Butterick B5997 (Tunika)

Wie üblich ist der Schnitt gut abgelagert, bis ich ihn verwende… Das gilt auch für den Schnitt Butterick B5997. Da er mit dem Sticker für das 150jährige Jubiläum von Butterick versehen ist, ist er wohl aus dem Jahr 2013. Das ist eine Weile her, aber es ist ein Tunika-Schnitt (hat man immer noch) mit unterschiedlichen Varianten und so viel hat sich modisch da nicht getan. Denke nur ich? Nicht ganz… der Schnitt wurde offensichtlich unter der Nummer B6801 noch mal aufgelegt und ist zumindest in Deutschland noch in den Größen 18W – 24W (bzw. 46-52) erhältlich.

Getragen habe ich die Tunika ja schon als Oberteil des Pyjamas gezeigt.

Gekauft habe ich mir den Schnitt, weil ich eigentlich gerne Tuniken trage, aber nie welche nähe. Weil ich keinen Standardschnitt dafür hatte. Oder eigentlich gar keinen Schnitt. (Ich habe eine dunkle Erinnerung, dass ich da mal einen Versuch mit einem Knip-Schnitt gemacht hatte, der völlig in die Hose ging. Vermutlich habe ich mir den hier danach gekauft….) Also habe ich mir einen gekauft. Da allerdings Tuniken meist etwas weiter an der Hüfte sind, gehören sie zu den Kleidungsstücken, die ich meist noch noch relativ okay kaufen kann, so dass das Nähen davon nicht dringend wurde.

Aber da mal wieder ein Schlafanzug anstand, ich außerdem mal meine Stoffe sortiert hatte, was mir vor Augen führte, dass ich so einige habe, die durchaus für eine Tunika passen wären, kam der hier endlich mal dran.

Ich habe mich für das Modell D (Biesen und Stehkragen) entschieden, allerdings kombiniert mit den Ärmeln von Modell A (dreiviertellang und mit Aufschlag)

Das ist auch so ein Schnitt, der wieder sehr deutlich macht, warum ich diese Schnitte liebe, ich kann alle Varianten untereinander kombinieren und wenn der Körper passt, kann ich den auch mal mit einem anderen Ärmel nähen. Noch den Stoff variiert und ein Schnitt bringt einen durch die verschiedensten Anlässe und Jahreszeiten und die meisten Menschen werden nicht mal merken, dass es immer der gleiche Schnitt ist. (Und mal ehrlich, macht Konfektion genauso…)

Der Schnitt kommt aus dem Plus Size Spektrum, Größen 18W bis 24W. Eigentlich mag ich die normalen Größen lieber, weil die für meine Proportionen besser passen, aber man nimmt, was man bekommt. Und so schlimm ist es auch nicht.

Der Größentabelle nach brächte ich Größe 22W mit Erweiterung zur Hüfte auf 24W. Da ich aber weiß, dass ich eine FBA brauche, habe ich Größe 20W genommen und zur Hüfte auf 22W erweitert. (Die FBA gibt Weite, die ich unterhalb der Taille auch nicht wieder rausnehme.)

Ich habe dann rundum oberhalb der Taille Länge rausgenommen, warum diesmal nur 2cm und nicht 3cm weiß ich nicht recht… da der Schnitt locker fällt, habe ich mir die weitere Rückenkürzung gespart.

Aufgrund der ohnehin relativ üppigen Weite im Oberteil habe ich mit der FBA etwas gemogelt und nur 4 cm eingefügt (eigentlich wären es 5 cm) Das macht den Abnäher etwas weniger monströs. (Mache ich bei weiteren Kleidungsstücken öfter so.)

Das war dann allerdings schon das erste Problem. Der Schnitt hat einen Brustpunkt eingezeichnet, der ist aber weit davon entfernt, wo der Abnäher endet und auch nicht im Geringsten eine Verlängerung durch die Abnäherspitze. Offensichtlich eine Designentscheidung, denn da verlaufen ja die Biesen genau über die Brust. Ich habe dann mal einen Brustpunkt in Abnäherverlängerung geschätzt und die FBA auf diesen fiktiven Brustpunkt gemacht. Das… passt nicht wirklich. Ist als Schlafanzug so tragbar, aber bevor ich den Schnitt noch mal verwende, muss ich da noch mal ran.

Die Mehrweite ist da, aber beult etwas an Stellen wo sie offensichtlich nicht gebraucht wird… Und dieser Hemdenstoff ist sehr stabil, der verzeiht da nichts. Als Ideal für einen Test…

Im Rücken habe ich für die Version „Schlafanzug“ eine Kellerfalte eingebaut. Das macht das Oberteil so tragbar. Ich habe die Falte aber zuerst mal mit der Maschine zugeheftet und habe für meine Passformanprobe die Falte noch zugeheftet gelassen. Da werden die Defizite deutlicher.

(Da gibt es kein Bild, aber ich habe es gesehen.)

Ich hatte den Schnitt mit englischer und französischer Anleitung (möglicherweise habe ich ihn mir in Paris gekauft) und habe mich bis auf die Kellerfalte auch an die Anleitung gehalten.

Und zur Versäuberung habe ich rundum mit französischen Nähten gearbeitet, auch am Ärmel. Das hat ein paar Falten beim Ärmel einsetzen verursacht, ist mir für die größere Dauerstabilität aber lieber.

Ein Problem hatte ich nur und vor allem mit den Biesen. Die Biesen erklären zunächst mal, warum der Abnäher nicht auf den Brustpunkt zeigt. Denn die müssen ja weggefaltet bw weggenäht werden.

Nur… wie viel? Die Anleitung sagt, man soll den Stoff entlang der Linien falten und dann „close to creased edge“ nähen. Also nahe bei der gefalteten Kante. Nur.. 1mm nahe an der Kante? (Bei acht Biesen 1,6cm Weite weniger) 3mm nahe an der Kante? (4,8cm Weite weniger) Wäre 5mm auch noch nahe an der Kante? Hier wäre eine genauere Angabe echt hilfreich.

Ich habe mich für 3mm entschieden, einmal dem Bild nach, zum anderen weil ich meinen Patchworkfuß als Gradstichfuß benutze und der hat da eine Markierung.

Da das über der Brust aber nur solala funktioniert hat, muss ich beim nächsten Mal noch mal ran. Was konkret heißt: Das Vorderteil auf Papier kopieren, statt auf Folie, die Biesen auf dem Papier so lange rumfalten, bis der Abnäher auf den Brustpunkt passt und danach die FBA mache und auch die Tunika nähen. (Kann allerdings sein, dass die direkt über die Brust laufenden Biesen beim FBA auch eine Designänderung nötig machen…)

Wo ich noch mal von der Anleitung abgewichen bin ist, dass ich Kragen, Kanten, Manschetten… ziemlich durchweg abgesteppt habe. Weniger elegant, aber für einen Schlafanzug einfach praktischer.

Fazit: Der Schnitt hat genug Potential, um einen zweiten Versuch zu bekommen. Zumindest wenn ich dazu komme, bevor ich die Lust an Tuniken verloren habe…