Batistbluse: Stegkragen

Einen Stegkragen zu nähen ist auch nicht weiter schwierig, nur etwas aufwendig, weil viele Schritte nötig sind. Leider war meine Digicam gerade nicht verfügbar, so daß ich nur beschreiben kann, wie ich bei transparenten Stoffen vorgehe. 🙁

Stütznaht am HalsausschnittWas ich immer mache: Ich nähe eine Stütznaht, gleich nachdem ich die Schulternähte geschlossen habe. Das heißt ich nähe mit Gradstich (Länge 2,5) am Halsausschnitt entlang und zwar ein bißchen neben der späteren Ansatznaht des Steges. Meine normale Nahtzugabe ist 1,5cm, die Stütznaht kommt so bei 1,2 cm.

Dadurch kann sich der Halsausschnitt schon mal nicht mehr verziehen (was gerade bei feinen Stoffen besonders leicht passiert) und man kann die Nahtzugabe auch beruhigt einschneiden, ohne befürchten zu müssen, zu tief zu schneiden. Das kann das Ansetzen des Kragens oder Steges erleichtern.

Bevor der Kragen drauf kann, müssen allerdings die vorderen Kanten gearbeitet werden. Die bekommen auf dem angeschnittenen Beleg auch wieder hautfarbene G785 Vlieseline, die das helle durchscheinen verhindert. Allerdings mag ich den Beleg nicht so “roh” hängen haben, sonderen verpasse ihm auch eine Nahtzugabe, die ich einschlage. Und die liegt dann von Außen gesehen vor der Vlieseline, bleibt also sichtbar.

Im Nachhinein… hätte wohl besser ausgesehen, den Besatz gleich in doppelter Breite zuzuschneiden und zweimal einzuschlagen. Naja. Zu spät.

Die Belege werden also einfach sauber nach links gebügelt und dann von Rechts mit rotem Stickgarn festgesteppt. Einmal an der vorderen Kante, einmal an der Besatzkante. Den Abstand wähle ich so, daß ich einfach den Geradstichfuß an der Kante entlang führe.

Einen Stegkragen zu arbeiten gibt es generell zwei Möglichkeiten: Zuerst den Steg an das Kleidungsstück nähen und dann den fertig genähten Kragen zwischenfassen.

Oder zuerst den Steg an den Kragen zu nähen und dann an das Kleidungsstück. Das ist meine bevorzugte Variante, ich kann es so einfach besser. Aber… Geschmackssache.

Allerdings muß zuerst einmal der Kragen genäht werden. Ich habe den Kragen zwei Mal aus dem Blusenstoff zugeschnitten (eigentlich drei Mal, weil ich einen Zuschnitt dazwischen verlegt hatte… ) und dann den Oberkragen wieder mit G785 in haut verstärkt. Dadurch bekommt er genug Form ohne unangemessen steif zu werden und die Nahtzugaben zeichnen sich nicht ab.

Ober- und Unterkragen werden rechts auf rechts gelegt und ganz normal genäht, ausgebügelt, Nahtzugaben zurückgeschnitten, verstürzt, noch mal gebügelt und mit rotem Stickgarn abgesteppt.

Beim Steg benutze ich für den Innensteg einen Rest des roten Futterstoffes. Das gibt noch einen Farbtupfer und Venezia-Futter trägt sich durchaus angenehm auf der Haut. Der Außensteg besteht aus dem hellen Batist und wird wieder mit G785 in haut bebügelt. (Übrigens… gut auskühlen lassen nicht vergessen. Und zwar flach liegend. Dann hält das auch.) Normalerweise verstärkt man den Innensteg, aber der ist ja nicht so durchsichtig.

Am Innensteg wird die Nahtzugabe an der Halsauschnittseite nach links gebügelt.

Dann kommt ein Sandwich: Außensteg mit der rechten Seite nach oben auf den Tisch legen. Den fertig genähte Kragen mit der (unverstärkten) Innenkragenseite drauf und zwar so, daß die Kragenansatznähte aufeinander liegen. (Logisch… ) Zuletzt den Innekragen drauf, mit der rechten Seite nach unten. die gebügelte Nahtzugabe liegt also oben sichtbar.

Das ganze stecken oder heften und einmal außerum nähen. Alle Seiten, bis auf die Seite mit der hochgebügelten Nahtzugabe. Die kommt ja hinterher an die Bluse…

Dann wieder bügeln, zurückschneiden, wenden, bügeln,…

Anschließen wird der Außenkragen rechts auf rechts an den Halsausschnitt der Bluse gesteckt (was einfacher geht, wenn man die Nahtzugabe der Bluse bis an die Stütznaht einschneidet) und festgenäht. (Bügeln, zurückschneiden,… etc. pp. ) Der Innensteg wird von Hand an die Ansatznaht genäht. Wenn man den Steg recht knappkantig absteppt kann man ihn evtl. auch so mit feststellen. Aber unsichtbar genäht sieht edler aus. Außerdem steppe ich “gradstichfußbreit” ab, das ist doch schon relativ breit.

Ach ja, mit de Absteppen des Steges beginnt am am besten in der hinteren Mitte, direkt unter dem Kragen. Dann sieht man den Ansatz der Steppnaht nicht.

Verstrickt & Zugenäht – Die Frage der Woche 41/2006

Nähfreundin will wissen:

Du hast doch bestimmt einen Stoff in deinem Schrank, der schon sehr gut “abgelagert” ist.

Warum hast Du ihn noch nicht verarbeitet? Was sollte ursprünglich daraus werden?

Nachdem ich vor ungefähr drei Jahren mal ziemlich Tabula Rasa gemacht habe, sind die wirklich gut abgelagerten Stoffe ziemlich weg.

Die ältesten sind Stoffe aus dem Nachlass meiner Schwiegergroßmutter. Da kann ich aber nicht sagen, was draus werden sollte. 😉 Bei mir sind sie erst seit etwa drei oder vier Jahren. Da habe ich alle behalten, wo mir Menge und Farbe für mich oder meinen Mann geeignet schienen. Bei sehr ähnlichen habe ich mich für einen entschieden und die anderen weggegeben. Vernäht habe ich davon auch schon zwei, einer ist ein Mantel für meinen Mann geworden, der andere ein Hosenanzug für mich.

Bei meinen eigenen… hm… da wäre ein hellblauer Baumwollstoff mit dunkelblauem Druck (Zeitungsbuchstaben und Zahlen), liegt nur 80cm breit. Der sollte mal eine Art Sommeranzug, so Hose und Top werden. Den dürfte ich schon 20 Jahre haben. So etwa. Ein Teil wurde allerdings zu einem Fußsack für einen Autokindersitz verarbeitet.

Dann wäre ein schwarzer Pannesamt, der mal Leggins werden sollte. Ähnlich alt, denke ich. aus den 80ern.

Oder eine grüne Dupionseide. Die habe ich ohne Anlass gekauft, weil sie billig war. Inzwischen habe ich aus einem Nachlass ein Brosche mit Schmucksteinen in dem gleichen Grünton… das soll auch mal was werden. Mal sehen…

(Über)Lebensregeln für Katastrophen

Über ganz liebe Bekannte ist in diesen Tagen ein familärer “GAU” (so die eigene Bezeichnung) hereingebrochen. Diesmal hat es sogar mir die Sprache verschlagen, ich konnte nichts Kluges, nicht mal was Tröstendes sagen.

Aber ich habe mal wieder über meinen eigenen Umgang mit den großen (und kleinen)Katastrophen nachgedacht.

Und hier sind meine Überlebensregeln:

1. Du bekommst nur so viel aufgeladen, wie du auch tragen kannst. (Nur wäre es manchmal schön, nicht so breite Schultern zu haben.)

2. Es gibt ein “Lebenssoll” an Katastrophen. Jede eingetretene Katastrophe ist eine weniger auf der Liste.

3. Erwarte täglich neue Katastrophen (dann treffen sie dich nicht unversehens) und freue dich über jede Stunde ohne.

Stolper…. da war ja noch ein Stöckchen

Nicht daß ich die Stöckchen nicht schon seit geraumer Zeit durch die Blogs fliege sehe… Jetzt hat es mich doch erwischt, Heike warf es, aber da ich schon mit Kongressvorbereitungen beschäftigt war, mußte es erst einmal liegen bleiben.

Bis jetzt.

Warum bloggst Du?

Aaalso… es war einmal im letzten Jahr, da tobte Tuxedo durch den Burda-Chat und quengelte alle an, die nicht schnell genug wegliefen, ob sie nicht bei den gaaanz neuen Burda-Blogs mitmachen wollten… kurz und gut, ich habe mich breitschlagen lassen.

Und hier eine Möglichkeit gefunden, ausführlich rumzusülzen.

Auch mal mit persönlicheren (Näh)sachen oder über Paris. Das Hobbyschneiderin-Forum, wo ich ja auch so einiges an Beiträgen geliefert habe, wollte ich dafür nämlich nicht unbegrenzt “missbrauchen”. 😀 Und so eine eigene Webseite macht ja viel Arbeit und so… Also… wurde es ein Blog

Warum lesen Deine Leser Deinen Blog?

Ja das wüßte ich auch mal gerne…? Fragt nicht mich, fragt die Leser. 😉

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf Deine Seite kam?

Hm, das kann ich so ganz genau nicht sagen, denn sie sind ja nach Häufigkeit sortiert.

Die meisten kamen heute jedenfalls (wie immer) direkt in den Blog, weitere 50 über die Seite von Burdamode, sei es die allgemeine Seite, sei es die Burda-Blog-Seite.

32 Leute kamen über den Link im Hobbyschneiderinstrang über die Aachen-Berichterstattung

12 mal über google zu der Frage “wie viel braucht man für 40m Baumwolle” – Tja, keine ahnung, was mit der Frage gemeint war.

Die drei Leute die nach “KVB Fahrplanänderungen” gesucht haben werden wohl hier auch nicht glücklich. 😀

Falls keine der “gehäuften” Wege der letzte zu meiner Seite war, wäre die letzte Suchanfrage “offenkantige verarbeitung nähanleitung” gewesen.

Tja, Pech… darüber steht hier nichts. 🙁

Welcher Deiner Blogeinträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?

Also eigentlich… bekommen alle mehr Aufmerksamkeit, als ich erwarten würde. Gewöhnlich zwischen 300 und 400 Leser pro Tag finde ich mehr als beträchtlich. (Was an den Tagen los ist, wenn es 500 oder gar 800 sind würde mich allerdings auch mal interessieren?)

Dein aktuelles Lieblings-Blog?

Gibt es eigentlich keines. Wenn ich Zeit habe, lese ich viele Blogs auf einmal, wenn ich keine Zeit habe, dann auch tage- oder wochenlang (fast) keines.

Einige davon stehen ja in meiner Blogroll, weil ich sie thematisch interessant finde, andere lese ich, weil ich die Blogger persönlich kenne und so auf dem Laufenden bin, was sie gerade so treiben. Und wieder andere eben, wenn ich gerade mal wieder viel Zeit habe. 😀

Okay, die Burdablogs lese ich wirklich fast jeden Tag, damit wäre wohl Bärbels Blog zumindest das am häufigsten gelesene. Aber sie schreibt ja auch viel.

Welches Blog hast du zuletzt gelesen?

Heikes, um die Fragen noch mal zu lesen.

Wie viele Feeds hast du gerade im Moment abonniert?

Keine, sonst komme ich ja vor lauter Lesen endgültig zu nichts mehr. Das würde meine Neugier sonst nicht verkrafen. gg

An welche vier Blogs wirfst du das Stöckchen weiter und warum?

Äh ja.. das wird schwierig… deutschsprachige Blogs, die es nicht schon hatten…

Fangen wir mit dem lieben Tuxedo, dem derzeit weltlustigste Zauberer an, der mir die Bloggerei eingebrockt hat. Außerdem kann er mal wieder was bloggen…

Dann Doro, weil sie meine Leidenschaft für mittelalterliche Gewänder auslebt, für die ich nie Zeit habe.

Natürlich eines an Bärbel, weil ich ihr Blog wohl wirklich am häufigsten lese. Sie hat es zwar von Heike auch schon mal liegen, aber vielleicht übersieht sie es nicht mehr, wenn es zwei Stöckchen sind. gg

Und, last but not least, an Workshopqueen Tinalein, damit ihr Blog nicht einschläft. 😉

Verstrickt & Zugenäht – Die Frage der Woche 40/2006

Nähfreundin will wissen:

Was würdest Du gerne mal nähen? Warum hast Du es bisher noch nicht getan?

Hm. Also daß meine Ideen schneller kommen, als ich sie umsetzen kann war schon immer mein Problem. Von daher gibt es ganz viele Sachen, die ich gerne mal genäht hätte, die aber von anderen Projekten überholt wurden. (Das war beim Stricken ja früher nicht anders. Ich hatte ja mal gedacht, mit Nähen käme ich besser nach, weil es schneller geht… 😀 )

Was ich seit einiger Zeit gerne mal machen würde sind historische Kostüme, möglichst original vom Schnitt her.

Aber da ich mit meiner Alltagsgarderobe bislang immer gut beschäftigt war (“Kaufen” scheidet aus Paßformgründen in der Regel aus), mußte das bisher immer warten.

Mal sehen, ob ich es zumindest irgendwann “gewandet” nach Provins schaffe…

Batistbluse: Französische Naht

Bei transparenten und möglicherweise noch stark fransenden Stoffen stellt sich ja immer die Frage, wie man die Nähte versäubert bekommt. Eine breite Nahtzugabe schimmert unschön durch, schmale Nahtzugaben mit Zickzack abzunähen ist schwierig und ein Overlock hat nicht jeder.

Französische NahtDabei gibt es eine saubere Technik, die nur mit geraden Nähten auskommt, die Französische Naht. (Die die Franzosen “couture anglaise”, also “Englische Naht” nennen. 😉 ) Eigentlich einfach zu nähen, ist sie eine perfekte und schmale Versäuberung für dünne Stoffe. Ich nehme sie auch gerne für Pyjamas aus feiner Baumwolle oder für Seidenblusen. Im ersteren Fall mit 7 mm etwas breiter, sonst 4-5mm breit und für transparente Stoffe geht es bis zu 3mm schmal. Da kann dann auch keine Overlock mehr mit.

Einzige Einschränkung: Sie funktioniert an geraden (oder halbwegs geraden) Kanten, für runde Nähte muß man sich was anderes einfallen lassen. Aber für die Schulternähte der Bluse und auch die leicht geschwungenen Seitennähte ist die Technik perfekt.

Zuerst kommen die Schulternähte: Ich lege die Schnitteile links auf links aufeinander und nähe sie zusammen.

Jetzt sind die Nahtzugaben auf der rechten Seite. Irritierend, aber richtig.

Ich habe 1,5cm Nahtzugabe vorgesehen, nähe jetzt aber nicht auf meiner Nahtlinie, sondern 3-4mm näher an der Schnittkante. Also auf der Nahtzugabe.

Naht zurückschneidenDiese Naht wird zuerst von beiden Seiten flach gebügelt, danach die Nahtzugabe auseinandergebügelt. Anschließend die Nahtzugaben wieder zusammen zu einer Seite bügeln.

Klingt total nutzlos, aber dadurch legt sich der Stoff hinterher sauberer. Glaubt es mir einfach. 😀

Danach wird die Nahtzugabe ganz schmal zurückgeschnitten, auf einen Milimeter oder so.

Französische NahtJetzt endlich kommen die Schulternähte in die gewohnte “Nähstellung”: Vorderteile und Rückenteil werden rechts auf rechts gelegt und ich nähe eine etwa 4mm breite Naht. Die ist jetzt genau da, wo meine Nahtlinie sonst gewesen wäre.

Und die zurückgeschnittene Nahtzugabe ist vollständig eingeschlossen, die Nähte sehen nicht nur von außen schön aus, sondern sind auch von innen sauber wie es kein Versäuberungsstich und auch keine Overlock kann.

Auch diese Naht wird wieder plattgebügelt und dann ins Rückenteil gebügelt.

Wollte man eine Naht betonen, könnte man sie sogar ähnlich einer Kappnaht von rechts absteppen.

Das will ich aber nicht.

Dafür nähe ich die Seitennähte mit der gleichen Technik, bevor es der Bluse an den Kragen geht.