Manchmal schadet es ja nichts, Vorurteile auf den Prüfstand zu stellen… 😉
Das Kleid habe ich mir in einer “mehrere Nächte und Nebel” Aktion recht kurzfristig vor der h&h noch genäht. Und es wurde sogar fertig. Deswegen auch die Bilder vom Messegelände, (Diesmal mit dem Scherzkeks hinter der Kamera.) Da es noch recht kühl war, habe ich nicht nur die blickdichten Strümpfe aus dem Schrank geholt, sondern auch die Lange Helene Stulpen. Die hier praktischerweise auch dazu passen.
Er jetzt auch gerne so einen Stoff hätte… sorry, den gibt es so nicht, der war eine Einmalproduktion.
Also hier die Story… Auf der h&h laufen einem ja immer wieder spannende Firmen über den Weg, die man nicht kennt, weil sie nicht für den Endkunden produzieren. Und die Sachen an Orten herstellen, von denen man nicht gedacht hätte, dass es sie an dem Ort gäbe. Dazu gehört eine noch produziernde Jacquard-Weberei ein Krefeld. Ja, gibt es, die Firma Schaefer und te Neues hat ihre Webstühle bis heute in Krefeld stehen und produziert darauf auch. Um ihre Muster in verschiedenen Farbvarianten zu zeigen, gibt es nicht (nur) die üblichen Laschen, sondern auch große Musterstücke, wo sich dann Muster und Farben in Längs- bzw. Querreihen abwechseln und die Bestellnummern gleich mit eingewebt sind. Das sieht natürlich ziemlich cool aus, woraufhin nicht nur ich sondern auch etliche andere Messebesucher vor einigen Jahren am Stand standen und die Mustertücher gerne gekauft hätten. Woraufhin ich den netten Herrn anflaxte, er könnte ja für das nächste Jahr so was als Tücher machen und am Stand verkaufen.
Nun ja, verkauft wurden sie nicht, aber letztes Jahr gab es dann tatsächlich je einen Ballen Musterstoff am Stand und davon ist mir dann tatsächlich ein voller Mustersatz davon… äh…. zugelaufen. :o)
Kette Viscose, Schuß Seide… wunderbarer Stoff, den ich eingentlich nur handrollieren wollte und als Tuch tragen. Tücher gehen bei mir ja immer.
Nur… lag er fast ein Jahr neben der Nähmaschine auf einem Stoffstapel und das Rollieren passierte nie. Bis mir kurz vor der h&h 2019 klar wurde… der Stoff will kein Tuch werden, sondern ein Kleid!
Das war dann ein wenig herausfordernd. Denn… ich hatte nur ungefähr 1,60m davon, das mit einem Karomuster und ich wollte ein Kleid, das den Stoff gut zur Geltung bringt. Und schnell zu nähen ist, denn ich wollte es bei der h&h dann tatsächlich auch am Stand der Seidenweberei “vorführen” um Danke zu sagen. Viele Nähte sollte es also nicht haben.
Bei der Suche nach einem Schnitt wurde ich dann tatsächlich im eigenen Fundus fündig, wenn man bei V8846 den Kragen weg lässt, den Ausschnitt vertieft und den Überwurf am Rücke weg lässt… kommt genau das raus, was ich wollte. Vorne nur Brustabnäher, hinten Abnäher und Mittelnaht und da ich den Schnitt schon zwei Mal genäht habe, war er schon angepasst.
Das nächste Wunder war, daß die Schnitteile auf den Stoff passten, allerdings nur quer. In der Höhe hatte ich dadurch tatsächlich etwas Spielraum und habe mir den Stoff dann in den verschiedenen Richtungen an den Körper und ans Gesicht gehalten, und geguckt, was ich wo haben wollte.
Das blau sollte ans Gesicht, dadurch ist praktischerweise das dunkle grün genau über mein “dickes Ende” gerutscht, so daß das Kleid trotz der Querverteilung der Farben nicht aufträgt. Und, was man im Bild weniger gut erkennt, als in echt, die Musterstreifen laufen längs und bringen dadurch dann doch wieder einen Längseffekt.
Nur das schöne türkis, das hätte ich unten beinahe aufgeben müssen (Länger sieht nicht gut aus an mir.) Bis mir einfiel, daß der Seidenjacquard ja zwei “schöne” Seiten hat und ich deswegen den Saum einfach nach außen klappen konnte.
Da das Kleid schnell gehen sollte, gibt es kein Futter,sondern ich habe die hintere Mittelnaht eingefasst, die anderen Nähte als breite französische Nähte gearbeitet (Stoff franst wie zu erwarten schnell und heftig aus) und trage es mit Unterkleid.
Da das Material auch knapp war, habe ich Ausschnitt und Ärmelkanten mit Schrägstreifen aus dem Stoff einbesetzt und am Ausschnitt das auch gleich für eine Alternative zum Häkchen über dem Reißverschluss benutzt. Das zeige ich bei gelegenheit aber noch gesondert. Auch, was ich mit den Nahtzugaben beim nach Außen gewendeten Saum gemacht habe, Wenn ich die Bilder dazu wieder finde…
Das Kleid gefällt mir jedenfall super gut, es trägt sich sehr angenehm, trotz Seide knittert es nicht sehr stark und ich denke, das wird auf die nächsten Flusskreuzfahrt mit Mama fürs “Kapitäns-Dinner” mitfahren. Und auch sonst getragen werden.