Die “fait main pas à pas” ist in gewisser Weise eine Wiederentdeckung für mich. Ich hatte sie mir vor mehr als zehn Jahren in Paris mal gekauft, fand sie damals aber zu “bastelig”. Allerlei Anleitungen für alles mögliche, Schnitte (und noch dazu für Kleidung) aber nur vereinzelt, diese sehr einfach, langweilig und nur in kleinen Größen.
Jetzt las ich aber bei La Bobine immer wieder etwas über Schnitte aus der fait main und so habe ich im Urlaub in den Pyrenäen dann mal zugegriffen.
Und bin angenehm überrascht. Der Fokus liegt inzwischen klar auf Kleidung, die Größen gehen bis in den Plus-Bereich (und nicht nur nach französischen Nummern, sondern auch nach deutschen Größen) und es sind etliche Schnitte und ein Schnittbogen dabei. So was führt bei mir ja zu intensivem Studium des Impressums… und der Feststellung, daß die Zeitschrift inzwischen zum Burda-Konzern gehört. 🙂 Was dann so einiges erklärt.
Da in Frankreich im September ja mit dem “Rentrée” nicht nur der Schuljahresbeginn gemeint ist, sondern generell der Ernst des Lebens nach den Ferien wieder beginnt, schreibt sich das Heft dieses auch als Thema auf die Fahnen. Äh… den Titel.
Los geht es allerdings mit einigen Buchvorstelllungen zu verschiedenen… na nennen wir es “Frauenthemen”. Die meisten haben mit Handarbeit zu tun, eines mit Frisuren und eines mit Schwangerschaft.
Anschließend eine bunten Seite Produktvorstellungen, von Wein über Mayonaise, eine Handtasche, Becher, Waschmittel für Babykleidung. Putzig, irgendwie. Danach das Gleiche für Beauty-Produkte. Durchaus mit alltagstauglichen Preisen und nicht sonderlich elegant präsentiert.
Dafür finde ich gleich in den ersten Modevorschlägen, die sich natürlichen Farben und Materialien (Leinen, Baumwolle) widmet ein Lieblingsstück, Kleid “A”. (Ja Buchstaben, keine Nummern.) Vielleicht nicht für meinen Po gemacht und zumindest den Pariser September habe ich dabei auch nicht so ganz im Blick, aber Frankreich ist ja ein Land des Südens, da wird es schon in weiten Landesteilen auch im Spätsommer noch warm genug dafür sein. Der Rest von uns, kann ja auf den nächsten Sommer warten. 🙂
Ganz anderes im Anschluss, hier wird dann gestrickt, ein Mädchenkleid mit einem”Saumabschluss” aus einer Art “Schlaufenpelz”. Größen von 2 – 10 Jahren.
Dem Namen “pas à pas”, also Schritt für Schritt bleibt man mit dem nächsten Modell treu. Eine Schlupfjacke mit großer Känguruh Tasche auf dem Bauch. Zur Tasche gibt es dann einen Photoanleitung.
Der Army Stil wird sehr feminin umgesetzt. Mit einem schwingenden Lederrock, einer Crincle Bluse, Sarouel-Hose aus Jersey… und einer Blusenweste die noch am ehesten militärisch aussieht. Trotzdem enthalten die einzelnen Teile sehr wohl Details, wie wir sie von Uniformen kennen. Faszinierend.
Ein ausführlicher Artikel von einer Seite (Text, nur ein kleines Bild) widmet sich einer Veranstaltung namens “Creativa” die im September in Rouen stattfinden wird. Solche Artikel würde ich mir in der deutschen Burda übrigens auch öfter wünschen….
Da es die Ausgabe zum “Rentrée” ist, darf natürlich auch eine Seite Product Placement, äh Produktvorstellungen zum Thema Schule nicht fehlen. Vom Schreibtisch über die Schultasche bis zum Kleber ein bunter Strauß an Sachen, die Kinderherzen mehr oder weniger höher schlagen lassen.
Bevor es einen aber zu sehr langweilen kann, gibt es wieder Klamotten. Das Kleid vom Titel wirkt im Heft deutlich interessanter. Zwar ist der Schnitt einfach, aber die Photos aus unterschiedlichen Perspektiven lassen ahnen, daß es getragen mehr Facetten zeigen kann. Außerdem geht der Schnitt von XS bis Plus XL, was in dem Fall Größe 54/56 entspricht.
Und weil wir gerade dabei sind, geht es mit den Blusschnitten weiter, Größe 46 – 56 sind im Angebot, ein Rock aus Lederimitat, ein Shirt mit Schößchen (zweifelsohne aktueller Modetrend) und eine ärmellose Bluse mit seitlichen Zipfeln. Sowie ein Model, daß ganz sicher mehr als Größe 38 hat.
Gestrickt darf danach auch bis Größe 50/52 werden, allerdings ist Nadelstärke 8 für mich dann doch nicht das, was ich für einen Pulli bevorzuge.
Dezent bunt, sprich Druckstoffe in nicht schreiender Farbe, dafür munter gemixt kleiden Mädchen zwischen einem und vier Jahren. Süß, die Modelle. Aber bei so kleinen Mädchen braucht es dazu ja nicht viel. 😉
Auch der Schnittanpassung widmet man eine Seite, wie man eine Hose länger und weiter macht. Keine Offenbarung für mich, aber schön gezeigt, wie eine Hose eben auch im Schritt länger wird und man die Verlängerung besser auf die Proportionen abstimmen kann, als nur einfach den Saum zu verlängern.
Überraschend gut gefällt mir dann auch das Häkeltop im 20er Jahre Stil. Von Größe 34/36 bis 50/52, ich fürchte allerdings, die gerade Form steht mir nicht so.
Dann wieder Werbung, äh Veranstaltungshinweise. Hochzeitsmesse in Paris und die bekannte Patchworkveranstaltung in Ste-Marie-aux-Mines. Beides übrigens auch wieder mit viel klein gedrucktem Text… da ist dann doch Info drin, nicht nur Werbung.
Die Anleitungen und der Schnittmusterbogen befinden sich dann in gewohnter Weise in der Mitte.
In Toulouse wird dann noch eine Veranstaltung vorgestellt, “Tendances Créatives”. Auch hier wieder eine Seite Text, die einem eine gute Vorstellung verschafft, ob einen das interessiert oder nicht. Auch wenn ich im Oktober nicht in Toulouse sein werde (was grundsätzlich schade ist, weil es eine sehr schöne Stadt ist), solche Infos hätte ich auch für Deutschland gerne mehr.
Weiter geht es dann mit eher dekorativem Nähen. Ganz süß das bunte Hundekissen mit den Taschen für die “Welpen”! Die allgegenwärtigen Eulen sind in Frankreich ebenfalls angekommen, als Shopper Tasche oder als Handyhülle. Als große Tasche hat es fast was, auch wenn das Sujet inzwischen doch etwas ausgetreten ist.
Unter dem Stichwort Mode werden dann einige Kaufsachen vorgestellt, vor allem Jacken. Keine Laufstegmodelle, sonder eben relativ “normale” Kaufmode. Da könnte ich jetzt ohne, aber gut. Ist halt doch auch eine Frauenzeitschrift.
Auch das lockere Kleid mit Vokuhila Saum gefällt mir. Sehr relaxed. Obgleich ich das wieder eher den heißen Tagen als dem Herbst zuordnen würde. Gleich danach ein Modell in Plus Größe und ein ponchoartig geschnittenes Shirt, das ebenfalls bis Größe Plus XL zu nähen ist. Daß die Plus-Größe eher thematisch mit eingemischt ist gefällt mir auch gut. Mode ist schließlich Mode, oder?
Für 6-12 jährige gibt es dann einen Blouson in College Stil, wo die Bündchenlösung noch mal als Bildernähkurs gezeigt wird. Für Mädels gibt es das Modell dann mit Sternchen, ergänzt durch einen Rock und ein Jerseykleid.
Ein witziger Einfall ist für mich dieses Schlampermäppchen in Hai-form. 😀 Nicht extrem platzsparend im Ranzen, aber ein Hingucker. (Und wer es sanfter mag… es gibt auch eine Katze.)
Anschließend wieder gestrickt, ein Mädchenkleid mit Pailetten für 4 – 10 jährige. Da weiß ich nicht so recht….
Zum Abschluss wird sehr ausführlich eine portugiesische Porzellanfirma vorgestellt. Text, Bilder, Information,… Auch wenn Porzellan nicht mein Hauptinteresse ist…. doch, gerne gelesen und geguckt. Was es in Europa doch sonst noch alles gibt.
Die “Fait Main” ist eine nette Mischung aus Nähen und Stricken, die Schnitte sind nicht extrem kompliziert oder ausgefeilt, aber alltagstauglich und mit dem einen oder anderen netten Detail. Nach dem Heft werde ich künftig öfter Ausschau halten…
(Die Bilder sind als Zitate zu verstehen, die Rechte liegen selbstverständlich beim Verlag.)