Nachdem die Preise von Herrenunterhosen in halbwegs vernünftiger Qualität und halbwegs brauchbarem Aussehen mir die Tränen in die Augen treiben, war es nur logisch, daß ich irgendwann auch hier die Nähmaschine rattern ließ.
Das Material ist günstig (von Interlock oder Jersey aus der Restekiste bis zu Resten meiner Dessousnäherei kann je nach Geschmack alles verwendet werden) und nach nur wenig Üben geht so ein Teil auch schnell von der Hand.
Dieser kleine Bildnähkurs beschreibt, wie es geht. Ohne Overlock oder Cover, nur mit einer normalen Haushaltsnähmaschine.
Der Schnitt den ich benutze ist Jalie 2327, man kann sich natürlich auch von einer bereits vorhandenen Unterhose einen Schnitt abnehmen. Aber da war meine Faulheit vor.
Der Schnitt besteht aus einem Vorderteil, das vier mal zugeschnitten wird, zwei vorderen Seitenteilen und einem Rückenteil. (Hm… Hinterteil trifft es hier wohl auch gut. 😉 )
Die Teile werden alle laut Anleitung mit Nahtzugabe zugeschnitten, dabei die Dehnrichtung bzw. den Maschenlauf beachten. Ich habe hier ausnahmsweise quer zum Maschenlauf geschnitten, weil es ein Stoffrest war und der Stoff bi-elastisch und in beide Richtungen beinahe identisch dehnbar war.
Material ist ein Wäsche-Jersey mit “Klimafunktion”, also besonders atmungsaktiv und für Sportwäsche geeignet von Kreative Dessous. Da er eine türkisblaue und eine dunkelgrüne Seite hat, ist er zum Zeigen auch besonders gut geeignet. Für meinen Mann habe ich die dunkelgrüne Seite als rechte Seite verarbeitet.
Los geht es mit den vier Vorderteilen: da legt man je zwei rechts auf rechts aufeinander. (Vier sind es, weil der Slip vorne gedoppelt wird.) Man erhält also sozusagen zwei “Butterbrote”, nur ohne Butter dazwischen… g
Die beiden Butterbrote werden dann wieder aufeinandergelegt, es entsteht sozusagen ein dickes “Sandwich”.
Dieser Packen aus vier Stoffteilen wird entlang der Außenrundung, welche die vordere Mitte darstellt, gesteckt (für Wäschestoffe nehme ich die superfeinen Stecknadeln von Prym, die gibt es leider nur mit Stahlkopf) und dann genäht. (Diese Stecknadeln bekommt man zum Beispiel bei Ulme-Design)
Als Nadeln in der Nähmaschine habe ich die 75er “SuperStretch” von Organ (gibt es auch bei Kreative Dessous) benutzt. Als Faden einen dunkelgrünen Gütermann Faden in Stärke 100, der farblich halbewegs passte (Grün ist bei mir eine eher seltene Farbe, da sind die Vorräte begrenzt, ich hatte aber auch nicht groß Lust, 200m zu kaufen. So viel brauche ich ja nicht.) und der Unterfaden mußte es in dunkelblau tun. Dafür in meiner bevorzugten 120er Stärke, also etwas feiner und von Forbitex. Meine Maschine hat keine Probleme mit verschiedenen Fäden im Ober- und im Unterfaden, aber wenn die Maschine zickt, dann sollte man es mit dem gleichen Faden probieren. 120er ist allgemein sehr gut für Unterwäsche.
Als Nähfuß benutze ich den “offenen Stickfuß”, weil da auch elastische Stofflagen gut ohne verschieben durchlaufen. Außerdem lockere ich den Nähfußdruck und ziehe die Nadeln erst nach dem Nähen heraus. (Ja, das führt auf die Dauer zu einem etwas abgeschabten Nähfuß und Kratzern auf der Stichplatte, aber wenn man es vorsichtig macht und langsam drüber näht, geschieht es ohne Schaden an Stoff oder Nadeln. Aber ein Restrisiko bleibt immer…. Deswegen: Nachmachen auf eigene Gefahr…)
Als Stich benutze ich einen simplen Geradstich der Länge 2.4. Da die Unterhose ja durch die gebogene Naht die passende Form bekommt, muß diese Naht nicht elastisch sein. Und der Stoff selber kann nachgeben.
Der anschließende Schritt wirkt verwirrender als er es ist: Die zusammengenähten Teile werden so aufgeklappt, daß die Nahtzugaben alle innen sind und man auf beiden Seiten die rechte Stoffseite oben hat.
Wie gesagt, das klingt verwirrend und kompliziert, aber wenn man sein “Sandwich” so “aufblättert, daß man zwischen zwei rechte Stoffseiten faßt und dann aufklappt, dann liegt es automatisch richtig.
Damit die Stofflagen beim weiteren Verarbeiten brav aufeinanderliegen bleiben und sich nicht verschieben, nähe ich einmal außen herum. Ebenfalls mit Gradstich und mit etwas weniger als der vorgesehenen Nahtzugabe von 6mm, damit diese Heftnaht hinterher unter den Nähten verschwindet.
Nur die spätere Bundseite bleibt offen, auf dem Bild links.
Somit wäre das mittlere Vorderteil fertig.
Daß es nicht plan auf dem Boden liegt, sondern Falten wirft ist normal, denn diese “Beule” schafft Platz, die die Anatomie des Trägers hinterher zu schätzen wissen wird. gg
Jetzt sind die Seitenteile (des Vorderteils) an der Reihe.
Ein Seitenteil wirden rechts auf rechts auf das (mittlere) Vorderteil gelegt und gesteckt….
… und genäht.
Ich benutze dazu den “offenen Overlockstich” meiner Maschine, den viele der neueren Modelle haben. Er sieht aus wie zwei Gradstiche, dann kommt ein Zickzackstich, dann wieder zwei Gradstiche, ein Zickzackstich,… Im Prinzip ähnlich dem Maschinenblindstich, nur in die andere Richtung. Die Stichbreite ist 4, die Stichlänge 1.4.
Wer diesen Stich nicht hat, kann entweder den Blindstich nehmen, muß dabei nur darauf achten, daß die Unterhose rechts neben dem Füßchen geführt wird. Die Außenzacke des Stiches muß immer zur Schnitkante hin gehen. Oder man benutzt einen ganz normalen Zickzackstich. Auch das geht.
Ich achte darauf, daß die vorherige Heftnaht in der Mitte des Stiches läuft, so ist sie hinterher unsichtbar.
Mit dem anderen Seitenteil verfährt man genauso (Man kann man auch gleich beide Seitenteile stecken und nacheinander nähen, das geht schneller, nur zum photographieren habe ich es nacheinander gemacht.), die Nahtzugaben werden zu den Seitenteilen hin glatt gestrichen oder gebügelt (je nach Stoff und Lust) und dann sieht es von der linken Seite aus wie das Photo. (Türkisblau ist in dem Fall die linke Seite. Man könnte sie bei diesem Stoff aber auch als rechte Seite verarbeiten. So habe ich es bei den Teilen für mich gemacht…. )
Fertig ist das Vorderteil der Bux.