The English version of this pattern review is on pattern review.
Nachdem ich alle Ausgaben von “Meine Nähmode” gekauft habe, kam ich jetzt endlich mal dazu, auch eine zu verwenden.
Als die Herbstausgabe rauskam, war ich ja schon vom “Statement Dress” begeistert und zwar besonders wegen des Kragens. Und da ich vor Weihnachten noch einige Tage Zeit hatte und einen wunderschönen schwarzen Wollinterlock im Schrank (von einem Laden, den es leider nicht mehr gibt *schnirfz*) War das doch die Gelegenheit, ein wenig Vorratsabbau zu betreiben. Und gleichzeitig für die weihnachtlichen und sonstigen Festtage ein bequemes Kleid zu bekommen.
Der Blick auf das Modell versprach ein einfaches und schnelles Werk, die praktische Erfahrung mit der Anleitung war hingegen durchwachsen.
So heißt es in den “Allgemeinen Anweisungen”: “Beachten sie die Tabelle MEHRGRÖSSENSCHNITTE.” Nur wo mag die sein? Ich habe keine gefunden. Das von mir gewählte Kleid kommt nämlich in Doppelgrößen. Ob das mit “Mehrgrößenschnitten” gemeint ist? Ich meine… alle Schnitte sind in mehreren Größen, das würde ja dann für alle gelten und da würde es keinen Sinn machen, das extra zu erwähnen. Jedenfalls habe ich mich nach einem Blick auf die Maßtabelle für Gr. 46/48 entschieden.
Das Auskopieren des Schnittes war keine Freude. Ich habe schon viel gesehen, aber dieser Schnittmusterbogen ist wirklich einer der schlechtesten. Teilweise laufen die Linien so aufeinander zu, daß sie sich gegenseitig überdecken. Und die oft sind die unterschiedlichen Linien ohnehin schlecht zu unterscheiden. Paßzeichen zu finden ist auch für das geübte Auge ein Glücksspiel mit ungewissem Ausgang. Die technischen Zeichnungen der Schnitteile zeigen keine an, so daß man auch nicht weiß, wonach man suchen muß, Manche davon kann man dann in der Anleitung erahnen, aber dann ist es zu spät. Ich habe definitiv nicht alle gefunden. Dafür sind andere sinnlos. Etwa hinten am Ausschnitt, neben der Mitte. Denn der Ausschnittstreifen ist ein vermaßtes Teil, das hat gar keine Paßzeichen. In der Anleitung sind aber welche abgebildet. Beim Originalschnitt von Simplicity war das vermutlich auch ein Schnitteil und Paßzeichen kann man bei Ausschneide-Schnitten auch kaum übersehen. Die “Übersetzung” der Anleitungen ins Heft wurde wirklich eher schlampig und lustlos gemacht. Wie auch die Anordnung der Schnitteile auf den Schnittbogen. Da gab es ganz offensichtlich keine Qualitätskontrolle. Zum Glück ist der Schnitt einfach, so daß man auch ohne Paßzeichen und mit Raten weitgehend ans Ziel kommt. Der günstige Preis des Heftes ist wirklich die einzige Entschuldigung dafür. 🙁
Änderungen habe ich am Schnitt folgende gemacht: Im Vorderteil habe ich eine kleine FBA eingefügt und mich für Abnäher entschieden. Allerdings kurze Abnäher, die weit vor der Bruststpitze enden. Das war mein Kompromiss aus gewünschter Mehrweite, ohne den Look des Kleides zu stören. Sprich die Paßform an der Brust wird nicht so perfekt, wie mit einem längeren Abnäher. Dafür ist der Abnäher von vorne nicht zu sehen. Ab der Hüfte nach unten habe ich an jeder der vier Kanten 2cm zugegeben, um die Differenz zwischen meiner Hüftweite und der der Tabelle auszugleichen. Außerdem habe ich Vorder- und Rückenteil um 4cm verlängert (kniefrei wollte ich nun nicht) und oberhalb der vermuteten Taille (Taillenlinie war nicht eingezeichnet) 1,5cm gekürzt. (Eine Standardänderung bei mir.)
Beim Nähen habe ich mich im Großen und Ganzen an die Anleitung gehalten, Schwierigkeiten bot der Schnitt da auch keine. Die Schultern habe ich auf einer Seite vor dem nähen auf einen Streifen Futterstoff geheftet und sie dabei noch um 1cm eingehalten. Ich hatte vergessen, das aus dem Schnitt rauszufalten. Ich habe alle Nähte mit Gradstich genäht, habe aber die Längsnähte der Ärmel und die Seitennähte des Kleides mit Alterfil Elastic genäht. Die Säume (Kleid und Ärmel) habe ich von Hand angehext. Dehnt am besten und ist unsichtbar.
Was nicht funktioniert hat wie in der Anleitung war der Halsausschnitt. Den Besatzstreifen habe ich 59cm lang zugeschnitten, allerdings mußte ich ihn beim Annähen an das Kleid nicht dehnen. Da war nichts zum Dehnen. Demensprechend stand er auch ab. Daraufhin habe ich ihn um 6cm gekürzt und außerdem auf die später innen liegende Seite kurz vor dem Umbruch ein dünnes und weiches Gummiband aufgenäht. Jetzt legt er sich gut. Beim Kragen kann man m.E. entweder die Falten so einlegen, wie es auf dem Schnitt aufgezeichnet ist oder so bügeln, wie es in der Anleitung steht…Die Ärmel waren um sieben Zentimeter zu lang, das war mir nun auch noch nie passiert. Aber Abschneiden geht ja immer. Der Rest der Anleitung war dann okay. Abgesehen davon, daß man sie eh nicht wirklich braucht.
Mit dem Ergebnis bin ich aber trotzdem zufrieden. Das Kleid fällt lässig und figurumspielend, hat durch den Wasserfallkragen aber einen Hingucker. Der Festtagsbraten paßt auch rein. 😉
Der Kragen scheint mir an mir deutlich länger zu sein, als auf dem Bild. Mein Stoff ist vergleichsweise schwer, allerdings auch nicht irgendwie lappig, sondern eher fest. Und der Schnitt ist für Jersey gedacht. Aber gut, daß kann man nie sicher vorhersagen.
Besonders gut gefällt mir, daß der Kragen abnehmbar ist. So hänge ich ihn außen an die Küchentür, binde innen die Schürze um und wenn ich rausgehe kommt die Schürze wieder an den Haken und der Kragen um den Hals… das perfekte Kleid für Gastgeberinnen.
Falls ich den Schnitt noch mal verwenden sollte, würde ich die Schulter noch etwas stärker einkürzen. Die hängt noch ein wenig. Aber sonst ein passendes Kleid für viele Gelegenheiten, das auch gut in den Koffer paßt. (Bei mir ja immer ein Kriterium.) Weihnachten hatte ich es ohne Unterkleid an, es ist auch nicht hochgewandert, aber ein Unterkleid aus Futterstoff kommt trotzdem noch dazu. Wollte ich eh schon lange mal machen… (Und Sylvester war es dann auch fertig und ich konnte das Kleid mit Unterkleid tragen.)