Kreistaschen – Teil 1

Die kreisförmigen Tascheneingriffe meiner Challengejacke waren das zweite Detail, für das ich eine Beschreibung versprochen hatte…… hier kommt sie.

Schablone für Ausschnitt Auch hier gilt, daß der Effekt einer ganz einfachen Technik zu verdanken ist. Etwas mühsam, zugegeben, aber einfach.

Und natürlich kann man nicht nur Kreise damit machen, jede Form ist möglich… Dreieck, Quadrat,… auch Sterne, Herzen,… wozu man eben Lust hat.

Das schwierigste war eigentlich, zu bestimmen, wie das Karo aus den großen Taschen im Vorderteil hervorgucken sollte.

Also habe ich den Schnitt für das Taschenteil genommen und ein Loch ausgeschnitten, so groß wie hinterher der Ausschnitt in der Jacke auch sein sollte, und habe den auf meinem Glencheck herumgeschoben.

(Die anderen Bilder zeigen allerdings eine Tasche im Ärmel, da ist der Ärmel kariert und der Taschenhintergrund rot. Also bitte nicht irritieren lassen.)

The second detail people at the big gathering in Aachen wanted to know about were the circle-pockets.

Again the technique is easy. Not effortless, but easy.

You are not even restricted to circles, you can do any shape: triangles, stars, hearts,… as you like.

The most difficult thing was the design decision, what part and which direction I wanted the checks show on the jacket front. So I took my self-drafted pattern for the pocket, cut a hole the size the checks were to appear under the black fabric of the jacket and tested, what effekt I liked best.

(Please don’t be irritated… the other pics show a red pocket in the Prince-de-Gaulle sleeve…)

First things to do is cutting and pressing. Cutting two rectangles, the height is the diameter of the circle plus the depth of the pocket. The width again the diameter of the circle or larger. Plus seam allowances. (I took about one centimeter.) I cut it once from lining and once from the fabric I want to appear behind the cut out shape.

The pressing… Pressing a patch of Vlieseline G785 on the left side of the sleeve fabric at the place where I want to do the cutout. And pressing Vlieseline on the lining pocket.

G785 is my choice because it is extremely lightweight and does not influence the drape of the fabric.

Los geht es mit schneiden und bügeln. Ich schneide zwei Rechtecke, so hoch wie der Kreis plus die gewünschte Taschentiefe und so breit wie der Kreis oder breiter. Nahtzugaben an allen vier Kanten nicht vergessen! (Ich habe einen guten Zentimeter zugegeben.) Die beiden Taschenteile werden einmal aus Futterstoff geschnitten und einmal aus dem Hintergrundstoff. Also der Stoff, der hinterher in dem Kreisausschnitt zu sehen sein soll.

Eingriff absteppenDanach ist Bügeln angesagt. Ein Stück Vlieseline G785 auf die linke Seite des Ärmels. Dahin, wo hinterher der Kreisauschnitt sein soll. Die gleiche Vlieseline kommt auch auf die linke Seite des Futterteils.

G785 wähle ich deswegen, weil es besonders leicht ist und den Fall des Stoffes nicht beeinflußt. Wäre der Ärmelstoff um den Kreisausschnitt herum steif, wäre das nicht so schön. (Hat man festeren Stoff, kann man natürlich auch andere Vlieseline nehmen.)

Anschließend (nachdem die Vlieseline wirklich gut ausgekühlt ist!) zeichne ich den Kreis auf die linke, mit Vlieseline bebügelte Seite des Futterteils.

Das Futterteil wird mit der rechten (also unverstärkten) Seite auf die rechte Seite des Ärmelstoffs gelegt, festgesteckt und dann wird mit kleinen (Stichlänge 1,8-2) Stichen die Kreislinie nachgenäht.

Ich habe es ganz normal mit Transporteur und Nähfuß gemacht, man kann es natürlich auch Einspannen und frei arbeiten. Nur auch da sollte man auf eine kurze Stichlänge achten. Gerade bei komplizierteren Umrissen kann das sogar die einfachere Lösung sein.

Die kurzen Stiche machen es zum einen möglich, der runden Form besser zu folgen, zum anderen sichert man so den Stoff ein Stück weit gegen ausfransen.

After ironing and waiting for the Vlieseline to cool down really well I’m drawing a circle on the left side of the pocket lining patch.

Then I place my lining patch right side down on the right side of the (sleeve) fabric, secure it with some pins and then stitch on the line. It’s important to choose rather tiny stitches, (stitchlength 1.8-2 on my machine). One reason is, because a curved form can better be followed with shorter stitches (and still look corved), the other reason is, that the short stitches secure the fabric against raveling.

I did this step sewing normally, feed dogs up. But you can also lower the feed dogs and hoop the fabric. Only make sure your stitches are short enough. If you have a complicated shape this might still be easier.

After that short moment of sewing its again pressing.

Just press the seam flat to melt the stitches in the fabric.

einschneidenAfter that it’s cutting again. Sharp scissors from the middle of the circle to the stitches. Through both layers of fabric. Don’t cut through the stitches, but do not end to far apart either!

The cutting is done in a way to form pieces like pieces of a cake. Depending on the size of the circle I make 12 to 16, even more. The smaller the segments are, the more “round” the circle will turn out.

If you end to early or you do not cut enough segments, the circle will bekome “edgy”.

(The picture shows the cutting from the left side of the fashion(sleeve) fabric.)

Ja und nach diesem kurzen Moment des Nähens ist auch schon wieder Bügeln angesagt.

Nämlich erst mal den genähten Kreis schön flach bügeln, um die Stiche in den Stoff hineinzudrücken.

Danach heißt es erneut beherzt zur Schere greifen und den Kreis aufschneiden. Durch beide Stofflagen. Von der Mitte zu den Stichen hin, so wie Tortenstücke. Dabei die Stiche natürlich nicht durchschneiden, aber auch nicht zu frühe aufhören. Die Schere muß also scharf sein, am besten bis in die Spitze, dann klappt das auch.

Hört man zu früh mit dem Schnitt auf, dann wird der Kreis nicht wirklich rund, sondern eckig. Ähnliches passiert, wenn man nicht genug “Tortenstücke” schneidet. Ich mache je nach Kreisgröße 12 bis 16. Mehr schadet in der Regel nicht.

(Das Bild zeigt diesmal übrigens die linke Seite des Jackenstoffes.)

Nahtzugabe ausbügelnUnd schon geht es wieder ans Bügeleisen. Die Naht muß jetzt nämlich auseinander gebügelt werden.

Das heißt, Futtersegment zu Futterstoff, Oberstoffsegment zu Oberstoff. Dabei sollte man aber nur genau über der Naht bügeln, um keine unerwünschten Falten hineinzubekommen.

Ich benutze dazu das Bügelkissen und drücke nur die Spitze des Bügeleisens auf die Naht. Am besten Segment für Segment.

Dabei sind die spitzen “Ohren” der Kreissegmente recht praktisch, weil man den Stoff da schön auseinander ziehen und nur genau auf der Naht bügeln kann.

(Fortsetzung folgt….)

And again… pressing. Pressing the seam open.

That’s a bit tedious, because you have to do it segmnt after segment.

I’ve been using the pressing ham and I’ve tried to touch the seam just with the tip of the iron, to avoid producing unwanted pleats or creases. :o)

Here the long “ears” of the segments comy handy, because there you can hold the fabric while ironing without burning your fingers.

(To be continued…)

Nochmal Happy Birthday: Keks-Bag No1

Ja, ein zweites Geburtstagsgeschenk beschäftigte mich diesen Monat. Und da ich es gestern übergeben habe, kann ich es jetzt auch zeigen…

Silvia, auch bekannt als großer Scherzkeks, hatte gestern Geburtstag.

Scherzkekstasche

Und irgendwie schwebte mir die Idee einer Kekstasche durch den Kopf. Silvia mag ja witzige Taschen und hat noch weniger Zeit zum Nähen als ich.

Natürlich fielen mir als erstes unendlich aufwendige Ideen ein, die ich alle versuchte zu verbannen, eine einfach Form sollte es werden, nur eine Kleinigkeit. Aber dafür auch pünktlich fertig.

Und als ich damit anfing war natürlich Wochenende und kein Stoff zu bekommen. Also tauchte ich erst mal in meinen Restekisten ab.

An sich kein Problem, da ist jede Menge taschengeeignetes. Nur Silvias Farben sind orange und grün und davon… habe ich wieder so gut wie nichts. Orange fand ich einen Futterrest, der war aber zu klein, weswegen ich für das Taschenfutter eine Art “Minipatchwork” aus je vier Teilen machen mußte. Mit einem roten Cuprorest. (Eine echte Antiquität, schon zu Studentenzeiten habe ich den Stoff gekauft und verarbeitet.)

Da das Futter ein klein wenig von außen zu sehen sein sollte, mußte ich auch noch beidsetig “schöne” Nähte machen… grr ein schnell und einfach Projekt war geplant.

Kekstasche

Für Taschenboden und Henkel mußte Fleece herhalten, denn da hatte ich auch noch orange und grün. Das dann ausreichend stabil zu bekommen war wieder zusätzlicher Aufwand.

Jeans geht zum Glück immer, daher wurde das der Außenstoff. (Reste von meinem Aachen-Kurs 2005).

Nieten in der Mitte einer steifen Fläche (ein Hoch auf die Schabrackeneinlage) einschlagen ist übrigens auch nicht vorgesehen, weder für die Zange noch für das Einschlagwerkzeug das Prym mitliefert. Klar, alles lösbar, aber… zeitaufwendig. :o)

Fischperlen

Und Schabrackeneinlage ist auch nicht wirklich geeignet, wenn man etwas verstürzen und wenden will… von dem Aufwand, alle Zacken einzeln rauszudrücken mal ganz zu schweigen… grmpf

Dafür war der kleine Fischanhänger schnell gemacht… genau, Tout a loisirs, Roccailles und wunderschöne Glasfische in Silvias Lieblingsfarben. Immerhin…

Doch da Silvia sich riesig gefreut hat… war es alle Mühe wert! 🙂

Und bei der nächsten, weiß ich schon, was ich anders machen werden. Denn die Tasche gefiel so gut, daß es sie als Schnitt mit Anleitung geben soll… da habe ich wohl noch ein bißchen was vor mir. 😉

Taschenkauf in Paris: Albertson’s maroquinerie

Ja, das Wetter war so schlecht, daß sich mein Schatz widerspruchslos durch viele Taschengeschäfte schubsen ließ. (Vielleicht hatte er auch Angst vor dem was passieren könnte, wenn ich und meine Kreditkarte alleine gingen… 😀 ). Jedenfalls versprach mein Preisführer “erreichbaren Luxus” und das Motto ist: Einzelhandel zu Großhandelspreisen.

Und so wagten wir uns (nachdem wir uns in einer meiner Lieblingskonditoreien “le Valentin” gestärkt und schon mal auf “Geld ausgeben” eingestimmt hatten) wieder in den Regen. Bis zum “Show-Room” in dem edle Ledertaschen, Handschuhe, Gürtel,… und drei nette ältere (und etwas skurile) Herren warteten. Sagte ich, daß ich es mag, wenn es in einem Laden für Lederwaren auch etwas nach Leder riecht und nicht nach Plastik? 😉

Jedenfalls wurde ich recht schnell fündig, wieder schwarz, aus feinem Lammnappa, nur diesmal größer. Ich suche ja immer Taschen, die wenigstens Din-A4 große Blätter oder Zeitschriften fassen. Sei es für die Arbeit (wenn der Laptop mal nicht mit muss) oder als Lektüre, in dem Format muß bei mir immer was mit. Weswegen ich auch von den breiten flachen Taschen genausowenig begeistert bin wie von den schmalen hohen…. Erstaunlich, wie viele Taschen immer 5cm zu schmal oder zu niedrig sind… 🙁

Danach hieß es schnell bezahlen, bevor mich noch was anderes schwach machen konnte. Etwa die Lederhandschuhe mit dem Seidenfutter… Und auch hier gilt: Die Preise sind nicht billig, aber eben preiswert. Außerdem werden (so die Auskunft der Inhaber) alle Sachen in Europa gefertigt, vor allem in Spanien und Italien. So bleibt das Geld wenigstens in der EU. 😉 Ach ja, die Herren (oder wenigstens einer davon) sprechen auch Englisch. Was für manche ja hilfreich sein mag.

Und wer in nächster Zeit nicht nach Paris kommt: Es gibt tatsächlich einen Internet-Shop Albertson”s. Achtung! Die Preise sind ohne Mehrwertsteuer und die Französische liegt bei über 19 Prozent.

19, rue Bergere, 75009 Paris (Metro Grands Boulevards)

Update Dezember 2007: Seit Februar repariere ich an der Tasche. Besonders die Nähte, die die Träger halten sollen mußte ich alle nachnähen. (Die nachgenähten halten.) Doch dann schabte auch das weiche Leder an den Metallschnallen durch. Und schließlich hat sich die Reißverschlussspirale vom Reißverschlußband gelöst. Angesichts des Preises war mir die Haltbarkeit zu kurz. Das weiche Leder mit den Metallschnallen war wohl einfach eine Fehlkonstruktion, ebenso die Nähte für den Henkel, die das relativ hohe Eigengewicht der Tasche nicht wirklich tragen. (Beziehungsweise nur das Eigengewicht, aber das ist nicht Sinn einer großen Tasche.) Ich werde von weiteren Käufen an diesem Ort absehen.

Umschlagtasche: Reicht der Faden?

Viel fehlt der Tasche ja nicht mehr, der Knopf ist schnell angenäht.

Fehlt natürlich noch der Tragegurt, denn mit Unterarmtaschen (Clutches sagt man wohl heute) konnte ich mich noch nie anfreunden. Ich brauche meine Hände frei. Und diese Tasche im Speziellen wäre auch viel zu dick zum Festklemmen.

Wegen der Stabilität entscheide ich mich für den Träger wieder für den Spinnacker. Außerdem habe ich da noch ein Stück in passender Länge… Die Länge bestimme ich, indem ich das eine Ende eines Maßbandes an der einen Seite der Tasche festhalte, das andere an der anderen. Dann stelle ich mich vor dem Spiegel und ziehe die Tasche so lange runter, bis mir die Traghöhe gefällt. Das Maßband verrät dann gleich die passende Trägerlänge.

Zugeschnitten wird der Stoff dann in der passenden Länge und doppelter Breite. Verstärkt wird der Trägerstoff danach mit einer Bügeleinlage für Taillenbünde. Sie ist gerade da und hat die passende Breite. Sonst nähe ich auch gerne mal einen festen Gurt ein, aber ich habe gerade keinen in passender Breite und kleine Lust auf einen Ausflug zum Baumarkt.

Dann den Träger rechts auf rechts und entlang der Längsseite nähen. Beim Einlegen der Unterfadenspule fällt mir schon auf, daß so wahnsinnig viel nicht mehr drauf ist. Auf Verdacht neu aufspulen will ich aber auch nicht, in nächster Zeit ist ausnamsweise mal nichts türkises mehr geplant… Naja, mal sehen….

Genähen Träger wenden.

Hm… recht steif, diese Einlage… *drück* *zieh* *schieb* *leisefluch* Ja, das hätte ich wohl besser mal nur eingeschlagen und von rechts zusammengesteppt. Vorher denken wäre mal eine Alternative. :o)

TascheWeil noch Ripsband da ist, wird das knappkantig auf den Träger gesteppt, nicht in der Mitte, sondern so etwa ein Drittel vom einen und zwei Drittel vom anderen Rand entfernt. Dadurch kann ich mir das Absteppen der Trägerkanten auch sparen, die Konstruktion ist stabil genug und die Stofflagen verschieben sich nicht mehr gegeneinander. Sehr schön.

Die Schmalkanten der Träger werden jeweils etwa einen Zentimeter nach innen gestülpt. Jetzt nur noch die Träger mittig und etwa fünf Zentimeter vom oberen Rand entfernt auf die Seitenteile kleben (Wodertape… ich liebe dich!) und von rechts durch alle Stofflagen festnähen. Das Futter wird dadurch auch noch mal mit befetigt und so stabiler, wenn die Innentaschen beladen sind.

Hoppla… das Vorderteilfutter wollte ich jetzt nicht mit festnähen… *gr* Also (unter Ausstoßung leiser Flüche…) auftrennen und nicht an den Unterfaden denken… Noch mal annähen.

Die andere Seite annähen. Während ich die Vernähstiche nähe hört es sich irgendwie komisch an… hat es gereicht?

Hm, drei Stiche Überlapp.. nicht viel. *kratz* Aber wenn ich die Fadenenden nach links durchziehe und verknote und dann noch einen Tropfen Fray Check draufgebe… dann müßte es halten.

Denke ich.

Im Sommer werde ich es wissen. Aber jetzt bin ich erst einmal fertig! 🙂

Umschlagtasche: Assemblage

Innenleben der TascheJetzt müssen die vielen Teile eigentlich nur noch zusammengefügt werden.

Die vorbereiteten Futterteile werden also wie die Tasche selber zusammengenäht: Vorderteil und Rückenteil an je eine lange Seite des Bodenteils und dann an den Seiten die Seitenteile hineinpfriemeln. Dabei die Gummikordel mit dem Haken nicht vergessen. (Falls doch vergessen… wieder auftrennen… 😀 ). Da die Teile ohne Schabrackeneinlage deutlich weicher sind, ist es einfacher als bei der Außentasche. Nur gut vernähen sollte man die Nahtenden, wenn das Taschenfutter irgendwo aufgeht ist es erstens ein ewiges Gesuche, bis man den kleinen Gegenstand, der sich dann irgendwo zwischen die Stoffschichten verirrt hat, wiedergefunden hat und zweitens ist es auch sehr lästig, das Loch unsichtbar und stabil von rechts wieder zu schließen.

Damit aus den zwei Taschen dann eine wird, nimmt man die Futtertasche (mit der “schönen” Seite innen) und stellt die Außentasche (mit der “schönen” Seite außen) hinein, also rechts auf rechts. Dann steppt man am oberen Rand entlang von Seitenteil, Vorderteil bis zum anderen Vorderteil.

An der hinteren Seite bleibt die Naht offen, denn die Tasche muß ja gewendet werden. Das Futter wird also durch die Öffnung in die Tasche hineingewendet.

KlappendekorDie verbliebene Seite schließe ich dann von Hand (manchmal bin ich altmodisch, ein paar Handstiche vor dem Fernseher mache ich gerne) indem ich das Futter eingeschlagen auf den Innenstoff der Klappe nähe. (Okay, bei dem etwas steifen Spinnacker etwas mühsam…. )

Anschließend wird der obere Rand der Tasche an Seitenteil, Vorderteil, Seitenteil einmal abgesteppt, damit das Futter nicht vorguckt. Zusätzliche Stabilität am Taschenrand ist außerdem nie von Nachteil.

Und dann ist die Tasche auch schon weitgehend fast fertig. Na gut, sie hat noch keine Träger, an denen man sie tragen könnte, sie hat auch noch keinen Verschluss… aber sie sieht schon wie eine Tasche aus und man kann etwas hineintun.

Also Kraft geschöpft für den Endspurt. (Der bestimmt wieder viel länger dauert, als geplant und gedacht… 😉 )

Umschlagtasche: Die Innenausstattung

Mindestens so wichtig wie die Optik der Tasche ist natürlich die Innenausstattung.

Ich weiß noch, als ich ein Kind war, kamen diese “Organizer-Handtaschen” mit vielen Fächern, Reißverschlüssen und was weiß ich noch alles auf. Und ich war so neidisch, weil meine Mutter eine hatte und ich nicht.

Als ich alt genug war habe ich mir natürlich aus so etwas geholt, denn schließlich will ich bei der Menge der Dinge die ich…. also, ich meine, natürlich trage ich (wie jede Frau) nur lebensnotwendige Dinge in meiner Handtasche mit mir herum. Aber ich muß gestehen, ich habe wohl eine weitgefasste Definition von “lebensnotwendig”. 😉

Was ich dann ganz schnell gelernt habe war allerdings, daß diese Taschen unendlich viele Fächer haben, aber nie eines in der Form und Größe, die ich gerade brauchte… :-/

Aber meine Taschen haben natürlich genau die Fächer, die ich brauche. Da ich Innentaschen zur Strukturierung bevorzuge (aufgesetzte Taschen sind dekorativ, aber ich wohne in der Stadt und treibe mich auch sonst gerne mal in anderen Großstädten herum, da ist eine gewisse “Klausicherheit” dann doch interessanter), muß ich diese natürlich meinen Bedürfnissen entsprechend planen.

Herstellung der InnentascheDa ich meine Taschen ohnehin immer füttere, bietet sich das Innenfutter also auch an, um die eine oder andere Innentasche unterzubringen. Besonders wichtig ist mir dabei ein Fach, in der ich meinen Taschenkalender, Geld und sonstige Wertsachen griffbereit aber gleichzeitig auch halbwegs sicher untergebracht habe.

Der Futterschnitt ist im Prinzip ganz einfach: Vorder- und Rückenteil, Boden und Seitenteile werden auch aus Futterstoff zugeschnitten. (Die Klappe ist ja schon gedoppelt, deswegen wird sie nicht noch einmal gefüttert.) Da ich diesmal die Reste vom Kostümfutter verwende habe ich Venezia, was für Kleidung toll ist, für Taschen aber eigentlich etwas zu dünn. Deswegen verstärke ich alle Teile mit einer dünnen, elastischen Einlage. (Die ich deswegen benutze, weil ich sie gerade da habe… aus einem Fabrikverkauf und für Bekleidung eh nicht so gut geeignet, weil sie sich ohne Bügelpresse, die ich nicht habe, nicht wirklich gut und ohne Luftblasen aufbringen lässt. Aber für eine Tasche geht”s…)

Das Rückenteil des Futters, also die körperzugewandte Fläche, wird das Fach für Wertsachen enthalten und zwar in Form einer Reißverschlusstasche. Das ist praktisch und einfach zu arbeiten.

Das Taschenteil schneide ich etwa drei Zentimeter breiter als den Reißverschluss zu (der logischerweise breiter als mein Terminplaner sein muß) und doppelt so lang wie die Tasche hinterher tief sein soll. Auch in diese Richtung kommen noch drei Zentimeter für die Nahtzugabe dazu.

Dann wird das Taschenteil rechts auf rechts auf das Futterteil gelegt und da, wo ich später den Reißverschluß haben will, wird ein Rechteck durch beide Stofflagen genäht. Einen Zentimeter hoch und so breit, wie der Reißverschluss lang ist. Oberhalb des Rechteckes sollte das Taschenteil so etwa 1,2 bis 2cm überstehen, damit es später zusammengenäht werden kann.

fertig genähte InnentascheDanach zwischen den Nähten einschneiden und den Taschenbeutel durch den Schlitz auf die andere Seite wenden. (Er liegt jetzt links auf links auf dem Futterteil.) Den so entstandenen Schlitz ausbügeln, den Reißverschluss unterlegen, stecken, heften, kleben (je nach Geschmack, ich bevorzuge Wondertape…) und von rechts feststeppen.

Anschließend das Teil wenden und den Taschenbeutel nach oben klappen und an den verbliebenen drei Rändern zusammensteppen. Damit man dabei den Futerrücken nicht mit festnäht, muß man sozusagen zwischen Taschenbeutel und Rückenteil gehen um zu nähen. (Wenn man wollte, könnte man natürlich auch den Taschenbeutel am Futterrücken feststeppen und durch alle drei Stofflagen durchsteppen.

Zusätzlich soll diese Tasche noch ein kleines Fach fürs Handy bekommen. (Das ich meist nicht dabei habe, so daß da dann Platz für Notverpflegung in Form eines Schoko- oder Müsliriegels sein wird. 😉 ) Dazu messe ich die Länge meines Handys und dann lege ich das Handy auf einen Tisch und messe von Tischplatte quer über das Handy und wieder zur Tischplatte. Rundum ein Zentimeter Nahtzugabe, oben am Saum zwei, fertig ist das Schnitteil.

Teile der FuttertascheDie Handytasche wird nicht mit Einlage verstärkt, weil die Einlage ja sichtbar bliebe. Zwar innen… aber trotzdem. Also wird der Saum an einer Schmalseite doppelt eingeschlagen und weil ich noch Ripsband habe, wird dieses noch drübergenäht. Das stabilisiert die Kante gleich noch.

Danach werden die übrigen Ränder versäubert, einen Zentimeter nach links umgebügelt und an einem Seitenteil von rechts aufgenäht. Eher in Bodennähe, denn dann zerrt das Gewicht des Handys (ich habe ein prähistorisches, was relativ groß und schwer ist) nicht am Futter. Damit die Handytasche nicht ganz flach ist und etwa Tiefe bekommt, lege ich am unteren Rand zwei kleine Falten und schiebe die Seiten vor dem aufsteppen etwas zusammen, so daß die Tasche ein wenig absteht.

Damit wäre die Innenausstattung komplett. Zu den beschriebenen Schnitteilen gesellt sich noch ein kleiner Karabinerhaken (von einem kaputten Schlüsselanhänger… manchmal lohnt es sich, seinem Schatz von den Nähplänen zu erzählen… 😉 ). Der wird, am Rest der Gummikordel hängend, in eine Naht mitgefasst, damit ich auch meinen Schlüssel nicht immer so lange suchen muß.

Umschlagtasche: Die Deko

Nachdem die Tasche in der Grundform fertig ist, kann ich mich vor der nächsten Entscheidung nicht mehr drücken: Wie soll die Taschenklappe aussehen?

Da diese gut sichbar ist, eignet sie sich natürlich am Besten, um die “Last” der Dekoration zu tragen. Also auf Schmierpapier die Form der Taschenklappe nachgezeichnet und mit dem Bleistift herumgespielt. Wie schon oft im Leben wünsche ich mir, wirklich gut zeichnen zu können… Eine grobe Idee habe ich, auch über die Technik, die ich einsetzen will.

Wie üblich sieht es hinterher natürlich doch ganz anders aus als vorher überlegt… 😉

UmschlagklappeDie Inspiration durch die Linienführung des Jugenstil ist, fürchte ich, nur ansatzweise zu erahnen…

Für die beiden Kreise habe ich den Stoff in den Stickrahmen gespannt und die vorgezeichneten Formen freihand nachgestickt, mit zwei Reihen Stichen. Danach wurde die obere Stoffschicht bis auf einen ca 0,5cm breiten Rand heruasgeschnitten und der Rand ausgefranst. Dadurch siht man den Spinnacker an diesen Stellen vorscheinen.

Analog dazu sind auch die “wuscheligen” Linien entstanden: zwei mehr oder weniger parallele Reihen Gradstich (diesmal aber mit Transporteur und ohne Stickring), danach den Oberstoff zwischen den Stichreihen aufschneiden und die Kanten ausfransen. (Gibt ziemlich viel Dreck, übrigens….)

Die restlichen Linien sind einfach mit Raupenstich (auch Satinstich) genäht, dabei habe ich beim Nähen die Stickbreite schmaler und breiter gestellt. Dazu habe ich das gleiche Stickgarn im Ton des Oberstoffs verwendet wie bei der Stickerei am Kostüm.

Die Fadenanfänge habe ich auf die Rückseite gezogen und dort mit etwas Fray-Check beträufelt und nach dem Trockenen kurz abgeschnitten. Da dort kein Futter mehr hinkommt, muß auch die Rückseite ordentlich aussehen.

Den Knopf habe ich mal aufgelegt, um zu sehen, wie er dazu wirkt. Festgenäht wird er erst später.

Jetzt nur noch den Oberstoff der Klappe (also das Baumwoll-Leinen) an die obere Kante der Rückenteils nähen und die Tasche ist von Außen betrachtet eigentlich fertig.

Umschlagtasche: Der Rohbau

Und endlich kommt auch die Nähmaschine zum Einsatz!

Zuerst wird die Vortasche am oberen Rand zwei mal breit eingeschlagen (dadurch hat sie auch gleich die gewünschte Höhe) und umgebügelt. Rechts kommt noch ein Streifen Ripsband rauf, dann ist die Kante auch etwas stabiler. Beim Feststeppen des Bandes wird auch die eingeschlagene Saumzugabe mit festgesteppt.

TaschenteileDanach die Vortasche auf das Taschenvorderteil legen (links auf rechts), das Bodenteil rechts auf rechts drauflegen und … Stopp! Ich wollte da ja gleich etwas Gummikordel mitfassen, die dann später als Verschluss über den Knopf an der Klappe gezogen werden soll. (Über die Stelle mit der Kordel nähe ich dann lieber noch einmal rückwärts und wieder vorwärts drüber, mit unterschiedlicher Stichlänge. So dick ist die ja nicht und es soll halten.

Danach dann das Rückenteil an die andere lange Kante des Bodenteils steppen. Das Steppen geht recht einfach, weil ich an der Kante der Einlage entlangnähen.

Abschließend kann man die Nähte entweder ausstreifen oder noch mal drüberbügeln. Zum letzten Mal, denn ab dem nächsten Schritt ist es nicht mehr flach. 😉

Und es wird fitzelig, denn die steifen Seitenteile müssen eingenäht werden. Das geht am besten Schritt für Schritt:

Zuerst ein Seitenteil mit einer langen Seite rechts auf rechts an die entsprechende Seite des Vorder- oder Rückenteils stecken. Welche man zuerst nimmt hängt davon ab, mit welchem Seitenteil man anfängt. Ich nähe so, daß das einlageverstärkte Seitenteil beim Nähen oben liegt, ich also mit dem Füßchen genau an der Kante der Einlage entlangnähen kann. Wichtig ist, daß die Einlagekanten genau übereinstimmen. Also unten, zum Boden hin, eine Stecknadel durch Seitenteil und Vorder(Rücken)teil stecken, die genau in der späteren Ecke sitzt. Danach den Rest der Naht ausrichten. Beim Nähen nur bis genau zu diesem Punkt nähen, den Boden nicht mitfassen und durch vor- und zurücknähen vernähen.

Das gleiche Spiel dann an der kurzen Naht, die Seitenteil und Boden verbindet. Auch wieder nur genau von Ecke zu Ecke nähen, nicht bis an die Stoffkante.

Außenhülle der TascheAm fitzeligsten ist immer die dritte Seite, denn da ist alles schon recht steif. Man kann aber mit der Schabrackeneinlage den Boden doch etwas falten, so daß men letztlich eine gerade, flache Nahtlinie bekommt.

Das andere Seitenteil wird genauso eingenäht und nach dem Wenden der widerstrebenden, weil steifen Konstruktion, wird man mit einer Form beglückt, die doch schon die spätere Tasche gut erkennen lässt. Die Ecken und Kanten kann man gut mit der Schere nach außen drücken und in Form bringen.

Bleibt nur noch, die beiden Umschlagteile miteinander zu verstürzen. Da die Klappe ja asymmetrisch ist, denke ich lieber vier mal nach (räumliche Vorstellung ist nicht meine Stärke… :o) ), wie herum das zu machen ist.

Aber nach dem Wenden stimmt es, also die Ecken der NZG zurückgeschnitten, gebügelt und…. *Mist* Ich wollte ja den Knopf an einem Stück Gummikordel gleich mitfassen. Noch ein Blick auf die zurückgeschnittene NZG… Nein, das bekomme ich nie wieder sauber hin, wenn ich es jetzt auftrenne.

Also gut, dann halt anders….

Umschlagtasche: Schere, Stoff, Einlage

Die Schnitteile sind fertig, also bleibt mir nichts anderes übrig, als die Scheu vor der Schere (verschnitten ist verschnitten, Fehler sind an diesem Punkt unangenehm endügltig.. 😀 ) zu überwinden und zuzuschneiden. Zuerst probiere ich noch ein bißchen herum, welches Teil ich aus welchem Stoff zuschneiden werde.

Zugeschnittene TeileUnd so sieht das dann aus: Vorder, und Rückenteil aus dem Baumwoll-Leinen, Boden und Seitenteile aus dem steiferen Spinnacker. Die Klappe einmal aus Baumwoll-Leinen und einmal aus Spinnacker. Und spontan beschließe ich, daß die Tasche noch eine flache Vortasche bekommen wird. Diese schneide ich ebenfalls aus Spinnacker zu, nach dem Schnitteil des Vorderteils. Sie soll oben etwas kürzer als das Vorderteil werden, aber das kann ich ja später einfach noch abschneiden. Oder durch den oberen Saum entsprechend verändern.

Bei der Wahl der Einlage heißt es den richtigen Kompromiss zu finden. Einerseits soll die Tasche fest genug sein, um auch mal ein bißchen Gewicht tragen zu können, andererseits aber nicht ganz steif, das mag ich nicht. Außerdem soll sie sich ja auch etwas dehnen können, wenn die Einkäufe mal wieder mehr werden als geplant… 😉

Also nehme ich Schabrackeneinlage, die ist einerseits fest genug, um Halt zu geben, andererseits elastisch genug um nicht zu brechen. Die kommt aber nur auf Boden und Seitenteile. Es ist eine gute Idee, sie ohne Nahtzugabe zuzuschneiden, denn zum durchnähen ist sie weniger geeignet. Leider ist auf dieser Einlage keine Anleitung, wie lange man sie aufbügeln muß, aber * * *, trocken mit Tuch und 20 Sekunden reichte bislang immer.

Da das Baumwoll-Leinen ein recht feiner, leichter Stoff ist, werden auch Vorder. und Rückenteil verstärkt. H410 kommt mir gerade recht. Gibt Festigkeit ohne daß es zu steif wird. Außerdem habe ich da noch massenweise davon da.

Die Klappenteile und die Vortasche werden gar nicht verstärkt,

Anschließend ist Geduld angesagt: Die bebügelten Teile flach hinlegen und sehr, sehr, sehr gut auskühlen lassen. Schließlich soll sich die Vlieseline später nicht lösen.