktioniert das analog. Nur mit drei Ecken, statt vier.)
Also markiere ich mir nur diese vier Eckpunkte mit Fadenkreuzen. Die halten im Stoff und sind später leicht wieder zu entfernen.
Dann falte ich den Stoff so, daß der Stoffbruch eine gerade Linie zwischen der oberen und unteren Markierung bildet und die beiden seitlichen Fadenkreuze genau aufeinanderliegen. (Kann man mit einer senkrecht durchgestochenen Stecknadeln kontrollieren.)
Entlang dieser Linie stecke ich die Stofflagen aufeinander. Damit der Stoff sich werder verzieht noch sonst Schaden nimmt, benutze ich die extrafeinen Stecknadeln von Prym. Leider gibt es die nur mit Stahlkopf. 🙁
Wichtig ist, den Stoff dabei auf der Unterlage liegen zu lassen und vorsichtig zu stecken.
Nimmt man ihn einfach in die Hand, ist das Risiko bereits recht hoch, daß er sich verzieht oder die Stofflagen sich gegeneinander verschieben.
(Diese Vorgehensweise empfiehlt sich eigentlich bei allen flutschigen Stoffen, auch bei solchen, die nicht transparent sind. 😉 )
Und weil der Stoff flutschig ist, tue ich etwas, was ich ungern mache. Aber die Erfahrung lehrt, daß Heften dann doch schneller geht als auftrennen. gg
Ich hefte von Hand, mit feiner Nadel und feinem Nähfaden und zwar von der Mitte jeweils zu den Spitzen hin.
Stellt sich die Frage, woher ich weiß, wo ich entlang heften muß? Tja… ist der Stoff nur fludderig aber nicht durchsichtig, dann nehme ich Handmaß oder Lineal und Markierstift und ziehe die Linien.
Aber das will ich ja diesmal vermeiden. Viele Markierstifte lassen sich wieder entfernen, aber zum einen ist auch das lästig, zum anderen… man weiß ja nie….
Also, ich beginne an der mittleren Ecke mit einem relativ langen Faden. Ich lege den Faden als Gerade zur Spitze, das zeigt mir die Linie, entlang der ich den Abnäher später nähen will. An der Spitze hält die eine Hand ihn fest, die andere führt die Nadel entlang des gespannten Fadens einmal in den Stoff und wieder heraus.
Dann den Faden loslassen, durchziehen und wieder von vorne zum nächsten Stich.
Das klingt umständlicher als es ist, mit einiger Übung geht das recht zügig.
(Oder ich mache es gleich nach Augenmaß… auch das kann man üben.)
Sind die Heftstiche jetzt nicht hundertprozentig auf einer Linie macht das nichts. Das gleich der Transport der Nähmaschine aus, der näht nämlich prima geradeaus.
Wie generell bei Abnäher nähe ich auf die Spitze zu.
Ich setze also wieder an der mittleren Ecke an und lege den Stoff dann so unter den Nähfuß, daß eine Gerade durch die Abnäherspitze verläuft. Peilung nach Augemaß, ist nicht schwer. (Die schmale Öffnung des Geradstichfußes erleichtert die Sache zugegebenermaßen.)
Damit ich das Ende des Abnähers besser erkenne, habe ich genau auf diesen Punkt eine Stecknadel quer gesteckt.
Und dann nur noch langsam bis zum Ende nähen und noch ein paar Stiche darüber hinaus. Den Stoff gut führen aber nicht zerren. Genügend lange Fäden hängen lassen und den Abnäher von der Mitte zur anderen Seite hin genauso nähen.
Anschließend müssen die Heftfäden wieder raus, was etwas fitzelig ist, weil die Steppnaht leider genau durch die Heftnaht verläuft. Aber was tut man nicht alles für ein ordentliches Ergebnis. (Nahttrenner und Pinzette sollen sich ja auch nicht langweilen.)
Auch die Markierkreuze werden jetzt entfernt.
Dafür bemerke ich, daß einer dieser Fäden rosa abgefärbt hat. grrr Man sollte billiges “Syngarn” aus dem Fundus wirklich nicht mal zum Heften benutzen. Ich sollte es wirklich besser wissen… grummelgrummel aber es lag halt so praktisch da… IneigenenHinterntret
Jetzt nur noch die Enden der Abnäher sichern. Dazu gibt es verschiedene Methoden, von denen letztlich keine besser als die andere ist.
Ich halte es mit der alten, von Oma gelernten Methode der feinen Knoten.
Ich schlinge in die Endfäden einen Knoten, den ich aber nicht gleich zuziehe.
Diese Schlinge kann ich dann mit Hilfe einer Stecknadel ganz nah ans Nahtende schieben. (Daß die Stecknadel im Stoff steckt liegt daran, daß ich beide Hände für das Photo brauchte… normalerweise tut sie das nicht.)
Und da ziehe ich sie zu.
Mit der gleichen Technik mache ich zwei weitere Knoten im Abstand von wenigen Millimetern und schneide dann den Faden neben den Knoten ab. Sind die Konten schön eng gesetzt, ist der Faden nur gut einen Zentimeter lang.
(Das Bild zeigt keine Knoten? Tja… sie sind so fein, Mikroskop habe ich nicht. 😉 )