Vogue V1853 (Abendkleid)

Wie so oft bei Schnitten von Vogue war das so ein “Liebe auf den ersten Blick” Schnitt. Besonders bei der Abend- und Festmode habe ich das regelmäßig. Nur normalerweise habe ich keine Gelegenheit, sie zu tragen, also bleiben sie ungenäht und inzwischen schaffe ich es auch, sie ungekauft zu lassen. Meistens.

Und selbst wenn eine Festivität ansteht, ist die Kleiderordnung meist eher lässig, so dass man mit einem echten Abendkleid ganz schnell “drüber” ist.

Aber hier stand eine Hochzeit an und die Braut wünschte explizit “festlich-elegant” und brachte zum Ausdruck, dass “lang” schon genau richtig wäre. Also habe ich der Braut das Bild von der Vogue Seite unter die Nase gehalten, das Kleid mit einem kernigen “JA!” absegnen lassen und bestellt. (Als ich bestellte, war der Schnitt noch nicht auf Deutsch erhältlich und dummerweise dann auch noch markenübergreifender Supersale. Kam dann ein kleines Kistchen und ja, auch eine Zollerklärung war fällig. Nur genau den einen Schnitt in Deutschland kaufen wäre billiger gewesen, Und würde nicht so viel Platz in meinem Schnittlager verbrauchen. Aber es gab ihn ja noch nicht.)

Irgendwie hat der Schnitt ja viel Retro-Vibe, könnte aus einem Film der 70er sein. (Was für solche Kleider noch deutlich vor meiner Zeit war.) Mir gefiel der weich fallende Stoff, der tiefe Ausschnitt (der in einer Variante mit Tüll unterlegt ist, wovon ich auch Gebrauch machte) und die schmalen Schultern… und dass das Kleid zwar von vorne wie ein Neckholder aussieht, aber keines ist. Es gibt einen geschlossenen Rücken, was für das Tragen von BHs einfach von Vorteil ist.

Da ich schnell Seide als Wunschstoff im Auge hatte war klar, ich muss ein Probekleid machen, denn Seidenchiffon oder Georgette auftrennen und neu nähen ist nicht die beste Idee. Das Sommerkleid als Testkleid habe ich hier auch schon gezeigt. Während ich am Probekleid war, gab es dann auch schon den Stoff für die endgültige Version, drei Lagen Seide, in der Mitte Georgette, außen ein extrem feiner Chiffon und als unterste Lage (im Oberteil dann als Futter verarbeitet) ein Crêpe Chiffon. In drei verschiedenen Blautönen. Die Kombination ergab sich im Stoffgeschäft. Bei Sacré Coupons gibt es hinten im Laden auch Rollen mit Stoff vom Meter. Und der Mitarbeiter holte mir auch unverdrossen alles runter, was blau war. Bis ich drei Töne hatte, die zusammen passten.

Die “Schichtung” der Stoffe habe ich nach Farbeindruck entschieden. Ursprünglich hatte ich mal so was von dunkel nach hell gedacht, jetzt war aber der hellste Stoff der Georgette, der nicht wirklich transparent ist und beim Rumprobieren gefiel mir die Variante “tiefdunkelblauer Chiffon auf himmelblauem Georgette” am besten. Das Kleid ist eindeutig dunkelblau, hat durch die helle Unterlegung aber einen silbrigen Schimmer und die Farbe hat eine wunderbare Tiefe.

Das Rückenteil habe ich nur zweilagig gearbeitet, den Georgette weggelassen. Also ein Hauch von Transparenz.

Änderungen gab es auf unterschiedlichen Ebenen.

Zunächst natürlich, den Schnitt an die Figur anpassen. Das heißt bei mir, Größe 22 nehmen, rundum oberhalb der Taille 3cm rausnehmen. Im Rücken weitere 3cm rausnehmen, aber nur in der hinteren Mitte, zu den Seitennähten auslaufen lassen. Dafür die 3cm über dem Po auf gleiche Weise wieder zugeben. Und auf jeder Seite noch mal 2cm Brustumfang per FBA einfügen. Die Mehrweite nehme ich zur Taille nicht raus, die kann ich da nämlich auch brauchen. Am Rock habe ich die Weite nicht geändert, die wird dann halt einfach etwas weniger stark eingehalten.

Dann gab es Designänderungen. In erster Linie den Rockschlitz etwas kürzen. Denn ich wollte auch im Sitzen die Unterhose nicht zeigen. Ich habe ihn 10 cm weiter zugenäht. (Im Nachhinein hätten 7cm auch gereicht, aber ich trenne das jetzt nicht mehr auf.) Außerdem habe ich den Reißverschluss in die Seitennaht verlegt, mir gefällt (und nicht zuletzt bei dem leichten und transparenten Stoff) ein glatter Rücken besser. Für den Gürtel habe ich ein sehr weiches dunkelblaues Leder gewählt und eine strassbesetzte Schnalle. Meine Stoffe waren ohnehin nicht sehr gut geeignet, einen Gürtel draus zu machen und die Schnalle zu beziehen.

Und Änderungen in der Verarbeitung, die aufgrund meines Stoffes und der Designänderungen nötig waren. Da mein Stoff leicht, transparent und fransig war (Seide halt) habe ich mich bei allen Säumen im Rock für französische Nähte entschieden, allerdings relativ breite. Von wegen Stoff franst aus und Kleid soll maschinenwaschbar sein. Die drei Röcke habe ich einzeln genäht und dann in der Taille zusammengefasst. Dabei übernimmt der untersten die Funktion des Unterrocks und sorgt dafür, dass die Nahtzugaben des Oberteils versteckt sind. Allerdings ist auch er mit der rechten Seite der Nähte nach außen verarbeitet. Die Röcke liegen also alle links auf rechts.

Im Oberteil habe ich die zwei äußeren Stofflagen zusammen als eine verabeitet, die dritte Lage bildet das Futter. Alle Nahtzugaben liegen also innen. Durch meinen semi-transparenten Rücken musste ich allerdings alle Nahtzugaben vom Rücken weg bügeln. Als entweder in den Rock oder in die Vorderteile. Das sieht der Schnitt anders vor, dank meiner dünnen Stoffe geht es aber. (Auch wenn es etwas seltsam ist, die Nahtzugabe eines gekrausten Rocks nach unten in den Rock zu bügeln.)

Da mein Rücken keine Naht hat, konnte ich auch die Armausschnitte von Futter und Oberstoff nicht verstürzen, da fehlte die Wendeöffnung. Ich habe dann die Armausschnitte mit einem Streifen Schrägband aus dem Crêpe Chiffon als Beleg verstürzt. Sieht ordentlich aus und ist nicht sehr kompliziert.

Das Kleid sieht außerdem Nahttaschen in den Seitennähten vor. Die sind praktisch und bei meinem Probekleid habe ich mir sogar die Mühe gemacht, eine Nahttasche in die Seitennaht mit Reißverschluss einzuarbeiten, aber an der Stelle war mir schon klar, dass ich keine Taschen im endgültigen Kleid haben würde. Hier waren mir die freischwingenenden Rocklagen und ihre Transparenz wichtiger. Eine Tasche hätte entweder nur in der obersten Rockschicht sein dürfen. Da wäre sie aber sichtbar und gleichzeitig weitgehend sinnfrei, den der Chiffon ist so leicht, dass man in eine Tasche nichts reintun könnte, außer Luft. Oder sie hätte durch mehrere Lagen gehen müssen, dazu muss man die Rocklagen an der Stelle aber fest verbinden. Beim Abendkleid gewinnt auch bei mir mal die Form über die Funktion.

Da ich keine weitgehend unsichtbaren BH mit ausreichend schmalen Schultern bekommen habe, habe ich innen an den Schulternähten noch ein Satinband mit Druckknopf für die BH-Träger angenäht. Die Schultern des Kleides, sind noch breit genug, um die BH-Träger drunter zu schieben, sie brauchen nur etwas Unterstützung, um auch dort zu bleiben.

(Oben im Bild in der offenen Variante, unten im Bild, wenn der Druckknopf geschlossen ist. Also einfach Satinband abgeschnitten, die Enden mit einer Kerze “versäubert” (es lebe die Kunstfaser), den Druckknöpf aufgenäht und dann von Hand am Klein innen angenäht.)

Man sieht also, so wahnsinnig viel von der eigentlichen Anleitung ist gar nicht mehr übrig bei meinem Kleid. Trotzdem gibt es ein paar Punkte zu kritisieren….

Echtes Kopfzerbrechen haben mir die Schulternähte bzw. der Ansatz des Kragens hinten bereitet. Das Vorderteil hat ja recht tief eingelegte Falten und wie man den Stoff dieser Falten annäht, hat einen Einfluss darauf, wie hinterher am Kleid die Falten fallen. Nur kommen die Falten, bzw. der ganze Stoff der da durch die Falten ist in der Zeichnung der Anleitung einfach mal generös gar nicht vor. Wie man den legen soll? Keine Ahnung.

Am Probekleid habe ich dreimal getrennt, weil es jedes Mal doof aussah. Danach habe ich die Anleitung ignoriert, habe bis zum Schulterpunkt genäht und dann den angeschnittenen Kragen ab dem Schulterpunkt ans Rückenteil. Der Stoff der Falten bleibt dadurch weitgehend freihängend. Sieht nicht perfekt aus, aber akzeptabel.

Am Abendkleid habe ich (die hintere Mittelnaht habe ich ja nicht) den Kragen von der hinteren Mitte her zu den Seiten gesteckt und aus der Richtung legte sich der überflüssige Stoff dann mehr oder weniger automatisch in eine passende Position und die Falten haben einen schönen Fall.

(Die Schlingen für den Gürtel habe ich auch aus Satinband gemacht, statt mich das mit gehäkelten Garnschlingen abzumühen.)

Was mir dann noch bei der Verarbeitung der Taschen aufgefallen war: Die Zeichnung deutet darauf hin, dass das Unterstitching an beiden Taschenbeuteln stattfindet, beschrieben wird es nur für vorne.

Eine große Herausforderung war, die drei Rocklagen auf gleiche Länge zu bekommen. Nun ja.. da war ich im Schneideratelier und habe die Rocklänge markieren lassen. Und dann auch gleich schneiden, weil die Schneiderin und ich den Verdacht hatten, dass die Markierung nicht bis nach Hause halten wird. (Da ich hier nicht gefragt habe, ob ich die Bilder zeigen durfte, ist die Schneiderin weggeschnitten. Es ist aber grundsätzlich nützlich, auch gute Beziehungen zu ortsansässigen Fachleuten zu haben und die eine oder andere Dienstleistung einfach zuzukaufen.)

In der Gesamtheit bin ich mit meinem Kleid sehr zufrieden. Trotzdem gibt es einige Kritikpunkte an mich selber: Ganz besondere der Fadenlauf der Röcke und da ganz besonders der, des obersten Rocks. Beim Nähen habe ich schon gemerkt, dass der Fadenlauf da bestenfalls dran vorbeigewunken wurden. Ganz besonders der obersten Stofflage. Einen derart feinen Chiffon hatte ich noch nie, doppellagig zuschneiden war offensichtlich zu viel für den. Und auf dem glatten Fußboden auslegen auch. Der hätte andere Techniken gebraucht.

Zum Glück fällt es beim Tragen nicht auf.

Auch der Ausschnitt ist weiter geworden, als beim Probekleid. Dass der Tüll tatsächlich auf Entfernung einen “nackt” Eindruck erzeugt funktioniert gut. (Und ja, ich trage einen BH drunter). Nur war der Tüll an meinem Probekleid mit der Spitze natürlich unelastisch gemacht. Am Abendkleid hingegen war er sehr elastisch und hat sich natürlich ungehemmt zur Seite gezogen.

Da für nächstens Jahr noch eine Hochzeit geplant ist, habe ich mal unsichtbaren Nähfaden besorgt und werde schauen, ob ich die untere Tülllage damit angemessen in der Elastizität einschränken kann. Denn da will ich nicht noch ein Kleid nähen.

Nachbessern muss ich auch noch etwas am Gürtel, die Gürtelschnalle lässt dem Gürtel viel Spiel, der lockert sich ständig stark. Da habe ich mit einem Haargummi abgeholfen, durch den ich den Gürtel beim Schließen zusätzlich ziehe und den ich dann unter die Schnalle schiebe. Nicht ganz perfekt, aber ging. Da weiß ich nicht genau, was ich mache, Druckknopf? Haken und Öse? Oder einfach ein dunkelblauer Haargummi? (Der Gürtel ist aus Leder, zwar sehr weichem Leder, aber vielleicht doch nicht so ideal, um von Hand noch was anzunähen.)

Meine Stoffe waren ja vorgewaschen, damit das Kleid nach einer durchtanzten Nacht in die Waschmaschine kann. Danach war die oberste Stofflage der Röcke kürzer… mal gucken, ob sich das wieder bügelt. Sonst gehört es halt so.

Ich bin mit Schnitt und Kleid zufrieden, das Kleid wird aller Voraussicht nach n2025 immerhin einen zweiten Einsatz bei einer Hochzeit bekommen. Das Sommerkleid hingegen dürfte öfter getragen werden. Nochmal nähen werde ich es allerdings nicht. Das ist ein Schnitt für ein besonderes Kleid, nicht für eines, mit dem man in Massenproduktion geht.

Chiffon und Sprühkleber oder superfeinen Stoff bändigen

Nachdem mein Probekleid erfolgreich fertig war, hatte ich nur noch knapp zwei Monaten bis zur Hochzeit, von denen ich noch dazu knapp zwei Wochen gar nicht Zuhause war. Von so niedlichen Dingen wir “arbeiten” und Teilen einer größeren Zahnbehandlung mal ganz zu schweigen.

Aufgrund meiner Abwesenheit dazwischen war klar, die Röcke (3 Lagen) müssen vorher fertig sein. Eine Lage Seidengeorgette, eine Lage etwas gekreppter Seidenchiffon und die dritte Lage der feinste Seidenchiffon, den ich jemals verarbeitet habe. Beim Nähen der Röcke merkte ich dann auch schnell, dass trotz Sorgfalt an dem ganz dünnen Chiffon der Fadenlauf bestenfalls mal vorbeigewinkt worden war… Bei dem langen, weiten Rock war das zur weiteren Verarbeitung nicht gerade angenehm, aber ich hatte die Hoffnung, dass man das am Ende getragen nicht sehen würde.

Aber ich hatte schon was für das Oberteil gelernt, denn da musste er passen. Und am Rückenteil musste die Lage einfach verarbeitet werden. Und hinterher zur Futterlage passen. (Einfach beides als eine Schicht ging nicht, ich brauchte hinterher beide Lagen, um die Nahtzugabe des Rockansatzes zu “verpacken”.) Also “einfach irgendwie hinfuddeln” war kein guter Plan.

Ich habe mein (angepasstes) Schnittteil für den Rücken genommen und es auf Reißvlies vom Sticken kopiert. Durchpausen geht da nicht so gut, also habe ich die Linien mit dem Nadelrädchen und mit dem Falzbein abgefahren. Mit dem Nadelrädchen wäre es gegen das Licht gut sichtbar, sonst eher mit dem Falzbein. Ich bin einfach zweimal drüber gegangen.

Beim Kopieren habe ich die rückwärtige Mittelnaht gleich weggelassen. Wobei ich auch NICHT vergessen habe, die am Schnittteil befindliche Nahtzugabe wegzulassen. (Die Öffnung habe ich in die Seitennaht verlegt.)

Da man die Linien alle nicht so toll sieht, habe ich sie mit einem weichen Bleistift nachgezeichnet.

Da ich mit den Rockteilen die großen Stoffstücke schon zugeschnitten habe, war hier klar, dass ich nicht extrem sparsam beim Zuschnitt sein muss.

Ich habe also ein Stück Stoff abgeschnitten und möglichst im Fadenlauf mit temporären Sprühkleber (Odif) auf die Rückseite des Stickvlies geklebt.

(Dabei kam mir auch der Verdacht, dass ich den Stoff vermutlich beim Bügeln schon gut verdehnt habe. 5m am Stück von “nichts” sind selbst auf einem großen Bügeltisch nicht ganz einfach. Und der beim Kauf ganz glatte Stoff hatte nach dem Waschen ein Art “Längsrippe”. Die schön aussah, aber für den Rock brauchte ich die ursprüngliche Breite des Stoffes.)

Dann umdrehen.

Ich habe zusätzlich zum Kleber noch neben den Abnähermarkierungen von Hand geheftet (mit dünnem Nähgarn) und auch das Passzeichen für die Schulter habe ich mit Faden bezeichnet.

Und dann ausschneiden.

Mit dem Stickvlies.

Und so sieht das zugeschnittene Rückenteil dann von der rechten Seite aus.

Maßhaltig.

So habe ich es dann übrigens auch genäht. Die Abnäher ließen sich problemlos nähen und auch die Stütznaht am Halsausschnitt ließ sich gut anbringen.

Und ich habe dann jeweils nur so viel von dem Vlies rausgerissen, wie jeweils nötig war, um weiter zu arbeiten.

Und es hat super funktioniert, ich habe saubere Abnäher und Rückenteil und Futterteil passen aufeinander.

(Für den Rest des Oberteils habe ich den feinen Chiffon mit dem gleichen temporären Sprühkleber auf den Georgette geklebt und habe beides zusammen zugeschnitten und verarbeitet. Funktionierte auch sehr gut.)

Aktueller Nadelblick August 2024

Weniger als zwei Monate bis zur nächsten Hochzeit und ich bin noch nicht mal mit den Probekleid fertig. (Das wird spannend…)

Für ein Probekleid etwas aufwendig, gebe ich zu. Aber ich konnte eh noch ein Sommerkleid brauchen, vor allem eines mit einem weiteren Rock, das ist auf den Rad doch ganz praktisch. (Entweder Änderung der Modelinie oder meines Geschmacks, ich habe fast nur Sommerkleider mit schmalem Rock, jetzt ist mir mal wieder nach mehr Fülle.)

Der Schnitt ist Vogue V1953, für das Probekleid allerdings kürzer als alle Varianten und ohne Schlitz. Der zweite Grund, warum ich ein komplettes Probekleid genäht habe war, dass ich zum einen den RV verlegt habe und wissen wollte, ob man tatsächlich auch so reinkommt und zum anderen dass das Festkleid aus drei Lagen Seiden-Fludderstoff besteht, der gar nichts verzeiht.

Im Moment fehlen nur noch der Gürtel (also die Gürtelschnalle) und der Saum.

Und ich habe schon rausgefunden, dass das endgültige Kleid keine Nahttaschen bekommen wird, der Schlitz etwas weniger hoch, ich in der Taille vielleicht noch 2cm zugebe und ich die Armausschnitte etwas anders arbeiten werde. (Da ich keine Öffnung in der hinteren Mitte habe, ändert sich die Verarbeitung deutlich.) Von daher: Test erfolgreich (Kleid + Lerneffekt), hoffentlich wird auch das richtige Modell noch fertig. Zum Termin.

Auch beim Stricken ging es voran, das nächste Kleinprojekt, diesmal Socken, ist schon bei der zweiten Ferse.

Was bei Sneaker Socken schon kurz vor Ende hießt.

Das Garn ist “Cotton Andorra Color” von Regia. Ich mag ja die selbstmusternden Garne nicht mehr, aber was da ist, muss noch weg. Ich hatte einen großen und einen kleinen Rest in verschiedenen Farbstellungen, die aber gut harmonieren.

Und ich gebe zu, als Einstrickmuster verstrickt, gefällt es mir dann tatsächlich gut.

Mein pinker Pulli bekommt gerade Querformat.

Den ersten Ärmel habe ich bis zum Ende das Knäuels gestrickt (da sind schon einige Abnahmen getätigt, er endet aber noch oberhalb des Ellenbogens) und bin jetzt am zweiten. Der auch schon die ersten Abnahmen hinter sich hat.

Nachdem nur noch ein Knäuel dran hängt, nämlich das, mit dem ich stricke, ist das alles schon sehr viel angenehmer. Wenn ich das zweite Ärmelknäuel “aufgestrickt” habe, kommt wohl erst mal der Rumpf mit einem weiteren Knäuel dran. Dann sieht man beim Anziehen auch die Proportionen besser.

Beim Hexispiel habe ich den dritten “Spielzug” beendet.

Jetzt muss ich wieder ein bisschen falten und ich schätze, noch eine Runde, dann hat es sich ausgespielt.

Nur die langweiligen Randstück stehen dann noch an…

Aber ich schätze, nach dem Hochzeitsprojekt bleibt der Hosenanzug, wo er ist (hinten) und ich werde erst mal eine große Runde quilten. Ich bin gerade extrem motiviert, den fertig zu nähen.

Da ich jetzt noch viele Hexagons habe und noch mehr Stoffe, auch ohne Zukäufe, werde ich dann wohl “leider” ein weiteres Spiel beginnen “müssen”. Mit etwas anderen “Spielregeln”.

(Über das Thema “Bücher lesen”, breiten wir den Mantel des Schweigens, der Zeitschriftenstapel ist in den letzten zwei Monaten eher gewachsen…)

Vogue V1617 (Overall Zandra Rhodes)

Das Thema Overall (oder Jumpsuit, wie man heute sagt) ist ja seit einigen Jahren wieder in der Mode präsent (was dann auch gut zum 1980er Revival passt). Ich hatte auch schon immer mal versucht, einen zu kaufen, aber in meiner Größe sind die Geschäfte mal wieder der Meinung, dass das nicht sein muss. Und bei den Nähplänen war irgendwie immer was anderes dringender.

Trotzdem hatte ich die Angebote der Schnitthersteller zu dem Thema auch kontinuierlich im Auge und der Vogue-Schnitt V1617, ein Design Modell von Zandra Rhodes, hatte mir auf Anhieb gefallen. Diese extrem lässige Form sprach mich irgendwie an. Weit, aber trotzdem nicht formlos.

Allerdings eher kein Modell für den Alltag… weite Hosenbeine zum Radfahren, Ärmel, die so weit sind, dass keine Jacke drüber passt… da helfen die Taschen alleine dann auch nicht weiter.

Aber dann kam unerwartet eine Einladung zu einer Hochzeit und der Schnitt musste zu mir.

Mit dem Ergebnis bin ich, siehe Bild oben, auch superzufrieden. Der Jumpsuit trägt sich bequem und lässig, ist aber gleichzeitig elegant. Und mal was anderes. Kleider für festliche Anlässe sind ja… letztlich doch immer sehr ähnlich. Anderer Stoff, ein paar Details… aber nichts wirklich anderes. Da ist so ein Overall wirklich eine geniale Abwechslung.

Nicht ganz so glücklich war ich mit dem Schnitt.

Zum einen waren die Schnittbögen deutlich stärker zerknittert als das bei Vogue sonst so üblich war. Trotz einiger Bügelarbeit wurden sie nicht wirklich glatt. (Heiß und Dampf ist bei Papier ja keine Option.)

Außerdem waren an vielen Stellen schlichtweg Linien und Beschriftungen anderer Bögen durchgeschlagen, so dass nicht überall wirklich gut zu erkennen war, was gerade gilt.

Und, ich weiß nicht, ob ich es geschafft habe, das Papier beim Bügeln so stark zu verdehnen oder ob es am Schnitt lag, etliche Passzeichen passten einfach nicht. So war die hintere Mitte der Ausschnittblende nicht in der Mitte zwischen den beiden Passzeichen der Schulter. Oder das Passzeichen der Saumbelege korrespondierte mit nichts am Hosensaum. Und ich habe Papier auf Papier gelegt, nicht nur die Stoffteile verglichen. Dann gab es auf dem Bund auch ein Passzeichen, dass zu gar nichts gut war. Das sah zumindest nicht so aus, als ob es einfach nur durchgeschlagen gewesen wäre?

Die gute Nachricht: Die Länge der Teile an sich hat gepasst. Nur die Passzeichen nicht alle. Zumindest nicht in Größe XL.

Den Stoff hatte ich schon, als ich den Schnitt gekauft hatte. Eine strukturierte Seide in Grün. Und zwar durch die Webung strukturiert, so dass sie beim Waschen erhalten bleibt. (Ich hatte so etwas bislang nur durch Hitze in den Stoff eingeprägt gesehen, das kann man dann aber nicht waschen.) Nur hatte ich nicht genug. Laut Anleitung braucht mal 3,60m, ich hatte 3,20 m. Aber wie hier geschrieben, bekam ich noch einen Coupon. Am Ende brauchte ich eh viel mehr, denn mein Stoff war statt 150cm nur 140cm breit und bei weiten Teilen und angeschnittenen Kimonoärmeln macht das einen Unterschied.

Außerdem habe ich Seidenchiffon als Futter für das Oberteil gekauft, grünen Satin für die Taschenbeutel, die Saumbelege und zum Einfassen von Nahtzugaben sowie mitternachtblaue Seide in Köperbindung (ich vermute, die ist für Krawatten gedacht) für die Einfassung des Ausschnitts und die Taillenblende sowie das Bindebändchen in der Taille.

Den Schnitt habe ich in Größe XL genommen und viel angepasst. Wobei ich diesmal, weil die Zeit auch etwas knapp war, einige Teile direkt ausgeschnitten habe. Nur die kopiert habe, die ich verändern musste. (Was dann fast alle großen Teile waren…)

In der Länge habe ich am Taillenbund 1cm rausgenommen und 2cm oberhalb rundum. (Der Ärmelumfang wurde dadurch auch etwas kleiner.) In der hinteren Mitte des Oberteils dann noch mal 3cm, zur Seite hin auslaufend (etwas gerate, wo wohl die Seitennaht wäre, wenn es eine gäbe), die gleichen 3cm habe ich über meinem Po wieder eingefügt.

Von der Weite her sollte man meinen, da kann man ja alles “reinmogeln”, aber ich wollte ja, dass es so lässig fällt, wie gedacht. Also habe ich trotzdem eine FBA improvisiert. Als Kompromiss nur 2cm statt 3cm pro Vorderteil.

Der Taillenbund vorne wurde entsprechen weiter gemacht und ich habe auch am hinteren Taillenbund einen Zentimeter zugegeben. Die beiden Teile bleiben an der Seite offen und überlappen. Und ich dachte, besser sie gehen etwas zu weit übereinander als dass ich am Ende eine Lücke habe, wo der Bauch rausschaut. Und ich konnte nicht gut abschätzen, wie viel Überlapp ich in der überdies flutschigen Seide brauche, damit da nichts frei liegt. (Wäre vermutlich nicht nötig gewesen, hat aber nichts geschadet.

Aus ähnlichen Gründen habe ich die hinteren Hosenbeine etwas weiter gemacht. Wäre auch nicht nötig gewesen, zumal der Schnitt hinten ja gar nicht so weit fällt (wenn man das Bild genau anschaut), aber Seide hat so gar keine Elastizität… und so habe ich kein Problem, falls ich das mal im Winter mit warmen Strumpfhosen drunter anziehen will.

Die Verarbeitungssschritte des Schnittes haben mir gut gefallen. An vielen Stellen sind Franzöische Nähte vorgesehen, so dass die Innenverarbeitung sauber ist. Und ich habe das dann noch konsequent weitergeführt an der inneren Beinnaht und an der Schrittnaht. An der äußeren Beinnaht müssen die Nahtzugaben wegen der Taschen auseinandergebügelt werden, da habe ich die Nahtzugaben eingefasst.

Ein Oberteilfutter war nicht vorgesehen, mir gefiel der Fall meines Stoffes mit dem Chiffon drunter aber besser. Da habe ich die Teile unterlegt. Da der Chiffon echt überallhin flutscht, habe ich die Teile des Oberteils aufgelegt und dann den Chiffon danach zugeschnitten. Und die Lange gleich zusammengesteckt (und an einigen Stellen geheftet) gelassen, bis der Jumpsuit fertig war.

Die Bundteile habe ich nicht mit Vliseline beklebt, sondern Seidenorganza als Unterlage benutzt. In dem Fall auf beide Teile, einmal im Fadenlauf geschnitten und einmal im Schrägfadenlauf. Dadurch wird es fest, kann sich dem Körper aber trotzdem noch gut anpassen.

Außerdem habe ich die hinteren Hosenteile im Schritt mit einer Lage Seidesatin (mit G785 bebügelt) verstärkt, denn da läuft es sich bei mir immer am schnellsten durch und bei Seide gleich noch mal schneller. Da hilft so ein bisschen Verstärkung doch.

Was ich nicht so geglückt fand, waren die Einfassungen. (An den Taschen sind noch welche, die man nicht sieht.) Bei Seide ist es sehr mühsam, mit 6mm Nahtzugabe zu nähen und zu bügeln, da ist es einfacher, mit breiterer Nahtzugaben zu arbeiten und nach dem Nähen wegzuschneiden. (Und zum Einhorn gibt es keinen Gradstichfuß mit Obertransport. Wobei ich, glaube ich, jetzt rausgefunden habe, dass das wohl der Patchworkfuß übernimmt. Den brauche ich dann wohl doch mal.)

Und an der Einfassung des Ausschnittes sieht man, dass an einigen Stellen die Anleitung doch nicht ganz fertig gedacht war. Der Einfassstreifen ist genau vier Mal die Breite der Nachtzugabe. (Auf dem Papierstreifen gemessen.)

Also schon mal nichts für den “Turn of Cloth”, der bei einem feinen Stoff zwar wenig ist, aber nicht inexistent. Dann soll man einen 6mm (=Nahtzugabe) schmalen Saum für die Innenseite einbügeln. (Auch hier… nichts was wirklich gut geht, noch weniger in Seide. Da muß man erst mal von Hand heften, bevor man was bügeln kann.) Und dann soll der Einfassstreifen beim Nähen teilweise gedehnt werden.

Was bedeutet… genau, er wird etwas schmaler. Auf der Rückseite hat man aber 6mm für den Saum schon weggeheftet… heißt letztlich, die Einfassung wird im sichtbaren Teil schmaler. Stellenweise.

Nun ja, da ich in Seide schon keine Lust hatte, einen 6mm schmalen Saum einzubügeln, habe ich den Einfasstreifen rechts angenäht, um die Kante gebügeln und dann auf der linken Seite von Hand angenäht. Ist eh eleganter, als von rechts im Nahtschatten zu steppen. An den Bundteilen habe ich es genauso gemacht.

Zwei Überraschungen gab es beim Nähen.

Zum einen habe ich mir redliche Mühe gegeben, den Ausschnitt nicht zu groß zu machen, den Einfassstreifen extra gut fest gezogen, damit er nicht zu sehr klafft.

Danach wurde mir bewusst, dass das meine Einstiegsöffnung ist. Verschluss hat der Overall sonst keinen. Po und Busen müssen durch den Halsausschnitt passen. Der im Übrigen durch die Verkürzung des Oberteils 4cm kürzer ist, als gedacht.

Okay… vorher denken, ne?

In Gedanken sah ich dann schon eine kleine Öffnung im Rückenteil. Aber… ich passe tatsächlich durch. Zunehmen darf ich dafür allerdings nicht mehr. Den Ausschnitt noch etwas zunähen geht natürlich auch nicht. Ich habe mir dann einen BH in mitternachtblau gekauft…

Und die Hosenbeine waren am Ende etwa 5cm zu lang. Das war auch etwas unerwartet, da ich proportional eher lange Beine habe. Ich hatte den Saum extra an die vorhandenen Saumbelege angepasst. Weil der Umfang um 0,5mm abwich sogar markiert, welcher Beleg an welches Hosenbein…. das war natürlich weg, nachdem ich 7cm abgeschnitten hatte. Ich habe dann einfach neue Saumbelege zugeschnitten. Einfach ein Streifen pro Bein, nicht wie vorgesehen mit zwei Nähten. Passte prima. Den Saumbeleg habe ich natürlich auch von Hand angenäht, was tatsächlich in der feinen Seide eine gewisse Herausforderung war. Aber es ging (AlterfilS 120 hilft… 150er wäre besser gewesen, aber ich hatte gerade erst bestellt und da wußte ich noch nicht, dass ich den Overall nähen wollte. Und habe dann genommen, was da war.)

Mit dem Jumpsuit bin ich jedenfalls glücklich. Ob er noch viele Gelegenheiten hat, getragen zu werden wird sich zeigen. Eine weitere hat sich schon gefunden. Ich hoffe auf einen dünnen Rolli in mitternachtblau, dann kann ich es zumindest Weihnachten noch mal tragen.

Wenn man ihn nicht aus Seide näht, wäre er auch gar nicht so mühsam zu nähen, ich überlege daher grade noch, ob ich das vielleicht mal noch aus einem afrikanischen Stoff nähe… könnte auch gut aussehen. (Allerdings habe ich noch einen anderen Overall-Schnitt gekauft… und der Nähplan für das nächste Jahr eigentlich schon voll…. na mal sehen.)

FBA und angeschnittener Kimonoärmel

Das scheint mein Jahr der “nicht so standard” FBAs zu werden. Nachdem ich den Hosenanzug mit Flankennaht angepasst hatte, ging der Blazer ja erst mal in Parkposition, weil ich für eine Hochzeit ein Outfit “brauche” (ich weiß… ich brauche keine neuen Klamotten). Und es war einfach die perfekte Ausrede, den lässigen Jumpsuit V1617 von Zandra Rhodes zu nähen.

Wenn man Kleidung kauft, sind Wickeloptik und angeschnittene Kimonoärmel ja beliebt, weil man da eine größere Oberweite gut drunter mogeln kann. Allerdings fallen dann weder der Ausschnitt noch die Ärmel so wirklich schön, weil der Fadenlauf meist etwas dreht.

Wenn ich schon selber nähe, dann also bitte MIT FBA. Nur wie? Hier mein Versuch.

Was klar ist, der angeschnittene Ärmel muß erst mal weg. Und das Schnittteil ist zumindest auf den ersten Blick nicht so logisch, was ist was? Und wo? (Was ich schon quer rausgefaltet habe, sind 2cm in der Länge. Der dritte Zentimeter geht vom Bundteil ab.) Nun ja, immerhin liefert Vogue den Brustpunkt mit. Für die Entscheidung der Abtrennung habe ich mich an den Passzeichen zum Bundteil orientiert und eine Position gewählt, die dem hoffentlich möglichst wenig in die Quere kommt.

Die Hilfslinie habe ich parallel zum Fadenlauf gezeichnet. (Nein, diesmal keine Folie. Da ich das Gefühl hatte, das könnte kompliziert werden, habe ich den Schnitt auf ein recht stabiles Schnittpapier kopiert. Was nicht ganz einfach war, weil das Papier nicht extrem durchsichtig ist, die Vogue Schnittteile aber nicht so wirklich deutlich gedruckt. eigentlich wollte ich es durchradeln, aber das Papier hat auch die Löcher des Nadelrades nicht recht annehmen wollen.)

Meine Ärmelabtrennlinie schneide ich nicht ganz durch. Einmal verhindert das, daß ich das Teil verliere und, daß ich hinterher Probleme habe, es wieder sauber (und richtig herum) anzukleben. Und weiter abschneiden geht ja immer.

Hilfslinien werden einmal im 90° Winkel zum Fadenlauf und einmal parallel zum Fadenlauf durch den Brustpunkt gezogen.

Für eine FBA braucht man noch eine schräge Linie in das Armloch.

Armloch habe ich ja keines, aber ich peile einfach mal freihändig in einem etwas flacheren Winkel.

Die FBA war dann die Standardprozedur.

Einschneiden, durchschneiden, auseinanderziehen.

Wobei ich (das Oberteil ist ja sehr weit, mehr als 20 cm Mehrweite gegenüber dem Brustumfang. Und zwar dem realen Brustumfang, nicht dem, der zur Kleidergröße gehört.) Deswegen habe ich die FBA etwas weniger breit gemacht, also normalerweise.

Denn… wenn man eine FBA macht, hat man hinterher einen Brustabnäher. Den will ich aber nicht. Und, noch wichtiger, wenn der Ärmel angeschnitten ist kann da auch keiner sein. Das funktioniert nicht. Und irgendwie dachte ich, wenn die FBA etwas kleiner ist, wird auch der Brustabnäher kleiner und es sollte etwas weniger mühsam sein, den Abnäher da wegzubekommen.

(Erstmal muss natürlich das mittlere Vorderteil auch an der Querlinie durchgeschnitten und verlängert werden, damit die Nahtlinie unten wieder in der Länge passt.)

Ja und jetzt muss der Abnäher weg.

In der Regel kann man einen Taillennäher längs durchschneiden, den Brustabnäher schließen und man hat dann halt einen sehr tiefen Abnäher.

Allerdings zeigen die vorhandenen Abnäher des Oberteils alle nicht auf den Brustpunkt. Naja, ich habe das Teil an verschiedenen Stellen durchgeschnitten und an Ende festzustellen, dass es einfach nur mit einem zusätzlichen Schnitt senkrecht zum Brustpunkt geht, der einen Längsabnäher erzeugt. Der jedoch den vorhandenen Abnäher völlig verhackstückt.

Okay, mehr Weite in der Taille ist ja grundsätzlich nicht schlecht. Aber unten ist ein Bund dran, der sollte auch hinterher noch dran passen. Aber egal, erst mal da aufschneiden.

Tja, und dann passierte ein kleines Wunder.

Ich habe den Längsabnäher mit Papier unterlegt und dann das Ärmelteil wieder gerade hingelegt.

Und sieh da… was der Abnäher an Mehrweite bringt, verschwindet genau in dem Überlapp, der beim Wiederanlegen des Ärmelteils entsteht.

Und da ich neben den Passzeichen geschnippelt habe, sollten die auch jetzt wieder passen. 🙂

Was noch fehlt, sind die Abnäher.

Vogue gibt zum Glück die Startpunkte unten und die Spitze an.

Die verbinde ich einfach durch neue Linien.

Jetzt habe ich wieder ein Schnittteil, das sogar dem originalen Schnittteil doch recht ähnlich sieht.

Die Abnäher sind nicht mehr parallel, aber bisher war es meistens so, dass Dinge, die nach einer FBA im Schnittteil seltsam aussahen, hinterher am Körper passten.

Da die Hochzeit letztes Wochenende war, weiß ich inzwischen auch… es hat funktioniert. 🙂

Aktueller Nadelblick zur Monatsmitte: August 2023

Der Monat ist schon halb vorbei, aber immerhin hat sich in den letzten zwei Monaten einiges getan, was das Nähen betrifft. Die Jacke hängt unverändert auf der Puppe, aber das angekündigte Nachthemd ist fertig.

Wichtiger war allerdings das Projekt “Hochzeitsoutfit”. Der Schnitt ist V1617, ein extrem lässiger Jumpsuit von Zandra Rhodes. Und er ist auch fast fertig, es fehlen noch die Säume und ein Haken im Inneren. Und die Heftfäden müssen raus.

Da ich vor dem Termin kaum noch Nähzeit habe, ist das auch gut so. War alles aufwändiger, als gedacht (okay… ich hatte es geahnt), auch weil ich natürlich einiges komplizierter gemacht habe, als in der Anleitung. Die strukturierte Seide ist auch nicht ganz leicht zu bearbeiten, das Oberteil mit Seidenchiffon gefüttert der auch in alle Richtungen flutscht… aber so wie es bislang aussieht, mag ich das Ergebnis, mal was ganz anderes.

Dass sich angesichts der Nähtätigkeit bei den Socken nicht so viel getan hat, überrascht dann wohl nicht. Immerhin, die zweite Socke ist auf einem guten Weg.

Vergleichbar sieht es bei dem Pulliprojekt aus. Ein paar Reihen im Rücken, aber mehr nicht. Immerhin habe ich mal eine grobe Rechnung erstellt, wie viele Maschen ich über der Brust brauche. Und nachgedacht, wie ich die dann verteile. Denn eine FBA ist in der Anleitung natürlich nicht vorgesehen, das muß ich mir selber überlegen.

Was sich wacker hält, ist das Hexispiel. Zwar produziere ich da im Moment auch deutlich schneller Stoffe, als ich sie zu Hexagons schneiden oder gar verarbeiten könnte… Aber das sieht schon sehr nach Decke aus.

Nach der Hochzeit geht es mit den kleinen Projekten hoffentlich wieder etwas eifriger weiter. Wobei… nach der Hochzeit ist vor den Hochzeiten… scheint gerade wieder Saison zu sein. Aber damit geht es dann erst 2024 weiter (zumindest nach aktuellem Erkenntnisstand), ich hoffe also, den grauen Hosenanzug noch vorher fertig zu bekommen. Hoffe, wohlgemerkt. Das ist keine Prognose.

Aktueller Nadelblick April 2023

Beim Nähen bin ich irgendwie zwischen “hat sich was getan” und “nicht viel zu sehen”.

Die orangen Reste sind verarbeitet und das nächste größere Projekt steht an. Es gibt einen Hosenanzug. In langweiligem grau. Den Stoff habe ich letzten Oktober schon in Paris gekauft und glaubte wohl irgendwie, ich würde das Projekt auch noch vor Weihnachten anfangen. Tja… glauben kann man viel.

Aber jetzt habe ich den Schnitt für die Jacke kopiert. Seeehr viele Schnittteile, weil es gesonderte Schnittteile für das Futter gibt. Beim Vorderteil ist das ja nicht schlecht, weil die Teilungsnaht nicht nötig ist, aber es sind schon viele Teile. Dummerweise muss ich dann die Änderungen auch an allen Teilen einarbeiten. Damit habe ich angefangen.

Da es ein Hosenanzug eher für den Winter werden soll, habe ich ja reichlich Zeit. (Die Hose wird nach einem schon vorhandenen Schnitt.)

Da ich ja versuche, Reste bei Sockenwolle klein zu halten, wird der Rest der Geburtstagssocken meines Bruders gleich noch Sneaker für mich.

Da der Rest (Regia Cotton Andorra) aber absehbar nicht reicht, habe ich in feinen Ringeln einen anderen Rest (Bärengarne Strumpfgarn Tom Cotton) untergemischt. Ich bin a nicht so der Fan der selbstmusternden Garne, aber wie diese beiden sich mischen, finde ich ausgesprochen gelungen.

Jetzt werde ich das Tom Cotton aufbrauchen, vom Regia bleibt was übrig. Aber gut, ein Rest wird weg sein.

Und es gibt, schon lange nicht mehr gemacht, tatsächlich ein zweites Strickprojekt.

Aktuell habe ich eine gewaschene Maschenprobe, die ausgezählt werden will, aber am Ende soll es ein Pulli werden, auch passend zum Hosenanzug.

Und in pink.

Ich hatte vor… äh auch schon wieder zwei, drei Jahren, einen größeren Posten Cool Wool Merino 2000 von Lana Grossa über Ravelry privat gekauft. Und dabei war eine große Menge pink, die ein Pulli für mich werden soll. Es waren aber auch ein paar Kleinreste dabei, wie dieses hellblau, das jetzt für die Maschenprobe herhalten darf.

Am Hexispiel hat sich auch einiges getan.

Vor allem in der Länge, hier sind jetzt 31 Reihen fertig, das sind 56,5% der Länge, also ist hier über die Hälfte geschafft.

Im Moment sind auch ziemlich viele gekauften Stoffe in den Startlöchern. Mein Hosenanzugprojekt wird da nicht so viel hergeben, denn die Stoffe müssen waschbar sein. Das ist bei Anzugstoff aus Wolle nicht der Fall.

Hier könnten die vier Jahre, die ich am Anfang mal gedacht habe aber sogar hinkommen. Und es ist so verrückt, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte.

Und, ja, immer noch das gleiche Buch.

Mit den relevanten Teilen bin ich aber durch. (Die Position der Klebzettel zeigt nur an, wo mir die kleinen Zettel ausgegangen sind. Die großen, mit denen ich dann weiter gemacht habe, kleben ohne Überstand. Das wäre sonst zu unübersichtlich.)

Ja, dann muß ich nur noch an meinen Projekten arbeiten. Nach Ostern irgendwann mal…

Shirt wird Kleid

Anfang Dezember hatte ich ja den Stoff schon gezeigt und das Kleid wurde tatsächlich pünktlich vor Weihnachten fertig. Und getragen. Ebenso wie Silvester und ins Büro… (Das Bild lässt wie oft zu Wünschen übrig, denn natürlich habe ich nicht dran gedacht, eines zu machen. Aber da ich es Weihnachten an hatte, ist es natürlich auf den “Testaufnahmen” für das traditionelle “Familienbaumbild”. Halt Test…

Den Schafstoff hatte ich 2019 (denke ich) sehr spontan mitbestellt, damals schon mit dem Gedanken “Weihnachten”.

Dann ging ich dieses Jahr auf Schnittsuche, ich wollte die Schafe am Saum in Szene setzen und weil der Stoff ja eigentlich eher kindlich ist (ja doch…) einen “erwachsenen” Schnitt und nicht nur ein grades T-Shirt Kleid. Also die Kombination aus “nicht viele Längsnähte, damit die Schafe nicht durchteilt werden” und “der weiblichen Figur folgend”. Quadratur des Kreises, wie immer. Und natürlich fand ich dafür weder in meinem Fundus noch bei den bewährten Schnittherstellern das Passende. (“Bewährter Schnitthersteller” war ebenfalls gesetzt, denn das Kleid sollte auch noch halbwegs fix zu nähen sein, eine Runde Probekleid war nicht vorgesehen.)

Als ich dann ein vergessenes Sommershirt in die Waschmaschine stopfte, erinnerte ich mich dran, dass der Schnitt ja auch eine Version mit langen Ärmeln hatte. Und das Shirt (nach FBA) eigentlich gut passte. Ein weibliches Wickeloberteil, das aber direkt unter der Brust in einer Quernaht eingefangen wird und daher auch nicht klafft. Vogue V8558. Da ein Kleid draus zu machen, sollte nicht so schwer sein.

Das obere Vorderteil und die Ausschnittblende habe ich behalten, die Ärmel ebenfalls. Da die Schafe am Saum landen sollen, ich also nicht über den Saum korrigieren kann, sondern die Länge auf Anhieb sitzen muß, habe ich mir das Rückenteil des Shirts noch mal angeguckt, was ich damals gemacht hatte. Daraufhin mit meinem Wissen von heute noch etwas mehr Länge in der hinteren Mitte oberhalb der Taille rausgenommen und die gleiche Länge in der hinteren Mitte über dem Po wieder zugefügt. Die Länge der Seitennähte bleibt gleich. (Bis ich verstanden habe, dass ich diese Änderung brauche, hat es einige Jahre und gemusterte Stoffe gebraucht, wo mir dann bewusst wurde, dass das Muster am Saum schief wird. Bei Uni-Stoffen gleich man das halt am Saum aus und gut ist…)

Das Rückenteil hat eine geschwungene Naht, ich habe stattdessen vom Hals aus gerade nach unten gezeichnet (also Mitte im Stoffbruch) und dann den größten Teil der Mehrweite mit zwei Längsabnähern wieder auf Figur gebracht. Da das Shirt um die Hüften mehr anliegt, als ich das bei einem Kleid wollte, habe ich noch 2cm Weite an der Seitennaht zugefügt.

Auch das untere Vorderteil wurde nicht nur verlängert (ich habe mir die Wunschlänge von fertigen Kleidern abgeguckt), sondern bekam über den Stoffbruch in der vorderen Mitte noch 5cm Weite dazu. Die habe ich dann einfach durch eine leichte Kräuselung eingehalten. Und zwar so, dass am Rockteil da gekräuselt ist, wo das Oberteil zwischen den beiden Kräuselungen glatt ist. Das finde ich eine sehr geglückte Lösung.

Zugeschnitten wurde abgesehen von einem Ärmel und dem oberen Teil des Vorderteils quer. Die Schafe sind nämlich eine Randbordüre… Da half dann nur hoffen, dass das auch gut fällt. Der Stoff ist ein Single Jersey mit viel Elasthan. (Und ja, hat funktioniert…)

Etwas herausvordernd war der Zuschnitt dann nicht nur, weil die Schafe an Voderteil und Rückenteil auf gleicher Höhe landen mußten, sondern auch, weil die Schafsbordüre beidseitig auf dem Stoff war. So viel gepunkteter Stoff war dann in der Mitte gar nicht da… Aber es ging auf, zumal ich den zweiten Ärmel eh schon mit Schafen geplant hatte. Anders wäre es allerdings auch nicht gegangen.

Den Rocksaum habe ich dann entgegen allen guten Vorsätzen, mal “schnell” zu arbeiten doch von Hand genäht. Die Schafe durchzunähen brachte ich einfach nicht übers Herz…

Fazit: Ich bin mit dem Kleid extrem zufrieden. Es sieht gut aus und es trägt sich gut. Gefüttert ist es nicht, aber ich habe noch ein schwarzes Unterkleid aus Futterstoff, das drunter passt. Und den Ausschnitt auch fürs Büro noch ein kleines bisschen entschärft. (Abgesehen davon, dass das Unterkleid ein klitzekleinesbisschen spack sitzt… *hust*).

Ich glaube, der Schnitt wird eine Weile “Standardschnitt” für Jerseykleider. Wobei bei der nächsten Version sollte ich das obere Vorderteil und die Ausschnittblende noch einen Zentimeter länger machen… Der Brustpunkt ist nicht mehr ganz da, wo er mal war, als ich das Shirt zum ersten Mal genäht habe… (Und nachdem ich meinen eigenen Text von damals gelesen habe… am der Brust wollte ich da auch schon nachbessern. Beim nächsten Mal…)

Vogue V9368 (Jacke Júlio César)

Als ich vor vielen Jahren den anthrazitfarbenen Jeansstoff kaufte, der zu der Hose zum damals noch lange nicht genähte Astrokatzen-Shirt werden sollte, stolperte ich beim gleichen Parisbesuch bei Malhia Kent auch über einen auffälligen grauen Stoff, der vor meinem geistigen Auge auch gleich zur Jacke zu Shirt und Hose wurde. Man könnte auch sagen, ich brauche eine Ausrede, um einen Stoff zu kaufen, der nicht mehr in die Truhe passen würde. Er würde ja quasi sofort verarbeiten.

Nun ja, inzwischen weiß ich, dass das “sofort” für den Astrokatzen-Stoff dann doch mehrere Jahre dauerte und somit auch Hose und Jacke entsprechend später auf dem Plan rückten. Als ich dann letztes Jahr das Shirt endlich genäht hatte und somit auch klar war, dass ich eine eher längere Jacke brauchen würde, stoperte ich bei Vogue über diese auffälligen Schnitt, der doch perfekt zu meinem Stoff passen würde.

Also abgesehen von der Stoffmenge, aber da klar war, dass von dem Jeans relativ viel übrig bleiben sollte (war ein Coupon), konnte ich das ja kombinieren.

Schnitt Vogue V9368

Ich bestellte den Schnitt also beim deutschen Importeur (weil ich wollte ihn gleich… naja, wäre dann auch nicht nötig gewesen) und hatte so auch den Luxus der übersetzten Anleitung. Die dann zu meiner Überraschung sogar wieder so richtig mit Bildchen und deutschem Text zusammen daher kommt. Nur ein bisschen klein… aber gut.

Auf was ich nicht so genaug geguckt hatte, war die Größe. “Alle Größen” hieß es, super, nicht nachdenken, nur bestellen. Und von Júlio César hatte ich ja auch schon diese Jacke genäht, da war 20 dabei gewesen. Tja, diese Jacke hingegen kommt in S, M und L, laut Größentabelle bräuchte ich aber XL. Zum Glück jedoch ist die Jacke sehr, sehr weit und an den Schultern, bin ich ja schmal. Da reicht L leicht.

Über der Brust sollte es nach Ausmessen des Schnittteils auch reichen, aber langjährige Erfahrung hat mich gelehrt, dass der Stoff dann doch immer etwas komisch zieht, wenn ich die FBA weg lasse. – Vermutlich wieder so was, was nur ich sehe, aber das ist es, was zählt. Laut Maßtabelle für die Körpermaße hätte ich allerdings so etwa 10-12 cm einfügen müssen, was einen ganz grauenhaften Abnäher ergibt. Also habe ich mal so über den Daumen gepeilt und mich für 6cm, also 3cm pro Vorderteil, enschieden. Das ergibt auch schon einen Monsterabnäher. Aber geht noch.

Was der Schnitt dann unglücklicherweise nicht hat, ist einen Brustpunkt. Das ist zur FBA aber schon praktisch. Ich habe dann den Schnitt V1648 von gleichen Designer genommen, habe die Schultern aufeinander gelegt und konnte mir davon die Brusthöhe ableiten. Dann noch bisschen über den Daumen gepeilt und damit eine FBA konstruiert.

Ebenfalls meinen üblichen Gepflogenheiten folgend habe ich oberhalb der Taille 3cm Länge rundherum rausgenommen. Auf die sonst obligatorischen weiteren 3cm in der rückwärtigen Mitte habe ich hier verzichtet, die Jacke steht ab, das sollte nicht nötig sein.

Vogue V9368, Rückansicht

dem Rückenteil war es nicht getan. Auch die Futterteile und der vordere Besatz mußten entsprechend angepasst werden.

Mit dem Zuschnitt war ich einen Tag beschäftigt. Das waren am Ende glaube ich 36 Teile oder so. Dabei sah der Schnitt doch recht harmlos aus. Hat allerdings Paspeltaschen und ein Futter und ich mußte Vorderteil und Rückenteil noch mal quer teilen, um dem Stoffmangel Rechnung zu tragen. (Wobei Stoffmangel hier relativ ist, so wenig war es gar nicht, aber die Jacke ist sehr weit, die Ärmel auch und der angeschnitten Kragen braucht auch viel Stoff am Stück.) Und weil mein Malhia Kent Stoff viel leichter ist, als der Jeans, habe ich alle Teile daraus noch komplett mit enem einfachen schwarzen Fahnentuch aus Baumwolle gedoppelt. Was natürlich auch zugeschnitten werden mußte.

Aufgrund der Stoffeigentschaften war die Verteilung der Stoffe von vornherein klar. Der leichtere Stoff sollte nach unten und ich wollte das Maximum davon sichtbar machen. Also mußte am Beleg der obere Teil aus dem gemusterten Stoff zugeschnitten werden.

Da der Malhia Kent Stoff recht flutschig ist, das Fahnentuch aber nicht, habe ich erst aus Fahnentuch zugeschnitten, die Teile dann einlagig auf den Modestoff gelegt (das war ohnehin nötig) und habe danach dann den Oberstoff zugeschnitten. Um zu bestimmen, in welcher Höhe die Teilungsnähte für den Jeans verlaufen sollten, mußte ich allerdings zuerst alles auf den Oberstoff auflegen, mit Falten der Schnitteile rausfinden, wie viel Platz ich wo für brauchen würde… dann Linien einzeichnen, alles wieder abnehmen, auf demFahnentuch auflegen… etc.

Wie gesagt, ein Tag dafür.

Dafür funktionierte das Nähen dann gut. Mein glatter Stoff wurde durch das Fahnentuch gebändigt. Die Paspeltaschen habe ich nach der Vogue-Anleitung genäht, womit sie natürlich nicht ganz gerade sind. – Es gibt genau eine Anleitung, nach der ich orgendliche Paspeltaschen hinbekomme, aber zum einen hätte es ja sein können, dass ich es inzwischen doch gelernt habe, zum anderen hätte ich für die den Taschenbeutel neu zeichnen müssen, worauf ich auch keine Lust hatte. Immerhin ist nur bei einer der Taschen die Paspel sichtbar schief. Und auch das fällt in dem sonst auffälligen Stoff getragen vermutlich nicht so richtig auf.

Als Einlage habe ich Bügeleinlage H180 genommen, die passte ganz gut. Und ich hatte sie noch da. War ja Lockdown….

Wie schon öfter in den letzten Jahren bei Schnitten aus dem Haus McCalls hatte ich den Effekt, das an einer oder zwei Stellen die Passzeichen nicht passten, die Gesamtlänge der Naht aber schon. Nicht schön, aber kann ich mit leben. Andersherum wäre es ungünstiger.

Das Futter wird in der Anleitung am Stück eingenäht, dann durch eine Öffnung in der Seitennaht gewendet und am Ende diese Öffnung zugenäht und die kleinen Manschetten an die Ärmel genäht.

Vogue V9368 auf Puppe

Da habe ich es gemacht,wie ich es lieber mag. Ich habe die Ärmel mit Manschetten und Futter fertig gemacht, habe dann das Futter von Vorderteil und Rückenteil zusammengenäht, aber ohne Ärmel, und dann rundum mit dem Oberstoff verstürzt. Eine Wendeöffnung braucht man in dem Fall nicht, das geht duch die Armlöcher. (Durch die Armlöcher kann man die Ecken vor dem Bügeln auch noch schön ausformen.)

Die Oberärmel werden dann durch Futter und Oberstoff zusammen eingenäht und am Ende das Ärmelfutter von Hand auf bzw. knapp neben die Ansatznaht genäht.

Das Futter war das einzige Teil, mit dem ich ernsthaft Probleme hatte. Wenn ich selber Futterschnitte mache, dann kalkuliere ich da relativ großzügige Zugaben mit ein. Zum einen der Bequemlichkeit wegen, zum anderen auch, weil mir sonst das Futter eigentlich immer irgendwo zu wenig ist. Dieser Schnitt hatte zwar gesonderte Futterteile, aber so nach Augenmaß sahen die eher so aus, als hätte man da einfach nur die Belege abgezogen. Also habe ich das Futter für den Rücken schon beim Zuschnitt schräg an den Stoffbruch gelegt, um in der hinteren Mitte eine Zugabe zu bekommen. Am Saum habe ich vom Oberstoff die vorgesehenen 1,5cm Nahtzugabe genommen, das Futter aber angeschoben und nur etwa 1cm Nahtzugabe. Außerdem die Seitennähte und die Ansatznaht an den Beleg nicht mit 1,5cm Nahtzugabe, sondern nur mit 1,25. (Das mache ich beim Futter immer, ein bisschen Zugabe dafür, dass der Oberstoff dicker ist schadet nie.)

Das hat so weit auch gut funktioniert. In der hinteren Mitte blieb am Futter ein kleiner “Überhang” an Stoff, den ich als Kellerfalte eingelegt habe. Und die kleine Mehrlänge des Futters wird durch die Absteppung des Saums so weit oben gehalten, dass das Futter nicht vorschaut.

Nur an der Schulter war mein Futter einfach zu kurz. Das reichte auf der einen Seite nur ganz knapp in die Ärmelansatznaht, auf der andere Seite über etwa 2cm gar nicht. Zum Glück fehlten da nur ein paar Millimeter. Die konnte ich dann mit der reichlichen Nahtzugabe des Ärmelfutters ausgleichen und die stelle mit dem Ärmelfutter überdecken. (Das ist der andere Grund, warum ich das Ärmelfutter gerne von Hand annähe.) Ich hoffe, das hält auf Dauer. Den Futterstoff drunter habe ich sicherheitshalber mit Fray Check gesichert…

Eine Designänderung habe ich auch an dieser Jacke vorgenommen. Die Jacke sieht keinen Verschluss vor. Ich habe aber nicht vor, sie als Abendjacke zu tragen, sondern sie soll als Alltagsjacke in Einsatz kommen. Also habe ich noch einen Reißverschluss im Vorderteil zwischen Beleg und Oberstoff zwischengefasst. Den ich auch noch in passender Länge im Vorrat hatte. Weil… war ja Lockdown. Und wegen einem Reißverschluss bestellen ist ja nicht so mein Ding. Und überhaupt will ich ja lieber anfassen und so.

Mit dem Ergebnis bin ich diesmal super zufrieden. Die Jacke ist genau so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Soll mal einer sagen, grau wäre unauffällig… *gg*

Gebraucht habe ich genau einen Monat, am 01.01.2021 den Schnitt rauskopiert, am 31.01.2021 die Knöpfe am Ärmel angenäht. Für meine Verhältnisse schnell, zumal ich den Schnitt erst letztes Jahr gekauft hatte. Allerdings nicht schnell genug für Vogue… da ist der Schnitt schon wieder “Out of Print”. Dabei kam er laut Packung erst 2019 raus. Inzwischen dreht sich deren Schnitttkarussell auch sehr hektisch. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Schnitte in Deutschland immer noch ein paar Wochen später kommen. Irgendwann kann man sich die Übersetzung sparen, weil der Schnitt schon wieder aus dem Programm genommen ist, bevor er überhaupt Europa erreicht hat…

Vogue V1648, Jacke Júlio César

Jacke wild gemustertKirchliche Zeremonie im Okober… da reicht auch ein Merinokleid nicht mehr, da muß noch eine Jacke dazu.

(English version is on pattern review.)

Den Stoff hatte ich ebenfalls vorletztes Jahr aus Paris mitgenommen, bei Malhia Kent vom Grabbeltisch gezogen. Nachdem ich von der Feier erfahren hatte. Und dachte auch gleich an eine Jacke. Als ich mit dem Kleid und seinen vielen Teilen beschäftigt war, wurde aber schnell klar, dass die Jacke eher schnell gehen sollte. Wenige Teile, keine überflüssigen Details… was natürlich auch zu den Stoff passte, denn der hat schon genug Muster, der ist auffällig genug.

Einen Standardschnitt für ein kurzes Jäckchen ohne Kragen habe ich ja, den ich auch schon mehrfach als Grundlage für Veränderungen genommen habe. Aber so ganz langweilig wäre ja bei dem Stoff auch schade…

Schnittmuster V1648Als dann die Herbstkollektion von Vogue herauskam und ich den Schnitt V1648 vom Designer Júlio César sah war klar, dass der genau passt. Nur ohne die vorgesehenen Applikationen des Modells.

Es war zwar unklar, ob der noch so rechtzeitig aus den USA kommen würde, dass ich die Jacke auch noch nähen könnte (auf die deutsche Ausgabe konnte ich definitiv nicht warten), aber ich habe es riskiert und hatte Glück. (Was auch damit zu tun hat, dass ich für das Kleid sehr lange gebraucht habe und dementsprechend erst sehr spät mit der Jacke anfangen konnte…)

Beim Öffnen der Schnitttüte traf mich allerdings erst mal der Schlag. Mit so vielen Teilen hatte ich nicht gerechnet… Ganz so schlimm war es allerdings dann doch nicht, denn die Plazierung der Applikationen ist auf den Schnittteilen. Da die nicht symmetrisch ist, gibt es für jedes Vorderteil und für jeden Ärmel ein eigenes Schnitteil. Außerdem statt Säume reichlich Belege für ungefähr alles. Auch die Klappentaschen habe ich weggelassen. (In das Futter dann eine Reißverschlusstasche eingenäht, damit wenigstens ein Taschentuch irgendwo unter kommt. Mein Kleid hat ja auch keine Taschen…)

Jacke von hintenDa ich weder die Taschen noch die Applikationen gearbeitet habe, habe ich die Anleitung diesmal großräumig ignoriert. Einige Dinge sind mir aber auf dem Schnittmusterbogen doch aufgefallen.

Was natürlich zuerst ins Auge springt ist, daß das Photo auf der Schnitttüge ganz offensichtlich eine Jacke zeigt, die im schrägen Fadenlauf gearbeitet ist. Die Schnittteile zeigen aber eindeutig einen normalen geraden Fadenlauf. Das dürfte bei der Jacke jetzt keinen so enormen Unterschied machen, auf den Fall des Stoffes, besonders am Rückenteil und der Falte dürfte es sich dennoch auswirken.

Manche Markierungen auf dem Schnitt fehlten auch in einigen Größen. Etwa das Abnäherende vom Futtervorderteil in Größe 20. (In allen anderen Größen war es da.) Auch sind die Passzeichen, als Dreiecke ausgeführt, in manchen Größen nicht oder kaum zu erkennen. Denn ein Teil der Größen wird mit gestrichelten Linien gezogen und manche davon haben einen Rapport, der sehr lange “Leerräume” zwischen den Strichen besteht. Wenn dann eine kurze Strecke (wie die Seitenlinie eines Dreickes) dann halt nur auf den Teil des Rapports entfallen, der gerade aus “leer” besteht… ist da gar nichts gedruckt. Da hätte man schon etwas besser aufpassen können.

Was mir auch noch aufgefallen ist: Die Abnäherspitze im Vorderteil landet nicht auf dem Brustpunkt, sondern 1,25 cm drüber. Ich habe das belassen und die Jacke sieht gut aus, aber  ob das Acsicht ist oder sie “trotzdem” passt kann ich nicht sagen?

Jacke SeitenansichtIch habe wie üblich Größe 20 gewählt und habe dann an jeder Seite 1,5 cm in Form einer FBA zugefügt. (Das auf den Brustpunkt zu und danach den Abnäher wieder auf 1,25 cm über den Brustpunkt verlegt.) Außerdem habe ich oberhalb der Taille rundum 3cm Länge rausgenommen. An sich geht man ja bei nicht körpernahen Teilen davon aus, daß das da nicht nötig ist, aber meine Erfahrung über die Jahre ist, dass seltsamerweise die Passform und die Proportionen besser passen, wenn ich das trotzdem tue.

Beim Nähen habe ich dann festgestellt, daß das Passzeichen auf der vorderen Kante und der Kante des Belegs um 3cm in der Höhe verschoben sind. Das habe ich ignoriert und die Kanten einfach so aufeinandergenäht, die Gesamtlänge stimmt.

Gerätselt habe ich bei der Bügelfalte in der hinteren Mitte. Die Anleitung sagt, man soll sie bügeln, auf dem Bild fällt sie eher weich… ich habe mich dann entschieden, sie zu bügeln, wie in der Anleitung, aber nicht mehr, nachdem ich den Beleg aufgenäht habe. (Der nicht gebügelt wird.) Dadurch dehnt die Falte aber zumindest auf meinem Stoff ganz auf. Inzwischen habe ich die Falte bis unten hin mit dem Beleg noch mal gebügelt, das gefällt mir besser.

Mein Stoff ist zwar weich, hat aber auch Stand, daher habe ich auf Einlage verzichtet, was auch gut funktioniert hat. Wenn wäre G785 praktisch gewesen, aber nur, um den Stoff gegen Ausfransen zu sichern… Die Anleitung, habe ich, wie gesagt, eh weitgehend ignoriert, sondern genäht, wie ich es mag. Die Teile zusammenzufügen ist keine große Kunst, die Futterteile habe ich an die vorderen und Kragenbelege genäht und mit denen zusammen eingenäht, die untere Futterkante dann von Hand an den Saumbeleg. Den Saumbeleg habe ich vorher unsichtbar angehext, da war ich mir nicht sicher, ob der sonst nicht doch auf Dauer absackt, der Saum ist auch relativ weit. Und bei den Ärmeln den Futterärmel an den Beleg und dann am Ende von Hand an der Armkugel angenäht.

Da ich keine zu meinem Stoff passenden großen Knöpfe hatte (und mir eh nicht sicher war, ob ich welche wollte), habe ich große Druckknöpfe unsichtbar aufgenäht. Super sorgfältig gemessen, in der Nacht vor der Feier aufgenäht… und dann realisiert, dass ich wohl besser nicht auf dem Beleg gemessen, sondern mich nach dem Karomuster des Stoffes gerichtet hätte. Bei den letzten beiden habe ich das dann ausgeglichen, der Versatz ist auch nicht extrem, aber eigentlich sollte ich zwei von den Knöpfen noch mal abtrennen und neu aufnähen…

Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, die Kombi aus Kleid und Jacke durfte dann Weihnachten und zu einem 60. Geburtstag noch mal ran und seit Anfang diesen Jahres dürfen beide Teile getrennt mit ins Büro. Die Jacke passt sehr gut auf schmalen schwarzen Rock und schwarzes Oberteil. Einzeln ist das dann auch nicht mehr zu viel. Im Moment auch noch durch schwarze Stiefeletten abgemildert, aber wenn es wärmer wird, auch wieder mit roten Schuhen. 😉