Die Probehose

Ich gebe zu, zu so einer drastischen Maßnahme hatte ich mich noch nicht durchgerungen. Zwar sind mir Hosen die am Po passen in der Taille meist zu weit, aber ich nähe immer munter drauf los und bevor der Bund hinkommt, werden Abnäher und Seitennähte dann einfach so lange tiefer genäht, bis es passt.

Oder halbwegs passt, jedenfalls besser als Konfektion. Der perfekt passende Hosenschnitt wird noch ein Projekt für die Zukunft, denke ich.

Gemeinerweise verlaufen nun aber die Abnäher dieser Hose schräg in die Seitennäht. Damit kann ich sie nicht nur nicht zur Weitenverringerung in der Taille benutzen, nein, ich kann auch nicht einfach die Seitennäht enger nähen, weil die Abnäher sonst darin verschwinden würden. Was dann wieder witzlos wäre…

Aber glücklicherweise hat frau ja Nähfreundinnen und so haben “masan” und ich einen Sonntag nachmittag mit dem rumnadeln an Probehosen verbracht. Ihre aus Cord und später tragbar, meine aus einem alten Vorhang, die dann weggeworfen werden kann. Und so auch endlich wieder Platz in meiner Stofftruhe für andere Projekte freigibt. 😀 Den oberen Vorhangrand mit den größen Ösen konnte ich dann gleich als Saum verwenden.

Ich hoffe, wir haben es gut hinbekommen… mein Fazit war jedenfalls, die Taille der Hose einfach mal eine Nummer kleiner zuzuschneiden als die Hüfte. Der Mehrgrößenschnitt macht”s möglich.

Inzwischen ist der Schnitt auch geändert und weil ich schon dabei war, habe ich auch den Jackenschnitt angepasst: ein der Oberkörperlänge 1,5cm raus und die Schultern einen Zentimeter schmaler. Das haut normalerweise hin.

Jetzt muß ich nur Platz für eine 5 Meter lange Stoffbahn schaffen und dann kann ich zuschneiden. (Und hoffen, daß die Schnittveränderungen jetzt tatsächlich hinkommen….)

Hm… und Reißverschlüsse, Einlage (habe ich letzte Woche gekauft, aber die falsche… grrr), Nähgarn und Futter wären wohl auch mal dringend… ich fürchte nur, vor Freitag wird das nichts.

Naja, dann hat das Zuschneiden ja auch noch Zeit…

Stoffdiät: mit Punkten zum Erfolg!

Es gibt ja diese bewundernswerten Hobbyschneiderinnen, die genauso schnell nähen, wie sie Stoffe kaufen. Und es gibt diese beneidenswerten, die unendlich Raum haben, Stoffe in Mengen zu horten, die den Inhaber eines mittelgroßen Stoffgeschäftes erblassen ließen.

Der große Rest von uns hat hingegen ein Problem: Schränke, die wir nur im Notfall öffnen, weil die möglichst fest hineingestopften Stoffe sonst herausfallen, Truhe, die nur zu schließen sind, wenn sich wenigstens zwei Familienmitglieder auf den Deckel setzen, Tüten, die in jedem Winkel versteckt sind und von deren Existenz und Inhalt der liebende Gatte und die meisten anderen Familienmitglieder nicht die leisteste Ahnung haben, Kisten unter dem Bett oder Kartons im Schlafzimmer, im Flur, in Härtefällen gar im Wohnzimmer, die permanent im Weg stehen und zudem unserer Wohnung ständig dieses Flair des “frisch eingezogen” geben, auch wenn das Haus seit drei Generationen in Besitz der Familie ist.

Unserem Hirn ist klar, daß wir diese Mengen nie werden vernähen können, daß wir uns an den Großteil der Stoffe nicht einmal erinnern, der Taschenrechner zeigt, wieviel unserer Monatsmiete wir (umgerechnet auf die von Stoff besetzten Quadratmeter Wohnraum) für die Lagerung inzwischen ausgeben und wir trauen uns nicht mehr recht, neue Nähpläne zu entwickeln, weil wir doch hunderte von alten Projekten noch nicht ausgeführt haben.

Ganz zu schweigen von der Angst, Ehegatten oder andere Mitbewohner könnten jemals das tatsächliche Ausmaß unseres Stofflagers entdecken. 😉

Kurzum: Es ist Zeit geworden, Abschied zu nehmen. Abschied, von alten Plänen, von alten Idee, von alten Stoffen. Um kräftig durchzulüften und Platz zu machen, für neue Pläne, neue Ideen und… äh … neue Stoffe. Aber nicht mehr so viele, nur noch die richtigen.

Doch Aussortieren fällt schwer, an beinahe jedem Stoff hängt eine Idee, eine Erinnerung, ein Plan, was einmal daraus werden sollte. Verzweifelt und überfordert von der Größe der Aufgabe brechen wir ab, stopfen die Stoffe noch etwas fester in die Tüten und Kartons und hoffen auf ein Wunder, das uns ein Jahr aus schlaf- und pflichtenlosen 36 Stundentagen beschert.

Damit ist jetzt Schluß!

Die Weight-Watchers haben das Abnehmen vereinfacht, indem sie kompliziertes Kalorienzählen durch einfach Punkte ersetzt haben. Und hier kommt die Punkte-Diät für Stoffe, ein einfaches System zu entscheiden, bei welchem Stoff es vielleicht noch Sinn macht, ihn zu behalten und welcher ohne Bedenken einen neuen Besitzer finden kann.

Das Prinzip dahinter ist einfach: die Punkte ermitteln, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Stoff noch Verwendung finden wird. Je weniger Punkte, desto weniger Gründe, den Stoff zu behalten. Und ich muß nicht alle meine Stoffe miteinander vergleichen, sondern ich kann die Berge Stoff für Stoff abarbeiten, in kleinen Portionen, wie die Zeit gerade reicht.

Als Prognosebasis dienen die letzten 24 Monate vor dem Tag der Ausräumaktion. (Bei Vielnäherinnen, die im Durchschnitt mehr als ein Teil in der Woche nähen genügen 12 Monate.)Auf diese letzten 24 Monate beziehen sich die Vorüberlegungen:

– Für welche Person nähe ich am meisten? (Maximal zwei Personen auswählen!)

– Für wen nähe ich noch regelmäßig?

mmer wenn in den Fragen von “derzeit”, “aktuell”, “jetzt”,… die Rede ist, dann bezieht sich das auf die oben genannten letzten 24 Monate.

Nach folgenden Kategorien wird bepunktet:

Farbe

  • Die Farbe steht der hauptsächlich benähten und mindestens einer weiteren derzeit benähten Person: +5
  • Die Farbe steht nur der hauptsächlich benähten Person: +4
  • Die Farbe steht mehreren regelmäßig benähten Person, nicht aber der hauptsächlich benähten Person: +1
  • Die Farbe steht einer regelmäßig benähten Person, nicht aber der hauptsächlich benähten Person: 0
  • Die Farbe steht niemandem, der regelmäßig benäht wird: -5

(Wichtig ist hier Ehrlichkeit zu sich selber. Wer unsicher ist, welche Farben ihm stehen, kann sich von einer guten Freundin beraten lassen. Den Stoff ans Gesicht halten und schauen: Bringt er mein Gesicht zum Strahlen, mildert die Fältchen und lässt die Augen leuchten? Dann ist er gut. Alles andere nicht. Auch eine professionelle Farbberatung kann eine gute Investition sein, für Menschen, die sich in diesem Punkt unsicher sind.)

  • Die Farbe wird von der hauptsächlich benähten Person und mindestens einer weiteren benähten Personen derzeit getragen: +5
  • Die Farbe wird von der hauptsächlich benähten Person getragen: +4
  • Die Farbe wird von mehreren regelmäßig benähten Person getragen, aber nicht von der hauptsächlich benähten Person: +2
  • Die Farbe wird von einer regelmäßig benähten Person getragen, aber nicht von der hauptsächlich benähten Person: +1
  • Keine regelmäßig benähte Person trägt diese Farbe: -5

(Auch hier ist Ehrlichkeit wieder der Schlüssel. Unser Geschmack ändert sich, die Mode auch. Es ist nicht ehrenrührig, die Farbe eines vor zehn oder zwanzig Jahren gekauften Stoffes nicht mehr zu mögen. Wer auch für andere näht muß hier auch beim Zuhören der Wünsche der anderen ehrlich sein. Das zum Grufti mutierte 14jährige Töchterlein wird auf absehbare Zeit kein rosa mehr tragen, selbst wenn es ihr gut stände. Und der 8jährige “coole” Sohn trägt halt nur dunkelblau, oliv und schwarz, auch wenn vor vier Jahren sein Lieblingspulli hellblau oder rot war. 😉 )

Muster

  • Das Muster gefällt der hauptsächlich benähten Person und mindestens einer weiteren benähten Personen: +5
  • Das Muster gefällt der hauptsächlich benähten Person: +3
  • Das Muster gefällt mehreren regelmäßig benähten Person, aber nicht der hauptsächlich benähten Person: +2
  • Das Muster gefällt einer regelmäßig benähten Person, aber nicht der hauptsächlich benähten Person: +1
  • Keiner regelmäßig benähte Person gefällt das Muster: -5

(Und wieder: Bitte ehrlich sein und zuhören! Wenn dem Sohn die Hoppelhäschen nicht mehr gefallen und die Tochter ihre rosa-Krönchen-Phase beendet hat… dann akzeptiere es. Auch wenn es schwer fällt.)

Material

  • Das Material wird aktuell von der hauptsächlich benähten Person sowie mindestens einer weiteren benähten Person getragen: +5
  • Das Material wird aktuell von der hauptsächlich benähten Person getragen: + 4
  • Das Material wird von mindestens einer regelmäßig benähten Person getragen: +1
  • Niemand trägt aktuell dieses Material: -5

(Unsere Lebensumstände und Ansprüche ändern sich. Wo vor zehn Jahren edle Wolltuche für Business-Kostüme angesagt waren sind es heute vielleicht praktische Baumwollstoffe, die schmutzige Kinderfinger nicht übel nehmen. Der im Bayerischen Wald angehäufte Vorrat an extrawarmen Winterstoffen wird dem neuen Wohnort im Rheinland nicht gerecht oder der günstige Stoff, aus dem die Berufsanfängerin mit wenig Geld “korrekte” Kleidung gezaubert hat der neuen Position in leitender Funktion nicht mehr. Und nicht zuletzt vermeintliche Schnäppchen aus Anfängertagen, bei denen uns heute bewusst ist, daß sie die Mühe der Verarbeitung nicht wert sind. Kein Grund, sich für die Stoffe zu schämen. Die Käufe mögen damals Sinn gemacht haben, in deinem jetzigen Leben tun sie es nicht mehr. Also dürfen sie Platz machen, für Stoffe die heute ins Leben passen.)

Menge

  • Aus der Menge lässt sich ein sinnvolles Teil für die hauptsächlich benähte Person nähen: +5
  • Aus der Menge lässt sich ein sinnvolles Teil für verschiedene regelmäßig benähte Personen arbeiten: +3
  • Die Menge ergibt ein sinnvolles Teil für mindestens eine regelmäßig benähte Person: 0
  • Die Menge reicht nicht, um ein sinnvolles Teil für eine der regelmäßig benähten Personen herzustellen: -3

(“Sinnvoll” heißt, in einer Größe, die heute passt und ein Teil, das man aus diesem Stoff auch verwenden würde. Der Stoff, der einen Minirock in Gr. 34 ergibt ist nicht mehr sinnvoll, wenn ich Gr. 40, 46 oder 52 habe, der Rest Anzugstoff würde zwar noch für einen Babystrampler reichen, aber ein Babystrampler aus Anszugstoff macht keinen Sinn. Auch das Materialpaket, das anlässlich der Geburt des ersten Kindes gekauft wurde, macht keinen Sinn mehr, wenn das jüngste inzwischen in die Schule geht. 😉 )

Anlass

  • Der Stoff ist für häufige Anlässe im Leben der hauptsächlich benähten Person geeignet: +5
  • Der Stoff ist für häufige Anlässe im Leben mindestens einer regelmäßig benähten Person oder für einen mindestens einmal im Jahr aufgetretenen Anlass im Leben der hauptsächlich benähten Person geeignet: +3
  • Der Stoff ist für einen in näherer Zukunft absehbaren Anlass geeignet: +1
  • Der Stoff ist für einen in näherer Zukunft geplanten Anlass geeignet: -1
  • Anlässe, zu denen ein Stück aus dem Stoff tragbar wären, sind derzeit nicht geplant oder absehbar: -5

(“Geplante Anlässe” zählen hier nur, wenn die Entwicklung dorthin schon angefangen hat. Künftige Kinder oder Enkel etwa erst nach Eintreten der Schwangerschaft. 😉 Ein “absehbarer Anlass” wäre der Ball, für den die Karten schon gekauft sind oder ein jährlich stattfindendes Ereignis, zu dem ich bisher jedes Jahr gegangen bin.)

Lagerdauer

  • Der Stoff wurde in den letzten drei Monaten gekauft: +5 Punkte
  • Der Stoff liegt seit einem Jahr hier: +4 Punkte
  • Der Stoff liegt länger als ein Jahr, aber kürzer als fünf Jahre: +1
  • Der Stoff liegt länger als fünf Jahre, aber kürzer als zehn Jahre: 0
  • Der Stoff ist älter als zehn Jahre: -3
  • Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie lange ich den Stoff schon habe: -5

So, und was jetzt tun mit den Punkten?

Eindeutig sind die Kategorien:

Negative Endpunktzahl: Der Stoff kann eindeutig raus, gar nicht mehr drüber nachdenken…

Mehr als 25 Punkte: Ganz sicher behalten.

Die anderen Stoffe gehen in eine zweite Runde:

15-25 Punkte: Stoffe mit positiver Tendenz. Trotzdem kann man sie erst mal auf Redundanzen durchsehen. Dabei auch immer die “ganz sicher behalten” Stoffe im Auge haben. Habe ich etwa zehn dunkelblaue Hosenstoffe, genügt es vielleicht fünf oder sieben davon zu behalten. Oder habe ich für einen bestimmten Anlass wie eine Hochzeit, ein Jubelgeburtstag oder einen Ball schon Stoff für drei unterschiedliche Projekte? Dann muß das vierte nicht sein. Oder habe ich einen ganz ähnlichen Stoff bei den besonders schönen Stoffen? Dann brauche ich den nicht ganz so schönen doch nicht mehr zusätzlich.

Was dann noch übrig ist markiert man sich am besten und geht die Punkteliste ein Jahr später noch mal durch, ob sich etwas verändert hat.

0-15 Punkte: Stoffe mit negativer Tendenz. Bei denen spricht deutlich mehr fürs Hergeben als fürs behalten. Wenn du es schaffst: gib sie weg, denn auch sie haben eine nur sehr geringe Wahrscheinlichkeit, jemals unter deiner Nähmaschine zu landen. (Glückwunsch zum Mut!) Gibt alles her, wofür du einen guten Preis bekommst. Den Rest gehe noch mal durch und überlege dir bei jedem einzelnen Stück, warum du ihn behalten mußt. Denke dann an all die schönen Stoffe, die du deswegen nicht mehr kaufen kannst… Und sortiere von diesen mindestens noch die Hälfte aus. Die verbleibenden werden ebenfalls markiert, was davon nach drei Jahren immer noch nicht verarbeitet ist, kann dann gehen. (Mancher Abschied dauert eben etwas länger. 😉 )

Wenn das geschafft ist, dann geht es, wie bei jeder Diät, natürlich auch darum, das Stoffgewicht zu halten, es nicht mehr ausufern zu lassen.

Die oben im Punktesystem erwähnten Kategorien beim Stoffneukauf zu berücksichtigen ist auf alle Fälle eine gute Idee. (Ich bin doch sicher nicht die einzige, die immer mal wieder einen “oh, ist der toll” Stoff gekauft hat, ohne daran zu denken, daß der Stoff nur leider mir gar nicht steht… 😉 )

Wichtig ist es aber, sich selber sinnvolle und klare Grenzen zu setzen. Konkret heißt das, für die verbliebenen Stoffe einen Platz zu suchen, nicht mehr über die Wohnung, den Keller oder sonst wo verteilt, sondern ein Ort (Schrank, Truhe, auch zwei oder drei Truhen, wie halt Platz ist), wo sie Platz haben und greifbar sind. Außerdem sollte der Lagerort nicht komplett vollgestopft sein, sondern etwas Luft haben, für Stoffe für aktuelle Projekte. Nulldiät funktioniert nicht so gut, wie ein angepasstes System., das gelegentlich eine Praline erlaubt 😉 Ob man sich Platz für drei, fünf, sieben oder zehn Projekte zusätzlich gibt hängt von den eigenen Gewohnheiten ab. Bei mir sind es so fünf bis sieben, für drei bin ich nicht diszipliniert genug und bei mehr als zehn verliert man den Überblick. 😀

Aber damit ist dann auch Schluss. Über diesen Platz wächst der Stoffstapel nicht mehr hinaus. Will ich noch mehr neue Stoffe kaufen, dann muß ich vorher alte verarbeiten oder weggeben. So viel Selbstdisziplin muß sein. Aber es geht. (Bei mir jetzt seit drei Jahren.)

Ach ja, unterstützen kann man die Stoffdiät durch Qualitätsbewusstsein: Keine billigen Stoffe mehr, sondern nur noch teure, das setzt dem Horten dann sehr schnell Grenzen. 😉

(Und wenn ich ein System gefunden habe, wie ich der Schnittmustersammelsucht Herr werden kann… dann schreibe ich auch drüber… :o)

Patentantes Kommunionanzug

Wie wir kurz vor Weihnachten erfuhren, wird unser Patenkind dieses Jahr zur Erstkommunion gehen. Angesichts der Tatsache, daß er zwar katholisch getauft wurde, aber seit der 1. Klasse den evangelischen Religionsunterricht besucht waren wir zwar etwas überrascht, aber ein Anlass für ein neues Kleidungsstück ist ja immer gut. 🙂

(Die Idee mit der Kommunion kam übrigens von der katholischen Gemeindereferentin, die meinte, er könne ja jetzt erst mal zur Kommunion gehen und sich später konfirmieren lassen, dann würde er von der Religion beider Eltern etwas mitbekommen. Angesichts der sonstigen Haltung der katholischen Kirche zum “Teilen” ihrer Sakramente erschließt sich mir diese Logik nun nicht ganz, aber ich habe ja auch nur ein schlichtes, protestantisches Hirn. Vermutlich einfach zu straight… 😉 )

Fragt sich jetzt nur was? Schon letztes Jahr hatte ich etwas gesehen, was mir gefiel, wofür mir der Anlass fehlte. Butterick 4387 hatte es mir spontan angetan.

Glücklicherweise veranlasste mich ein Zwischenruf (Dank an Schoggi für das ehrlich entsetzte “Diese Gardine??!?” zu einem intensiveren Blick und ich kam zu dem Urteil, daß mir zwar die “hüftverdeckenden” Eigentschaften der Jacke gefallen, der Rest aber weniger. Insbesondere die Ärmel gar nicht. Da ich glücklicherweise auch noch keinen Stoff dafür gefunden hatte, konnte ich noch rechtzeitig beidrehen. uff

Dann bin ich erst mal in meine eigenen Schnitte abgetaucht. Die Stoffsucht habe ich ja im Griff, aber so ein netter Schnitt (gerade wenn er vielleicht im Sonderangebot ist), wer könnte dem widerstehen? Und Schnitte brauchen ja viel weniger Platz als Stoff. Oder so. 😀

Vogue SchnitteUnd da fand ich doch glatt zwei Kandidaten. An dem rechten Kostüm gefiel mir die Ausschnittlösung und als ich ihn mal als Sonderangebot sah, nahm ich ihn spontan mit. Ist schon eine Weile her, fürchte ich. An dem Hosenanzug links gefiel mir die außergewöhnlche Schnittführung und die geschlossene Ausschnittlösung. Ich konnte ihm vor zwei Jahren in den USA bei Mary Jo nicht widerstehen, zumal es gerade eine “alle Vogue Schnitte für $3,99”-Sonderaktion gab. Eigentlich hatte ich ihn auch im gleichen Jahr noch nähen wollen, aber der Stoff den ich hatte und den ich auch unbedingt verwenden wollte war zu steif und vor allem nicht genug.

Also überlegte ich wieder hin und her, befragte Freunde, überlegte weiter,… und der Hosenanzug hat gewonnen. Auch wenn die Kommunion am weißen Sonntag stattfindet und Ostern dieses Jahr relativ spät ist… Hose und geschlossener Ausschnitt könnten sich strategisch als vorteilhaft erweisen. Ich friere ungern. 😀

Nächste Hürde ist bekanntlich der Stoffkauf. Da es für den Frühling sein soll, wollte ich etwas helles. Aber kein gelb, kein grün, weil mir das absolut nicht steht. Auch kein pastellrosa oder blau, das passt nicht zu dem Schnitt. Lieber sollte es ein neutraler Ton sein, der zu vielem passt, so daß ich möglichst viele meiner Oberteile dazu kombinieren kann. Und vielleicht zur Abwechslung mal nicht schon wieder rot und auch nicht wieder türkis.

Als Material etwas nicht zu dünnes, durchaus festes. Grobe Seide hat was, andererseits reiben sich da die Hosenbeine bei meinen eher runderen Schenkeln auch schnell durch. Und will den Hosenanzug schon auch zur Arbeit anziehen, ein Anlass und danach Schrank hängen muß auch nicht sein. Leinen vielleicht…?

Ach ja, da ich 4,50 Meter davon brauche wäre ein Preis von weniger als 50 EUR pro Meter auch gut… (Futter, Einlage und sonstige Kurzwaren kommen ja auch noch dazu.)

Also wieder ein Zug durch die Stoffgeschäfte… viel angeguckt, ans Gesicht gehalten, ab und an aufs Preisschild geguckt (Nein, 100 EUR pro Meter gibt mein Geldbeutel defintiv nicht her.)… natürlich haben alle Geschäfte vor allem noch Winterstoffen oder blitzdünne geblümte Frühlingsstoffe oder vor allem Karnevalsstoffe… Wie immer, natürlich nie das, was ich gerade brauche.

StoffarbeTja, und letztlich gefiel mir dann dieser Canvas von BBG am besten. Die Farbe stand mir von allem was auch nur halbwegs in Frage kam am besten:

Tja… ich werde die Jacke vermutlich rot abfüttern, und die Nähte mit rotem Stickgarn absteppen. Und mir das eine oder andere rote Oberteil dazu nähen…. :o)

Dafür lag der Stoff angesichts des “Januar-Ladenrabattes für vor Ort Kunden” bei deutlich unter 10 EUR pro Meter und ist, da Baumwolle, auch problemlos waschbar.

Die erste Hürde hat er auch schon genommen, er hat die Wäsche ohne Brüche überstanden und ließ sich gut bügeln. Sicherheitshalber hatte ich ja 5 Meter gekauft, denn man weiß ja nie, wie sehr Baumwolle eingeht, aber er ist praktisch nicht eingegangen. Wenn ich Glück habe, kann ich den Rock auch noch dazu nähen!

Für den Hosenschnitt werde ich allerdings erst mal eine Probehose nähen… der hat die Abnäher an einer sehr ungewohnten Stelle, da muß ich erst mal sehen, wie ich das angepasst bekomme…?

Kuschelhemd: Schnipp-schnapp, ratz-fatz, fertig

Schnitt auflegenBeim Zuschneiden gibt es jetzt noch eine kleine Hürde zu überwinden. Der Stoffschlauch ist erst einmal viel schmaler als das Schnitteil. Also ziehe ich den Schlauch einfach auf die Breite des Schnitteiles. Damit er in dieser Breite auch hält wird er mit dem bewährten Tesafilm am Boden festgeklebt. 😎

Dann das Teil auflegen und die Kontur nachziehen, mit dem Minikopierrädchen von Prym geht das sehr gut, weil man nicht aufdrücken muss und den Stoff dadurch nicht verzieht. Nahtzugaben nicht vergessen. Ich brauche nur an der Schulter welche, weil die anderen Kanten mit Falzgummi eingefasst werden.

UnterhemdSchnitteil wieder abnehmen und die beiden Stofflagen neben der Kontur mit Stecknadeln zusammenstecken. Die Länge des Hemdes festlegen und eine Querlinie über die ganze Breite des Schlauches ziehen. Auch hier die Stofflagen mit Nadeln zusammenstecken.

Tesafilm ablösen und das Hemd zuschneiden.

Das Nähen ist dann kaum mehr der Rede wert: Die Schulternähte schließen und die Kanten mit Falzgummi einfassen. Der darf gerne 10 Prozent kürzer als die Kantenlänge des Schnittes sein. Den Saum habe ich einfach 1,5cm nach innen geschlagen und mit einem mittellangen und mittelbreiten Zickzackstich angenäht.

Fertig, jetzt kann ihn die sibirische Kälte hoffentlich kalt lassen. Oder warm… 😉 (Und das nächste… wird für mich. 😀 )

Sibirische Kälte mit Kuschelhemd: Schnitterstellung und -anpassung für Schlauchware

Mit “sibirischer Kälte” droht uns der Wetterbericht. Und das, wo sich mein Schatz eh schon beschwert, daß er beim Warten auf die (verspätete) S-Bahn immer so friert.

Das ist der Moment für dieses Stück Schlauchware aus der Vorratstruhe, fein, aber innen angerauht und mollig weich. So ein Schlauch sieht ja immer recht schmal aus, aber er dehnt sich meist erstaunlich. Und wenn man es richtig macht, dann spart man viel Näharbeit, denn die Seitennähte entfallen.

Die ersten Tests hatte der Stoff schon bestanden.

Zum einen muß sich der Schlauch weit genug aufdehnen, daß er über den kleinen Waschbärbauch drüberpasst. 😀

Zum anderen darf er natürlich auf keinen Fall irgendwie kratzen. Männerbäuche sind da sensibel. Also bekam Schatzi im Herbst schon mal einen Streifen Schlauch um den Bauch gelegt und wurde am Abend gefragt, ob es denn gekratzt hätte. Veständnisloser Blick, wovon ich denn jetzt rede… Gut, er hat vergessen, daß er es um hat. Der Test kann somit als bestanden gelten. 😉

Materialen zum Schnitt abnehmenJetzt brauche ich allerdings erst einmal einen Schnitt. Wie immer ist natürlich nichts geeignetes im Fundus. Auch in den reichlich vorhandenen Zeitschriften Fehlanzeige. Männerschnitte sind ja ohnehin eine rar gesäte Spezies… 🙁

Ich weiß zwar, wo ich einen bestellen kann, aber es ist Sonntag und wenn ich schon mal so weit bin, dann will ich jetzt und sofort loslegen, also erstelle ich den Schnitt einfach selber. Bei einem Unterhemd ist das ja nicht schwierig.

Ausgangspunkt ist ein gut passendes Unterhemd. (Die Passform ist zwar meist nicht wirklich problematisch, aber man sollte nicht gerade ein zu kleines, zu großes oder einfach unbequemes aussuchen. Wenn ich mir schon die Mühe mache, dann kann ich es auch gleich richtig machen. 😉 )

Das Hemd wird auf das Bügelbrett gelegt und ohne es zu verdehnen glatt gezogen. Darauf kommt ein Stück Malerfolie (die dicke) aus dem Baumarkt. Der Tesaabroller ist auf Grund seines Gewichtes hervorragend geeignet, die Folie zu fixieren. Wozu auch die anderen Gegenstände dienen. Mit einem Folienstift (am besten haften die, die man zum CD-Beschriften nimmt) ziehe ich einfach die Umrisse im Ausschnittbereich nach, bis etwa fünf oder sechs Zentimeter unter der Achsel. Der Rest interessiert nicht, denn gerade verlängern kann man auch auf dem Stoff noch.

Nur an den Schultern muß man drauf achten, die Folie ggf. ein bißchen um die Biegung zu legen, also wirklich bis zur Schulternaht, sonst wird es zu kurz.

Schnitt, erste VersionDanach das Hemd umdrehen und die Prozedur mit der anderen Seite wiederholen. Jetzt habe ich ein Schnitteil für das Hemdenvorderteil und eines für das Rückenteil.

Für Schlauchware ist das jetzt aber nicht sehr praktisch, denn ich will ja die Seitennähte einsparen.

Also müssen die Seiten”nähte” in die Mitte des Schnitteils rücken.

Da nach dem Abzeichnen die Umrisse meist nicht ganz symmetrisch und etwas schief sind, falte ich das Schnitteil von Vorderteil und Rückenteil erst einmal zur Hälte. Der Bruch ergibt die vordere und hintere Mitte und wird hinterher auch den beiden Brüchen des Schlauchstückes entsprechen.

Die gefalteten Schnitteile klebe ich mit Tesa auf meine Arbeitsfläche. (In dem Fall den Laminatboden.) Und zwar so, daß sie sich an den Seitennähten berühren. Jetzt kommt ein weiteres Stück Folie drauf und das endgültige Schnitteil wird erstellt.

Dabei achte ich darauf, daß die beiden Schultern gleich breit sind (einfach mit dem Lineal nachmessen) und die vorherigen Ungenauigkeiten werden “rausgemittelt”, indem ich bei abweichenden Linien einfach in der Mitte zwischen den vorhandenen zeichne. Oder so, wie mir die Linie harmonischer vorkommt. Mehr als einen Zentimeter sollten die Linien von linker und rechter Seite nach dem Falten allerdings nicht abweichen, sonst macht man das Schnitteil besser neu oder sucht ein weniger verdehntes Unterhemd.;-)

Schnitt für UnterhemdDas Ergebnis sieht dann etwa so aus. (Der Schnitt selber ist nicht so “verzittert”, aber ein Touchpad ist nicht wirklich geeignet, um Linien nachzufahren… ) Links ist die vordere Mitte

und der vordere Halsausschnitt, dann kommt der Armausschnitt mit der ehemaligen Seitennäht als Hilfsmarkierung und rechts ist dann der hintere Halsausschnitt mit der hinteren Mitte.

Daß der Schnitt nur die Ausschnittpartie umfasst ist wie gesagt Absicht. Gerade bei Schlauchware sind die Ränder ja festgelegt und die Länge lässt sich hervorragend erst auf dem Stoff festlegen.

Gutes Beschriften der Schnitteile ist empfehlenswert. Denn alle Erfahrung sagt, daß ich mich nach einem Jahr dann doch nicht mehr sooo genau erinnern kann. Insbesondere nicht mehr, für welches Familienmitglied der Schnitt ist und ob ich ihn mit oder ohne Nahtzugabe erstellt habe.

Umschlagtasche: Reicht der Faden?

Viel fehlt der Tasche ja nicht mehr, der Knopf ist schnell angenäht.

Fehlt natürlich noch der Tragegurt, denn mit Unterarmtaschen (Clutches sagt man wohl heute) konnte ich mich noch nie anfreunden. Ich brauche meine Hände frei. Und diese Tasche im Speziellen wäre auch viel zu dick zum Festklemmen.

Wegen der Stabilität entscheide ich mich für den Träger wieder für den Spinnacker. Außerdem habe ich da noch ein Stück in passender Länge… Die Länge bestimme ich, indem ich das eine Ende eines Maßbandes an der einen Seite der Tasche festhalte, das andere an der anderen. Dann stelle ich mich vor dem Spiegel und ziehe die Tasche so lange runter, bis mir die Traghöhe gefällt. Das Maßband verrät dann gleich die passende Trägerlänge.

Zugeschnitten wird der Stoff dann in der passenden Länge und doppelter Breite. Verstärkt wird der Trägerstoff danach mit einer Bügeleinlage für Taillenbünde. Sie ist gerade da und hat die passende Breite. Sonst nähe ich auch gerne mal einen festen Gurt ein, aber ich habe gerade keinen in passender Breite und kleine Lust auf einen Ausflug zum Baumarkt.

Dann den Träger rechts auf rechts und entlang der Längsseite nähen. Beim Einlegen der Unterfadenspule fällt mir schon auf, daß so wahnsinnig viel nicht mehr drauf ist. Auf Verdacht neu aufspulen will ich aber auch nicht, in nächster Zeit ist ausnamsweise mal nichts türkises mehr geplant… Naja, mal sehen….

Genähen Träger wenden.

Hm… recht steif, diese Einlage… *drück* *zieh* *schieb* *leisefluch* Ja, das hätte ich wohl besser mal nur eingeschlagen und von rechts zusammengesteppt. Vorher denken wäre mal eine Alternative. :o)

TascheWeil noch Ripsband da ist, wird das knappkantig auf den Träger gesteppt, nicht in der Mitte, sondern so etwa ein Drittel vom einen und zwei Drittel vom anderen Rand entfernt. Dadurch kann ich mir das Absteppen der Trägerkanten auch sparen, die Konstruktion ist stabil genug und die Stofflagen verschieben sich nicht mehr gegeneinander. Sehr schön.

Die Schmalkanten der Träger werden jeweils etwa einen Zentimeter nach innen gestülpt. Jetzt nur noch die Träger mittig und etwa fünf Zentimeter vom oberen Rand entfernt auf die Seitenteile kleben (Wodertape… ich liebe dich!) und von rechts durch alle Stofflagen festnähen. Das Futter wird dadurch auch noch mal mit befetigt und so stabiler, wenn die Innentaschen beladen sind.

Hoppla… das Vorderteilfutter wollte ich jetzt nicht mit festnähen… *gr* Also (unter Ausstoßung leiser Flüche…) auftrennen und nicht an den Unterfaden denken… Noch mal annähen.

Die andere Seite annähen. Während ich die Vernähstiche nähe hört es sich irgendwie komisch an… hat es gereicht?

Hm, drei Stiche Überlapp.. nicht viel. *kratz* Aber wenn ich die Fadenenden nach links durchziehe und verknote und dann noch einen Tropfen Fray Check draufgebe… dann müßte es halten.

Denke ich.

Im Sommer werde ich es wissen. Aber jetzt bin ich erst einmal fertig! 🙂

Umschlagtasche: Assemblage

Innenleben der TascheJetzt müssen die vielen Teile eigentlich nur noch zusammengefügt werden.

Die vorbereiteten Futterteile werden also wie die Tasche selber zusammengenäht: Vorderteil und Rückenteil an je eine lange Seite des Bodenteils und dann an den Seiten die Seitenteile hineinpfriemeln. Dabei die Gummikordel mit dem Haken nicht vergessen. (Falls doch vergessen… wieder auftrennen… 😀 ). Da die Teile ohne Schabrackeneinlage deutlich weicher sind, ist es einfacher als bei der Außentasche. Nur gut vernähen sollte man die Nahtenden, wenn das Taschenfutter irgendwo aufgeht ist es erstens ein ewiges Gesuche, bis man den kleinen Gegenstand, der sich dann irgendwo zwischen die Stoffschichten verirrt hat, wiedergefunden hat und zweitens ist es auch sehr lästig, das Loch unsichtbar und stabil von rechts wieder zu schließen.

Damit aus den zwei Taschen dann eine wird, nimmt man die Futtertasche (mit der “schönen” Seite innen) und stellt die Außentasche (mit der “schönen” Seite außen) hinein, also rechts auf rechts. Dann steppt man am oberen Rand entlang von Seitenteil, Vorderteil bis zum anderen Vorderteil.

An der hinteren Seite bleibt die Naht offen, denn die Tasche muß ja gewendet werden. Das Futter wird also durch die Öffnung in die Tasche hineingewendet.

KlappendekorDie verbliebene Seite schließe ich dann von Hand (manchmal bin ich altmodisch, ein paar Handstiche vor dem Fernseher mache ich gerne) indem ich das Futter eingeschlagen auf den Innenstoff der Klappe nähe. (Okay, bei dem etwas steifen Spinnacker etwas mühsam…. )

Anschließend wird der obere Rand der Tasche an Seitenteil, Vorderteil, Seitenteil einmal abgesteppt, damit das Futter nicht vorguckt. Zusätzliche Stabilität am Taschenrand ist außerdem nie von Nachteil.

Und dann ist die Tasche auch schon weitgehend fast fertig. Na gut, sie hat noch keine Träger, an denen man sie tragen könnte, sie hat auch noch keinen Verschluss… aber sie sieht schon wie eine Tasche aus und man kann etwas hineintun.

Also Kraft geschöpft für den Endspurt. (Der bestimmt wieder viel länger dauert, als geplant und gedacht… 😉 )

Umschlagtasche: Die Innenausstattung

Mindestens so wichtig wie die Optik der Tasche ist natürlich die Innenausstattung.

Ich weiß noch, als ich ein Kind war, kamen diese “Organizer-Handtaschen” mit vielen Fächern, Reißverschlüssen und was weiß ich noch alles auf. Und ich war so neidisch, weil meine Mutter eine hatte und ich nicht.

Als ich alt genug war habe ich mir natürlich aus so etwas geholt, denn schließlich will ich bei der Menge der Dinge die ich…. also, ich meine, natürlich trage ich (wie jede Frau) nur lebensnotwendige Dinge in meiner Handtasche mit mir herum. Aber ich muß gestehen, ich habe wohl eine weitgefasste Definition von “lebensnotwendig”. 😉

Was ich dann ganz schnell gelernt habe war allerdings, daß diese Taschen unendlich viele Fächer haben, aber nie eines in der Form und Größe, die ich gerade brauchte… :-/

Aber meine Taschen haben natürlich genau die Fächer, die ich brauche. Da ich Innentaschen zur Strukturierung bevorzuge (aufgesetzte Taschen sind dekorativ, aber ich wohne in der Stadt und treibe mich auch sonst gerne mal in anderen Großstädten herum, da ist eine gewisse “Klausicherheit” dann doch interessanter), muß ich diese natürlich meinen Bedürfnissen entsprechend planen.

Herstellung der InnentascheDa ich meine Taschen ohnehin immer füttere, bietet sich das Innenfutter also auch an, um die eine oder andere Innentasche unterzubringen. Besonders wichtig ist mir dabei ein Fach, in der ich meinen Taschenkalender, Geld und sonstige Wertsachen griffbereit aber gleichzeitig auch halbwegs sicher untergebracht habe.

Der Futterschnitt ist im Prinzip ganz einfach: Vorder- und Rückenteil, Boden und Seitenteile werden auch aus Futterstoff zugeschnitten. (Die Klappe ist ja schon gedoppelt, deswegen wird sie nicht noch einmal gefüttert.) Da ich diesmal die Reste vom Kostümfutter verwende habe ich Venezia, was für Kleidung toll ist, für Taschen aber eigentlich etwas zu dünn. Deswegen verstärke ich alle Teile mit einer dünnen, elastischen Einlage. (Die ich deswegen benutze, weil ich sie gerade da habe… aus einem Fabrikverkauf und für Bekleidung eh nicht so gut geeignet, weil sie sich ohne Bügelpresse, die ich nicht habe, nicht wirklich gut und ohne Luftblasen aufbringen lässt. Aber für eine Tasche geht”s…)

Das Rückenteil des Futters, also die körperzugewandte Fläche, wird das Fach für Wertsachen enthalten und zwar in Form einer Reißverschlusstasche. Das ist praktisch und einfach zu arbeiten.

Das Taschenteil schneide ich etwa drei Zentimeter breiter als den Reißverschluss zu (der logischerweise breiter als mein Terminplaner sein muß) und doppelt so lang wie die Tasche hinterher tief sein soll. Auch in diese Richtung kommen noch drei Zentimeter für die Nahtzugabe dazu.

Dann wird das Taschenteil rechts auf rechts auf das Futterteil gelegt und da, wo ich später den Reißverschluß haben will, wird ein Rechteck durch beide Stofflagen genäht. Einen Zentimeter hoch und so breit, wie der Reißverschluss lang ist. Oberhalb des Rechteckes sollte das Taschenteil so etwa 1,2 bis 2cm überstehen, damit es später zusammengenäht werden kann.

fertig genähte InnentascheDanach zwischen den Nähten einschneiden und den Taschenbeutel durch den Schlitz auf die andere Seite wenden. (Er liegt jetzt links auf links auf dem Futterteil.) Den so entstandenen Schlitz ausbügeln, den Reißverschluss unterlegen, stecken, heften, kleben (je nach Geschmack, ich bevorzuge Wondertape…) und von rechts feststeppen.

Anschließend das Teil wenden und den Taschenbeutel nach oben klappen und an den verbliebenen drei Rändern zusammensteppen. Damit man dabei den Futerrücken nicht mit festnäht, muß man sozusagen zwischen Taschenbeutel und Rückenteil gehen um zu nähen. (Wenn man wollte, könnte man natürlich auch den Taschenbeutel am Futterrücken feststeppen und durch alle drei Stofflagen durchsteppen.

Zusätzlich soll diese Tasche noch ein kleines Fach fürs Handy bekommen. (Das ich meist nicht dabei habe, so daß da dann Platz für Notverpflegung in Form eines Schoko- oder Müsliriegels sein wird. 😉 ) Dazu messe ich die Länge meines Handys und dann lege ich das Handy auf einen Tisch und messe von Tischplatte quer über das Handy und wieder zur Tischplatte. Rundum ein Zentimeter Nahtzugabe, oben am Saum zwei, fertig ist das Schnitteil.

Teile der FuttertascheDie Handytasche wird nicht mit Einlage verstärkt, weil die Einlage ja sichtbar bliebe. Zwar innen… aber trotzdem. Also wird der Saum an einer Schmalseite doppelt eingeschlagen und weil ich noch Ripsband habe, wird dieses noch drübergenäht. Das stabilisiert die Kante gleich noch.

Danach werden die übrigen Ränder versäubert, einen Zentimeter nach links umgebügelt und an einem Seitenteil von rechts aufgenäht. Eher in Bodennähe, denn dann zerrt das Gewicht des Handys (ich habe ein prähistorisches, was relativ groß und schwer ist) nicht am Futter. Damit die Handytasche nicht ganz flach ist und etwa Tiefe bekommt, lege ich am unteren Rand zwei kleine Falten und schiebe die Seiten vor dem aufsteppen etwas zusammen, so daß die Tasche ein wenig absteht.

Damit wäre die Innenausstattung komplett. Zu den beschriebenen Schnitteilen gesellt sich noch ein kleiner Karabinerhaken (von einem kaputten Schlüsselanhänger… manchmal lohnt es sich, seinem Schatz von den Nähplänen zu erzählen… 😉 ). Der wird, am Rest der Gummikordel hängend, in eine Naht mitgefasst, damit ich auch meinen Schlüssel nicht immer so lange suchen muß.

Umschlagtasche: Die Deko

Nachdem die Tasche in der Grundform fertig ist, kann ich mich vor der nächsten Entscheidung nicht mehr drücken: Wie soll die Taschenklappe aussehen?

Da diese gut sichbar ist, eignet sie sich natürlich am Besten, um die “Last” der Dekoration zu tragen. Also auf Schmierpapier die Form der Taschenklappe nachgezeichnet und mit dem Bleistift herumgespielt. Wie schon oft im Leben wünsche ich mir, wirklich gut zeichnen zu können… Eine grobe Idee habe ich, auch über die Technik, die ich einsetzen will.

Wie üblich sieht es hinterher natürlich doch ganz anders aus als vorher überlegt… 😉

UmschlagklappeDie Inspiration durch die Linienführung des Jugenstil ist, fürchte ich, nur ansatzweise zu erahnen…

Für die beiden Kreise habe ich den Stoff in den Stickrahmen gespannt und die vorgezeichneten Formen freihand nachgestickt, mit zwei Reihen Stichen. Danach wurde die obere Stoffschicht bis auf einen ca 0,5cm breiten Rand heruasgeschnitten und der Rand ausgefranst. Dadurch siht man den Spinnacker an diesen Stellen vorscheinen.

Analog dazu sind auch die “wuscheligen” Linien entstanden: zwei mehr oder weniger parallele Reihen Gradstich (diesmal aber mit Transporteur und ohne Stickring), danach den Oberstoff zwischen den Stichreihen aufschneiden und die Kanten ausfransen. (Gibt ziemlich viel Dreck, übrigens….)

Die restlichen Linien sind einfach mit Raupenstich (auch Satinstich) genäht, dabei habe ich beim Nähen die Stickbreite schmaler und breiter gestellt. Dazu habe ich das gleiche Stickgarn im Ton des Oberstoffs verwendet wie bei der Stickerei am Kostüm.

Die Fadenanfänge habe ich auf die Rückseite gezogen und dort mit etwas Fray-Check beträufelt und nach dem Trockenen kurz abgeschnitten. Da dort kein Futter mehr hinkommt, muß auch die Rückseite ordentlich aussehen.

Den Knopf habe ich mal aufgelegt, um zu sehen, wie er dazu wirkt. Festgenäht wird er erst später.

Jetzt nur noch den Oberstoff der Klappe (also das Baumwoll-Leinen) an die obere Kante der Rückenteils nähen und die Tasche ist von Außen betrachtet eigentlich fertig.

Umschlagtasche: Der Rohbau

Und endlich kommt auch die Nähmaschine zum Einsatz!

Zuerst wird die Vortasche am oberen Rand zwei mal breit eingeschlagen (dadurch hat sie auch gleich die gewünschte Höhe) und umgebügelt. Rechts kommt noch ein Streifen Ripsband rauf, dann ist die Kante auch etwas stabiler. Beim Feststeppen des Bandes wird auch die eingeschlagene Saumzugabe mit festgesteppt.

TaschenteileDanach die Vortasche auf das Taschenvorderteil legen (links auf rechts), das Bodenteil rechts auf rechts drauflegen und … Stopp! Ich wollte da ja gleich etwas Gummikordel mitfassen, die dann später als Verschluss über den Knopf an der Klappe gezogen werden soll. (Über die Stelle mit der Kordel nähe ich dann lieber noch einmal rückwärts und wieder vorwärts drüber, mit unterschiedlicher Stichlänge. So dick ist die ja nicht und es soll halten.

Danach dann das Rückenteil an die andere lange Kante des Bodenteils steppen. Das Steppen geht recht einfach, weil ich an der Kante der Einlage entlangnähen.

Abschließend kann man die Nähte entweder ausstreifen oder noch mal drüberbügeln. Zum letzten Mal, denn ab dem nächsten Schritt ist es nicht mehr flach. 😉

Und es wird fitzelig, denn die steifen Seitenteile müssen eingenäht werden. Das geht am besten Schritt für Schritt:

Zuerst ein Seitenteil mit einer langen Seite rechts auf rechts an die entsprechende Seite des Vorder- oder Rückenteils stecken. Welche man zuerst nimmt hängt davon ab, mit welchem Seitenteil man anfängt. Ich nähe so, daß das einlageverstärkte Seitenteil beim Nähen oben liegt, ich also mit dem Füßchen genau an der Kante der Einlage entlangnähen kann. Wichtig ist, daß die Einlagekanten genau übereinstimmen. Also unten, zum Boden hin, eine Stecknadel durch Seitenteil und Vorder(Rücken)teil stecken, die genau in der späteren Ecke sitzt. Danach den Rest der Naht ausrichten. Beim Nähen nur bis genau zu diesem Punkt nähen, den Boden nicht mitfassen und durch vor- und zurücknähen vernähen.

Das gleiche Spiel dann an der kurzen Naht, die Seitenteil und Boden verbindet. Auch wieder nur genau von Ecke zu Ecke nähen, nicht bis an die Stoffkante.

Außenhülle der TascheAm fitzeligsten ist immer die dritte Seite, denn da ist alles schon recht steif. Man kann aber mit der Schabrackeneinlage den Boden doch etwas falten, so daß men letztlich eine gerade, flache Nahtlinie bekommt.

Das andere Seitenteil wird genauso eingenäht und nach dem Wenden der widerstrebenden, weil steifen Konstruktion, wird man mit einer Form beglückt, die doch schon die spätere Tasche gut erkennen lässt. Die Ecken und Kanten kann man gut mit der Schere nach außen drücken und in Form bringen.

Bleibt nur noch, die beiden Umschlagteile miteinander zu verstürzen. Da die Klappe ja asymmetrisch ist, denke ich lieber vier mal nach (räumliche Vorstellung ist nicht meine Stärke… :o) ), wie herum das zu machen ist.

Aber nach dem Wenden stimmt es, also die Ecken der NZG zurückgeschnitten, gebügelt und…. *Mist* Ich wollte ja den Knopf an einem Stück Gummikordel gleich mitfassen. Noch ein Blick auf die zurückgeschnittene NZG… Nein, das bekomme ich nie wieder sauber hin, wenn ich es jetzt auftrenne.

Also gut, dann halt anders….