Nächster Schritt beim Dirndl ist der Rock. Dafür hatte ich mir einen Toile de Jouy geholt, der nun nichts mit bayerischer Tracht zu tun hat, aber mit meiner Francophilie. (Und da sich die aktuelle Form des Münchner Dirndls letztlich von der Rokoko Hofmode und den damals aufkommenden “Schäferspiele” ableitet, sind wir auch in der passenden Epoche. Und die Motive sind ja “ländlisch-idyllisch”.)
Die gezeigten Röcke in der Dirndl-Revue sind alle gestiftelt (also von Hand gezogen), was ich zum einen bei meiner Figur nicht dringend wollte, aber auch nicht bei meinem eher steifen Stoff aus der Deko-Abteilung.
Das Anleitungsheft beschreibt aber ohnehin, wie man den Rock in Falten legt, immer 10 cm pro Falte mit 5 cm Abstand. Mein Stoff ist 3 m breit und das sollte aus meiner Sicht reichen. Dass ich in der hinteren Mitte eine Kellerfalte haben wollte, war auch klar und dann wird halt in beide Richtungen weiter gefaltet, bis man vorne in der Mitte ist.
Da musste ich dann allerdings schnell einsehen, dass 3 m bei meinem Taillenumfang dann doch gar nicht so viel sind. Daraufhin habe ich neu gefaltet, so dass die Falten nur noch 9 cm Stoff bekamen, Abstand blieb gleich. Damit komme ich dann sauber über die Seitenlinie. Richtung vorderer Mitte wird dann noch eine symbolische Falte gelegt, was aber egal ist, da ist ja die Schürze drüber.
Für die vordere Mittelnaht habe ich die Nahtzugabe des Stoffes behalten, so musste ich nichts versäubern. Oben bleibt ein Stück offen, da habe ich auch nicht (wie in manchen Anleitungen vorgeschlagen) mit irgendwelchen Druckknöpfen rumgemacht. Das ist nicht nötig.
Bevor ich das Oberteil an den Rock genäht habe, habe ich erst mal die Falten etwa 7cm runter geheftet. Das ist viel Stoff, der Stoff ist schwer, das soll halten. (Auf dem Bild ist die Heftung auch noch drin, die Heftfäden kamen größtenteils erst ganz am Ende raus. Und ich habe so ziemlich das erste Mal den Heftstich meiner Nähmaschine benutzt, um erst mal zu gucken, auf welcher Höhe ich das annähe. Ich hatte dem Mieder ja etwa 1cm an der unteren Kante zugegeben.
Resultat war dann auch, dass ich die beiden Teile mit 2 cm Nahtzugaben zusammen genäht habe. Zurückgeschnitten habe ich nichts, nur mit Zickzack versäubert und nach oben gebügelt. Da hängt doch einiges an Gewicht und Stoff dran, mehr Nahtzugabe schadet an der Stelle nicht.
Der Rocksaum ist 10 cm tief, wurde dann an der oberen Kante noch mal 1cm nach innen gebügelt und von Hand angenäht. Bei meinem relativ dicken Stoff ging das gut und ist einfach schöner, als eine sichtbare Naht.
Mühsamer war die Schürze, die ebenfalls aus dem Leinen des Oberteils genäht wurde. Denn hier wollte ich originalgetreu stifteln. Normalerweise heftet man dazu einen karierten Stoff (auch Hansel) genannt unter und nutzt die Karos um die Fäden einzuziehen. Hansel hatte ich nicht, wollte auch nicht dringend 30 cm oder so bestellen und außerdem ist mein Leinen eh eher grob gewebt, ich war mir nicht so sicher, ob ich da noch mehr Volumen drunter haben wollte.
Die ursprüngliche Idee war, die paar Reihen und Spalten mit dem Patchworklineal zu markieren und dann da entlang zu Nähen.
Jetzt waren aber alle eventuell geeigneten Markiermittel grade mal wieder verschwunden bzw. stellten sich auf dem groben Leinen doch nicht als so geeignet heraus. Nun gut, ich habe ja einen Stoff mit relativ dicken Fäden, kann man ja zählen.
Markieren ist für Weicheier oder so. (Praktischerweise hatte ich einen AlterfilS35 Faden in der passenden Farbe, da musste ich mir schon mal keine Gedanken machen, was passt.)
Naja, das Zählen war dann doch arg mühsam, die Reihen waren noch ganz gut zu sehen, die Spalten nicht.
Nach drei Reihen (die jeweils mehr als eine Stunde gedauert hatten) nahm ich das Kopierrad (was ich als “zu grob) verworfen hatte) und zeichnete mit dem Patchworklineal einige Längslinien.
Da das hilfreich war, kamen dann noch ein paar mehr dazu. Die Mischung aus zählen und Hilfslinien funktionierte dann ganz gut, so dass ich die Schürzen zusammenziehen konnte.
Und die Überraschung erlebt, wie viel Stoff man beim Stifteln so reinziehen kann…. ich hätte auf meine Taillenweite mindestens doppelt so viel Stoff nehmen können. Da ich aber so viel nicht hatte, musste ich an der Stelle gar nicht überlegen, ob das Zeitbudget das noch hergeben könnte (realistisch: Nein), sondern habe weniger stark gezogen. Gut, dass meine Ziehfäden farblich so gut passen, die sieht man jetzt nämlich.
Was ich nicht aus der Dirndl-Revue sondern einem Blog hatte war der Tipp, beim Stifteln dann die Schürze nach unten wieder etwas breit zu ziehen, damit die Schürze schön fällt. Als das erledigt war, wurden die Fäden an den Seiten paarweise verknotet (mehr passiert da nicht) und der Bund angenäht.
Man kann einen Bund nähen und dann getrennt Schürzenbänder dran, ich habe einfach nur einen Bund genäht und den lang genug, um auch als Schürzenband zu dienen.
Um mich nicht mit der Frage auseinandersetzen zu müssen, wo man nach Münchner Sitte die Schleife bindet, wenn man getrennt lebend, aber noch nicht geschieden ist, habe ich mich für eine Schnalle als Verschluss für die Schürze entschieden.
Die Schnalle fand ich über Amazon (der Marktplatz von Amazon ist schon praktisch).
Und Stoff spart es auch, die eine Schleife frisst Stoff. (So wie ich auf der Hochzeit getanzt habe, bin ich mir auch nicht sicher, ob eine Schleife so gut gehalten hätte.)
Als ich dann die Schürze vor dem Säumen mal so testweise auf den Rock anzog, ob die Länge zu bestimmen, fand ich das allerdings doch alles etwas plump rot und dominant.
Abtauchen in meine eigenen Schätze ergab einige Spitzen, von denen eine von der Menge, der Breite und dem Design überzeugte.
Das Annähen erledigte ich zwar mit der Maschine, aber lustig war es trotzdem nicht. Mehr als vier Stiche waren nicht drin, bevor ich stoppen und drehen musste. Ich fragte mich da, ob von Hand nicht genauso schnell…. aber gut, ich saß schon mal an der Maschine.
Man sieht an der Kante, dass ich die Schürzensaum schon eingebügelt hatte und mich in der Plazierung der Spitze daran orientiert hatte.
Anschließend noch die Seiten zweimal einschlagen (in denen verschwinden auch die übrigen Fäden vom Stifteln), was dafür sorgt, dass die Kanten der Spitze auch sauber eingenäht sind, den Schürzensaum feststecken (auch hier die ober Kante noch mal nach innen geschlagen) und festnähen. Natürlich wieder von Hand, quer über die Spitze nähen sähe auch nicht gut aus. (Andererseits muss man sich unter der Spitze keine großen Gedanken machen, ob man die Handstiche sieht.
Danach brauchte ich dann erst mal was Einfaches zur Entspannung, bevor es an die Ausarbeitung ging.