Gedacht oder verkauft wird der Schnitt als formendes Miederhöschen. Mein Ansinnen war allerdings, einen Schnitt für ein “Bein-reib-Schutz-Höschen” zu bekommen. (Alle mit runderen Schenkeln wissen, wieso man so was unter Röcken braucht, die anderen können sich freuen, daß sie es nicht brauchen. 😉 )
Gekauft habe ich zwei die so halbwegs passen, ich hatte aber keine Ahnung, wie ich so einen Schnitt mit nach hinten verlegter Beinnaht selber erstellen könnte. Und von einem mäßig passenden Höschen aus hyperelastischem Stoff den Schnitt abnehmen ist bestenfalls der Beginn einer langen Versuchreihe.
Da kam mir dieser Schnitt von Marinique Langere gerade recht. Da bei Kreative Dessous andere Schnitte des Herstellers im Angebot sind, konnte Ela diesen auf meinen Wunsch hin bei ihrer nächsten Bestellung in Südafrika mitbestellen. Das dauerte einige Wochen und der Schnitt kostete mich etwa 17 EUR. (Was ungefähr dem Preis eines derartigen Höschens mit mäßiger Paßform und in billiger Ausführung entspricht.)
Nach dem Auspacken der Tüte fühlte ich mich erst mal sehr an einen Baukasten erinnert. Die Schnitteile sind auf DinA3 (oder so) Bögen photokopiert (Deckblatt und Anleitung sind ähnlich schmucklos und “handgemacht” ) und müssen erst mal zusammengeklebt werden. Fünf Blätter mit diversen Klebmarken ergeben dann ein Beinteil. Es geht beim fünften Papierblatt auch fast auf… Ich habe dann die nicht-treffenden Linien nach Gefühl angeglichen und mich damit getröstet, daß es bei elastischen Stoffen meist nicht so exakt drauf ankommt. Zwickel und das Verstärkungsteil für den Bauch müssen dann nicht geklebt werden, sie passen auf einen Bogen. Ich habe mir alle Teile auf dicke Malerfolie aus dem Baumarkt kopiert.
Der Schnitt enthält alle Größen von XS bis “SuperLarge” was wohl 4XL enspricht. Die Größentabelle umfasst also die Hüftweiten von 82cm bis 142cm. Laut Tabelle wäre meine Größe 2XL gewesen. Da das Höschen aber schon auch gerne etwas “einhalten” darf und nach Vergleich mit meinen vorhandenen Höschen habe ich mich aber für XL entschieden. Als Stoff hatte ich “Wäsche Jersey Active”, auch von Kreative Dessous, der annähernd so dehnbar ist wie das Material der gekauften Höschen.
Die Anleitung besteht aus drei kopierten DinA4 Blättern: eine englische Anleitung, eine niederländische/afrikaans Anleitung und ein Blatt mit Zeichnungen. Hinweise zur nötigen Dehnbarkeit des Stoffes, Stoffmenge oder gar einen Zuschneideplan sucht man vergebens. 6mm Nahtzugabe sind im Schnitt enthalten.
Allerdings ist der Schnitt mit seinen drei Teilen (das Höschen selber im Stoffbruch geschnitten, der Zwickel und der Bauchverstärkung) übersichtlich. Als Bauchverstärkung ist ein Stück unelastischer Spitze vorgesehen, das aufgenäht wird. Ich habe stattdessen ein Stück des Stoffes quer zur Hauptdehnrichtung zugeschnitten und statt außen innen aufgenäht. Das stützt zumindest etwas und macht die atmungsaktiven Eigenschaften des Stoffes nicht zunichte. Den Zwickel habe ich statt doppelt nur einfach zugeschnitten, eben wegen des ohnehin hautfreundlichen Materials.
Die Anleitung ist eigentlich klar (drei Nähte), beim Einsetzen des Zwickels wäre es eventuell schön gewesen, ein oder zwei Paßzeichen zu bekommen. Ich habe Erfahrung mit Wäschestoffen und fand es daher nicht so schwierig, aber für Anfängerinnen im Wäschenähen mag es etwas schwieriger sein. Andererseits verzeiht elastischer Stoff ja viel.
Bei den Nähten wird empfohlen sie entweder mit einer Overlock zu nähen (die ich nicht habe) oder mit Geradstich und dann die Nahtzugabe zu einer Seite zu legen und mit dem Bogenstich/ genähten Zickzackstich drüber zu nähen. Ich habe den Overlockstich meiner Maschine genommen, weil mir der beim Wäschenähen bislang immer gute Dienste geleistet hat.
Danach konnte ich meinen neuen Nahttrenner ausprobieren, weil die Beinnähte kratzten… macht man es aber wie vorgeschlagen sind sie bequem.
Wie empfohlen habe ich das Höschen anprobiert, bevor ich die Beine gesäumt und den Taillengummi angenäht habe. Das war gut, denn die Beine sind viel länger als auf der Zeichnung (haben so Radlerhosenlänge, eine Handbreit über der Kniescheibe) und die Taille war, obwohl ich eine eher hohe Taille habe, zu hoch. Ich habe oben 5cm abgeschnitten und meinen Folienschnitt auch in der Mitte des Höschenteils um 3cm gekürzt. (Das lässt Spielraum für breitere Gummis oder etwas weniger längselastische Stoffe.)
Die Beine habe ich nicht, wie angegeben, mit der Zwillingsnadel gesäumt, sondern ich habe wieder den Bogenstich verwendet, weil ich den elastischer finde. Auch den Taillengummi habe ich nicht nur 3cm kürzer als das Bundmaß der Hose genommen, wie die Anleitung angibt, sondern 20 Prozent kürzer, wie ich das sonst auch mache.
Die Paßform ist noch nicht perfekt, aber deutlich besser als bei meinen gekauften. Beim Anziehen muß man sie ähnlich sorgsam in Position ziehen wie eine Feinstrumpfhose, dann ist sie bequem. An den Oberschenkeln könnte ich eventuell beim nächsten Modell einen Zentimeter zugeben, aber so lange der Stoff elastisch genug ist, ist eine Größe kleiner eine gute Wahl gewesen. Und der Zwickel ist nicht so riesig wie bei den gekauften…
Ich werde bestimmt noch mehr Höschen nach diesem Schnitt nähen, zumal ich ihn je jetzt passend verändert habe.