Stoff-Shopping in Paris: Sacres Coupons – Le gentleman des tissus

Das Wortspiel im Namen ist schwer zu übersetzen, so bedeutet „sacre“ einmal „heilig“ und es klingt auch der Name der Kirche Sacre Coeur, die ja den Montmartre dominiert an, zum anderen ist es aber auch ein Bestandteil vieler Kraftausdrücke und dann bedeutet es so etwas wie „verdammt, verteufelt“.

Das Angebot des kleinen Ladens ist jedenfalls verdammt gut. Und verflixt wechselnd. 😉 Es gibt nämlich kein (oder kaum) ein reguläres Sortiment, sondern Coupons und die jeweils, bis sie weg sind. Die Coupons sind auf Tischen nach Materialien sortiert (Baumwolle, Leinen, Seide, Viscose,…), zumindest zeitweise. Denn um irgendetwas zu erkennen muß man in den dicht an dicht geschichteten Stoffstücken wühlen, was von den Kunden (oder eher Kundinnen) auch ausgiebig getan wird. Und danach ist es mit der Ordnung vorbei. Zwar schichtet das Personal immer wieder neu, aber das dauert deutlich länger als das Wühlvergnügen.

Was es gibt ist kaum vorauszusagen. Aber das Angebot ist immer sehr gemischt, was Farben, Muster und Materialien betrifft, so daß eigentlich fast immer für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Die Coupons sind meist so zwischen 2,50 und 3 Meter lang, manchmal sind auch kürzere dabei, eben je nach Anfall. Jeder Coupon hat ein kleines Etikett das Länge, Material und Preis angibt. Sehr übersichtlich. Und falls die Länge nicht reicht, meist findet man noch einen zweiten Coupon mit dem gleichen Dessin. Wenn Zeit ist, hilft das Personal durchaus auch mal beim Suchen. (Aber wer will sich das Vergnügen denn nehmen lassen?)

Mit der Qualität war ich bislang immer zufrieden und die Preise können sich mehr als sehen lassen. Ein paar Beispiele aus dem letzten halben Jahr: 3m feiner Baumwolljersey mit Rosendruck aus dem dann diese beiden Shirts wurden für 18,50 EUR, 2,70m Leinen mit Cloquestruktur knapp 16 EUR, 3m sehr feine leicht glänzende Baumwolle gut 10 EUR.

Seide liegt je nach Qualität zwischen 35 und 80 EUR für einen 3m Coupon. Da tauche ich immer zuerst ein, denn es sind meist ganz verschiedene Qualitäten von Dupion über CrepeSatin bis Chiffon dabei, die anderswo für den Preis kaum zu haben sind.

Adresse: 4bis, Rue d“Orsel, 75018 Paris (Metro Anvers)

Essen in Paris: Delice House

Mittags rasch etwas Warmes in den Bauch bekommen ohne hinterher pleite zu sein oder so vollgefressen, daß man sich nicht mehr bewegen mag… das läuft oft auf einen Chinesen hinaus. Diese Schnellrestaurants gibt es an beinahe jeder Ecke, die Einrichtung hat den Charme eines Wartesaals, aber die Qualität des Essens ist in Ordnung. Meist keine kulinarischen Highlights, aber man kann auch nicht viel falsch machen. Und sie unterscheiden sich nicht groß, so daß es nicht lohnt, sich eine Adresse zu merken. Man nimmt einfach den nächsten.

Bis auf manche, da lohnt es sich dann doch, die Adresse zu notieren.

Von außen unterscheidet sich „Delice House Traiteur Asiatique“ nicht wirklich von all den anderen. Vielleicht ein wenig größer. Und die Schlange reicht zur Mittagszeit bis weit zur Tür hinaus. Obwohl viele das Essen mitnehmen und die Abfertigung zügig geht.

Wir entschieden uns für das „Menue Vapeur“ (das sind verschieden gefülte ravioliartige Taschen, die im Dampf gegart werden, wie der Name „Vapeur“ verrät) und bekommen für 7.95 EUR nicht nur zehn der kleinen Köstlichkeiten, sondern auch noch eine Flasche Evian und einen Fruchtsalat. Aus frischen Früchten, nicht wie meist aus der Dose. Und wir haben Februar.

Fruchtsalat und Getränk bekommen wir mit, die Vapeurs werden noch heiß gemacht. Der Saal, in den wir durchgewunken werden, befindet sich hinten und ist mit Stoff- und Kunststoffpflanzen so freundlich dekoriert, daß kaum mehr auffällt, daß wir uns eigentlich in einem fensterlosen Gebaudeteil befinden.

Die Tische und Stühle stehen eng an eng, wir erobern uns aber zwei freie Plätze. In den umliegenden Firmen und Büros ist Mittagspause, so daß nicht Touristen mit Rucksack, sondern Angestellte in Anzug oder Kostüm das Bild bestimmen. Immer wieder kommt jemand mit einer Schüssel oder einem heißen Teller nach hinten. Dann heißt es aufpassen, denn er ruft, was er auf dem Teller hat. Wer es bekommt, muß sich selber melden. Dazu muß man allerdings verstehen was er sagt. Und sein französisch ist nicht unbedingt das beste. (Die mit den besseren Sprachkenntnissen außer chinesisch arbeiten vorne an der Theke… g)

Wenn sich keiner meldet, geht er wieder weg. Dann kommt jemand von vorne, guckt, wer das bestellt hatte (oder haben könnte, denn es ist viel los und bei geschätzt einem Kunden pro Minute merkt sich wohl auch der Mann an der Kasse nicht mehr alle). Irgendwie bekommt aber jeder was.

Neben dem lebendigen Ambiente war aber auch das Essen eine positive Überraschung: die verschiedenen Vapeurs unterscheiden sich geschmacklich deutlich, sind unterschiedlich gewürzt etc. Und einfach gut. Besser als wir das sonst in diesem Setting gewöhnt sind.

Weswegen ich mir die Adresse notiert habe 😉 : 81, Rue St. Antoine, das ist auf dem Weg von der Bastille zum Hotel de Ville.

Taschen-Shopping in Paris: Rayon d’Or

… oder der Laden, dessen Namen ich vergessen habe, von dem ich aber die Plastiktüte beim erneuten Packen der Reisetasche wiedergefunden habe. 😉 Und von dem ich hiermit Name und Adresse nachliefere.

Hier ist also die Beschreibung des Ladens und seines Angebotes. Sonst kann man wirklich nur sagen, daß das Angebot Gold wert ist.

Die korrekte Adresse lautet also:

178, rue du Temple, 75003 Paris (Metro Republique)

Und eine weitere Filiale befindet sich:

81, boulevard de Strasbourg, 75010 Paris (Metro Gare de l“Est)

Stoff-Shopping in Paris: De Gilles

Da ich wegen des Schuhgeschäfts ohnehin schon in der Rue de la Roquette war, dachte ich, ein paar Schritte mehr zum (ebenfalls im Führer angekündigten) Stoffladen könnten nicht schaden. Na gut, etwa 120 Hausnummern war dann ein paar Schritte mehr, aber sie haben sich gelohnt.

Die Fassade ist relativ unauffällig, die Eingangsfront in normaler Ladenbreite (Pariser Maß). Doch dahinter verbirgt sich eine hallengroße Fläche und das über zwei Etagen…

Die Stoffe sind nicht gerade übersichtlich geordnet, sondern man muß genau gucken und vorsichtig stöbern. Personal ist aber da und hilfsbereit. Wie das allerdings aussieht, wenn der Laden voll ist, kann ich nicht abschätzen.

Grob gibt es… ungefähr alles. Knöpfe in vielen Farb- und Mustervarianten, Stoffe aus allerlei Materialien, Farben, Muster,… auch hier wird viel aufgekauft, was an Restposten zu haben ist. Und manches derzeit wieder topaktuelle Retromuster mag hier noch aus der Zeit liegen, als es noch nicht „Retro“ war… 😉

Im ersten Stock wird es dann ganz edel. Mehrere Tische biegen sich unter Seide und anderen edelsten Stoffen. Billig ist das nicht (bis 100 Euro oder mehr darf der Meter Seide kosten), nichts, was ich mal eben spontan so auf Vorrat mitnehmen würde. Aber für den besonderen Wunsch… wird das eine feste Adresse in meiner Liste. Und ganz ehrlich… beste Krawattenseide vom Meter… war mir bislang noch nicht über den Weg gelaufen. Feinster Wollcrepe in Blusenqualität,…

Eben eine echte Schatztruhe. Und Schätze… haben nun mal ihren Preis. 😉

De Gilles, 156, rue de la Roquette, 75011 Paris (Metro Voltaire)

Schaufenster – liebevolle Deko der anderen Art

Schaufenster in ParisWas mich in Paris (oder überhaupt in Frankreich) immer wieder beeindruckt, ist, wie liebevoll aber auch ehrlich jedes Schaufenster gestaltet wird.

Und selbstverständlich hat der Akkordeonladen eine Auslage mit Akkordeons in allen Farben. Wenn Fasching ist, dann eben mit Hut.

Klar, in deutschen Schaufenstern wird auch ausgestellt, Kleidung, Schuhe, Taschen,… Doch was ist mit jenen Branchen, deren Ware oder Handwerkszeug nicht so bunt und anziehend wirkt? Beim Schlosser, Schreiner oder Installateur? Da dominieren schicke Plakate oder Funktionsmodelle aus Plexiglas über vermeintlich unattraktive Blechkleinteile.

Schaufenster des KammerjägersNicht so in Frankreich. Auch Schrauben in allen Farben und Größen, Türgriffe in 42 Varianten oder eine Horde Hahnküken sind einer liebevollen Anordnung im Schaufenster würdig.

Doch was macht eigentlich der Kammerjäger? (Empfindliche Gemüter lesen besser nicht weiter…)

Ganz klar, er hängt ungeniert eine Strecke aus… 😀

(Hinter einer blankgeputzten Scheibe, deswegen reflektiert das Gebäude auf der anderen Straßenseite auch so gut….)

Besuchen Sie den Pavillon des Arts…

… so lange er noch steht.

Da ja zumindest der oberirdische Teil des Forum des Halles (der gebaut wurde, nachdem man Ende der 60er Jahre das Hallenviertel abgerissen hatte) wieder abgerissen werden soll, wollte mein Schatz doch wenigstens einmal in den Pavillon des Arts. (Das ist nicht so beeindruckend wie es klingt, einfach ein Teil dieser Anlage mit den großen, verspiegelten Fensterfronten.)

Nicht daß der Abriss unmittelbar bevorstände, so schnell geht das in Paris auch wieder nicht, man diskutiert erst und das kann noch dauern, aber bei schlechtem und kalten Wetter ist jede Aktivität in geheizten Räumen willkommen. 😀

Und die aktuelle Ausstellung Les bidules de Maître Molina war tatsächlich recht kurzweilig. (Und auch nicht sehr groß.)

„Bidules“ sind „Dingsbumse“ und diese hat der Brasilianer Molina gebaut. Aus altem Holz, Metall, Plastik,… kurz aus Müll, aus Resten. Was man an Müll eben so hat, wenn es kein staatlich kontrolliertes Recycling-System gibt. Doch das Faszinierende ist: Die Dingsbumse bewegen sich. Und nicht zu knapp. Ganze Szenerien hat er gebaut mit Szenen aus seinem Lebensumfeld (Und Herr Molina hat in vielen Berufen seinen Lebensunterhalt verdient): Handwerksbetriebe, Tavernen, eine Maniokfabrik, Landleben, Vergnügungspark,… angetrieben von einem Motor und vielen Riemen bewegen sich Figuren, drehen sich Karussells, gruseln Totenköpfe heraus,… so schnell kann man gar nicht gucken, um all die Details zu erfassen.

Da die Szenerien recht zerbrechlich sind, laufen sie nicht ununterbrochen, sondern immer nur zeitweise und nacheinander. Wenn eines aufhört heißt es in den drei Räumen um die Winkel und Ecken herum zu lauschen, wo der nächste Motor anspringt…

Höhepunkt ist eine zimmergroße Szenerie: Das Leben Christi. Von den Weisen auf dem Morgenland die mit ihren Kamelen heranziehen, über Schafe mit nickenden Köpfen aus Schaumstoff, der Flucht nach Ägypten, bis zur Passionsgeschichte und der Himmelfahrt Jesu. In drei Etagen übereinander. Hier hat man endgültig keine Chance, alle Detail während eines Laufes zu erfassen. Zumal man auch dahinter gehen kann und der faszinierenden Maschinerie aus Riemen, Drähten, Rädern, Bändern,… bei ihrem wohl abgestimmten Spiel zusehen.

(Die Ausstellung läuft noch bis 26. März.)

Gute Laune Brunnen

Nicht daß er im Sommer bei Sonnenschein nicht auch wunderschön wäre…. aber selbst bei Nebel, Niesel oder anderen Wetterwidrigkeiten vertreibt dieser Anblick bei mir jede Depression.

Fontaine StravinskiUnd gerade dann leuchten die bunten Farben besonders vor dem Hintergrund der Steine und Mauern ringsum. Den schaukelnden, pirouettierenden, strampelnden und sonst wie spritzenden Figuren von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely kann ich immer stundenlang zusehen.

Im Sommer ist es oft schwierig, auf einer der Cafe-Terrassen einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen. Doch im Winter sieht man auch von hinter der Scheibe gut. (Und ich hatte gleich noch einen ruhigen Ort, um ein bißchen zu arbeiten. Freiberuflerleben halt. Frei hat man (fast) nie. 😉 )

Der kleine Elefant, der schaukelt und dabei aus seinem Rüssel Wasser verspritzt ist übrigens mein absoluter Liebling. Ich bin immer ganz traurig, wenn er abgeschaltet ist, nicht schaukelt und den Kopf hängen lässt. 🙁 Aber diesmal…. schaukelte er so fröhlich, daß ich darüber ein bißchen das schlechte Wetter vergessen habe. 🙂

Stoff-Shopping in Paris: Deballage du Marche St. Pierre

Dieser Laden ist eigentlich immer meine erste Anlaufstelle, wenn ich in Paris Stoffe streicheln und ab und an auch kaufen gehe.

Das französische Wort „deballer“ bedeutet „auspacken“ und ich finde, die Deballage St Pierre/ Dreyfus sieht auch genau so aus, wie man sich das vorstellt: Große Tische, vollgepackt mit Stoffballen, dazwischen gerade noch genug Raum, um sich durchquetschen zu können. Was mit wachsenden Stofftüten in den Händen zunehmen schwieriger wird… Von Generationen Stoffkäufern blankgetretene Dielen bedecken den Boden, es gibt altmodische Kassenschalter mit Glasscheibe, Holztreppen, dunkel vom Alter,… kein modischer Schnickschnack, keine durchgestylten Verkäuferinnen, sondern blaue Kittel, ab und an wird ein großer Wagen mit neuen Rollen von Manneskraft in den Aufzug geschoben… hier wird gearbeitet und das seit Generationen und so sieht es auch aus. (Mein Göttergatte kommt meist wegen der Atmosphäre freiwillig mit. 😀 )

Was gibt es? Ungefähr alles. In teilweise sehr wechselndem Sortiment, je nach dem, was zu haben war. Gerade das Erdgeschoß ist Schnäppchenjägerparadis, schon vor den Türen, die ganze Fassade entlang liegen Stoffballen, ein, zwei, drei,… kam mehr als fünf Euro der Meter. Ähnlich geht es im Erdgeschoss innen weiter. Zehn Euro pro Meter dürfte man dort schwerlich überschreiten. Natürlich ist da viel Polyester dabei, aber auch einfache Baumwolle, bei etlichen Farben und Mustern ist einem gleich klar, warum die für mehr Geld keiner haben wollte. Aber auch immer wieder Restposten von hochwertigen Dekostoffen oder es verbirgt sich in einem Tisch mit Polyester ein Ballen Seidenstoff für zwei Euro. Und je nach dem für welches Projekt, für Karneval mögen die riesigen rosa Blüten auf grünem Polyester Grund oder die goldbeglitterte Kunststoffspitze gerade richtig sein. (Ich habe mit solchen Dingen schon kleine Mädchen sehr glücklich gemacht. 😀 )

Und es verirren sich immer wieder interessante Restposten, vielleicht mal Patchworkstoffe, Pannels zum Puppen oder Kissennähen, provencalische Tischedeckenmuster,… auch Halstücher, Schals, Kravatten,… können da sein. Was genau… weiß man vorher nicht, aber genau das macht das Stöbern ja so spannend.

Im ersten Stock geht es dann hochwertiger weiter, mit Wollstoffen (Tuche, Tweed, Crepe,…), mit Leinen,… oder mit Kunstfaserstoffen, die aussehen als ob. Aber alle Ballen und Rollen sind beschriftet, man kann leicht finden, welches Material es ist. Und es gibt ganzjährig Kunstpelz in unterschiedlichen Qualitäten Von „sieht fast aus wie echt“ bis quietschorange im Flokatistil. Popeline in Mantelqualität gehört zum Standardangebot (das Angebot an Farben ist hingegen nicht immer üppig), auch Regenmantelstoffe sind immer einige da. Und die Preise… bis 20 Euro pro Meter hat man schon eine sehr gute Auswahl.

Im zweiten Stock wird es mit Seide, Spitzen, Samt,… noch edler. Einfarbig, bestickt, bedruckt,… die Auswahl ist riesig. Auch stretchige Lycras gehören seit einigen Jahren zum Angebot.

Möbelstoffen und schweren Vorhangstoffen gehört dann der dritte Stock und in der vierten Etage findet man alles für Tisch- und Bettwäsche. Teils fertige Handtücher, Schürzen, Geschirrtücher,… teils Leinen und Baumwollstoffe in unterschiedlichen Webarten.

Seit kurzem ist im fünften Stock (die schöne Dachterasse mit Blick auf Sacre Coeur ist leider nicht freigegeben) noch eine kleine Abteilung für edle Vorhangstoffe und Möbelstoffe in den schweren, in Frankreich beliebten Qualitäten. Hier ist die Atmosphäre gediegener, es ist viel Platz, um sich zu bewegen und es gibt vergleichsweise viel Fachpersonal pro Quadratmeter.

Und irgendwann, Stunden später, fällt man wieder heraus, beladen mit häßlich blauen Plastiktüten, aber glücklich. Viel Beratung darf man sich nicht erhoffen, aber das Angebot an Stoffen ist erschlagend viel und die Preise (immer in Relation zur Qualität) günstig. Unmöglich, dort nichts zu finden. 😉

Adresse: 2, rue Charles Nodier, 75018 Paris

Metro: Anvers

Öffnungszeiten Montag bis Samstag: 10.00 Uhr – 18.30 Uhr

Unterhaltsam…? – Immer! – Kunst…?

Ach,das sollen die nächsten Generationen entscheiden. 😉

Was macht man an einem strömend verregneten Sonntag in Paris? Die meisten Läden haben zu (der Disney-Store auf den Champs Elyssee zählt nicht…), zum Spazieren gehen ist es zu kalt… Also, ganz klar, ins Museum!

Das Museum für moderne Kunst der Stadt Paris im einen Flügel des Palais de Tokyo ist seit kurzem nach einer Renovierung wieder geöffnet und das wollten wir uns ansehen. Außerdem hatte es früher (also vor der Renovierung) ein recht nettes Cafe und der Eintritt war kostenlos, wie für alle städtischen Pariser Museen. (Ich habe allerdings schon einige Monate nicht mehr ausprobiert, ob das noch gilt.)

Also ab in die Metro, eine kurze Diskussion, ob Alma-Marceau aussteigen und hochlaufen oder Iena und runter laufen (Iena hat gewonnen) und möglichst schnell von der Metro durch die Regentropfen unter das schützende Museumsdach.

Dachten wir.

Leider hatten wir übersehen, daß zur Neueröffnung zwei Ausstellungen laufen (Pierre Huyghe und Pierre Bonnard) und in Folge dessen natürlich alle an einem verregneten Sonntag ins Museum wollen. Weswegen sich dann auch eine Menschenschlange den Berg hinunter staute. Angesichts des Wetters war das aber nicht das, was wir wollten.

Da der Garten vom Musee Galliera offen war (und ich da auch schon ewig mal hinwollte) versuchten wir dort unser Glück. Aber da ist derzeit „zwischen zwei Ausstellungen“ und infolge dessen geschlossen. Zwar finden sich beeindruckende Arkaden zum Unterstellen die zugänglich waren (und nur von einem Herren belebt waren, der irgendetwas rezitierte), aber windig und kalt war es da auch.

Die Menschenschlange auf der anderen Straßenseite wurde auch nicht kürzer. Also entschlossen wir und kurzerhand, statt moderne Kunst Gegenwartskunst zu besichtigen. Die findet sich nämlich im anderen Flügel des Palais de Tokio, die Site de la creation contemporaine zeigt ganz aktuelle, oft junge, Kunst und Künstler.

Lustig und kurzweilig ist es immer: hellblaue Häschen vor einer rosa Landschaft schmücken eine große Betonwand, aber alles steht Kopf. Man marschiert über Stapel von Zeitungspapier (hoher Spaßfaktor, auch für die vielen Kinder, die herumturnen), geht durch ein Hamsterrad, legt sich auf Polster und guckt an die Decke, um eine Video- und Klanginstallation auf sich wirken zu lassen… (sehr entspannend, im halbdunkel… schnarch) Viel zum gucken, zum Mitmachen und zum Anfassen. Thema sollte glaube ich die (französische) Geschichte und ihre Auswirkungen auf die Zukunft sein. Oder so.

Der größtenteils nur entkernte und nicht weiter renovierte Bau bietet Platz für große Installationen und die Ausstellungen wechseln tatsächlich häufig, es ist nicht so sehr der Ort für fertige Bilder im Rahmen, sondern ein Platz, wo sich viel bewegt.

Der Restaurantbereich hatte früher den Charme einer Bauarbeiterkantine, der wurde kräftig aufgehübscht und die Kastaniencremesuppe war auch excellent. 😀

Wie gesagt, gelangweilt habe ich mich dort noch nie. Nur ob es deswegen schon immer alles Kunst ist… das muß ich ja nicht entscheiden. 😉

Taschenkauf in Paris: Albertson’s maroquinerie

Ja, das Wetter war so schlecht, daß sich mein Schatz widerspruchslos durch viele Taschengeschäfte schubsen ließ. (Vielleicht hatte er auch Angst vor dem was passieren könnte, wenn ich und meine Kreditkarte alleine gingen… 😀 ). Jedenfalls versprach mein Preisführer „erreichbaren Luxus“ und das Motto ist: Einzelhandel zu Großhandelspreisen.

Und so wagten wir uns (nachdem wir uns in einer meiner Lieblingskonditoreien „le Valentin“ gestärkt und schon mal auf „Geld ausgeben“ eingestimmt hatten) wieder in den Regen. Bis zum „Show-Room“ in dem edle Ledertaschen, Handschuhe, Gürtel,… und drei nette ältere (und etwas skurile) Herren warteten. Sagte ich, daß ich es mag, wenn es in einem Laden für Lederwaren auch etwas nach Leder riecht und nicht nach Plastik? 😉

Jedenfalls wurde ich recht schnell fündig, wieder schwarz, aus feinem Lammnappa, nur diesmal größer. Ich suche ja immer Taschen, die wenigstens Din-A4 große Blätter oder Zeitschriften fassen. Sei es für die Arbeit (wenn der Laptop mal nicht mit muss) oder als Lektüre, in dem Format muß bei mir immer was mit. Weswegen ich auch von den breiten flachen Taschen genausowenig begeistert bin wie von den schmalen hohen…. Erstaunlich, wie viele Taschen immer 5cm zu schmal oder zu niedrig sind… 🙁

Danach hieß es schnell bezahlen, bevor mich noch was anderes schwach machen konnte. Etwa die Lederhandschuhe mit dem Seidenfutter… Und auch hier gilt: Die Preise sind nicht billig, aber eben preiswert. Außerdem werden (so die Auskunft der Inhaber) alle Sachen in Europa gefertigt, vor allem in Spanien und Italien. So bleibt das Geld wenigstens in der EU. 😉 Ach ja, die Herren (oder wenigstens einer davon) sprechen auch Englisch. Was für manche ja hilfreich sein mag.

Und wer in nächster Zeit nicht nach Paris kommt: Es gibt tatsächlich einen Internet-Shop Albertson“s. Achtung! Die Preise sind ohne Mehrwertsteuer und die Französische liegt bei über 19 Prozent.

19, rue Bergere, 75009 Paris (Metro Grands Boulevards)

Update Dezember 2007: Seit Februar repariere ich an der Tasche. Besonders die Nähte, die die Träger halten sollen mußte ich alle nachnähen. (Die nachgenähten halten.) Doch dann schabte auch das weiche Leder an den Metallschnallen durch. Und schließlich hat sich die Reißverschlussspirale vom Reißverschlußband gelöst. Angesichts des Preises war mir die Haltbarkeit zu kurz. Das weiche Leder mit den Metallschnallen war wohl einfach eine Fehlkonstruktion, ebenso die Nähte für den Henkel, die das relativ hohe Eigengewicht der Tasche nicht wirklich tragen. (Beziehungsweise nur das Eigengewicht, aber das ist nicht Sinn einer großen Tasche.) Ich werde von weiteren Käufen an diesem Ort absehen.