Umschlagtasche: Schere, Stoff, Einlage

Die Schnitteile sind fertig, also bleibt mir nichts anderes übrig, als die Scheu vor der Schere (verschnitten ist verschnitten, Fehler sind an diesem Punkt unangenehm endügltig.. 😀 ) zu überwinden und zuzuschneiden. Zuerst probiere ich noch ein bißchen herum, welches Teil ich aus welchem Stoff zuschneiden werde.

Zugeschnittene TeileUnd so sieht das dann aus: Vorder, und Rückenteil aus dem Baumwoll-Leinen, Boden und Seitenteile aus dem steiferen Spinnacker. Die Klappe einmal aus Baumwoll-Leinen und einmal aus Spinnacker. Und spontan beschließe ich, daß die Tasche noch eine flache Vortasche bekommen wird. Diese schneide ich ebenfalls aus Spinnacker zu, nach dem Schnitteil des Vorderteils. Sie soll oben etwas kürzer als das Vorderteil werden, aber das kann ich ja später einfach noch abschneiden. Oder durch den oberen Saum entsprechend verändern.

Bei der Wahl der Einlage heißt es den richtigen Kompromiss zu finden. Einerseits soll die Tasche fest genug sein, um auch mal ein bißchen Gewicht tragen zu können, andererseits aber nicht ganz steif, das mag ich nicht. Außerdem soll sie sich ja auch etwas dehnen können, wenn die Einkäufe mal wieder mehr werden als geplant… 😉

Also nehme ich Schabrackeneinlage, die ist einerseits fest genug, um Halt zu geben, andererseits elastisch genug um nicht zu brechen. Die kommt aber nur auf Boden und Seitenteile. Es ist eine gute Idee, sie ohne Nahtzugabe zuzuschneiden, denn zum durchnähen ist sie weniger geeignet. Leider ist auf dieser Einlage keine Anleitung, wie lange man sie aufbügeln muß, aber * * *, trocken mit Tuch und 20 Sekunden reichte bislang immer.

Da das Baumwoll-Leinen ein recht feiner, leichter Stoff ist, werden auch Vorder. und Rückenteil verstärkt. H410 kommt mir gerade recht. Gibt Festigkeit ohne daß es zu steif wird. Außerdem habe ich da noch massenweise davon da.

Die Klappenteile und die Vortasche werden gar nicht verstärkt,

Anschließend ist Geduld angesagt: Die bebügelten Teile flach hinlegen und sehr, sehr, sehr gut auskühlen lassen. Schließlich soll sich die Vlieseline später nicht lösen.

Tasche zum Kostüm: Das Design

Ungefähr die Form und Größe der Tasche zu wissen ist natürlich erst die halbe Miete. Der nächste Schritt ist, das Design zumindest ungefähr festzulegen.

Material für TascheIch suche mir dazu erst mal zusammen, was ich an Material so habe: Da ist ein großes Reststück von meinem Kostüm. (Gerade bei größeren Größen bleiben ja immer zwischen den Teilen beim Zuschnitt recht große Stücke übrig) Auch Futterstoff ist noch da. Dann habe ich auch noch einen farblich passenden “Spinnacker” (auch vom BBG) gefunden. Dazu Ripsband in türkis (das hatte ich auf der Hose von dem Spinnacker verwendet, ein Rest Gummikordel, Stickgarn in drei türkis-Tönen, zwei Gum-tec Druckknöpfe. Unbedingt verwenden will ich den Knopf. Drei davon sind schon am Kostüm, also soll der vierte und letzte an die Tasche.

Nach einigem Drehen, Wenden, Stoffteile befummeln,… kristallisiert sich der Gedanke heraus, daß der Umschlag der Tasche asymmetrisch werden soll und mit dem Knopf geschlossen. Außerdem kann man die Gummikordel genau durch die Annähöse des Knopfes fädeln… mal sehen, was aus diesem Ansatz wird.


Entwurf der Tasche Als nächstes nehme ich mir ein Blatt Papier und einen Bleistift und kritzle damit so lange rum, bis mir die Form gefällt. Auch erste Ideen für die Dekoration des Umschlags kommen schon mit drauf. Zur Umsetzung habe ich da auch schon ein paar Gedanken, aber mit dem Muster bin ich noch nicht so glücklich. Aber das kann ich später noch ändern… (Ich glaube, ich muß erst mal noch ein paar Bilder von Entwürfen von Hector Guimard ansehen… das war auch die Inspiration für die Stickerei auf dem Kostüm, deswegen sollte die Tasche auch in die Richtung gehen.

Jetzt kann auch schon das Schnitteil für die Umschlagklappe erstellt werden. (Die anderen Teile habe ich schon.) Für Taschen nehme ich gerne Packpapier, weil ich die Schnitteile meist öfter verwende. Außerdem passiert der halbe Entwurf bei mir immer erst auf dem Papier.

Zuerst wird also ein Rechteck aufs Papier gezeichnet, mit den Maximalausmaßen des Umschlags. Die Rundungen und die genaue Form kommen dann nach Augenmaß und frei Hand. Am Schluß noch eine Nahtzugabe anzeichnen (bei Taschen nehme ich 1cm, denn es kommt noch ein Futter rein und dann sollten die NZG nicht zu breit sein) und das Schnitteil auschneiden.

Die Tasche zum Kostüm: Der Bauplan

Da ich noch jede Menge Stoff in Türkis habe und außerdem gerne Taschen nähe, wird mein Kostüm also auch noch eine passende Tasche bekommen.

Die Grundform ist schon mal klar, er soll eine Umschlagtasche mit Schulterriemen werden. Diese Form ist für mich ideal: Ich trage fast immer Lesestoff mit mir herum, möchte aber nicht, daß das Papier total zerknittert wird. Andererseits brauche ich genug Platz für spontane Einkäufe aus der “Mist, Butter muß ich auch noch kaufen und wo ich schon mal hier bin, nehme ich Milch und Käse auch noch mit”-Kategorie. Ein sicherer Platz für Geldbeutel und Schlüssel sollte drin sein und die Tasche muß sich gut öffnen lassen, damit ich auch in der Hektik der Kassenschlange meinen Krempel noch zügig finde. Somit ist die einfach Umschlagtasche eigentlich meine Lieblingsform. Zudem kann man den Umschlag variable gestalten und je nach Lust und Laune dekorieren.

Schnitteile für UmschlagtascheZuerst braucht man natürlich einen Plan, für so eine Tasche. Mein Schema sieht folgendermaßen aus:

Man braucht also ein Vorderteil und ein Rückenteil für die Tasche, die Länge ist a, die Höhe der Tasche b. Das Teil braucht man zwei Mal, logisch. Dann einen Taschenboden, der muß genauso lang wie die Tasche selber sein (also wieder a) und so breit, wie die Tasche tief sein soll, hier c genannt. Dazu zwei Seitenteile, die genauso breit sein müssen wie der Boden (c) und so hoch wie die Tasche (b).

Das Umschlagteil kann man je nach Geschmack gestalten. Es muß natürlich wieder so breit wie die Tasche sein (also a), denn sonst regnets rein ;-), aber wie weit der Umschlag über das Vorderteil der Tasche reichen soll ist Geschmackssache. Mindestens so breit wie c, sonst geht es ja nicht drüber (oder die Tasche bekommt eine andere Form…) und nicht länger als c+b, sonst ist der Überschlag länger als die Tasche. (Es sei denn, man will das so… *g*)

Und natürlich braucht die Tasche einen Schulterriemen um sie zu tragen. Da der an den Seitenteilen befestigt wird, darf er nicht breiter sein als c. Wie breit und wie lang man ihn haben will, probiert man am besten aus. Wie es halt bequem ist. Da der Träger erst zum Schluss angenäht wird, kann man das auch gut machen, nachdem die eigentliche Tasche fertig ist.

Ich nähe meine Taschen immer mindestens DinA4 groß (weil Lesestoff oft dieses Format hat und ich auch mal einen Brief zur Post nehmen will), man kann die Tasche aber natürlich auch klein nähen, etwa für Kinder oder sogar als Gürteltasche.

Meine bewährten Maße (Verwendungszweck siehe oben… 😉 ) sind:

a=36cm

b=29cm

c=8cm

Der Rest entscheidet sich dann spontan…