Achtung, lesen auf eigene Gefahr!
Zur Risiken und Nebenwirkungen befragen sie bitte ihr Handarbeitsgeschäft oder ihre örtliche Hobbyschneiderin-Gruppe.
Es war einmal, vor langer Zeit, irgendwann in den 80ern, da haben wir alle gestrickt. Wie wild. Überall. Vor dem Fernseher, in der Bahn, beim Schwätzchen mit der Freundin,… Pullover um Pullover.
So auch ich.
Und irgendwann bin ich drauf gekommen, daß Nähen letztlich viel schneller geht als Stricken und das war”s dann.
Bis zu jenem verhängnisvollen Kongress der Hobbyschneiderin im Oktober des Jahres 2005. In einer beinahe unauffälligen, ruhigen Ecke auf der Galerie, hoch über dem Getümmel der Nähmaschinen, Stoffe, Kurzwaren und Hobbyschneiderinnen (und Hobbyschneider), da waren sie. Bunte, puschelige Schals, wie in sich verzwirbelte Federboen. (Federboas? Egal.) Und in deren Mitte thronte Liane, die Königin der Garne und Nadeln.
Und sie war bereit, ihr Wissen um die Herstellung dieser reizenden Dinger zu teilen.
Seither wachsen sie auch bei mir. Gemeinerweise benötigt man für einen Schal mit 1,50m Länge von jeder Farbe eineinhalb Knäuel. Was bedeutet, daß man entweder ein halbes Knäuel übrig behält… oder man kauft gleich drei und kombiniert die verbleibenden eineinhalb mit einer anderen Farbe… Das wird noch eine lange Geschichte bei mir, fürchte ich… *g*
Das schöne ist, die Schals sehen so toll aus, sind aber dabei sooo einfach. (Ich hoffe, Liane hat nichts dagegen, wenn ich das “Geheimnis” weiterverbreite… 😉 ) Zwölf Maschen von Farbe 1 anschlagen, 12 Maschen von Farbe 2 gleich hinterher. Am besten auf einer Rundnadel, dann kann man auch unterwegs gut daran arbeiten. 60cm ist die bequemste Länge (finde ich), länger oder kürzer geht aber auch. Dann die 12 Maschen in Farbe 2 rechts stricken, Faden mit Farbe 1 verkreuzen, damit hinterher ein Schal entsteht, nicht zwei, danach die 12 Maschen in Farbe 1 links stricken. (Die letzte Masche dabei nicht abstricken, sondern wie zum Linkstricken abheben, der Faden ist dabei vor der Nadel. Also keinen Knötchenrand machen, sondern den anderen. Sieht netter aus.)
Danach geht es los: zehn Maschen rechts in Farbe 1 stricken, die 11. Masche abheben, dabei einstechen, als ob es eine linke Masche werden sollte. Aber nicht stricken, sondern nur abheben. Und der Faden bleibt hinter dem Strickstück. Erst dann den Faden nach vorne nehmen und die abgehobene Nadel wieder zurück auf die linke Nadel legen. Strickstück wenden (dabei umschlingt der Faden dann die abgehobene Masche) und die zehn Maschen links stricken, bis man wieder am Rand ist. Jetzt werden acht Maschen rechts gestrickt, die neunte, wie oben beschrieben abgehoben, Faden nach vorne, Masche zurück auf die linke Nadel, wenden und die acht Maschen links stricken, zurück zum Rand. Wieder wenden, sechs Maschen rechts stricken, die siebte abheben,… wenden, sechs Maschen links zurückstricken. Dann alle zwölf Maschen in Farbe 1 rechts abstricken, dabei bei der 7., 9., und 11. die “Umschlingung” mitfassen. Also einfach die jeweilige Masche mit dem umschlingenden Fädchen zusammenstricken. Es werden dabei nicht mehr Maschen, es bleiben 12. Mit dem Faden in Farbe 2 verkreuzen, dann die 12 Maschen in Farbe 2 links stricken.
Wenden und das ganze von vorne, jetzt mit Farbe 2 beginnend.
Klingt fürchterlich kompliziert, ist aber ganz einfach. Einfach mal zwei Wollreste zur Hand nehmen und probieren.
Bei dem bunten Schal habe ich nur mit einer Farbe gestrickt (das Garn heißt “dipinto” und man braucht wegen der kurzen Lauflänge 4 bis 5 Knäuel für einen ordentlich langen Schal) und sehr dicke Nadeln genommen. Dadurch ist der Spiraleffekt nicht so ausgeprägt, es ergibt sich aber ein sehr schöner, voluminöser Effekt.
Mir gefällt auch, wie variabel man die Schals tragen kann: mit lange hängenden Enden, beide vorne oder eines vorne, eines hinten, einfach wie eine Boa um den Hals gehängt, zum schmeichelnd, schmückenden Kragen eng um den Hals gewunden (wärmt die Ohren ein bißchen mit), als locker hängender weiter Kragen, beinahe wie eine Halskette, zur Auflockerung eines strengen Hosenanzugs,… ich liebe sie einfach!
Ach ja, es ist hochansteckend. Ich habe am Wochenende meine Mutter besucht. Seither wächst bei ihr auch ein Puschelschal. *g*