Mein Challenge-Rock sitzt so schief auf meiner Taille (bzw. meine Taille verläuft so schief…), daß ich zur Längenbestimmung erst mal den nächsten Besuch von Frau mhs abwarten muß. Mit ihrem Rockabrunder.
Also erzähle ich, passend zu den heutigen Temperaturen mal wieder was übers Wolle färben. (Heute habe ich nämlich was ähnliches gemacht, nur mit anderen Farben…)
I can’t go on with my challenge skirt, because my natural waist is much higher in the back than in the front. It will have to wait until Frau mhs visits me the next time. So I go on telling about my experiences with dying wool. This time in the oven, perfect for todays hot weather… I was doing it again today, only using a different kind of dye. We’ll see what comes out…
Das Färben in der Mikrowelle hatte also schon mal funktioniert. Als Ostern nahte, kaufte ich diesmal ein Paar Tüten Farbtabletten mehr, für wo am nötigsten, sozusagen…
Jetzt hatte ich in anderen Blogs auch gelesen, daß man die Fixierung auch im Backofen machen könnte. Damit wären die Farben auch besser zu kontrollieren.
Nun, ich mag es ja, wenn es wild zugeht, aber ich hatte jetzt einige Tabletten der Farbe orange übrig. Was eine schöne Farbe ist, sich auch prima mit gelb mischen läßt… was aber beides Farben sind, die in meiner Garderobe nicht wirklich vorkommen.
Also dachte ich mir… statt sanfter Übergänge mal etwas kontrastreicher an die Sache ranzugehen. Mit Komplementärfarben. (Keine halben Sachen, wenn, dann richtig… *g*)
Damit ich die Farbe aber auch wirklich auf der Wolle verteilen, unterschiedliche Flächen schaffen konnte, mußte ich erst einmal längere Stränge wickeln. So wie ich sie gekauft hatte, waren sie ideal für die Mikrowelle, aber das Backblech bot doch mehr Platz.
Also mußte der Tisch herhalten. Der Auszug, um genau zu sein. (Ja, ich weiß, die Tischplatte ist in keinem guten Zustand. Der Tisch ist alt. Die Tischplatte ist sauber. Und das ist der Grund, warum mein Eßtisch selten ohne Tischtuch sein darf. :o) )
Zusammengebunden habe ich den Strang gleich, während er noch um den Tisch gewickelt war, das erschien mir zweckmäßiger.
Danach wurde das Backblech erst mal von den gesammelten Tiefkühl-Pizza-Resten der letzten Monate gereinigt und mit Bratschlauch ausgelegt. (Aufgeschnittener Bratschlauch.)
Es ist zwar Lebensmittelfarbe, aber wer weiß, wie mühsam das ist, das Blech wieder zu putzen? So wird alles auf einen Schlag entsorgt…
Auch diesmal hatte ich den Wollstrang vorher gut eingeweicht, aber mit weniger Essig im Einweichwasser. Die Farbe sollte sich ja nicht so sehr vermischen.
Zuerst habe ich zwei orangene Färbetabletten aufgelöst (hier jetzt wieder mit einer guten Portion Essigessenz) und dann eine blaue. Zuerst die orangene Farbe darübergegossen, dabei zwei Stellen freigelassen und über die freigelassenen Stellen die blaue Farbe.
Zwischen den Farben habe ich etwas “weiß” gelassen, weil ich den Verdacht hatte, das würde noch “zuwachsen”. (Was es auch tat.)
Da der Wollstrang so nicht ganz in Färbeflüssigkeit liegt, sah besonders das Orange etwas ungleichmäßig aus und ich habe es noch kurz “einmassiert”.
An der fertig gefärbten Wolle war der Effekt dann auch nicht mehr zu sehen.
Halt!
Was passiert eigentlich, wenn die Farbflüssigkeit vertrocknet?
Besser das ganze Backblech noch mit Alufolie einpacken…
Dann bei 150°C in der Einstellung “Multiheißluft” (Also rein Heißluftumwälzung, ohne Ober- oder Unterhitze) für gut zehn Minuten in den Ofen. Vorheizen ist bei meinem Herd in dieser Einstellung nicht nötig.
(Bei Ober- und Unterhitze würde ich vorheizen.)
Bibbernd davor sitzen, in der Hoffnung, daß das wirklich funktioniert und die Wolle nicht anbrennt…
*Uff* Es hat funktioniert.
Ich habe dann Blech und Wollstrang noch eine Weile auskühlen lassen, bevor ich die Wolle in klarem Wasser ausgewaschen habe. 150°C ist doch recht… warm. *g*
Jetzt ein Bild vom fertigen Wollstrang wäre schön… leider… leider… ich hatte vier bunte, gefärbte Stränge so schön in einer Schale dekoriert (dann ist es “Homedec” und zählt nicht zu den überbordenden Wollvorräten… *g*), wochenlang… und zuerst dachte ich jedesmal, ‘mußt du noch photographieren’, bis ich das so oft gedacht hatte, daß ich absolut davon überzeugt war, es schon photographiert zu haben.
Was nicht der Fall war. *schnüff*
Aber… ich habe es schon verstrickt!
Bei der Wolle war ich besonders gespannt, wie sich das Muster entwickeln würde.
(Die Farben kommen auf dem Bild übrigens nicht sehr gut raus. Die Farbtöne sind ziemlich anders. Aber der Kontrast knallt… )
Um den Kontrast zwischen den Farben noch zu verstärken und weil ich ja ein Fan von Strukturen bin, habe ich, immer wenn blauer Faden kam, diesen glatt links gestrickt. Der Rest ist glatt rechts genadelt.
Dieses Muster hat mir schon beim Stricken ganz besonderen Spaß gemacht, weil ich sozusagen bei jeder Masche neu entscheiden mußte, wie ich sie stricke. Besonders bei den “Übergangsfarben”, die ja nicht ganz zu vermeiden sind. Ist das schon blau? Oder noch nicht blau genug?
Manchmal sah man auch erst eine oder zwei Reihen später, daß es anders besser aussähe. Dann hieß es nachbessern. Aber eine oder zwei Maschen kann kann man schon mal fallen lassen und neu hochstricken.
Und so sieht das ganze dann nach den obligatorischen Runden in der Waschmaschine aus.
Ein interessant strukturierter Filz, der etwas blasser in den Farben geworden ist, aber dafür an Struktur gewonnen hat.
Bei diesem Stück hatte ich Knötchenrandmaschen gemacht, das erwies sich als nicht so ideal, denn der Rand wellt sich, ist also länger als das restliche Strickstück.
Faszinierend ist auch, daß das Schrumpfverhalten bei den großen Stücken doch deutlich von den Probestücken abweicht. Die Schrumpfung ist schwächer als erwartet, besonders in Querrichtung.
Aber das macht in diesem Fall nichts, im Gegenteil.
Und die Idee, die Farbe das Muster vorgeben zu lassen gefällt mir mit jedem Blick besser. Ich hoffe, ich finde Zeit, noch mehr in diese Richtung zu experimentieren.