Verstrickt & Zugenäht – Die Frage der Woche 37/2006

Nähfreundin will wissen:

Bist Du auch vom SWAP-Fieber befallen?

Wenn nicht, warum?

Klare Antwort: Nein, bin ich nicht.

Ich nähe schon seit Jahren mit Plan, nicht so strikt, bei meinem Nähtempo würde ich auch mit elf Teile nie fertig, aber ich überlege, zu welchem Anlass oder welcher Gelegenheit ich was brauche und nähe dann immer zusammenpassend.

Für die Arbeit ist das in der Regel ein Kostüm oder Hosenanzug mit zwei Oberteilen, für die Freizeit dann eben Rock oder Hose mit zwei passenden Oberteilen.

Und da ich so gewisse bevorzugte Farbstellungen habe (zur Zeit türkis oder rot, das verträgt sich untereinander allerdings gar nicht), passen ja auch die Sachen vom Vorjahr oder den Vorjahren noch dazu. So habe ich inzwischen eine (naja, eher zwei…) kompakte Grundgarderoben, wo ich untereinander viel kombinieren kann. Speziell auf Reisen auch praktisch, ganz besonders, weil man mit weniger Schuhen auskommt.

Und weil ich im Moment ausreichend “Basis” habe, kann ich mir in nächster Zeit auch ein paar Einzelstücke neben der Reihe “leisten”. 🙂

(Böse Zungen behaupten ja, ich würde aus Prinzip immer genau das Gegenteil von allen anderen machen. Aber… ich kann nichts dafür, es passiert einfach. 😉 )

Batistbluse: Haarbiesen

Biesen sind genähte Falten. Man nimmt ein Stück Stoff, faltet es, näht in einem gewissen Abstand zur Faltkante… und hat eine Biese. Die kann man dann nach Wunsch auch noch wieder flach auf dem Stoff feststeppen oder nicht.

Biesen können breit oder schmal sein, meist sind sie schmal (0,5cm – 1cm breit, würde ich schätzen), ein klassisches Beispiel wäre die Brustpartie eines Frackhemdes.

Dich gesetzt haben sie den Vorteil, daß feine Stoffe blickdichter und stabiler werden, ohne steif zu werden (wie mit einer Einlage), außerdem sind sie dekorativ. Früher, als Kleidung noch lange halten mußte, waren Biesen auch beliebt, um Kinderkleider mitwachsen zu lassen, da man sie auftrennen und so mehr Weite oder Länge (je nach Position der Biesen) gewinnen kann.

Zwillingsnadel und BiesenfußGanz feine Biesen nennt man auch Haarbiesen, sie sind nur wenige Millimeter breit. Die kann man nun entweder wie oben beschrieben nähen, oder man macht sich die Sache einfach und benutzt den Biesenfuß. Wie das Bild zeigt, arbeitet man hier mit der Zwillingsnadel.

Die Breite der Zwillingsnadel muß zur dicke des Stoffes und zur Rillenbreite des Biesenfußes passen: Je feiner der Stoff, desto geringer der Nadelabstand und desto mehr Rillen kann der Fuß haben. Bei meinem Stoff wäre jetzt auch ein Biesenfuß mit sieben oder neun Rillen geeignet gewesen, aber da ich den 5er Fuß nun mal habe, wird es der.

Außerdem wollte ich die Biesen ohnehin nicht so extrem nahe beieinander haben.

(Haarbiesen sind meist rein dekorativ, ich habe aber auch schon an einem Abendkleid diese feinen Biesen längs bis zur Taille ins Oberteil genäht. Das ergab keine sichtbaren Falten, aber knapp 3cm mehr Luft, um den Bauch trotz des schmalen Kleides etwas zu kaschieren.)

Als Nadel habe ich eine 80er Zwillingsnadel (gäbe es die eigentlich auch in feiner??) mit einem Nadelabstand von 2mm. Je kleiner der Nadelabstand, desto feiner hinterher die Biese. Was aber eben nur bei feinen Stoffen geht, bei einem dicken Stoff gäbe es noch keinen Bieseneffekt, sondern nur zwei parallele Stepplinien.

Da ich auf meinem Stoff ja nicht nur Struktur, sondern auch Farbe haben wollte, verwende ich Maschinenstickgarn, Mettler Polysheen, weil es da den richtigen Farbton gab. Feines Nähgarn ist aber eine ebenso gute Möglichkeit.

Die Biese entsteht, indem der Unterfaden den Stoff zusammenzieht. Daraus folgt, daß man ein bißchen mit der Fadenspannung spielen muß.

Ich habe mir also erst mal ein Stück Stoff und mein Garn genommen (ich hatte noch was von der gleichen Sorte der selben Marke, das durfte zum Testen herhalten) und habe Testbiesen genäht. Die Unterfadenspannung kann man bei der Bernina zum Glück einfach verstellen, indem man den Faden durch ein weiteres Öhr an der Spulenkapsel stellt. Die Oberfadenspannung landet am Ende knapp auf fünf. (Also etwas fester als normal.)

Ist die Spannung zu locker, entsteht keine Biese, ist sie zu fest, gibt es einen Kräuseleffekt gratis obendrein.

Biesenabstand durch BiesenfußAuf den Teststücken habe ich dann auch gleich rumprobiert, in welchem Abstand ich meine Biesen haben will. Am einfachsten ist es, wenn man die Rillen des Biesenfußes benutzt. Entweder in jede Rille eine Biese oder nur in jede zweite… Wie man mag.

Eigentlich würde ich den Stoff lieber nur ganz grob in passende Stücke schneiden und erst nach dem Verzieren zuschneiden. Da der Stoff aber knapp ist, scheidet diese Option aus. Bei den Vorderteilen lasse ich zur vorderen Mitte hin eine breite Zugabe (wie viel Stoff das Muster schluckt, mißt man am besten auch am Teststoff), das Rückenteil schneide ich erst mal nur als ausreichend breites Rechteck zu.

Biesenabstand mit WattierlinealAußer den Rillen benutze ich für die Abstände natürlich auch die Kante des Nähfußes und das Wattierlineal, das auch in den Biesenfuß eingesetzt werden kann.

Für das letzte Bild habe ich den Nähfuß noch mal auf die fertig genähten Biesen aufgesetzt und man erkennt, wie ich die verschiednen Führungsmöglichkeiten genutzt habe, um möglichst wenig Linien vorzeichnen zu müssen. Denn das ginge in dem Fall nur von der rechten Seite und stellt immer das Problem, wie man die Markierung am Ende rückstandsfrei wieder wegbekommt.

Haarbiesen bügelt man eigentlich gar nicht, weil sie nicht flach gebügelt werden, sondern als kleine Wülste stehen bleiben. Genau bis zur Kante hin bügeln ist sehr mühsam. grmpf

(Außerdem… ich glaube, auf der langen Strecke zieht es den Stoff doch etwas zusammen, was auf meinem kurzen Probestück nicht zu erkennen war. Aber für noch einen Versuch reicht das Stickgarn eh nicht… also bleibts, wird gebügelt und mit dem Rest werde ich leben.)

Tag der Nähmaschine??

Was soll das denn sein, dachte ich, als ich das heute morgen bei der Hobbyschneiderin las.

Meine Neugier trieb mich dann natürlich zu einer weiteren Netzrecherche. Und nach einigem Wühlen… siehe da, zumindest in den USA findet man ein paar Verweise.

In allen geht es um die Entwicklung der Nähmaschine. Wann genau die erste von wem gebaut wurde… darüber herrscht Uneinigkeit, schon weil sich keiner genau festlegen will, was denn als “Nähmaschine” gilt und was nicht.

Einig sind sich die Quellen dann erst wieder darüber, daß am 10. September 1846 in den USA ein Patent auf die Nähmaschine erteilt wurde und auch, daß Isaak Singer die ersten kommerziell erfolgreichen Nähmaschinen herstellte und verkaufte.

Und, habt ihr diesen Tag heute angemessen begangen? Schön genäht? 😉

Batistbluse: Klingen kreuzen

SchwertnadelMartialischer Name, Schwertnadel. Breit ist sie. Löcher macht sie in den Stoff, mit ihren beidseitigen “Schneiden”. Eine Art Beidhänder wohl.

Trotzdem, scharf ist sie nicht. Sie schneidet den Stoff nicht, sie verdrängt ihn. Deswegen nennt man sie auch Hohlsaumnadel (für Faule, die das nicht von Hand machen mögen), Flügelnadel oder Wingnadel.

Lange schon gekauft, verlegt, neu gekauft,… Jetzt ist sie dran.

Einfach mit Zierstichen losnähen, schon hat man ein hübsches Lochmuster. So der Plan. Empfohlen werden sie für nicht allzudicht gewebtes Stoffe wie auch Batist.

Die ersten Versuche hätten allerdings meinem Kräuselfuß alle Ehre gemacht oder wären als gerüschte Smok-Arbeit durchgegangen. :o)

Wildes Drehen an der Fadenspannung… Unterfaden rein in die Öse, raus aus der Öse,… Sticknadel… Microtexnadel… feine Universalnadel…

Irgendwie… mag sich mein Stoff nicht verdrängen lassen. hm Ist das überhaupt Batist? Leinwandbindig ist er. Sehr fein auch. Aber… auch ziemlich dicht gewebt. Offensichtlich nicht der ideale Stoff für die Technik, so auf den zweiten Blick. Egal.

Die Diagnose ist klar: Der Stoff muß fester werden, steifer, damit die Nadel hindurchgeht, die Fadenspannung die gewünschten Löcher erzeugt, der Stoff im Ganzen aber nicht die Form verliert. Normale Vlieseline scheidet aus. Denn die würde ja die Lochbildung verhindern. Außerdem soll der Stoff seine Transparenz ja behalten. (Denke ich. Mal sehen, ob das eine gute Idee ist.)

TeststicheSoluvlies und Sprühkleber kommen zum Einsatz. Besser. aber nicht gut. Immer noch dominiert der Rüscheneindruck.

Zwei Schichten Soluvlies. — Nein, viel hilft viel gilt hier nicht.

Der Stickrahmen vielleicht? Bei geplanten Längsbordüren zwar nicht gerade die praktikabelste Lösung. Aber… wenn”s hilft? — Ne, nicht gut genug.

Wasserlösliches Vlies und Stickrahmen verbessert das Ergebnis auch nicht deutlich.

Stärke empfiehlt man mir. Also auf in den Drogeriemarkt, so was habe ich doch sonst nicht. Naja, jetzt habe ich eine fast volle Sprühdose. Wofür auch immer… Für die Schwertnadel jedenfalls nicht. (Das Bild zeigt übrigens das beste der Resultate.)

Langsam Verzweiflung. Keine Lösung in Sicht.

Teststiche auf Heat AwayAnne, die Hobbyschneiderin, als erfahrene Stickerin hat noch etwas in ihrem Kästchen: hitzelösliches Vlies.

Huch? Was ist das? Steif, sehr steif. Steht von alleine. Klingt schon mal gut.

Nicht mit Sprühkleber aufkleben? HEFTEN??!?? Na gut… mit der Maschine in dem Fall.

Und…?

Doch, ja! Ich probiere munter verschiedene Zierstiche, das Stoff bleibt steif, die gewünschten Löcher bilden sich! Wie geht das jetzt wieder runter?

Mit dem Bügeleisen… heiß machen.

Braun… grau… (mein schöner weißer Stoff! schluchz und dann bröselt es von dannen.

ZiersticheZurück bleibt…

… bunte Stickerei auf hellem Stoff. Mit Löchern, aber ohne Rüschen.

Und eine gezähmte Schwertnadel.

Für die mir in Zukunft bestimmt noch ein paar andere Verwendungsmöglichkeiten einfallen werden. Auf locker gewebtem Stoff vielleicht… 😉

Batistbluse: Projektplanung

Meinem steten Bemühen, Material für die Restekiste gar nicht erst entstehen zu lassen ist der große Rest des feinen, cremeweißen Batists den ich für meine Khaliah-Ali Tunika als untere Stofflage benutzt hatte natürlich ein Dorn im Auge.

Dann habe ich zu dem bereits im April fertiggestellten Hosenanzug noch immer keine Oberteile.

Und meine schon vor langer Zeit erworbenen Schwertnadeln will ich auch endlich ausprobieren.

Drei Fliegen… mal sehen, ob ich eine Klappe finde, die dafür groß genug ist. :o)

Der Stoff ist sehr fein… könnte also eine Sommerbluse geben. Da diese verziert werden soll (Schwertnadel) brauche ich einen einfachen Schnitt. Einen gut sitzenden Blusen-Basisschnitt habe ich noch nicht. Was ich in den letzten Jahren in diese Richtung genäht habe war zwar tragbar, aber nichts so “gut”, daß es Basisschnitt tauglich gewesen wäre.

Ach ja, die Ottobre Woman habe ich hier liegen, mit einem schlichten Blusenschnitt. Dann kann ich ja außerdem testen, wie es mit der Paßform bestellt ist. (Fliege Nummer 4, sehr schön!) Leider ist nicht mehr wahnsinnig viel Stoff vorhanden… also muß ich den Schnitt wohl oder übel erst mal rauskopieren und auflegen, um zu sehen, ob der Stoff reicht. Und wehe wenn dann doch nicht… uff Er reicht. Zumindest für kurze Ärmel.

Und damit der Stoff farblich an den Hosenanzug “angeglichen” wird, werde ich die Stickerei mit dem gleichen roten Stickgarn ausführen, mit dem ich auch den Hosenanzug schon abgesteppt habe. Also noch mal ein Rest weniger. Vielleicht bringe ich sogar noch was von den Resten des Jackenfutterrest unter, die haben ja die gleiche Farbe.

Die Themen der nächsten Zeit werden also die Schwertnadel und das Nähen von sehr feinen, transparenten Stoffen sein…. (Für nächstes Jahr, wenn es wieder warm wird, im Moment… schreit das Wetter eher nach Fleeceverarbeitung. Aber bei meinem Arbeitstempo… :o) )

Verstrickt & Zugenäht – Die Frage der Woche 36/2006

Nähfreundin will wissen:

Man braucht nicht immer einen Handwerker zu bestellen. Man kann sich sein Heim auch selbst ruinieren.

E.Kishon, Kishon für alle Fälle

Im übertragenen Sinne gefragt:

Hast Du schon mal ein gekauftes Kleidungsstück selbst ändern wollen – weil Du ja nähen kannst ;-)) – und es dann zu einem untragbaren Teil geändert??????

Kurz, langweilig und unkreativ: Nein.

Ich hasse ändern und von daher lass ich es, wenn irgend möglich. Lieber wegwerfen und neu kaufen.

Geändert werden die Anzujacken von meinem Mann. Aber damit das gut aussieht, müssen die Ärmel von der Schulter her geändert werden und das überlasse ich lieber jemandem, der sich damit auskennt.

Kostet eine Menge Geld.

Aber sieht hinterher gut aus.

Und ich… hasse ändern.

Geradstichfuß

Gradstichfuß BerninaDieser Nähfuß hat ein bißchen was antiquiertes. Denn lange bevor Nähmaschinen auch Zickzack nähen konnten, nähten sie über Jahrzehnte nur gerade Steppstiche.

Stellt sich natürlich die Frage, warum man heute einen Nähfuß benutzen sollte, der einen auf gerade Stiche beschränkt? Andererseits gibt es als Industriemaschinen nach wie vor reine Geradstichmaschinen… es könnte also auch Vorteile haben…?

Nun, der Geradstichfuß (im Bild wieder das Modell von Bernina) drückt durch seine schmale Öffnung den Stoff gleichmäßiger auf die Stichplatte und den Transporteur. Gerade feine Stoffe werden dadurch gleichmäßiger transportiert und es kommt weniger leicht zu unerwünscht gekräuselten Nähten (weil der Stoff praktisch direkt neben der Einstichstelle der Nadel festgehalten hat und so sauber durchstochen wird, statt ausweichen zu können.)

Optimalerweise kombiniert man diese Nähfuß mit einer Geradstichplatte, die nur ein rundes Loch als Öffnung hat, statt des gewohnten Ovals. Diese unterstützt den Stoff zusätzlich von unten und auch fludderiger Seidenchiffon kann nicht in die Stichöffnung gezogen werden. Je breiter die Stichöffnung einer Maschine im Normalfall ist (Maschinen für überbreite Zierstiche mit 6mm Breite und mehr), desto nützlicher ist die Geradstichplatte. (Das Auswechseln ist ein Handgriff und ich nutze ihn dazu, auch unter der Stichplatte mal wieder sauber zu machen… gg )

Gradstichfuß Bernina, Sohle

In der Ansicht von unten erkennt man, daß der Fuß ganz gerade ist, um eben besonders guten Kontakt zum Transporteur zu haben.

In der kurzen Rille können die genähten Stiche gut “gleiten”, ohne daß der Stoff staut.

Gefährlich ist es nur, wenn man den Geradstichfuß und die zugehörige Stichplatte drin läßt und einen Zickzack oder Zierstich einstellt. Dann gibts Nadelbruch. :o)

Über den Blogrand: Unglaubliche Informationsfülle

.. präsentiert diese Seite.

Wir erinnern uns… in den Anfangstagen des Webs, bevor es leistungsfähige Suchmaschinen gab, halfen uns Webkataloge und -verzeichnisse, uns zurecht zu finden. Linksammlungen, ausgewählt und nach Kategorien sortiert.

Und genau so etwas präsentiert Heike auf ihrer unglaublichen und gut gegliederten Seite Kostenlose Schnittmuster. Links zu ungefähr allen vorstellbaren Nähthemen sind hier zusammengetragen. Anleitungen, Schnitte, Tips und Tricks… aus dem ganzen Internet zusammengetragen und sortiert.

Und dabei ist sie noch nicht mal fertig…

Trotzdem, dieses wahre Lexikon gehört in jede Bookmarksammlung! Bei Brockhaus erscheint ja auch jedes Jahr nur ein Band.

Zusätzlich lässt sie uns durch ihre Blogeinträge auch noch an ihren eigenen kreativen Ideen teilhaben.

(Anmerkung, der Name der Site hat sich geändert, dieser Artikel wurde im August 2009 aktualisiert.)