Neulich erst wieder sagte eine Freundin: Wie kommst du nur immer auf solche Ideen?
Ganz ehrlich?
Die Ideen kommen zu mir.
Ich kann nichts dafür.
Aber ich versuche hier mal, den Weg einer Idee zum fertigen Teil nachzuzeichnen
Ausgangspunkt war hier dieser Stoff, den ich im Sommer bei Scherzkeks-Stoffe in Aachen gesehen und gekauft habe. (Abteilung “so blöd, daß er schon wieder gut ist”.)
Daraus habe ich mir ein schlichtes T-Shirt genäht, mit dem ich meine “korrekten” Hosenanzüge bei der Arbeit aufpeppen konnte.
Während ich so Rosen und Engelchen vernähte kam die Nachricht einer Freundin, daß diesmal ein Mädchen unterwegs sei. Und ihr Mann schon den finanziellen Ruin ob des Angebots an rosa Kleidchen, Rüschen und Schleifenschühchen vor Augen habe.
Klick, sagte mein Hirn und warf sofort die reichlichen Reste des Engelchenstoffs mit den Reizworten “rosa” und “Baby” zusammen.
Während ich einen elastischen Stoff in einem genau passenden rosa suchte (was sich als schwierig herausstellte, da die aktuellen Kollektionen in verschiedenen Geschäften absolut nichts passendes enthielten) kreisten diese Dinge weiter durch mein Hirn. Es entstanden Bilder von Kleidchen, von Rüschen, von Tuniken…
Irgendwann begann, auch der Verstand mitzuspielen und ich überlegte…. es würde etwas für ein sehr junges Baby werden. Denn die Stoffmenge würde begrenzt sein. (Ich war inzwischen schon so weit, im Nähfreundekreis nach rosa Resten zu fragen.) Und ich stellte mir ganz bewußt einen Säugling vor… was macht der? Der liegt.
Und Kleidchen und Co kommen erst gut zur Geltung, wenn ein Kind wenigstens sitzt. Und welches Kleidungsstück kommt am liegenden Baby am besten zur Geltung?
Genau, der gute alte Strampler. Der mit Babybrust und Babybauch eine schöne “Dekofläche” bietet.
Also mußte ein Schnitt dafür her.
Und das bitte in einer kleinen Größe.
Burda fängt erst in Größe 62 an, die Schnitte aus meinen Burda-Babyheften aus den 90ern sind alle viel zu weit am Po und die Kinder-Patrones, von denen ich auch zwei besitze, zeigten nur dünne Sommerhöschen. Ein paar Einzelschnitte von McCalls und Butterick waren ebenfalls nicht geeignet. Eine alte Burda aus den 70er Jahren hatte einen Strampler, aber irgendwie… war ich mir da mit den Größen sehr unsicher. Da standen noch Größen wie “drei Monate”, “sechs Monate”,… das half mir ohne Vergleichbaby zum Messen dann auch nicht weiter. Und der Taillengummi des Schnittes gefiel mir nicht.
Letztlich half mir kitoma dann doppelt aus der Patsche: Sie hatten noch rosa Nicki im passenden Farbton UND eine OTTOBRE, die in der gewünschten Größe immerhin einen Schlafanzugschnitt enthielt.
Das ganze Paket wurde beim Kongress in Aachen übergeben und wieder Zuhause kopierte ich mir den Schnitt in Größe 56.
Allerdings war der Schlafanzug mit Ärmeln und er hatte einen Reißverschluß in der vorderen Mitte.
Das vertrug sich nun nicht ganz mit meiner Idee, da ein Engelchen zu plazieren.
Also habe ich die Ausschnittkanten etwas angepasst, an der Schulter zugegeben, damit die Träger überlappen können (ohne Reißverschluss muß das Kind ja irgendwo reinkönnen, also kommt da ein Verschluss hin.)
Und ich will das Teil im Stoffbruch zuschneiden, also kann ich diese “Ausbuchtung” des Hosenbeines gar nicht brauchen. Die wird einfach mal gerade abgeschnitten. (Das Bild zeigt exemplarisch das Rückenteil, es lebe die Bildbearbeitung, wenigstens ein Teil gut erkennbar.)
Diese Weite an Po und Beinen werde ich irgendwie wieder reinbekommen müssen.
Aber das Problem verschiebe ich auf später… :o)
… und wende mich glücklich meiner “Leinwand” zu, dem inzwischen aus dem kuscheligen Nicki zugeschnittenen Vorderteil.
Ich schwankte eine Zeit zwischen Reverse-Aplique und normaler Applikation, aber nachdem ich erstere mit verstürzten Rändern am schönsten finde und dies bei dem dicken Nicki und den sehr unregelmäßigen Rändern nicht schön wird, entscheide ich mich für eine normale Applikation. Außerdem bleibt die Rückseite damit glatt, schöner fürs Kind, denke ich mal.
Ich suche mir auf dem Stoff ein Engelchen aus und schneide das mit unregelmäßiger Kontur, so wie sich das aus dem Motiv ergibt, aus.
Dazu noch ein paar andere Rosenmotive.
Auf dem dehnbaren Jersey gestaltet sich das schwieriger als erwartet. Außerdem sind die Konturen der Motive häufig nicht klar definiert und ich muß entscheiden, wo ich schneiden will. Jeder Schnitt eine Entscheidung… bäh Aber letzlich habe ich meine Puzzleteile.
Dann puzzle ich damit ein wenig herum…
Bis ich eine Lösung habe, die mir gefällt.
Die wird dann mit temporärem Sprühkleber fixiert.