Dirndl-Abenteuer (Teil 4)

Nächster Schritt waren die Knopflöcher. Meine Maschine macht die ja weitgehend brav automatisch, aber an einer realen Kleidkante sind natürlich die Stoffverhältnisse bei jedem Knopfloch etwas anders.

Eine erneute Anprobe mit dem BH und dem Top ergab, dass ich die Knopflöcher in angemessenem Abstand zur Kante nähen kann und es nicht nach einem seitlich angebrachten Verschluss aussieht. Enger machen an den Seitennähte war also der richtige Weg.

Ich habe mich für die Augenknopflöcher entschieden. An der Maschine. Handgestochen wäre natürlich schöner etc… aber nicht, wenn ich die mache. Und es war nicht mehr lange bis zur Hochzeit.

Die Augenknopflöcher haben allerdings einen Nachteil. Ein normales Wäscheknopfloch fange ich an der vorderen Kante an, selbst wenn sie nicht ganz identisch in der Länge sind, sind sie an der vorderen Kante (wo es optisch am auffälligsten sind) auf einer Linie. Beim Augenknopfloch sitzt da aber das Auge. Also muss man es an der anderen Seite beginnen. Meine Maschine kann zwar das Knopfloch automatisch passend zum Knopfdurchmesser nähen, aber wie lange das dann genau ist, mit Riegel und Auge… näht man besser ein Probeknopfloch. Danach kann man die Ansatzlinie in passendem Abstand zur Kante auf das Vorderteil übertragen.

Knopflöcher

Die Praxis war dann doch etwas anders. Weil es am wenigsten sichtbar ist, fange ich immer mit dem untersten Knopfloch an. Das landete dann aber gar nicht auf der geplanten Linie. Also eine zweite Linie, etwas weiter vorne… jetzt war das Knopfloch zu weit vorne… dann wieder zurück, jetzt war es wieder zu kurz… ab Nummer vier flutschte es.

Die drei unteren musste ich wieder trennen (lästig, wenn die Garnfarbe so gut passt) und auf den zweiten Versuch liefen auch die problemlos. (Maschine schlecht? Nein, es hängt ein ganzes Kleidungsstück dran und da ist es nicht immer so einfach, das Kleidungsstück selber so zu halten/führen, dass es die Automatik nicht beeinflusst. Den um ein ganzes Kleidungsstück durchzuziehen ist der Transport nicht gemacht.)

Nicht überraschend habe ich keine typischen Trachtenknöpfe gekauft. Zum einen ist in Köln (selbst bei Plissee Becker) das Angebot an Trachtenknöpfen überschaubar, zum anderen ist mein Dirndl in den Materialien ja eh nicht zu traditionell.

Aber diese etwas organisch und alt wirkende Metallknopf gefiel mir und passt auch gut zum Stoff. (Nachdem die Schürze ungeplant helle Spitze bekommen hat, hätte ich auch hellere Knöpfe nehmen können, aber ich hatte keine, die besser aussahen und es war Wochenende und ich konnte es nicht weiter rausschieben. Und in der Gesamtheit hat es wieder gut gepasst.)

Zum Glück hatte ich auch zwei mehr gekauft, als die Dirndl-Revue vorschlug. Für große Größen und ein Teil, das auf Spannung sitzen soll ist die angegebene Knopfzahl doch etwas optimistisch… es hätte keiner weniger sein dürfen.

Danach wurde es lustig. Das Dirndlmieder soll ja knapp sitzen und die Position der Knöpfe zu bestimmen, ist da nicht so einfach. Das ging dann Knopf für Knopf. Dirndl (mit BH und Top) anziehen, kräftig zuziehen und die Position des obersten Knopfs bestimmen. Dirndl ausziehen, Knopf annähen (Alterfil S35, zufällig in der passenden Farbe vorhanden, machte den Prozess etwas schneller).

Dirndl wieder anziehen, Knopf schließen, fest ziehen, Position des zweiten Knopfs festlegen, Dirndl ausziehen, Knopf annähen.

Und so weiter, bis alle Knöpfe dran sind. *Uff*

Gegenknöpfe

Die vordere Kante hat zwar einen breiten angeschnittenen Beleg (den ich direkt an die Webkante gelegt habe, so dass ich da nichts versäubern muss, was für mich gut zu einer traditionellen Schnittform passt, denn da hat man sich ja auch unnötige Arbeit gespart und Kante von Hand umstechen ist unnötige Arbeit), aber da ich das vorne dann doch enger ziehen musste, als der Schnitt vorgesehen hat (keine Ahnung warum, ich habe nicht abgenommen), landeten die Knöpfe dann eher neben als auf dem Beleg.

Außer den drei (bis vier, am Beleg) Stofflagen habe ich außerdem keine Einlage verwendet und auf den Knöpfen ist doch einiges an Zug.

Die Lösung sind Gegenknöpfe an den Stellen mit der meisten Belastung.

Da habe ich einfach genommen, was im Fundus war und flach.

Und dann war ich tatsächlich pünktlich fertig und konnte auch alles noch sauber bügeln, bevor es einen Tag später in den Koffer ging. Ich hatte noch nie für nur zwei Nächte einen so großen Koffer, aber was will man machen, es soll ja hinterher nicht wieder zusammengeknittert sein. (Dafür passten die Sachen meines Bruders inklusive seines Anzugs dann auch noch mit rein und da wir mit dem gleichen Zug gefahren sind, hatten wir dann wenigstens nur einen großen Koffer für zwei.)

Das Endergebnis habe ich ja im ersten Beitrag schon gezeigt. Aber eine Frage bekam ich vorher oft gestellt: Welche Jacke trägst du dazu?

Trenchcoat natürlich. Passt immer. 😉

Warum “Urban Fusion Style Dirndl?”

Naja, der Mantel macht es urban. Die Tasche ist nach einem Schnitt “japanische Knotentasche” genäht. Ich glaube, die aus dem Bernina Blog. Aber da ist das Internet ja voll von.

Und auch der Rest des Stylings ist international. Und gemischt aus dem, was ich schon hatte. (Außer dem Dirndl selber habe ich wirklich nichts neu gekauft.) Das Armband eine Filigranarbeit aus Malta, eine Brosche, vermutlich aus den 1930ern aus irgendeinem Nachlass, Schuhe aus Paris und Rosen-Ohrstecker aus Köln. Modeschmuck, Bijou Brigitte, wenn ich mich recht erinnere.

Selbst die passenden Strumpfhosen hatte ich schon.

Die habe ich vor Jahren mal bei Wolford bestellt (erstens sind die gemusterten Strumpfhosen in den großen Größen immer so schnell weg, dass man zugreifen muss, zweitens waren sie sogar im Sonderangebot), sie hatten aber damals doch nicht zu dem vorgesehenen Outfit gepasst. Aber zum Dirndl… perfekt.

Ich war jedenfalls mit meinem Dirndl sehr zufrieden, sah gut aus, passte zum Anlass, war mehr “ich” als ein traditionelles Dirndl und es war sogar wirklich bequem. Auch beim Abgehen auf der Tanzfläche…

Inzwischen ist es gewaschen und gebügelt und hängt im Schrank.

Und ich werde mich nach einigem dringenden Kleinkram dann mal an das Projekt für die nächsten Hochzeit machen. Mit vollständigem Probekleid…