Fensterfußball

Also eigentlich, so muß ich gestehen, interessiert mich Fußball nicht wirklich. Und auch diese WM hatte ich bislang mit eher lauem Interesse verfolgt. Ab und an mal im Internet nachschauen, wie die Ergebnisse sind, aber letztlich wurde ich mit mehr WM-Berichterstattung der Medien bombardiert, als ich haben wollten.

Ansonsten ging der Rummel, obwohl ich in einer WM-Stadt wohne, weitgehend an mir vorbei. Denn der Rummel und die Fans waren brav in der Innenstadt und nicht im meinem Wohngebiet.

Letzte Woche in Paris hatte ich dann aber keine Chance mehr. Unser dortiges Mini- Appartement (zu dessen Renovierung wir auch dort waren) liegt im Marais, somit in der Innenstadt und in einem Ausgehviertel. Und gleich im Nachbarhaus hatte eine Eckkneipe einen großen Plasmabildschirm, der auch von der Straße aus eingesehen werden konnte. Und bei den beiden Spielen der französischen Mannschaft auch eifrig wurde.

Fußballfans in Paris, WM 2006Wir konnten zwar vom Fenster aus weder den Kommentar der Sprecher hören noch das Bild sehen, aber die akkustische Rückmeldung des Pubikums, die Schreie, die Seufzer, die “Allez les Bleus” Gesänge, Trommelwirbel auf Mülltonnen, der Beifall und die Buhrufe ergaben doch eine deutliche Ergebnismitteilung.

Und die Siege wurden gefeiert. Nicht nur auf den Champs-Elyssee, wo man auf die Fans vorbereitet war, nein, überall. Ob hupende Autocorsi oder jubelnde Fußgänger, jeder Sieg wurde bis in den Morgen hinein gefeiert, auch die Außengastronomie, die sonst irgendwann zwischen Mitternacht und ein Uhr schließt, war länger belebt.

(Dafür hätte uns das Spiel Frankreich- Brasilien beinahe das Abendessen gekostet… unser Bäcker machte deswegen nämlich überraschend schon kurz nach 20 Uhr zu, auch der nächste Boulanger eine Ecke weiter war schon geschlossen. Ich mußte noch eine Ecke weiter, bis ich bei einem arabischen Bäcker zwar kein Baguette aber doch noch ein Pain de Campagne fand und unser Abendessen retten konnte… 😉 )

Und die offene Freude der Franzosen scheint ansteckend zu sein. So zog nach dem Sieg über Argentinien auch eine kleine Schar schwarz-rot-gold dekorierter deutscher Fans unter gut gelaunten “Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin” Gesängen durch unsere Straße.

Ich sollte mich wohl doch mal auf ein Endspiel mit deutscher Beteiligung einstellen… und mir einen guten Platz zum gucken suchen… :o)