Okay, ihr habt es so gewollt… “überraschen Sie mich mit einer kurzen E-Mail oder einem Weblog-Eintrag” schreibt Frau Reinl im Impressum.
Gut, kurz ist meine Sache nicht. Und da ich jeden Monat über Burda in meinem Weblog schreibe ist es wohl auch nicht überraschend. gg Aber Frau Reinl hat eh besseres zu tun als hier zu lesen, also amüsiere ich mich in bewährter Weise alleine….
Dennoch, ich glaube, ich habe jetzt was verstanden.
Burda… ist keine Nähzeitung.
Nein.
Burda ist ein Fashion und Lifestylemagazin, dem zufällig ein paar Schnittbogen beiliegen. Und dafür ist es dann sogar billig. Ich meine… Architektur&Wohnen kostet deutlich mehr. (Es erscheint dafür nur alle zwei Monate und die Photostrecken haben doch noch eine andere Qualität… aber gut. )
Diese Sichtweise erleichtert den Umgang mit dem Heft ungemein. Denn jetzt muß ich mir über die Tragbarkeit der Modelle, die Wahl der Schnittgrößen oder die Paßform keine Gedanken mehr machen. Dafür ist das Heft ohnehin nicht gemacht.
Am Titelmodell fällt mir als erstes der Armreif auf… der liegt hundert Prozent auf meiner Linie. Gibt es da eine Bezugsquelle?
Das Inhaltsverzeichnis verteilt sich jetzt auf zwei Seiten, da zwischen den “Schuh des Monats”. Plateau, Peeptoe und Sling… alles was ich bescheuert finde. Allerdings ist dieser Schuh so bescheuert, daß er schon fast wieder gut ist. Anziehen würde ich ihn trotzdem nicht… er bleibt geschmacklos und Trash war ja noch nie so mein Stil. Aber die neue Sparte gefällt mir als Idee. Schuhe gucken ist ja… beinahe unwiderstehlich. Ich gestehe es. 😀
pfluff Hoppla… was fällt da jetzt raus? Ist die Werbung diesen Monat dicker als das Heft? Halt, nein! Nicht wegwerfen! Es ist das Nähjournal! Schnittbögen und Anleitungen als Extraheft, Vorder- und Rücketitel mit Bildern der Modelle. Das gefällt mir schon mal gut. Alles was zum Nähen wichtig ist mit einem Griff und platzsparend lagerbar, die Zeitschrift zum Angucken liegt dafür leichter in der Hand. Nur direkt beim Einkauf muß man halt aufpassen, daß man beide Teile bekommt. (Ich sehe es noch kommen: In paar Jahren gibt es zwei Zeitschriften; Das Burda-Nähmagazin und das Burda-Lifestyle Magazin… gg )
Dann geht es im Heft weiter mit “flower-power”. Leider habe ich angesichts der Bilder erst mal keinen Blick für die Mode. Das diesmal arg magere Fotomodell im Wüstensand weckt zuerst Assoziationen an Plakate für Brot für die Welt oder andere Hilfsorganisationen. Wenn die Unterarme genauso “dick” wie die Oberarme sind und man am Brustbein Anatomiestudien betreiben kann, dann ist aus meiner Sicht eine Grenze unterschritten. Zumal die Hände dann unproportioniert und klobig wirken, was nicht einmal mehr ästhetisch ist.
Es mag ja Frauen geben, die von Natur aus so mager sind und das sei ihnen unbenommen, es muß auch ganz sicher nicht jeder so dick sein wie ich, aber diese Proportionen in einem Magazin als “erstrebenswertes Ideal” darzustellen zeugt in Zeiten, in denen sich auch schon Models zu Tode gehungert haben, zumindest von mangelnder Sensibilität. Wenn man nicht über Geschmack streiten will. Nichts gegen eine Orientierung an künstlerischen Vorbildern, aber es muß doch nicht Schiele sein, Degas hat sehr wohlproportionierte und grazile Tänzerinnen gezeichnet… das wäre doch mal ein Vorschlag, oder?
Obwohl ich Blumenmuster mag gelingt es mir einfach nicht recht, meinen Blick angesichts des Elends auf die Kleidung zu konzentrieren. 🙁 Ein Kleid dessen Schnitt in den Größen 38 – 46 im Heft ist ist an diesem Körper… (Dabei wäre der Stoff sogar schön.) Dann doch lieber weiter zu den blumigen Accessoires und Einrichtungsgegenständen. Na so ein Schlafbrillchen machen wir doch selber, für 28 EUR, oder? Und wie knallig die Philippe Starck Stühle in der Realität sind kommt auf dem kleinen Bild nicht rüber. Die muß man gesehen haben… gg
Das nächste Thema “kontraste” in Schwarz und weiß kommt nach der bunten Blütenpracht beinahe als Schock… Kleine Bilder von Prominenten (oder so… wer ist “Doreen Dietel”?) sollen die Beliebtheit des Trends belegen. Was sie deutlich zeigen ist, daß schwarz-weiß Kontraste leider nur wenigen Frauen stehen…. Aber der Schnitt von Jacke 101 gefällt mir. Interessante Abnäherlösung…. bis Gr. 46… aber wie macht man da eine FBA? Naja, ich habe gerade zwei Jacken in Arbeit, danach muß ich erst mal dringend anderes nähen… auch die pure Form von Bluse 109 kommt meinem Geschmack entgegen. Mit der verspielten Saumlösung kombiniert… sehr schön. Hingegen kann ich mich für Westen immer noch nicht begeistern… Wie schafft Burda es eigentlich, daß das Kurzgrößen-Modell der gleichen Frau paßt wie die anderen Sachen… 😛 Dann wieder passende Accessoires edel in Szene gesetzt. Die transparente Handtasche aus Folie hat ja was… würde allerdings mit meiner üblichen “Beladung” nicht mehr gut aussehen, ich kenne mich ja. 😀 Und ob es mir gefiele, wenn jeder meinen Lieblingslippenstift sehen und die Kreditkarte lesen kann? Trotzdem witzig.
Als “highlight” darf ein breiter Gürtel die Taille von sogenannten (C-, D-, E-,… ? außer Paris Hilton habe ich noch keinen der Namen jemals gelesen… ) Prominenten betonen. Sagt wenigstens der Text. Leider hat die Textredaktion offensichtlich vergessen mit der Bildredaktion zu kommunizieren (oder umgekehrt) denn was die Bilder deutlich zeigen ist, daß wer keine ausgebrägte Taille hat, diese auch durch einen breiten Gürtel nicht bekommt. Eher im Gegenteil. (Taille entsteht dadurch, daß die Hüfte breiter ist…. ohne gibt es keine Sanduhr-Figur.) Aber irgendwann kommen bestimmt auch wieder Gürtel für die Hüfte, da sind die abgebildeten Damen dann wieder fein raus, denn dafür braucht man sehr schmale Hüften. :o)
Die Männermode, mit der diese Ausgabe mal wieder glänzt, darf diesmal nicht alleine stehen, sondern wird dem Partner-Thema “marine-look” untergeordnet. Die Jeans 131 mit den vorverlegten Seitennähten gefällt mir in der Tat gut. Ich könnte ja doch mal einen anderen Schnitt für mein Herzblatt verwenden… Und mal ein Polo-Shirt als Basisschnitt ist auch eine gute Idee. Blusenjacke 103 gefällt mir für mich. Ach so. Das ist 101 mit anderem Ausschnitt… gg
Ah ja, wenn am Ende der Segeltour noch Geld übrig ist, kann man dem Trend “Goldrausch” folgen. Ich mag Goldschmuck, aber der ist mir zu plump klobig. Preise stehen sicherheitshalber auch schon keine dabei. Aber Louis Vuito, Cartier oder Dior und “Preise auf Anfrage” lassen zumindest Vermutungen zu. Hm… die Kette aus gehämmertem Gold… da könnte ich schon eher schwach werden. “SKREIN” als Firma kenne ich zwar nicht, aber ich fürchte auch da wird es kein “Mitnahmepreis” für ein Accessoire für einen oder zwei Sommer sein….
“stars & style”, ich sag ja, Lifestyle… immerhin, Kati Witt geht als echte Prominente durch. Bißchen Text, paar Bilder… (Wie das Abendkleid zeigt macht schwarz übrigens nicht automatisch schlank… das Kleid ist dramatisch, aber zumindest in der Pose kreiert es Hüften die die Eiskünstlerin sooo ausgeprägt nicht hat. Zumindest wenn man den anderen Bildern glauben darf.)
Ah ja, die Abteilung “modeberatung” ist geblieben. Allerdings ausschlißlich mit Kaufmode. Öh… ja…? Was ist der Sinn? Hey, die Schuhe zur Variante “modisch” sind ganz mein Fall. Ja klar, Peter Kaiser… Eh eine meiner Lieblingsmarken. Und da ich sie dann trage, bis sie auseinanderfallen (nehme ich an, mein ältestes Paar ist etwa zehn Jahre alt und lebt noch) ist der Preis dann auch in Ordnung.
“gaucho” mit Weste ist das nächste Thema. Da hätten wir dann schon zwei Dinge, die mich eingeschränkt bis gar nicht ansprechen. Die Rüschen-Puffärmelbluse wäre zwar bis Gr. 46 drin aber noch habe ich mich mit den Puffärmeln nicht angefreundet. (Wobei die einem natürlich einige Passformprobleme bei dicken Oberarmen abnehmen… ) Und wie das Wickelshirt sitzen würde, wenn die Trägern mehr als Körbchengröße AA hat wäre auch eine interessante Frage. Mit weniger häßlichen Falten, nehme ich an? Und das ganze dann mit Stoffe, die aussehen, als seien sie irgendwann in den 70ern in der Kleiderkammer abgegeben worden. Ich weiß, ist “vintage” und wieder in. Rock 105 gefällt mir. Sieht auch nicht mehr im geringsten nach “Wildwest” aus… wobei ich ihn trotzdem säumen würde, wie sieht den Stickereibatist sonst nach der ersten Wäsche aus? Und am Ende des Sommers ist er auf mini-kurz aufgeribbelt… 😛 Und warum dürfen Sandalen mit Keilabsatz eigentlich nicht mehr so heißen, sondern müssen mit dem englischen Wort bezeichnet werden? Zumal ich bei Wedges ja eh mehr an fritierte Kartoffelstücke denke… gg
“mode-ideen”… egal wie sie es nennen, aber einen Taschenschnitt finde ich gut. Werde ich zwar vermutlich nie nähen, weil man sich ja gerade Taschneschnite so einfach selber entwerfen kann… aber als Anregung immer prima. Und bei den aktuellen Preisen von Handtaschen geht die hier locker als 400 EUR Modell durch. Und so viel dürfte sie nicht mal kosten, wenn man gutes Leder nimmt.
Windsor ist diesmal “exclusiv-design”. Der Schnitt ist schon im Heft und was mir auch gut gefällt ist, daß zuerst die Designer vorgestellt werden und das Modell danach kommt. Das finde ich einfach logischer als andersherum. Das Kostüm selber reißt mich jetzt allerdings nicht vom Hocker. Sehr klassisch… zurückhaltend… dafür tragbar, wenn man einen Bürojob hat.
Die ebenfalls neue Sparte “internet” wärmt nur auf, was Userinnen von burdamode.com eh schon kennen. Für alle anderen gibt es Mini-Infoschnipsel. Die sollen wohl eher der Werbung für den Webauftritt dienen als echter Information, aber irgendwie muß das Heft wohl voll werden.
Der Maßschnitt fällt diesmal ganz klar in die Kategorie “nicht schön, aber selten”. Hoffe ich wenigstens, denn mehr davon muß ich nicht haben. Ausgefranste Bermudas zur Gürteljacke in oliv. Und dann mit hochhackigen, aus drei Riemchen bestehenden, fragilen Sandalen kombiniert. Sieht mehr nach Bundeswehr als nach Safari aus. (Also früher…. als Bundeswehrsachen noch oliv waren. Ich habe da einen Overall zum Streichen, Renovieren und Auto waschen… aber dabei ist mir dann auch egal wie ich aussehe.)
Oh, “Safari” verfolgt mich bis zu “plus aktuell”. Von Olsen blue mal wieder. Die Stoffe können mich schon mal gar nicht begeistern. Der applizierte “Pflatschen” auf dem Wickelkleid auch nicht. Genausowenig wie die roh abgeschnittenen Kannten des Ausschnittbelegs. Blazer, langer Rock… nicht walla-walla aber auch wieder mal typische Molli-Mode. Twinset und Trägertop wären nett… aber für die gibt es keine Anleitung. Wobei die Trägerdekoration kann man sich an ein anderes Shirt selber machen… Idee speicher Die Hose 134 mit den Längsbiesen schon eher… Biesenfuß habe ich ja… Beim Longhemd 133 bin ich echt gespalten… Einerseits gefällt es mir, andererseits fürchte ich bei breitem Po ist es in den Proportionen extrem ungünstig. Es sieht schon am Modell nicht wirklich gut aus und das ist noch nicht wirklich dick und sicher optimal proportioniert…
“kreative Köpfe” ist wieder nur zum Gucken, nicht zum Nachmachen. Eine Taschnedesignerin wird vorgestellt. Und noch wichtiger… ihre Werke. Mir gefallen diese Einblicke. Und alles was ich sehe, regt auch mich wieder zu neuen Ideen an.
Die “Mode-Düfte” kann ich gleich mal überblättern. Zum einen bin ich auf die meisten Parfums eh allergisch, zum anderen hat sich mir nie erschlossen, was bei Düften die Bilder des Flacons bringen sollen. Ich kaufe sie wenn doch “nach Nase” und nicht als Deko-Objekte. Oder?
Ah ja.. und passend geschminkt wird quietsch-türkis auf die Lider. Der “Kriegsbemalungs”-Look der 80er hat uns also auch wieder. (Mal für eine Diskonacht als bewußt künstlicher Look ja okay… aber im Alltag? Bis 16 und ab 78 wieder… gg)
Medizin und Wellness werden wieder überblättert… Medizinischen Rat würde ich ohnehin lieber beim Fachmann suchen, nicht beim Modejournalisten. (Ich frage mich gerade, ob das keine Haftungsprobleme geben kann, wenn solche Tips in Zeitschriften mal nach hinten los gehen?)
Reisebericht… au ja! Marrakesch war ich zwar noch nicht, aber schöne bunte, “textile” Bilder… die machen Lust auf einen Ausflug in die Souks. Da bitte mehr von!
Überraschung! Nach dem ganzen Lifestyle kommt noch mal Mode. Ja richtig, für Kinder war noch gar nichts drin. Die Liegelind Sachen finde ich sehr alltagstauglich, also nicht ausgeflippt oder auffällig, eher zurückhaltend, aber sie leben durch kleine Details. Was sie vermutlich relativ aufwendig zu nähen macht. 😀
“Szene im April”? Ah ja, wieder Lifestyle… ein buntes Potpurris über Bücher, Ausstellungen, Kino, Shows… ohne erkennbares Konzept bunt in einen Topf geworfen. (Bezahltes Product-Placement oder einfach Zufallsauswahl? Wir werden es nie erfahren.) Aber wer in der “richtigen” Stadt wohnt mag einen Veranstaltungstipp mitnehmen. Sonst… Prädikat “eher nutzloser Seitenfüller”. Auch nicht besonders liebevoll aufgemacht oder gestaltet.
Iiiieh! Was ist denn das? Wie peinlich! Horoskope… Oder soll das der Beitrag für die “Generation 50+” sein? Obwohl… sowas hat ja meine Oma schon nicht gelesen… Ne, das geht ja nun gar nicht. Lifestyle okay… aber dann bitte nicht so was aus dem Niveau “50 Cent-Illustrierte”. 🙁 Könnte ich die Rezeptsparte wieder haben? Die war ansprechender….
Und wo ist eigentlich der Deko-Teil? Auch weg. Aber… stattdessen “living”, ein Einblick in eine echte Wohnung. Einer Innenarchitektin zwar… aber warum nicht beim Fachmann gucken? Und letztlich für mich inspieriernder als künstliche “das können sie alles kaufen”-Interieurs aus dem Studio. Genau so wie gezeigt möchte ich ja eh nicht wohnen, es muß ja in erster Linie zu mir und meiner Wohnung passen, aber ich nehme mir da gerne Anregungen mit. (Auch wenn ich mich immer frage, ob bei solchen Leuten immer so aufgeräumt ist und wo die eigentlich ihren Stauraum haben. Oder haben die weder Hobbies noch Bücher?)
Eigentlich wollte ich heute endlich mal kürzer schreiben als sonst… ich zweifle allerdings am Gelingen dieses Unterfangens. :o) Wenn ich aufhöre, burda als Nähzeitung zu betrachten gefällt mir das Konzept der “neuen” Burda in vielen Punkten gut. Mal sehen, was davon langfristig bleibt und ob die größten Peinlichkeiten in den nächsten Ausgaben noch verschwinden…