Täschen-Tutorial, Teil 3

Und weil wir eh schon so schön beim Schneiden sind, machen wir an der unteren Ecke, also da, wo der Stoffbruch ist, gleich weiter.

Damit sich der Stoff hinterher hier nicht so knubbelt, schneide ich eine Ecke ab. Dabei natürlich die Steppnaht, die die Seitennähte hält, nicht verletzen.

(Am Futterbeutel mache ich das gleiche.)

Jetzt habe ich schon zwei Taschenbeutel, einen aus Futter, einen aus dem Oberstoff. Beide liegen immer noch mit der linken Seite nach außen.

Saum

Jetzt wird die obere Kante 1,5cm nach links (also nach außen) umgeschlagen und festgesteckt. (Falls jemand die Bilder zu klein findet… man kann drauf klicken und bekommt eine größere Version angezeigt.)

Anschließend eventuell bügeln, die Rosenseide nicht zu fest, damit sie nicht plattgedrückt wird.

Wer sich hier nicht mit pieksigen Nadeln rumschlagen möchte kann auch heften oder kleben. Ich habe mich gegen Kleben entschieden, weil ich erst mal nicht vor habe, die Tasche auch zu waschen.

Und zum Heften war ich zu faul… *g* Also bleiben die Nadeln drin und ich arbeite vorsichtig…

Futter in Tasche stecken Als nächster Schritt wird die Seidentasche gewendet, so daß die “schöne” Seite mit der Borte wieder außen ist.

Und der Futterbeutel wird in den Seidenbeutel hineingeschoben.

Anschließend wird es richtig fisselig. Oben soll die Tasche nämlich einen Reißverschluss bekommen, damit nichts herausfallen kann. (Und der Inhalt auch etwas besser gegen Taschendiebe geschützt ist.)
Reißverschluss einstecken

Ob es da einen “Königsweg” gibt, weiß ich nicht. Vielleicht hätte ich ihn besser vor dem Schließen der Seitennähte eingenäht, aber dann wäre das wieder fisselig geworden. Tja…

Weil ich ihn gerade da habe, benutze ich einen normalen schwarzen Hosenreißverschluß.

Den stecke ich zuerst nur am Oberstoff fest, und zwar so, daß die Zähnchen frei bleiben.

Der Reißverschluß wird am Ende quasi den “oben drauf” liegen und die Tasche abschließen.

Reißverschluss Das letzte Bild zeigt den eingesteckten Reißverschluss. am hinteren, geschlossenen Ende des Reißverschlusses muß man den bereich der Zähnchen lose lassen. Was auf dem Bild als “Schwänzchen” übersteht, wird einfach in die Tasche hineingeschoben.

Links und rechts muß dann genug Stoff “frei” stehen, daß man den Reißverschluss hineinbekommt.

Täschchen-Tutorial, Teil 2

( Falls es jemand noch nicht bemerkt hat, das wird mal wieder eine ausführliche und anfängerfreundliche Anleitung. Ich weiß, daß man sich als Anfänger oft an teuere und gute Stoffe nicht hintraut… aber gute Stoffe machen auch leichter gute Ergebnisse. Und so ein kleines Projekt kann jede(r) bewältigen, versprochen! Und die erfahrenen Näherinnen können für ein paar Tage weggucken. 😉 )

Borte knappkantig aufsteppen So von alleine hält die Borte natürlich nicht, der Klebstift ist auch nicht dauerhaft, also wird sie angenäht.

Hilfreich ist beim Umgang mit so feinen Stoffen natürlich die richtige “Hardware”: Ich benutze ganz feine Nadeln, 60er von Organ (Auf keinen Fall den automatischen Einfädler benutzen! Das Öhr ist so fein, daß da der “Fädelhaken” nicht durchpasst und sich daher mindestens verbiegt.), ganz feines Nähgarn, hier das gute Alterfil in Stärke 150, das ich von meiner üblichen Quelle in Aachen habe.

Um exakt auf der Kante zu steppen benutzen viele gerne einen Fuß mit Kantenführung. Ich habe festgestellt, daß ich es am besten kann, wenn ich genau sehe, wo die Nadel hinsticht. Deswegen kommt der offene Stickfuß zum Einsatz.

Die Stichlänge stelle ich auf 3, die Naht muß ja keiner Belastung standhalten und wenn die Stiche länger sind, ist die Gefahr, daß sich etwas verzieht geringer.

Und dann im Zweifelfall einfach gaaanz langsam nähen….

Versäubern am Nahtanfang und Nahtende ist übrigens nicht nötig, weil die Seiten zusammengenäht werden und das Nahtende dadurch gesichert.

überstehende Enden abschneiden

Der nächste Schritt ist dann ganz einfach: die überstehenden Enden der Borte bündig mit dem Taschenstoff abschneiden.

(Ich habe die Borte einfach gerade abgeschnitten, bevor ich sie aufgenäht habe. Das erzeugt zwar ein kleines bißchen Verlust, aber wie man sieht ist das nicht mal ein Zentimeter. Hätte ich die Borte gleich versucht schräg zu schneiden, hätte der Winkel nie ganz exakt zum Stoff gepaßt. Zusätzlich kann ich durch die überstehende Borte die Stiche ganze sauber bis zum Rand führen, weil ich ja auf der Borte anfangen und aufhören kann zu nähen. Und gerade bei Maschinen die vielleicht gelegentlich etwas “zickig” sind, wenn es um den Stofftransport geht, kann das die Rettung bringen. Meine transportiert den Stoff prima, aber es gibt keinen Grund, sich das Leben schwerer zu machen als nötig. 😉 )

Ach ja, wer mit dem Rollschneider begradigt, sollte natürlich die Schneidematte unterlegen, nicht den Bügeltisch… *gg*

Seitennähte stecken Jetzt werden das Futter und der auf der Rückseite mit Organza beklebte Oberstoff der Länge nach gefaltet (also da, wo beim Zuschnitt auch der Stoffbruch war), mit der rechten Seite nach innen.

Beim Futterstoff ist das ja relativ egal (zumindest bei meinem Venezia), beim Oberstoff sieht man deutlich, daß der schwarze Organza jetzt außen liegt.

Dann die Längskante, also die Seitennähte stecken und nähen.

Wie man sieht, habe ich zum Stecken Stahlkopfnadeln genommen. Allerdings nicht irgendwelche, sondern es gibt extra feine von Prym. Sie rentieren sich eigentlich ab dem ersten Mal, wenn man feine Stoffe näht, weil sie die Gefahr, daß sichtbare Löcher im Gewebe bleiben doch deutlich reduzieren. Ich hebe meine getrennt von den anderen Stecknadeln auf, dadurch bleiben sie auch lange “gut”, also schön spitz und nutzen sich nicht so schnell ab.

So feine Stoffe zu stecken und dann über die quer gesteckten Nadeln zu nähen ist allerdings immer ein Risiko. Einmal kann die Nadel brechen, auch die Stecknadel kann kaputt gehen, wenn die Nähnadel genau drauf trifft. Und der Transporteur funktioniert natürlich auch nicht ganz so gut. Ich nähe immer sehr langsam drüber und kann das inzwischen auch ganz gut.

Wer weniger Erfahrung hat, sollte sich überlegen zu heften (von Hand) oder zu kleben. Wondertape (auch wasserlöslich) böte sich an.

genäht und versäubertTja, hier wollte ich zeigen, wie die Nähte verlaufen, aber das Nähgarn (120er von Alterfil) passte farblich leider zu gut. Deswegen die blauen Tupfen.

Da diese Nähte halten sollen und ich ja die quer gesteckten Stecknadeln zu übernähen habe, habe ich mich für eine 70er Nadel (auch von Organ) entschieden. Die ist etwas stabiler als die 60er, aber immer noch fein genug.

Als Nahtzugabe hatte ich einen Zentimeter zugegeben, also verläuft die Naht mit Steppstich auch einen Zentimeter von der Schnittkante entfernt.

Da sowohl die Seide als auch der Organza fusselden Stoffe sind, habe ich knapp daneben noch eine Versäuberungsnaht gesetzt. Die Nahtzugaben werden also zusammen versäubert. Ich habe den “offenen Overlockstich” benutzt, denn er ist genauso stabil wie ein normaler Zickzackstich, näht sich aber schneller und braucht weniger Garn. Wer “nur” einen ganz normalen Zickzackstich hat, kann den genauso gut nehmen. Stichbreite etwa Einstellung 3, Stichlänge 2,5.Naht einknipsen

Danach wird knapp neben der Zickzacknaht abgeschnitten.

Anschließend wird noch mal vorsichtig geschnitten.

Der obere Rand der Tasche hat ja eine Zugabe von 1.5cm, die nach innen geschlagen werden soll.

Da die zusammengefasst versäuberte Nahtzugabe etwas steif ist und sich nicht gut einklappen ließe, wird hier (siehe Pfeil) ein Schnitt bis fast an die Steppnaht gemacht.

Wichtig ist hier, daß die Schere scharf sein sollte, besonders an der Spitze, damit man die Naht nicht durchtrennt.

*Uff*, schon wieder so lang, der Eintrag… also geht es morgen weiter. (Oder so… das Beschreiben dauert ja wieder viel länger als das Nähen… )

Täschchen-Tutorial oder Noch mehr Rosenseide…

Nachdem die Jacke erfolgreich fertig gestellt ist, bleibt mir noch so der eine oder andere Rest von dem Stoff. Und der ist natürlich viel zu Schade, um ihn wegzuwerfen. (Obwohl ich mich von kleinen Resten inzwischen sonst ganz gut trennen kann, weil ich sie eh nie verarbeite…)

Bevor der Rest aber auf ewig in der Restetruhe versauert, was läge näher, als zumindest noch eine kleine, einfache Tasche daraus zu nähen? Nicht so monstergroß, wie meine Tasche sonst, sondern wirklich nur ein kleines Täschchen, das das Nötigste faßt:

Bei mir ist das meine Agenda , Schlüssel, Taschentuch und Lippenstift.

Die Agenda ist das größte Teil, also gibt sie das Format vor. Ich falte an einem DinA4 Blatt ein wenig herum, bis mir die Größe sinnvoll erscheint und schneide mir dann aus einem anderen Blatt mein Schnitteil aus: 21cm breit und 23 cm hoch.

Dabei sind an den Seiten je ein Zentimeter Nahtzugabe vorgesehen, oben ein eineinhalb Zentimeter breiter Rand als Abschluss und unten wird der Stoff im Stoffbruch gelegt. Mein Reststück ist noch groß genug.

ZuschnittUnd da das Teil rechteckig ist, eignet es sich perfekt, um mit dem Rollschneider zugeschnitten zu werden.

Also die Schneidmatte herausgekramt, einen schönen Stein (aus der Normandie) zum Beschweren des Schnitteils gesucht und losgerollert.

Damit die Ränder auch wirklich grade werden, schneide ich an einem Metallineal entlang. Tut allerdings der Klinge nicht optimal gut, wenn ich vom rechten Weg abkomme… :o)

Damit die Tasche stabiler wird, bekommt sie eine Einlage.

Wegen der bekannten Problematik des Stoffes aber keine aufgebügelte, sondern ich bleibe bei dem Seidenorganza, den ich auch in der Jacke verwendet habe. Was überdies den Vorteil hat, daß ich auch davon noch reichlich übrig habe… Das ist natürlich nicht so stabil wie eine feste Vlieseline oder gar Schabrackeneinlage, aber es soll ja ein elegantes Täschchen werden, kein “den halben Hausrat mit rumschlepp-Sack” wie meine Taschen sonst. *g*

Und damit es von innen auch hübsch aussieht, das ganze noch mal aus Futterstoff. Von dem ist ja auch noch da.

Auf dem Bild liegen die drei Stoffstücke jeweils im Stoffbruch neben dem Schnitteil.

Sprühfixierer auf Organza

Als nächstes muß das Organzateil auf das Seidenteil. Hier benutze ich ganz profan Sprühkleber. Und zwar denjenigen, der nicht dauerhaft klebt. Manchmal heißt der auch “Sprühfixierer”, aber es gibt auch Sprühfixierer, die dauerhaft kleben. Wichtig ist, daß irgendwo auf der Spraydose was von “vorübergehend” oder “temporär” oder so steht…

Weil immer wieder Leute Probleme mit dem netten Zeug haben oder sich gar überhaupt nicht dran wagen, kommt hier jetzt eine ausführlichere Anleitung. (Ich dachte nämlich auch lange Zeit, das wäre was, was man nur für die Stickmaschine braucht… dabei kann es so nützlich sein.)

Wichtig ist also zuerst, daß es, wie oben schon geschrieben, ein temporärer, also nicht dauerhafter Kleber ist. Ich benutze diesmal den von Goldzack, es gibt aber von vielen Marken derartige Produkte. Der wichtigste Unterschied ist eigentlich, daß manche davon wasserlöslich sind und andere nicht. Gemeinsam ist beiden, daß die Klebwirkung nach einigen Tagen von selbst verschwindet.

Bei den wasserlöslichen (Goldzack gehört dazu), kann man den Kleber auch durch Waschen schneller entfernen. Bei der anderen Sorte sollte man das auf keinen Fall tun, denn da bewirkt das Wasser oft eine sehr, sehr dauerhafte und häufig häßliche Klebwirkung. Die Anleitung auf der Spraybombe zu lesen empfiehlt sich also…

Wichtig ist, daß man nie den Stoff besprüht, sondern die Einlage. Hier also der Seidenorganza.

Und daß man wirklich nur einen Hauch (!) Kleber verwendet. Nicht das Teil nehmen und wie mit der Lackdose flächig einsauen, sondern nur einen feinen Nebelstoß mehr über als auf das Teil sprühen, so daß der klebrige Sprühnebel, wenn er von der Schwerkraft angezogen zu Boden sinkt, eine sehr, sehr feine Schicht bildet.

Deswegen sollte man auch nicht (obwohl es verlockend scheint) im Freien sprühen, denn jeder Windhauch treibt den Kleber unkalkulierbar durch die Gegend.

Organza auf Seide
Stattdessen decke ich die Umgebung des Sprühfeldes sehr, sehr großzügig mit Zeitungspapier ab. Und dann, wie beschrieben, ganz, ganz vorsichtig einen Hauch Kleber darüber sprühen.

Außerdem: Keine Panik, wenn es mal daneben geht!

Erstens verliert der Kleber nach einiger Zeit von selber seine Klebkraft. Und zweites ist er wasserlöslich und daher mit lauwarmem Wasser ohne große Probleme zu entfernen.

Weil drittens der Kleber zwar nach einigen Tagen nicht mehr klebt, aber zwischendrin in der klebrigen Fläche hängen gebliebener Staub, Krümel, Flusen und Brösel trotzdem häßlich auf dem Laminat aussehen. Und nur mit dem Staubsauger alleine nicht zu entfernen sind.

Aber wie gesagt… gut abdecken, Fenster zu und keine Zugluft, dann geht alles gut.

Und danach wird der besprühte Organza mit der klebrigen Seite nach unten auf die linke Seite der Seide gelegt und mit den Händen festgedrückt. (Wenn die Hände jetzt kleben, war es zu viel Kleber.. 😉

Borte festkleben

Da ich gerade bei der Resteverwertung bin… in den unendlichen Tiefen meiner Bänderkiste (na gut, so groß ist die nicht) ist auch noch ein Stückchen jener wunderhübschen Heckenrosenborte von Kafka. (Mal wieder bei Scherzkeks-Stoffe schwach geworden… *hüstel*) Die wollte ich schon lange verwenden, wußte aber nie, wozu.

Also ein Stück beherzt abgeschnitten und leicht schräg über den Stoff gelegt.

Und wieder angeklebt, manchmal ist heften doch zu lästig. (Von Goldzack gibt es nämlich auch einen Klebestift für Stoffe. Auch wasserlöslich. Angeblich kann man auch normalen Klebestift verwenden, das habe ich aber noch nicht ausprobiert. Ich bin mir dann doch immer nicht sicher, ob nicht doch irgendein Lösemittel den Stoff oder die Farbe angreift. Und ich habe diesen Klebestift jetzt seit mehreren Jahren und finde ihn recht ergiebig. Da entsteht kein riesiger Spareffekt.) Also Kleber auf die linke Seite der Borte getupft und die Borte auf den Stoff gedrückt. Das hält. Zumindest auf dem Weg zur Nähmaschine…

Jeans stopfen (kleine Löcher), Teil 2

Jetzt kommt wieder der Stickrahmen an die Reihe.

Ein einfacher Stickring aus Metallklammer und Kunststoffring, etwa 11cm im Durchmesser. (Es gibt die Dinger in verschiedenen Größen und je nach Lage des Lochs und Größe des Kleidungsstückes ist eine andere Größe geeignet. Glücklicherweise sind sie auch nicht teuer. :o) )

Die Hose wird mit der rechten Seite nach oben auf dem Kunststoffring gelegt, die Metallklammer klemmt den Stoff ein.

Eigentlich hätte ich das Loch gerne in der Mitte des Rings, aber die Naht läßt es nicht zu. Der Platz genügt aber, um den Stoff zu führen, zumal der Stickfuß je nicht viel Platz benötigt.

An der Maschine wird der Transporteur versenkt (oder abgedeckt, je nach Modell), die Stichlänge stellt man auf Null, aber wenn man das vergißt ist es nicht schlimm, der Transporteur ist ja versenkt.

Wer die Sockenstopfanleitung noch erinnert weiß, es wird wieder einen Übung im Freihandstopfen. 😉

freihand stopfen Als Nadel verwende ich eine 90er Sticknadel von Organ, eine normale 90er Universalnadel geht aber auch. Da der Stoff allerdings schon mürbe ist, versuche ich möglichst stoffschonend zu arbeiten und da ist die spitze Sticknadel ideal.

Eine Jeansnadel würde ich nur verwenden, wenn die anderen beiden Optionen versagen sollten. (Jeans ist ja nicht gleich Jeans und kann sehr unterschiedlich dick und steif sein.)

Außerdem hat die Sticknadel ein etwas größeres Öhr, was sich gut damit verträgt, daß ich mit zwei Oberfäden arbeite. Dadurch treffe ich die Farbe besser und die Stopferei wird dichter und stabiler.

Die beiden Garnröllchen kommen auf die beiden Halter der Maschine und werden dann wie ein Faden gemeinsam eingefädelt. Meist muß die Oberfadenspannung dann etwas gelockert werden.

Der Unterfaden bleibt einfach.

Stickfuß dran, nicht vergessen den Nähfußhebel abzusenken (vergisst man leicht…) und losnähen. Die Hand führt wieder den Rahmen, je schneller ich den Stickring bewege, desto länger werden die Stiche.

Der Trick: Ich nähen schräg, also entlang der “Rippen” der Köperbindung. (So wie die rotgepunktete Linie das auch zeigt.)

entlang der Rippen gestopft Hier bildet die Stopferei also nicht das ursprüngliche Gewebe nach, wie das beim Stopfen normalerweise der Fall ist, sondern verläuft schräg zur Webrichtung.

Dadurch werden die Stiche optisch unauffälliger.

Ich beginne meine Stopferei im intakten Gewebe und arbeite mich in den “Tälern” der Köperbindung entlang.

Die Stiche enden ganz unregelmäßig im intakten Gewebe, auch das macht die Stopfstelle hinterher unauffälliger und es verhindert, daß das Gewebe quasi perforiert wird und genau entlang der “Stopfkante” um so schneller verschleißt.

Wichtig ist hier auch wieder, am Ende einer Stichreihe nicht einfach in die andere Richtung zu nähen, sondern einen Stich quer zu machen. Durch die Köperreihen ist das relativ einfach, man näht in einem “Tal” hin, sticht quer ins nächste und näht in dem zurück.

gestopftes Loch von der UnterseiteÜber die eigentliche Lochstelle kann man auch zweimal drüberstopfen, wenn sie beim ersten Mal noch nicht gut genug überdeckt ist.

Die letzten beiden Bilder zeigen die fertige Stopfstelle.

Einmal von der rechten Seite (der Blitz der Kamera lässt den Nähfaden etwas stärker glänzen als es in der Wirklichkeit der Fall ist).

Und einmal von der linken Seite, wo man den Stichverlauf noch mal gut erkennt.

Zuletzt schneide ich zuerst die Fäden auf der rechten Seite ab, dann ziehe ich an den Unterfäden, so daß die Fadenenden auf die linke Seite rutschen und dann scheide ich die Fäden auf der linken Seite ab.

Auch diese Reparatur ist fix gemacht (zumindest wenn man mal etwas Übung hat) .

Nicht für die Ewigkeit… aber zumindest bis zur nächsten Wäsche.

Dann muß vielleicht die nächste Stopfstelle dazu. Wie schon gesagt… das ganze Gewebe ist schon etwas weich und mürbe.

Aber für die Lieblingsjeans ist einem doch fast nichts zu mühsam. 😉

Jeans stopfen (kleine Löcher), Teil 1

Nach einem Urlaub stehen ja gerne mal widerliche Kleinarbeiten an… die Lieblingsjeans (okay, ich habe eh nur zwei…), bei der ich leider auch nicht mehr weiß, welches Modell es war und die daher nicht mehr beschaffbar ist, ist zwischen den Beinen zum Hinterteil hin doch schon recht dünn.

Loch in Jeans

Beziehungsweise, um ganz ehrlich zu sein… sie hat den Punkt “recht dünn” bereits unterschritten, ein Teil der Gewebefäden ist komplett durchgescheuert.

Es wird also dringend Zeit, etwas zu unternehmen. Denn in diesem Zustand kann man das sich bildende Loch noch relativ unauffällig stopfen. Sind mal alle Gewebefäden weg, dann hilft eigentlich nur ein Flicken. (Was bei Kinderjeans sehr nett aussehen kann… aber aus dem Alter und der Kleidergröße bin ich raus. *g* )

Es gilt also auch hier, wehret den Anfängen….

Die Position der “Schadstelle” hat den Vorteil, daß sie bei der getragenen Hose zwischen den Beinen liegt und daher nicht wirklich sichtbar ist.

Nahaufnahme

So sieht das Ganze dann aus der Nähe aus.

Wichtig ist, daß die weißen Fäden noch bestehen und nur die blauen Fäden durchgewetzt sind.

(Ich kann mir nur nie merken, welches bei Jeans jetzt die Kettfäden und die Schußfäden sind… Ich glaube, die blauen sind die Kettfäden, aber festlegen möchte ich mich da jetzt nicht. *g*

Vliseline aufbügeln

Zuerst drehe ich die Hose auf links und bügle einen großzügigen Flecken Vlieseline auf.

Ich benutze hier die ganz feine G785 (in “haut” war sie gerade da, aber dieser Farbton ist tatsächlich der unauffälligste.

Obwohl sie so fein ist, ist sie doch, da Kunstfaser, erstaunlich scheuerfest. Und weil sie so fein und weich ist, macht sie die Hose auch nicht steif, was zwischen den Beinen auch sehr unbequem sein kann.

(Ich denke, H180 sollte auch gehen, wenn man die gerade zur Hand hat. Die ist nur unwesentlich steifer. Aber das ist Geschmackssache. Ich finde die G785 auch etwas beständiger gegen Reibung, obwohl sie feiner ist. Aber wie gesagt… ausprobieren.)

Ich bügle sie immer trocken und mit hoher Temperatur (Baumwolle, fast am Übergang zu Leinen) auf, lege aber dafür ein dünnes Tuch zwischen Bügelsohle und Einlage.

Ganz wichtig ist, die Einlage danach glatt liegend sehr, sehr gut Auskühlen zu lassen, damit sie wirklich gut klebt. Denn an der Stelle ist der Hosenstoff ja sehr “bewegt” und belastet. Das mit dem “glatt liegend” ist bei einer Hose an der Stelle nicht einfach, aber es geht.

Nähfaden

Anschließend geht es an die Wahl des passenden Fadens.

Ich nehme einfach Polyesternähgarn, das ich ohnehin habe, und lege die Fäden mal über den Stoff. (Im Bild Alterfil, Gütermann und ein No-Name-Röllchen, das ich mal irgendwoher geerbt habe.)

Man kann auch mit doppeltem Faden durch die Nadel nähen, dann hat man die Möglichkeit, zwei Töne zu “mischen”, wodurch der Farbton eventuell noch besser passt.

Da man die Stelle zwischen den Beinen ohnehin bei der getragenen Hose nicht mehr sieht, ist es aber auch nicht schlimm, wenn der Farbton nicht exakt passt.

Im Prinzip kann man auch Baumwollnäh- oder Stickgarn nehmen, auch Viscosestickgarne könnte man im Prinzip benutzen, allerdings ist Viscose glänzend und weniger stabil, so daß die Reparatur nicht von Dauer wäre.

Ähnlich das Problem bei Baumwollgarnen. Die passen zwar “im Prinzip” besser zum Baumwollstoff der Jeans, sind aber weniger stabil als Polyestergarne. Mit Polyestergarn gestopft hält die Stopfstelle oft länger als der Stoff drumeherum. Und zumindest diese Stelle muß ich nicht mehr stopfen, bevor die Hose ganz auseinanderfällt. *gg*

Futterschnitt erstellen

Füttern scheint mir ja bei Burda ziemlich aus der Mode gekommen zu sein. (Sozusagen nicht nur verhungerte Photomodels, sondern auch “verhungerte” Jacken. 😉 )Ich hingegen finde nach wie vor eine ungefütterte Jacke nicht sehr schön. Und ein so edler Stoff schreit um so mehr nach einem Futter. Trägt sich auch viel besser.

Aber da Burda sonst auch den Luxus eigener Futterteile nicht kennt, erstelle ich mir den Schnitt dafür halt selber. Denn damit ein Futter gut sitzt, sollten die Futterteile an den strategischen Stellen größer als der Oberstoff sein. Klingt unintuitiv, ist aber so. Die Bewegungsfalte im Rückenteil ist sicher allgemein bekannt: Das Rückenteil am Stoffbruch anlegen und zwei bis vier Zentimeter abstand zur Stoffkante lassen. Dann zuschneiden, die Stoffkante aber nicht durchteilen.

Gut, bei meinem Schnitt ist das etwas schwierig, denn das Rückenteil ist an der Mittelnaht extrem gekurvt und wenn ich es im Fadenlauf anlegen würde, dann hätte ich stellenweise 30cm Bewegungsfalte. Nicht praktisch. Also habe ich in diesem Fall den Fadenlauf geopfert und schräg dazu zugeschnitten, dafür mit gleichmäßigerem Abstand zum Stoffbruch. Beim Futter wird das ohne negative Folgen abgehen. (Denke ich… )

Futterschnitt Aber es gibt noch andere Stellen, an denen ich Weite zugebe. Eine davon ist das Vorderteil. Hier gebe ich 1-1.5 cm zu, die an der Schulter zu einer schmalen Falte gelegt werden und dann aufspringen. Das verhindert ein verzogenes Vorderteil.

Um den Vorderteilschnitt an der richtigen Stelle zu vergrößern, gebe ich die Mehrweite nicht an der Nahtkante zu, sondern in der Mitte. Die Mehrweite soll ja ab der Schulter beginnen, nicht ab dem Kragen oder Ausschnitt.

Meine Jacke bekommt nur die seitlichen Vorderteile aus Futterstoff, da die mittleren Vorderteile ja in Form von Belegen mit Stoff abgedeckt sind.

Da ich keine Lust habe, einen gesonderten Futterschnitt zu erstellen, nehme ich die nötigen Änderungen auf dem Stoff vor. Zuerst zeichne ich mit Kreide eine lange Linie im Fadenlauf. (Die schwarz gepunktete Linie auf dem Bild.) Genau auf diese Linie wird der Fadenlauf des Schnitteiles gelegt. (Hier ist der Folienschnitt praktisch, denn ich sehe genau, wo das Schnitteil liegt.

Futterzugabe im Vorderteil Dann zeichne ich mit Kreide oder Trickmarker die Schnittlinie des seitlichen Vvorderteils nach. und zwar an der Seite, die an den Beleg genäht wird.

Anschließend verschiebe ich meinen Folienschnitt um den gewünschten Betrag (1-1,5cm) und zwar so, daß der auf dem Stoff eingezeichnete Fadenlauf und der Fadenlauf auf dem Folienschnitt (blau gepunktete Linie auf dem oberen Bild) parallel bleiben.

Dadurch rutscht die Schnittkante meines Folienschnittes (blau gepunktete Linie auf dem Bild rechts) von der gezeichneten Linie (weiß gepunktet mit keinen “Ausreißern” beim Nachzeichnen auf dem Touchpad… 😮 ) weg.

Beim Zuschnitt schneide ich dann zuerst entlang der gezeichneten Linie auf dem Stoff und ab Schulter bzw. Saumkante orientiere ich mich wieder an meinem Folienschnitteil. (Da ich die Nahtzugaben schon auf meine Schnitteile gezeichnet habe, muß ich diese nicht mehr zugeben, sondern kann direkt an der Folienkante entlang schneiden.)

Doch damit nicht genug, auch die Ärmel bekommen im Futter mehr Raum. Allerdings nicht in der Weite, sondern in der Länge. Und zwar wird im Bereich der Achsel 1,5 cm zugegeben. Futterzugabe am UnterärmelDa diese Jacke einen Zwei-Naht-Ärmel hat, ist das etwas umständlicher, aber auch nicht schwierig.

Der Zugabebetrag von 1,5cm bezieht sich auf die Stelle genau über den Seitennähten, also an der Mitte des Ärmels. Beim Zweiteiligen Ärmel liegt diese auf dem Unterärmel, somit beginne ich auch mit dem Unterärmel.

Ich zeichne 1,5cm über der Markierung für die Seitennaht an und lasse eine Linie zur ursprünglichen Schnittkante auslaufen.

“Ankommen” sollte die Linie auf der Höhe des Paßzeichens. So großzügig ist Burda aber mit Paßzeichen nicht, für hinten gibt es keines. Aber ich kann ja schätzen. Der Punkt muß auf alle Fälle unterhalb der Stelle liegen, an der mit dem Einhalten des Ärmels begonnen wird.

Die Linie zur anderen Seite bestimmen ist etwas schwieriger, denn da geht es ja mit dem Oberärmel weiter.

Deswegen lege ich dann den Oberärmel Nahtlinie auf Nahtlinie daneben und zeichne die Linie wieder freihand ein. Aber nur bis zur Schnittlinie des Unterärmels.

Man sieht an den Kreidestrichen, daß ich mehr als einen Versuch gebraucht habe, bis ich einen annehmbaren Linienverlauf erreicht habe. *g*

Wichtig ist auch noch, zu messen, wie weit die neu gezeichnete Linie genau auf der Höhe der Längsnaht von dem Schnitteil entfert ist.

Denn ich muß ja sozusagen auf gleicher Höhe am Oberärmel wieder ansetzen, damit die beiden Teile hinterher wieder genau zusammenpassen.

Futterzugabe am Oberärmel

Und da es am Oberärmel auch eine Paßmarke gibt…. ist es ein Kinderspiel, die Linie zu zeichnen.

(Das ganze zu photographieren war schon schwieriger…. da mußte die Bildbearbeitung ran und die echten Farben mußten geopfert werden. Meine Folie ist nicht grün, sondern durchsichtig. Aber so erkennt man mehr.)

Tja… und dann zuschneiden und nähen. Da ich das Futter von Hand einnähen werde, wird es nicht ganz genäht, sondern nur teilweise:

Die Teilungsnähte im Rücken werden geschlossen, dann die Seitennähte. Die Schultern bleiben offen.

Und an den Ärmeln werden ebenfalls die Ärmelnähte geschlossen und zwei Reihen Kräuselfaden zum Einhalten mit der Maschine eingezogen.

Danach kommt viel Handarbeit, zum Beispiel auf dem Sofa vor dem Fernseher….

Kragen und Kante: noch mehr Tricks

Die Rollweite war aber nicht alles, womit ich bei meinen Jackenkragen nicht immer ganz zufrieden war. Deswegen kommen noch ein paar Tricks…

(Wenn die Jacke ein Revers hätte, würde ich es Revers-Tricks nennen… aber so hat sie nur eine vordere Kante.)

Und so mache ich weiter, nachdem ich meinen Ober- und Unterkragen aufeinander geheftet habe:

Stepplinie an der Ecke markieren

Weiteres beliebtes Mysterium ist, wie man es schafft, die Spitze des Revers (was bei meiner Jacke keines ist, weil es nicht umgelegt wird, aber hier ist die Technik die gleiche) sauber hinzubekommen.

Ein einfacher aber wirkungsvoller Trick: die Nahtline einzeichnen. Jeweils 2,5 cm vor der Spitze genügt. Den Rest nähe ich mit gleichbreiter Nahtzugabe einfach gemäß der Markierungen auf der Stichplatte. Aber die Spitze trifft man einfach besser, wenn der Punkt markiert ist.

Rollweite für Kragenspitze

Nächster Knackpunkt: Die Kragenspitze. Wie oft tendiert die dazu, statt brav flach auf der Jacke zu liegen vorwitzig nach oben zu klappen?

Bei Wolle kann man das ja oft über Bügeln noch regeln (zumindest bis zum nächsten Tag mit hoher Luftfeuchtigkeit…), bei Baumwolle, Leinen oder, wie in diesem Beispiel, Seide…. schlechte Karten.

Auch hier gibt es einen einfachen Kniff (im wahrsten Sinne des Wortes): etwas mehr als einen Zentimeter von der Kragenspitze entfernt kneift man am Oberkragen eine kleine Falte ab und steckt diese mit einer Stecknadel fest. (Vorher sollte man natürlich sicher sein, daß der Stoff keine dauerhaften Löcher von den Nadeln behält… die wären sonst auch sehr im Blickpunkt.

Diese Falte sorgt dafür, daß hinterher an der Kragenspitze auch genau genug Mehrweite vorhanden ist, um diese nicht aufstehen zu lassen.

Krangenansatz positionieren

Und nun zu meiner persönlichen größten Schwachstelle: wie zum Kuckuck schaffe ich es, daß der Oberkragen und der Unterkragen beide genau an der gleichen Stelle das Revers bzw. die Jackenkante treffen? Und nicht einer doch wieder einen Millimeter länger in die eine, der andere einen Millimeter länger in die andere Richtung hängt. Und genau an dem Übergang ein mühsam hinzubügelnder Knubbel entsteht?

Gut, man kann es machen, wie in der Burda-Anleitung. zuerst Ober- und Unterkragen nähen und beide dann einfach zwischen Jacke und Besatz zwischenfassen.

Allerdings hängen dann auch alle Nahtzugaben in die gleiche Richtung, was den Übergang auch nicht schöner macht. Bei Blusen aus dünnen Stoffen ist das eine akzeptable Technik, aber bei Jacken? Bei dicken Mänteln gar?

Die werden doch deutlich ansehnlicher, wenn man den Oberkragen an die Belege näht, den Unterkragen an die Jacke und dann die Nahtzugaben schön beschneidet und flach auseinanderbügeln.

Wenn… ja wenn die beiden Kragenteile exakt die gleiche Stelle treffen.

Was eigentlich gar nicht so schwer ist…

Ich stecke durch die Stelle, an der sich Ober und Unterkragen treffen sollen (die beiden Lagen, Unterkragen mit Jacke und Oberkragen mit Beleg liegen ja schon rechts auf rechts und sind an der Außenkante des Kragens bereits zusammengeheftet) eine Stecknadel. Ich habe sie mal blau nachgemalt, weil die feinen Stahlstecknadeln wirklich kaum zu sehen sind.

Und jetzt kommen die Anfangs- und Endfäden der Kragenansatznaht ins Spiel. Ihr erinnert euch? Ich sagte ja, beim Annähen von Ober- bzw. Unterkragen bleiben am Anfang und am Ende der Naht 25cm Faden stehen.

Mit einer Nadel steche ich die jeweiligen Unterfäden auf die rechte Stoffseite durch. Ich habe jetzt vier Fäden, die genau aus der Stelle herauskommen, wo Ober- und Unterkragen zusammentreffen und dann die vordere Kante (oder das Revers, wenn man eines hätte… ) beginnt. Die Stecknadel sticht genau durch diesen Punkt und positioniert die Lagen.

Fäden verknoten

Und jetzt werden die vier Fäden (zwei von der Naht Unterkragen-an-Jacke, zwei von der Naht Oberkragen-an-Beleg) miteinander verknotet. Danach kann die Stecknadel wieder heraus, die Passung an diesem entscheidenden Punkt ist sichergestellt. (Das Gleiche natürlich an der anderen Seite des Kragens wiederholen. 😉 )

Der Rest ist einfach: Besätze und Vorderteile links auf links zusammenstecken oder heften.

Dann wird der Kragen genäht, dabei beginne ich einen Stich von der verknoteten “Ansatzstelle” entfernt und lasse wieder lange Fäden hängen. Nahtanfang und -ende nicht durch Vernähfunktion oder Rückstiche sichern! (Stecknadeln aus dem Kragenspitzen entfernen.)

Mit langen Fäden und einem ungesicherten Nahtanfang werden dann die vorderen Kante genäht, jeweils vom Kragenansatz nach unten und auch einen Stich von der verknoteten Ansatzstelle entfernt beginnen.

Anschließend werden die langen Fäden jeweils auf die linke Seite des Vorderteils gezogen und wieder duch Verknoten gesichert.

So kann sich die Naht nicht lösen, die fickelige Ansatzstelle behält aber genug “Elastizität”, damit sich alle Stofflagen hinterher bei Bügeln schön flach legen können und keine häßlichen Knubbel entstehen.

Der Rest ist einfach: Die Nähte flach bügeln, dann Nahtzugaben auseinanderbügeln (ja, das klingt nutzlos, man will doch verstürzen, aber durch das Auseinanderbügeln klappt sich der Stoff hinterher beinahe automatisch an der Naht sauber um). Dabei sind alle Hilfsmittel erlaubt, vom Besentstil bis zum Kochlöffel, um jede Stelle an Kragen und vorderer Kante auseinander bügeln zu können. Meist muß man häufig neu ansetzen, sich Stück für Stück vortasten. Aber das Ergebnis ist Lohn der Mühe.

(Und es gibt keine Photos davon, denn das Bügeln alleine erfordert leider so drei bis vier Hände, zum Knipsen war keine mehr frei. :o) )

Kanten heften und bügeln

Dann die Nahtzugaben wie üblichen beschneiden (stufig, also am Oberkragen bzw. der Außenseite der Jacke etwas mehr stehen lassen, am Unterkragen bzw. an Beleg der innen bleibt etwas weniger stehen lassen), an Rundungen und Ecken entsprechend einknipsen… wenden, bügeln, fertig.

Saubere, “scharfe” Kanten, ein glatter, passender Ansatz.

Ich hefte die Kante dann noch mit feinem Faden schräg zur Kante durch bevor ich bügle, weil sie dadurch sauberer zu bügeln ist. Der Heftfaden bleibt dann drin, bis die Jacke ganz fertig ist, damit sich bei der weiteren Verarbeitung nichts mehr verziehen kann.

Und daß der Nähfaden und die ultrafeine Nadel keine dauerhaften Löcher hinterlassen habe ich natürlich auch vorher getestet..

Sieht ja schon ganz gut aus… fehlen nur noch die Ärmel und das Futter.

Das könnte beinahe bis Ostern klappen… wenn, ja wenn nicht ma-san und ich erst am Gründonnerstag wieder zusammenträfen. Denn die Ärmel möchte ich von ihr einpassen lassen, in der Hoffnung, noch ein paar der Rückenfalten wegzubekommen.

Aber bis Mai… sieht gut aus, mit dem Zeitplan. (Und vielleicht mal ohne Nachtschicht vor der Feier… :o) )

Kragentricks: Die Rollweite

Obwohl ich über die Jahre viele Blazer und Jacken genäht habe war ich mit manchen Details nur selten zufrieden. Manchmal klappte es besser, manchmal schlechter… immer tragbar, aber das Ergebnis war vorher nicht vorhersagbar.

Und unkontrollierbarer Erfolg oder Mißerfolg ist etwas, was ich gar nicht mag.

Der Kragen war eines dieser Dinge.

Ansatznaht aufeinandergesteckt

Daß Ober- und Unterkragen eigentlich nicht gleich groß sein sollen hatte mir meine Oma schon beigebracht. Über den Finger rollen, Weite anschieben… Klar, das klappte irgendwie, aber vor allem deshalb, weil ich aus “Vorsicht” meist so viel Mehrweite angeschoben habe, daß die Naht ganz auf der Seite des Unterkragens landete. Was je nach Stoffart wiederum die verstürzte Kante weniger “knackig” wirken ließ.

Irgendwann hatte ich dann mal einen Vogueschnitt in Händen, der tatsächlich zwei gesonderte Schnitteile vorsah. Eines für den Oberkragen und ein anderes für den Unterkragen. Perfekt! Aber Heftschnitte haben das nicht und auch nicht alle Einzelschnitte von allen Herstellern. Und wehe man ändert etwas am Schnitt… dann stimmt ja auch nichts mehr.

Gibt es keine Methode, die Rollweite einfach herauszufinden? Egal wie der Kragen geschnitten ist und egal wie dick oder dünn der Stoff?

Doch, in einem meiner Ravensburger Nähbücher war die Lösung.

Zuerst näht man den Unterkragen an die Jacke und den Oberkragen an die Belege des Vorderteils, so vorhanden auch den Halsbeleg. (Den hat Burda bei meinem Schnitt gespart… ) Die jeweiligen Fadenenden der Kragenansatznaht etwa 25cm am Anfang und Ende der Naht hängen lassen und die Naht nicht vernähen oder sichern. (Das brauche ich für einen späteren Schritt… )

Diese beiden Teile werden links auf links aufeinandergelegt, die Kragenansatznaht jeweils genau aufeinander, Schulternähte und rückwärtige Mitte passend und dann genau durch die Kragenansatznaht festgeseteckt.

Da man meine dünnen Stecknadeln auf dem Bild nicht gut sieht (ich aber keine dicken verwenden wollte, um die Seide nicht zu beschädigen), habe ich mit kleinen blauen Strichen in der Bildbearbeitung nachgeholfen.

Anstoß mit Nadeln markieren

Dann hängt man die Jacke über eine Schneiderpuppe (so man hat) oder, wie ich, über einen Kleiderbügel. Der sollte etwas ausgeformt sein, kein gerader Holzbügel oder ein dünner Drahtbügel oder so.

Schön gerade ziehen und dann sieht man, der Unterkragen steht unter dem Oberkragen vor.

Entlang der Linie der Schnittkante des Oberkragens stecke ich einige Nadeln in den Unterkragen. (Nur in den Unterkragen, nicht in beide Stofflagen.)

Wenn man eine helfende Hand bei der Hand hat, kann man das natürlich auch an sich selber machen lassen, statt auf Bügel oder Puppe.

Und nicht irritieren lassen, wenn auf dem Bügel irgendwie alles nicht gerade zu sei scheint, je nach eigener Anatomie ist ein Kleidungsstück irgendwann einfach nicht mehr “bügelflach” zu bekommen, sondern ist in alle Richtungen des Raumes unterschiedlich geformt…

Kragen

Anschließend entfernt man die Nadeln in der Kragenansatznaht und legt den Oberkragen rechts auf rechts auf den Unterkragen, und zwar so, daß die Schnittkante des Oberkragens auf die Nadelmarkierung im Unterkragen stößt. (Das war irgendwie noch schwieriger zu photographieren, ich hoffe, man erkennt es ungefähr.)

An den Spitzen treffen Ober- und Unterkragen aufeinander, zur hinteren Mitte ist die Abweichung am größten.

Dann werden die beiden Kragen von Hand geheftet, am besten gleich auf der Nahtlinie, gemessen vom Unterkragen an.

Ich habe 1.5cm Nahtzugabe zugeschnitten wie immer, hefte also 1,5cm von der Schnittkante des Unterkragens entfernt.

Dieser einfache Schritt, der in der Durchführung kürzer dauert als in der Beschreibung hier, sichert immer eine passende Rollweite, egal wie dick der Stoff ist und welche Einlage man verwendet hat.

Reiseproviant

Für eine längere Bahnreise ist “Proviant” natürlich das wichtigste. Man weiß ja nie, wie lange man unterwegs ist…

NähzubehörDeswegen habe ich vorhin noch alles, was mit der Maschine zu machen war, fertig gemacht und mir die Handarbeit gut verpackt. 😀

Fürs Handgepäck.

Von den Perlen, der Wolle und dem Loomgerät im Koffer weiß mein Herzblatt allerdings nichts. gg

Was es wird? Ja das… ist noch streng geheim. Ein Geschenk… pssst!

Aber wenn es fertig und übergeben ist gibt es auch davon ein Bild, bislang muß der Teaser ausreichen. 😉

Adventskranz aus der Küche

Wie jedes Jahr starte ich supergut organisiert in die Adventszeit. Und realisiere zeitig (so 24 Stunden vorher oder so), daß der 1. Advent naht.

Zutaten für Adventskranz

Der Gedanke an einen Adventskranz schiebt sich also dezent nach vorne, gewinnt Dringlichkeit.

Nur um einen Kranz zu dekorieren müßte man erst mal einen haben… da wir ständig unterwegs waren, hat das dieses Jahr nicht recht geklappt. Entweder die blanken Kränze waren unbezahlbar teuer oder jämmerlich (dünner, nadelnder Fichtenbelag auf dickem Strohkranz) oder beides. Und die Kiste mit meinem Dekomaterial ist wie immer zuunterst im Keller. Schließlich packt man den Adventskranz ja immer als erstes weg und die Weihnachtssachen obendrauf. Daß dieses Jahr noch die Reifen alles blockieren macht es nicht besser.

Doch wir haben beim Schwiegervater ein bißchen Grünzeug vom Baumschnitt mitgenommen, vier schöne Kerzen habe ich gekauft, der Rest kommt aus der Küche:

Eine Servierplatte aus Metall, eine Orange, ein bißchen Borte (welche Hobbyschneiderin hat so was nicht?) und Gewürze.

Adventsgesteck GrundformDie großen Kerzen sind sehr dominant und um das etwas auszubalancieren will ich die Orange verwenden. Außerdem bringt sie Farbe ins Spiel.

Zuerst probiere ich verschiedene Stellungen der Kerze und der Orange auf dem Tablett aus. (Dabei den Mindestabstand der Kerzen zueinander beachten! Je dicker die Kerzen, desto weiter müssen sie voneinander entfernt sein.)

Eigentlich mag ich ja den klassischen Adventskranz am liebsten, denn wenn es um Weihnachten geht bin ich wenig innovativ. Und der Adventskranz ist eine “urdeutsche” und sogar evangelische Erfindung:

Der Pastor Johann Wichern hängte Mite des 19. Jahrhunderts den ersten mit Tannenzweigen umwundenen Holzkranz im “Rauhen Haus”, einer Art Anstalt für schwererziehbare Jugendliche, in Hamburg auf. Allerdings wurde da noch jeden Tag eine neue Kerze entzündet, für die Sonntage gab es große Kerzen. Der Adventskranz verbreitete sich von Norddeutschland aus dann recht schnell über Deutschland, allerdings nur mit den vier Kerzen für die Adventssonntage.

Als Ursprung der Idee nimmt man die großen, runden Leuchter die man in manchen romanischen Kirchen findet an und die das himmlische Zion symbolisieren sollten. Und in Thüringen kannte man bereits den Brauch, aus Tannen oder Fichten “Adventskronen” zu flechten.

Wenigstens behält mein Gesteck durch das runde Tablett die traditionelle Form bei. Und auch das rot der Kerzen (rot symbolisiert angeblich den Tod Christi) bleibt dem klassischen Schema treu.

Die Zweige ordne ich dann um die Kerzen herum an. Ein bißchen zuschneiden, ein bißchen biegen, mal in die eine Richtung gelegt, mal in die andere… bis mir das Arrangement gefällt.

Aventskranz aus der KücheDie Orange ist noch etwas kniffelig… so ganz blank gefällt sie mir noch nicht. Also probiere ich ein wenig mit dem Band herum. Und stecke dann noch Nelken hinein. Das erzeugt gleichzeitig einen feinen Duft, ohne künstliche Aromastoffe.

Und dann bin ich auch schon so gut wie fertig… ich dekoriere noch einige getrocknete Orangenschalen, lege Sternanis zu, ein paar Zimtstangen, eine Hand voll Walnüsse… und als weitere kleine Farbtupfer… roten Pfeffer.

Ein schlichter Zimmerschmuck, der gleichzeitig noch Weihnachtsduft verbreitet!

Uff Wieder rechtzeitig geschafft!

(Achtung: Wenn man so ein Gesteck ohne Kerzenteller und mit Zweigen baut darf man es weder beim Brennen alleine lassen noch das Tablett herumtragen, wenn die Kerzen brennen! Und man muß darauf achten, die Kerzen rechtzeitig zu löschen, bevor sie den Zweigen und der Dekoration zu nahe kommen! Echte Kerzen verbreiten ein wunderbares Licht und sind lebendiger als jede Glühbirne. Aber wie allem lebendigem sollte man Feuer seine Aufmerksamkeit schenken und es mit Respekt behandeln. 😉 )