Die “Mogelhose” Dinah Lady von so!pattern hatte sich ja im Grunde bewährt und da ich zu meinem Astrokatzenshirt auch noch eine schmale Jeans wollte (und zwar schnell, nicht erst in weiteren vier Jahren) kam der Schnitt wieder zum Einsatz, diesmal aus einem einfachen Jeansstoff mit Elasthan in anthrazit.
Allerdings… einen “Fehler” hat der Schnitt für mich, er hat keine Taschen. Und wenigstens ein Taschentuch oder so will man im Alltag doch mal kurz einstecken können. Also ich zumindest. Aufgesetzte Potaschen benutze ich bei anderen Hosen auch nicht, also muß eine Tasche eingearbeitet werden. Und da der Schnitt vorne ohnehin Querabnäher hat… liegt es doch nahe, da unauffällig eine Tasche einzuarbeiten.
Die Tasche muß etwas kürzer werden, als der Abnäher, ich habe das dann mal gemessen, festgestellt, im Vergleich zu meiner Handgröße reicht das. Wer größere Hände hat oder eine größer Tasche will, muß den Abnäher verlängern, zumindest um einen oder zwei Zentimeter sollte das ohne größer Passformprobleme auch gehen.
Die Nahtlinien für den Abnäher, habe ich mit Heftfaden durchgeschlagen So sieht man sie auf beiden Stoffseiten, es geht beim damit Arbeiten nicht ab und es bleiben hinterher auch keine Reste.
Die untere Nahtlinie wird gleichzeitig die Nahtlinie für den Taschenbeutel. Als minimale Nahtzugabe habe ich mir 5 mm überlegt. Damit ich am Ende der Tasche den Abnäher unauffällig fertig nähen kann, muß am Taschenende der Abnäherhinhalt noch mindestens zwei Mal die minimale Nahtzugabe sein, also der Abstand zwischen den beiden Nahtlinien des Abnäher in meinem Fall mindestens noch 1 cm. Das ist da, wo die Stecknadel steckt.
Die Schnittlinie für die Tasche habe ich auf der linken Stoffseite mit Kreidestift markiert.
Entlang der Linie wird eingeschnitten, nicht weiter, als bis zur Stecknadel.
Für den Taschenbeutel nehme ich einen einfachen Baumwoll-Webstoff, nicht zu dick. Das schwarz-weiße Pepitakaro von einer früheren Jacke passt gut. (Hoch, das war schon 2013? Naja, Jacke und Kleid werden im Sommer immer noch gerne getragen.)
Meine Taschenbeutel schneide ich 12 cm tief, was auch was mit dem Format des Stoffrestes zu tun hat. Aber die Hose ist sehr eng, also fast eher wie eine Jegging (zumindest an meiner Hüfte..) und da sehen zu tiefe Taschen eh nicht gut aus.
Großzügiger bin ich bei der Breite 4 cm mehr als der Einschnitt lang ist. Wir sehen später warum, das ist die Variante für Faule…
Dann werden die Taschenbeutel angenäht, an beiden Seiten des Einschnitts mit je 5mm Nahtzugaben.
Speziell unten ist es wichtig, genau die Nahtlinie des ursprüglichen Abnähers zu treffen, deswegen nähe ich von der linken Stoffseite.
Richtung Abnäherspitze steht der Stoff des Taschenbeutels nur einen Zentimeter gegenüber der Nahtlinie über. An der Seitennaht hingegen mehrere Zentimeter. Denn…. wenn ich den Anäher quasi schließe, wird der Stoff an der Stelle ja “schräg”, die beiden Lagen des Taschenbeutels liegen NICHT genau übereinander. Damit mir am Ende aber überall genug Stoff übrig bleibt, um die Taschen auch schließen zu können, lasse ich viel Überstand.
(Die korrekte Technik wäre natürlich, einen Taschenbeutel passend zur Schräge des Stoffs zu konstruieren… aber bei so kleinen Stücken und dieser Stoffart kann man den Fadenlauf erfahrungsgemäß auch ignorieren und genau das tue ich hier.)
Dann werden die Taschbeutel in die passende Richtugn gebügelt.
Der vordere Taschenbeutel (das ist der, an der untern Nahtlinie des Abnähers) wird umgebügelt, die ehemalige Nahtlinie ist jetzt eine Bruchkante. Wir haben die Kante mit dem Taschenbeutel verstürzt.
Der hintere Taschenbeutel wird einfach nach unten gebügelt. Der Oberstoff wird so zum Teil des hinteren Taschenbeutels. Man sieht also das Muster des Taschenbeutels hinterher nicht, wenn man die Hose trägt.
Weil 5 mm wenig Nahtzugabe sind, zumal für einen so groben und gleichzeitig freudig fransenden Stoff wie den Jeans versäubere ich die Stoffkanten, obwohl man das bei verstürzten Kanten eigentlich nicht macht. Aber sicher ist sicher.
Zusätzlich wird die verstürzte Kante abgesteppt, das stabilisiert die Nahtzugabe ebenfalls, wirkt aber vor allem einem Ausleiern des Tascheneingriffs entgegen.
Die Spitze des Abnähers wird normal genäht.
Dabei fange ich gar nicht genau auf dem Ende der vorherigen Naht an, sondern etwa zwei Stichlängen daneben.
Aufpassen muß man, dass man die Taschenbeutel nicht mit festnäht.
Wirklich nur den Oberstoff, so wie man das auch sonst gemacht hätte.
Der Abnäher wird jetzt geschlossen.
Da es eine Tasche sein soll, wird er natürlich nicht zugenäht, sondern zugelegt.
Die verstürzte Kante wird genau auf die Markierung der oberen Abnähernaht gelegt.
Schön feststecken.
Und man sieht… eigentlich nichts, eine Linie. Wie einen Abnäher. Zumindest auf der rechten Stoffseite.
Weniger ordentlich die linke Seite der Hose. Aber das war ja so geplant.
Die beiden Taschenbeutel liegen nicht aufeinander, man erkennt aber gut, dass der großzügige seitliche Überstand an dem unteren Taschenbeutel (das ist der, der jetzt obendrauf liegt) auch nötig war.
Wir orientieren uns jetzt aber an dem “geraden” vorderen Taschenbeutel, also dem Teil, mit dem Tascheneingriff verstürzt ist. Das ist der, der auf dem Bild nur an der Seite und oben vorguckt.
Die beiden Taschenbeutel werden dann zusammengesteckt, dabei das vordere Hosenteil nicht mit stecken, nur die beiden Taschenbeutel.
Anschließend das Hosenteil von den Taschenbeuteln wegklappen und die Taschenbeutel an zwei Seiten zusammen nähen. Die Seite, die an der Seitennaht liegt, bleibt offen, die schließt sich dann beim Nähen der Seitennaht automatisch mit.
Mit der Nahtlinie orientiere ich mich am vorderen Taschenbeutel. Etwa 7mm Nahtzugabe reicht, versäubern schadet nicht.
Vorne am Abnäher muß man halbwegs exakt enden. Und auf keinen Fall den Abnäher mit annähen.
Nachdem die beiden Taschenbeutel auf das genähte Maß zurückgeschnitten sind, sieht es auch in der Hose ordentlich aus.
Danach die Tasche noch gut nach unten bügeln und an der Seite auf die Schnittlinie der seitlichen Hosennaht zurückschneiden.
Und so sieht es dann auf der rechten Hosenseite aus. Die Vorderhose ist fertig zur Weiterverarbeitung.
Die Markierungen und Stecknadeln bleiben noch drin, bis die Seitennaht geschlossen ist.
Wenn das alles raus ist… sieht es aus, wie ein Abnäher.
Und weil ich faul war, habe ich nur auf einer Seite eine Tasche genäht. Was ja problemlos geht, weil sie ganz unfauffällig ist.
Dankeschön, das ist eine tolle Idee – und dann auch gleich noch mit ausführlicher Anleitung! Super!
liebe Grüße
Christa