Sari inside (Teil 1)

Frau mhs hat es schon angedeutet… natürlich habe ich aus Indien auch ein paar (Meter) Souvenirs mitgebracht. Daß da auch Stoff.. äh.. Saris dabei waren… nicht überraschend….

Ein Sari ist ein langes Stück Stoff, das irgendwie gewickelt wird, so dachte ich bislang. Wie genau? Und wie hält das? Geheimnis der Inderinnen… Und deswegen habe ich mich von meiner Freundin Sarbari zumindest theoretisch in die Welt des Saris einführen lassen und dabei auch noch das eine oder andere interessante Detail herausgefunden.

Im SarigeschäftFrau mhs mentioned my “goodie bag”… well, of course I brought some things back from India and that some cloth, aka sarees were amongst them shouldn’t surprise anybody.

To a saree I would have referred as a long piece of cloth that somehow gets wrapped around the body. How exactely and how that stays? Indian secret… So I talked that over with my fried Sarbari and found out some details that were news to me.

Saris, so die erste Erkenntnis, gibt es in verschiedenen Längen. Die heute gebräuchlichen Modelle sind sechs Yard (also etwa 5,5 Meter) lang und man trägt sie über einem Unterrock und einer Bluse.

Früher hingegen, Sarbari meinte bis zur Generation ihrer Großmutter, waren auch neun Yard (gut acht Meter) lange Saris verbreitet. Diese wurden ohne Unterkleidung getragen, wie eine Hose zwischen den Beinen durchgewickelt, und hüllten den gesamten Körper so ein, daß Unterkleidung nicht erforderlich war.

First thing I learned was, that sarees exist in different length. Nowadays they are usualle six ard long and get worn over a petticoat and a blouse.

Before, Sarbari thought until about the generation of her grandmother, also nine yard long saris were used. Those required no undergarments and were wrapped trowserlike between the legs and around the body in a way, it would be covered competely.

SariDas erste Bild zeigt mich übrigens in einem besonderen Geschäft in Fort Cochin, in der “Spice Market” genannten Straße (dem touristischen Zentrum), wo man alte, gebrauchte Seidensaris zu Kameez, Kurtas, Kissen oder auch diversen Taschen verarbeitete.

Aber eben auch direkt verkaufte. Dem ersten Sari habe ich zum einen wegen der schönen Farbkombination mitgenommen. Der helle Teil ist allerdings stark verfleckt, hat auch Löcher. Ich werde ihn vorsichtig von Hand in der Badewanne waschen und sehen, was verwendbar wird. Ansonsten bleibt die rot-goldene Randbordüre.

The first picture shows me in a very interesting shop in Fort Cochin. The street is called “Spice Market” and is nowadays a highly touristic place. With some interesting spots anyhow… Like this shop, where they use old, worn silk sarees and transform them in other things like kameez, kurtas, small pouches, cushions…

But they also sell the old sarees. The first one I picked for his colour combination. The creme silk is very stained, has even some holes. I’ll try to give it a very gentle wash in the bathtub and see, what comes out. The beautiful red and gold border will be usable anyhow.

Was ich dann auch über Saris gelernt habe ist, daß man keineswegs einen Sari kaufen und direkt anziehen kann. Nein, er bekommt eine Art Saum, den “Fall”.

Dazu wird die Saumbordüre mit einem etwa zehn Zentimeter breiten, farbliche passenden Streifen Baumwollstoff verstürzt. Der Stoffstreifen ist fein, aber eher steif, so daß der Saum Gewicht bekommt, schöner fällt und insbesondere in dem Teil, der in vorne in Falten gelegt wird.

Dieser Besatz geht also nicht rundum, sondern ist vor allem da, wo später beim fertig gewickelten Sari vorne ist. Der Teil des Saris, der dann über die Schulter gelegt wird bleibt ebenfalls ohne Verstärkung, der soll ja weich fallen.

Das bedeutet aber auch, daß die Position des “Fall” der Körpergröße und den Gewohnheiten der Trägerin angepaßt werden muß.

So kompliziert hatte ich mir das ehrlich gesagt nicht vorgestellt…

Next thing I learned about sarees is, that you cannot just buy one an the wear it. No, it needs a “fall” first.

The “fall” is a stripe of cotton fabric, fine, but also stiff, about 4 inch large. This fabric gets sewn inside the borderprint and forms a kind of a hem to the lower part of the saree. Especially at the lower front, where the pleats would be.

karierter SariSo the falls doesn’t go along the whole border, but only a part of it. And of course it has to stop before the sari gets wrappd higher and thrown over the shoulder.

And that means, before you can sew the “fall” you have to consider the size and wearing habits of the woman who will actually wear the saree.

That’s way more complicated than I had expected, I have to admit…

An dem nächsten Sari hat mich (neben der Farbe) das Muster angezogen.

Ein Karo, wie ich es eigentlich mit ländlicher Alpenidylle oder einem französischen Bistro assoziieren würde, aber aus feiner Seide gewebt. Und diese kleinen eingewebten Blümchen (auf der Ausschnittvergrößerung gut zu erkennen),… ich konnte nicht widerstehen. Irgendetwas sagte mir, daß das ein Quilt oder so werden könnte. Irgendwas in Richtung Deko. (Ich mach kein Deko, sagte ich das schon…?)

Auch hier ist der Zustand des Saris deutlich gebraucht. Die rote Farbe hat stellenweise auf die helleren Karos ausgeblutet, was den hell-dunkel-Kontrast des Musters abschwächt und die Farbgebung im ganzen sanfter macht. Gerade deswegen denke ich, bietet es sich an, den Stoff in kleinere Teile zu zerschneiden und mit den Unterschieden zu spielen.

Auch den werde ich vorsichtig von Hand waschen, ich glaube, ich habe auch noch ein spezielles Seidenwaschmittel, was helfen soll, die Farbe zu fixieren. Denn weiter ausbluten soll er ja nicht.

For the next saree it was (besides the colour) the checks, that struck my eyes.

A red-white checkered saree (also a rare pattern for a sari, I think), a patternd I would rather associate either with some bavarian/austrian Alps-country-idyllic chamber or maybe with a traditional french Bistro… but this is fine silk. Also those small golden flowers… I had to take ist. I don’t do homedec, but this could become an interesting quilt or something…?

Also here the saree is used and that shows. The dark red isn’t well fixed, so there are big stains of red on the white checks, but this makes the overall impression of the cloth somewhat softer and I think it might be a lot of fun, to cut it up and play around recombining smaller pieces of that fabric to create a different effect.

This one also I’m going to wash in the bathtub. Somewhere deep in a drawer I should have a special silk-shampoo, that is equally helpfull to stop the colour from further bleeding. I never tried it, but this could be the moment.

Eine weitere spannende “Sarifrage” ist ja immer: Wie wickelt man das Ding überhaupt?

Da ich es selber nicht probiert habe (irgendwie war dafür nie Zeit… und einen Unterrock in meiner Größe hatte sie auch nicht), habe ich im Internet mal nach Anleitungen gegoogelt, woran es auch keinen Mangel hat:

www.tourismofindia.com/TOI-German/exi/howtowearsari.htm

Letztlich ist die wichtigste Regel aber: es gibt keine. 😉

FestsariDas Grundprinzip ist klar: Der Sari wird um den Bauch gewickelt, dann vorne in Falten gelegt, dann noch mal halb rum gewickelt und der Rest über die (meist linke) Schulter gelegt, wo er als Pallu dekorativ auf den Rücken fällt. Die Mutter meiner Freundin benötigt keinerlei Befestigungen, aber ich habe beobachtet, daß viele Inderinnen den Pallu mit einer Sicherheitsnadel oder dekorativen Brosche auf der Schulter feststecken.

Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten… ich habe mir natürlich genau angeguckt, wie so die Saris im praktischen Leben auf der Straße gewickelt waren und habe dabei viele Variationen gesehen: Der Sari kann tief auf der Hüfte gewickelt werden, so daß hinterher viel nackter Bauch und Rücken zu sehen ist. Andere wickeln ihn höher, so daß am Ende gar keine nackte Haut zu sehen ist. Oder irgendwo dazwischen.

Der Pallu kann hinten herunter hängen, er kann aber auch unter dem anderen Arm wieder nach vorne gezogen werden und dort in den Bund gesteckt. Entweder nur mit einem Zipfelchen, oder auch ganz. Andere stecken den Pallu vorne in den Bund, bevor sie ihn über die Schulter legen. Oder man wickelt ander und der Pallu wird von hinten nach vorne über die Schulter gelegt. Vorne kann er dann lose hängen oder auch in den Bund gesteckt. Und natürlich kann auch hinten ein Pallu in den Bund gesteckt werden, wenn der Trägerin das gefällt oder praktisch erscheint. Andere drapieren ihn über den Kopf oder legen ihn hinten in eine Falte und über die andere Schulter wieder zurück, so daß ein kleines Ende Pallu vorne hängt.

Dieser englische Wikipedia Artikel beschreibt einige Varianten, auch in Bezug auf die geographische Herkunft. Ich war ja vor allem in Südindien und habe dort bereits eine große Bandbreite an Varianten gesehen.

Der Sari auf dem letzten Bild ist ein Hochzeitssari. Auch wenn die typische Farbe für einen Hochzeitssari rot ist, gibt es auch andere Farben. Kennzeichnend ist, daß er aus schwerer Seide mit Metallfäden (Silber oder Gold) und einem prächtigen Muster gewebt ist.

Solche Saris bekommt die Braut in der Regel geschenkt, von den eigenen Eltern und auch den Schwiegereltern. (Oder wohl auch anderen Verwandten.) Natürlich trägt man ihn nicht nur zur eigenen Hochzeit, sondern kann ihn zu anderen festlichen Gelegenheiten weitertragen. Hochzeitssaris kosten leicht 250 EUR (umgerechnet) und mehr.

Wie sorgfältig dieser gearbeitet ist zeigt auch die Detailaufnahme, zwischen den Reihen mit den silbernen Punkten sind noch einmal winzige, kaum sichtbare blaue Punkt, als aufwendiges Detail.

Dieser Sari ist in einem ziemlich guten Zustand, hat einen großen Fleck und an einer Stelle der Saumbordüre ist der Saum durchgeschliffen. Das könnte mal ein Abendkleid werden… und mal sehen, was die Reinigung aus dem Fleck macht. Waschen werde ich diesen nicht selber.

Last picture is a wedding saree. Typically it would be red for the bride, but other colours exist, too, because they are not only worn at weddings but also for other festive occasions. (Like somebody elses wedding…) Typically they are heavily woven silk sarees with outstanding woven borders in gold or silver. A wedding saree is usually a gift to the bride, like from her parents, her inlaws and other relatives. And as they easily cost the equivalent of 250 EUR and more (practically no limit) it’s only good, that will be worn more than once.

The detailled shot shows, how much details are in the weave. Besides the silver spots there are tiny blue dots, hardly visible, but they add to the overall impresson of the fabric.

This saree is in a relatively good state, it has one dirty spot and the seam border is partially dammaged at the lower end, but it will not be a problem to cut an evening gown or something similar from it. When it comes to that it will go to the dry cleaner first, and we will see, what comes out. Here I’m not trying to wash ist on my own.

Paris und Stoffdisziplin

Ganz schlecht, sage ich nur. Ganz schlecht. :o)

Diesmal war ich ja zuerst einige Tage mit meiner Mutter in Paris, dann habe ich meine Mutter in den Zug gesetzt (mittags) und darauf gewartet, daß mein bester Ehemann von allen ankommt. Abends. Abends am nächsten Tag, um genau zu sein….

Also eine mehr als perfekte Gelegenheit, mal wieder Stoffe stöbern zu gehen.

Stoffe aus Paris Also gut, ein paar Sachen wollte ich kaufen.

Da wäre mal der bunte afrikanische Stoff. Ich habe noch einen Rest braunen Canvas liegen (vom Projekt “Patentantes Kommunionanzug), der alleine wohl kein Kleid mehr gibt und den ich mit einem afrikanischen Stoff ergänzen wollte. (Neben dem Batiksmuster hat er übrigens auch noch eingewebte Ajourstreifen, die sieht man auf dem Bild nicht so gut.) Der Canvas liegt jetzt schon seit mehr als einem Jahr, weil ich ja keinen Ergänzungsstoff dazu hatte. Jetzt ist immerhin das Material mal zusammen. (Da es die afrikanischen Stoffe allerdings immer nur als Coupon gibt, so etwa 4,50 m lang kann ich schon mal drüber nachdenken, was ich mit dem nicht unbeträchtlichen Rest machen werde…. So viel zum Stoffabbau….)

Dann Jerseys, Jerseys sind schwer zu bekommen, also muß man ja immer zuschlagen. Seit einiger Zeit habe ich wieder ein paar Sachen, zu denen ich schwarte Shirts brauche und mir ist dann aufgefallen, daß alle meine “schwarzen” Shirts und Rollis bestenfalls noch als anthrazit durchgehen würden. Drei Meter schwarzer Viscosejersey für zwei Shirts ist also nicht übertrieben, oder?

Und der nette gestreifte mußte dann wegen der Farben einfach noch mit. Das ist auch nur ein kleines Stück, bestenfalls ein T-Shirt.

Und der Retro-Print… der ist einfach so abgefahren… (angeblich Baumwolle mit Elasthan, aber so schwer, daß ich doch eher auf Viscose oder einen Viscoseanteil tippen würde) ich habe ihn mindestens vier mal hochgehoben, weggelegt, wieder hochgeholt… dann mußte er doch mit. Ich weiß immer noch nicht, ob ich mir jemals etwas draus nähen werde. Also etwas, was ich dann auch tragen würde. Und wenn, dann ganz sicher nicht mehr als ein Shirt. (Der ganze Coupon sind 3 Meter) Irgendwelche Vorschläge? Oder bei nächster Gelegenheit eintauschen? Mal sehen….

Danach habe ich Sacres Coupons – Le gentleman des tissus dann lieber fluchtartig verlassen. Bevor ich bei den Seiden auch noch was finde…

Tja, und nachdem ich ja ohnehin wegen des afrikanischen Stoffes zu TOTO mußte….. die hatten so netten Baumwollprints. Recht günstig. Ich kämpfte lange mit mir, aber die witzigen bunten Brillen mußten mit. In einer Familie von Brillenträgern findet sich sicher mal eine Verwending dafür. Irgendwann… Und er ist ja dünn und nimmt in der Kiste nicht viel Platz weg. Und ich habe auch nur ein kleines Stück gekauft.

Und dann lag da noch dieses Leinen mit Rosenmuster. Schon wieder so was, wo ich ganz schwer widerstehen kann. Ich habe gekämpft. Ich habe mir gesagt, daß ich keine Verwendung dafür weiß. Für eine Bluse ist der Stoff zu dick, Rock oder Hose bei meiner Figur in diesem Muster… nun ja, käme nicht gut. Und ich habe ihn NICHT gekauft.

Bis mir nachts im Bett einfiel, daß der doch perfekt geeignet wäre, um eine Tasche daraus zu nähen.

Woraufhin ich am nächsten Tag nochmal losgezogen bin um ihn doch zu kaufen. 😀

Danach hieß es dann alles schnell im Koffer zu verstauen, bevor mein bester Ehemann von allen ankam…. ich glaube es ist besser, wenn er den Stoff erst sieht, wenn er verarbeitet ist.

(Und ich hoffe, die netten Stöffchen die mir gestern beim etwas ausgedehnten *hüstel* Scherzkeks-Besuch in die Tasche “gefallen” sind, passen jetzt auch noch in meine Stofftruhe. Sonst muß ich doch mal Kissen nähen und mit Stoffen füllen. Aber dabei würden die armen Stoffe ja grausig geknickt…)

Ja.. äh… wie war das mit der Stoffdisziplin?

Na gut, ich war noch in mindestens drei anderen Stoffgeschäften relativ ausführlich (inklusive der Deballage St Pierre) in denen ich nichts gekauft habe… gilt das?

(Soll ich euch auch noch was von den Nähbüchern erzählen….?)

Stoffgroßtransport

StoffsäckeKaufen der Stoffe war eine Sache.

Um die Stoffe zur Kasse im Erdgeschoß zu bringen gab es zum einen einen “Fallschacht” durch den die in den einzelnen Abteilungen zusammengepackten Tüten auf dem geraden weg nach unten wandern. Pfluff Und für die beiden großen Säcke aus der ersten Etage (die nicht mehr in den Schacht gepaßt hätten) gab es einen Aufzug.

Nach dem Bezahlen habe ich mir dann noch einen weiteren großen Sack geben lassen um die noch verbliebenen kleineren Tüten darin unterzubringen.

Blieben drei Säcke.

Glücklicherweise war die Metrostation nicht weit und es ging ausschließlich bergab. Und mein liebster Ehemann von allen half schleppen. (Tragen kann man nicht mehr sagen…)

Umsteigen an Chatelet-Les Halles zur Stoßzeit mit drei Riesensäcken ist ein Erlebnis, die Blicke in der Metro auch. Aber da mußten wir durch. Und die anderen Reisenden auch. :o)

Nur wenige hundert Meter sind es von der Metrostation zu unserer Wohnung… aber ich hatte den Eindruck, meine Arme wären hinterher viel länger gewesen.

Und als ich dann mit meinen Säcken vor der Kellertür stand kam der nette Nchbar aus dem 3. Stock und fragte unvorsichtigerweise, ob er helfen könne… nun, das hatte er dann davon. gg

Stoffrollen über die Treppe zerrenAls ich zwei Tage später die vier Rollen abholen ging war ich etwas besser gerüstet. Oder so. Mit zwei Rädern.

Mit vier stabilen Gummibändern und sechs Händen gelang es uns tatsächlich, die Rollen auf dem winzigen Wägelchen zu stabilisieren.

Und wieder gings zur Metro.

Ohne Rolltreppe übrigens an dieser Station. Erwähnte ich das schon?

Glücklicherweise war es diesmal Mittag und die Metro deutlich leerer

Stofftransport über die RolltreppeDie nächste spannende Frage war: In les Halles umsteigen oder lieber den längeren Fußweg nehmen?

Insider wissen: von der vier auf die eins steigt man ohne Rolltreppe um.

Der Weg nach draußen hingegen hat eine. uff

Die Abwägung war nur kurz…

Den Wagen durch die Absperrung hinenzubringen war einfach gewesen: Man bittet einen RATP-Angestellten, einen durch das Kinderwagentor reinzulassen.

Rauswärts war erstaunlicherweise schwieriger, weil die Türöffenautomatik auf den Wagen nicht reagiert. Also konnte ich ihn nicht vor mir herschieben.

Und ziehen heißt, man muß sehr fix sein, bevor die Türen wieder zuklappen und den Wagen einklemmen…

Stoffe schiebenMein Herzblatt hat sich jedenfalls köstlich amüsiert, bei der Aktion… 😉

Danach war dann nur etwa ein halber Kilometer nach Hause zu zuckeln. Sehr langsam allerdings, denn das Rollwägelchen war durch die hohen Rollen sehr kippgefährdet…

Komische Blicke bekommt man hingegen bestenfalls von Touristen. Denn in der Pariser Innenstadt wird viel zu Fuß mit der Sackkarre transportiert. Mit dem Auto kommt man nicht überall hin und es würde länger dauern.

Und ich habe den Weg vom Hallenviertel ins Marais noch nie so unbelästigt zurückgelegt.

Niemand hat mich angesprochen.

Niemand wollte eine Umfrage mit mir machen.

Niemand wollte eine Unterschrift oder eine Spende für einen guten Zweck haben.

Nicht einmal der “ich suche Arbeit, aber wenn sie keine haben nehme ich auch Geld”-Bettler an der Ecke Rue des Archives hat mich angesprochen.

Schade eigentlich… gg

Gardinen für Paris – Farbtupfer

bestickte StoffbahnenNachdem ich Dank der alten Burdabeilage eine ungefähre Vorstellung von der Größe meiner künftigen Gardinen hatte, schnitt ich sie erst mal grob zu.

(Nach einer Runde durch die Waschmaschine. Baumwolle mit Poly ist nicht anfällig fürs Einlaufen, aber letztlich… weiß ich”s doch lieber vorher. Bevor ich mir die Arbeit machen. Und dank Schonwaschgang und Kurzschleudern mit reduzierter Umdrehungszahl überstanden die Stoffmassen den Waschgang auch gut ohne dauerhafte Knitter oder Knicke.)

Dabei fiel mir dann auf, daß das Streifenmuster ja asymmetrisch ist (gut, das war mir vorher klar) und welche Konsequenzen das hat. Daß ich einen Rapport beachten mußte. Einfach ignorieren sähe jedenfalls doof aus.

Aber wie? einfach “weitermachen” im Rapport? Das hätte allerdings tatsächlich Unmengen Stoff gebraucht und mich mit einer Menge schmalen, aber 280cm langen Stoffresten zurückgelassen. Unpraktisch, irgendwie. Gefallen hätte es mir außerdem nicht. Also entschied ich mich, die Gardinen gegengleich zuzuschneiden.

Aber irgendwie… sollte ja noch ein Tupfer Farbe in die Vorhänge. Nicht schreiend, nicht kitschig, aber noch so ein bißchen aufgepeppt.

Ich überlegte hin und her.

Stickerei? Zu Aufwendig. Sollte ja fertig werden. Außerdem eigentlich schon wieder zu viel.

Stoffmalfarbe? Nun, Malen kann ich nicht und Stempeln…? Welches Motiv? und wie? Kreuz und Quer? Oder eine Bordüre…? Ach nein… paßt nicht zu den Längsstreifen.

Zierstiche? Schon wieder zu schörkelig.

Satinstich? Eigentlich schon zu breit.

Gradstich? Sieht man ja gar nicht….

Die rettende Idee kam dann von Bärbel. (Ja, genau, die Bärbel

vom Blog nebenan) Kettstich wäre doch eine gute Idee. Ich hätte doch so eine moderne Nähmaschine, ob die das nicht könnte?

Nein, kann sie nicht.

Aber wofür hat der Mensch (Näh)Freunde? Ma-San hat eine Cover. Und eine Cover… kann Kettstich. Und Kettstich liegt schön oben auf dem Gewebe. Und Ma-San war bereit, mir ihre Maschine für ein paar Tage anzuvertrauen.

Bestickte GardinenKlang nach einer schnellen und einfachen Idee. Mettler Baumwollstickgarn in zwei Grün- und eine zarten Rosaton fand ich rasch bei Nähmaschinen Heinrichs in Aachen und Peterle versicherte mir auch, daß das auch gut in der Janome Cover läuft.

Also einfach Garn einfädeln und runterrattern. Langweilig, aber fix.

Oder so.

Denn der Kettstich… kommt aus dem Greifer, also von unten. Man muß also auf der linken Stoffseite nähen. Und sieht nicht so genau, was man da so näht. Und ich wollte die Stichreihen ja eng beieinander haben. Was weiter erschwert wird, wenn der Oberfaden so gut zum Stoff paßt, daß man ihn kaum sieht und außerdem die Markierung am Nähfuß doch nicht so ganz exakt zur Nadelposition paßt. (Vielleicht hätte ich meine Faulheit bezähmen sollen, und doch auf die mittlere Nadel umstellen… )

Stickerei DetailSo wurde aus dem “mal eben schnell und einfach” eine sehr langweilige Woche mit Reihen über Reihen an der Cover…

Die Anordnung der Streifen und das “Muster” ergaben sich außerdem aus der vorhandenen Garnmenge… Ich hatte von jeder Farbe zwei Röllchen und mit einem kommt man ungefähr 14 Reihen zu 240cm Länge weit. Oder so. (Glücklicherweise trennt sich Kettstich leicht, wenn das Garn dann doch auf den letzten 20 Zentimetern aufgibt. :o) )

Also sind die Abstände zwischen den Kettstichreihen halt nicht so gleichmäßig wie gewünscht, die Stichreihen auch nicht ganz so eng wie ursprünglich geplant… aber… ich habe meinen ganz dezenten Farbtupfer.

Der kein Tupfer ist, sondern ein Streifen… :o)

Stoff-Shopping in Paris: Sacres Coupons – Le gentleman des tissus

Das Wortspiel im Namen ist schwer zu übersetzen, so bedeutet “sacre” einmal “heilig” und es klingt auch der Name der Kirche Sacre Coeur, die ja den Montmartre dominiert an, zum anderen ist es aber auch ein Bestandteil vieler Kraftausdrücke und dann bedeutet es so etwas wie “verdammt, verteufelt”.

Das Angebot des kleinen Ladens ist jedenfalls verdammt gut. Und verflixt wechselnd. 😉 Es gibt nämlich kein (oder kaum) ein reguläres Sortiment, sondern Coupons und die jeweils, bis sie weg sind. Die Coupons sind auf Tischen nach Materialien sortiert (Baumwolle, Leinen, Seide, Viscose,…), zumindest zeitweise. Denn um irgendetwas zu erkennen muß man in den dicht an dicht geschichteten Stoffstücken wühlen, was von den Kunden (oder eher Kundinnen) auch ausgiebig getan wird. Und danach ist es mit der Ordnung vorbei. Zwar schichtet das Personal immer wieder neu, aber das dauert deutlich länger als das Wühlvergnügen.

Was es gibt ist kaum vorauszusagen. Aber das Angebot ist immer sehr gemischt, was Farben, Muster und Materialien betrifft, so daß eigentlich fast immer für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Die Coupons sind meist so zwischen 2,50 und 3 Meter lang, manchmal sind auch kürzere dabei, eben je nach Anfall. Jeder Coupon hat ein kleines Etikett das Länge, Material und Preis angibt. Sehr übersichtlich. Und falls die Länge nicht reicht, meist findet man noch einen zweiten Coupon mit dem gleichen Dessin. Wenn Zeit ist, hilft das Personal durchaus auch mal beim Suchen. (Aber wer will sich das Vergnügen denn nehmen lassen?)

Mit der Qualität war ich bislang immer zufrieden und die Preise können sich mehr als sehen lassen. Ein paar Beispiele aus dem letzten halben Jahr: 3m feiner Baumwolljersey mit Rosendruck aus dem dann diese beiden Shirts wurden für 18,50 EUR, 2,70m Leinen mit Cloquestruktur knapp 16 EUR, 3m sehr feine leicht glänzende Baumwolle gut 10 EUR.

Seide liegt je nach Qualität zwischen 35 und 80 EUR für einen 3m Coupon. Da tauche ich immer zuerst ein, denn es sind meist ganz verschiedene Qualitäten von Dupion über CrepeSatin bis Chiffon dabei, die anderswo für den Preis kaum zu haben sind.

Adresse: 4bis, Rue d”Orsel, 75018 Paris (Metro Anvers)

Stoff-Shopping in Paris: De Gilles

Da ich wegen des Schuhgeschäfts ohnehin schon in der Rue de la Roquette war, dachte ich, ein paar Schritte mehr zum (ebenfalls im Führer angekündigten) Stoffladen könnten nicht schaden. Na gut, etwa 120 Hausnummern war dann ein paar Schritte mehr, aber sie haben sich gelohnt.

Die Fassade ist relativ unauffällig, die Eingangsfront in normaler Ladenbreite (Pariser Maß). Doch dahinter verbirgt sich eine hallengroße Fläche und das über zwei Etagen…

Die Stoffe sind nicht gerade übersichtlich geordnet, sondern man muß genau gucken und vorsichtig stöbern. Personal ist aber da und hilfsbereit. Wie das allerdings aussieht, wenn der Laden voll ist, kann ich nicht abschätzen.

Grob gibt es… ungefähr alles. Knöpfe in vielen Farb- und Mustervarianten, Stoffe aus allerlei Materialien, Farben, Muster,… auch hier wird viel aufgekauft, was an Restposten zu haben ist. Und manches derzeit wieder topaktuelle Retromuster mag hier noch aus der Zeit liegen, als es noch nicht “Retro” war… 😉

Im ersten Stock wird es dann ganz edel. Mehrere Tische biegen sich unter Seide und anderen edelsten Stoffen. Billig ist das nicht (bis 100 Euro oder mehr darf der Meter Seide kosten), nichts, was ich mal eben spontan so auf Vorrat mitnehmen würde. Aber für den besonderen Wunsch… wird das eine feste Adresse in meiner Liste. Und ganz ehrlich… beste Krawattenseide vom Meter… war mir bislang noch nicht über den Weg gelaufen. Feinster Wollcrepe in Blusenqualität,…

Eben eine echte Schatztruhe. Und Schätze… haben nun mal ihren Preis. 😉

De Gilles, 156, rue de la Roquette, 75011 Paris (Metro Voltaire)

Stoff-Shopping in Paris: Deballage du Marche St. Pierre

Dieser Laden ist eigentlich immer meine erste Anlaufstelle, wenn ich in Paris Stoffe streicheln und ab und an auch kaufen gehe.

Das französische Wort “deballer” bedeutet “auspacken” und ich finde, die Deballage St Pierre/ Dreyfus sieht auch genau so aus, wie man sich das vorstellt: Große Tische, vollgepackt mit Stoffballen, dazwischen gerade noch genug Raum, um sich durchquetschen zu können. Was mit wachsenden Stofftüten in den Händen zunehmen schwieriger wird… Von Generationen Stoffkäufern blankgetretene Dielen bedecken den Boden, es gibt altmodische Kassenschalter mit Glasscheibe, Holztreppen, dunkel vom Alter,… kein modischer Schnickschnack, keine durchgestylten Verkäuferinnen, sondern blaue Kittel, ab und an wird ein großer Wagen mit neuen Rollen von Manneskraft in den Aufzug geschoben… hier wird gearbeitet und das seit Generationen und so sieht es auch aus. (Mein Göttergatte kommt meist wegen der Atmosphäre freiwillig mit. 😀 )

Was gibt es? Ungefähr alles. In teilweise sehr wechselndem Sortiment, je nach dem, was zu haben war. Gerade das Erdgeschoß ist Schnäppchenjägerparadis, schon vor den Türen, die ganze Fassade entlang liegen Stoffballen, ein, zwei, drei,… kam mehr als fünf Euro der Meter. Ähnlich geht es im Erdgeschoss innen weiter. Zehn Euro pro Meter dürfte man dort schwerlich überschreiten. Natürlich ist da viel Polyester dabei, aber auch einfache Baumwolle, bei etlichen Farben und Mustern ist einem gleich klar, warum die für mehr Geld keiner haben wollte. Aber auch immer wieder Restposten von hochwertigen Dekostoffen oder es verbirgt sich in einem Tisch mit Polyester ein Ballen Seidenstoff für zwei Euro. Und je nach dem für welches Projekt, für Karneval mögen die riesigen rosa Blüten auf grünem Polyester Grund oder die goldbeglitterte Kunststoffspitze gerade richtig sein. (Ich habe mit solchen Dingen schon kleine Mädchen sehr glücklich gemacht. 😀 )

Und es verirren sich immer wieder interessante Restposten, vielleicht mal Patchworkstoffe, Pannels zum Puppen oder Kissennähen, provencalische Tischedeckenmuster,… auch Halstücher, Schals, Kravatten,… können da sein. Was genau… weiß man vorher nicht, aber genau das macht das Stöbern ja so spannend.

Im ersten Stock geht es dann hochwertiger weiter, mit Wollstoffen (Tuche, Tweed, Crepe,…), mit Leinen,… oder mit Kunstfaserstoffen, die aussehen als ob. Aber alle Ballen und Rollen sind beschriftet, man kann leicht finden, welches Material es ist. Und es gibt ganzjährig Kunstpelz in unterschiedlichen Qualitäten Von “sieht fast aus wie echt” bis quietschorange im Flokatistil. Popeline in Mantelqualität gehört zum Standardangebot (das Angebot an Farben ist hingegen nicht immer üppig), auch Regenmantelstoffe sind immer einige da. Und die Preise… bis 20 Euro pro Meter hat man schon eine sehr gute Auswahl.

Im zweiten Stock wird es mit Seide, Spitzen, Samt,… noch edler. Einfarbig, bestickt, bedruckt,… die Auswahl ist riesig. Auch stretchige Lycras gehören seit einigen Jahren zum Angebot.

Möbelstoffen und schweren Vorhangstoffen gehört dann der dritte Stock und in der vierten Etage findet man alles für Tisch- und Bettwäsche. Teils fertige Handtücher, Schürzen, Geschirrtücher,… teils Leinen und Baumwollstoffe in unterschiedlichen Webarten.

Seit kurzem ist im fünften Stock (die schöne Dachterasse mit Blick auf Sacre Coeur ist leider nicht freigegeben) noch eine kleine Abteilung für edle Vorhangstoffe und Möbelstoffe in den schweren, in Frankreich beliebten Qualitäten. Hier ist die Atmosphäre gediegener, es ist viel Platz, um sich zu bewegen und es gibt vergleichsweise viel Fachpersonal pro Quadratmeter.

Und irgendwann, Stunden später, fällt man wieder heraus, beladen mit häßlich blauen Plastiktüten, aber glücklich. Viel Beratung darf man sich nicht erhoffen, aber das Angebot an Stoffen ist erschlagend viel und die Preise (immer in Relation zur Qualität) günstig. Unmöglich, dort nichts zu finden. 😉

Adresse: 2, rue Charles Nodier, 75018 Paris

Metro: Anvers

Öffnungszeiten Montag bis Samstag: 10.00 Uhr – 18.30 Uhr

Stoff-Shopping in Paris: Madame Coupons

Wo ich in Paris Stoffgeschäfte finde weiß ich ja inzwischen ganz gut. Aber dennoch stoße ich immer mal wieder an unerwarteter Stelle auf eines. Vielleicht, weil ich noch nie in der Straße war, vielleicht auch, weil es bislang immer geschlossen hatte und die heruntergelassenen Rolläden gar nicht auf den Inhalt schließen ließen.

Und so bin ich im November auch über Madame Coupons gestolpert.

Wie der Name vermuten lässt, liegt der Schwerpunkt auf Coupons, aber einige Stoffe sind auch als Meterware vorhanden. “Madame” bezieht sich dann nicht auf den Besitzer (der war eindeutig männlich), sondern auf die Kundschaft, an die man so denkt.

Im Angebot sind edle Stoffe, Wolle,S eide, Leinen,… und Monsieur weiß bei den meisten genau zu sagen, in wessen Designer-oder Haute-Couture-Kollektion sie verwendet wurden. Überprüfen konnte ich es nicht, aber die Stoffe machten durchweg einen sehr hochwertigen Eindruck: schöne Wolltuche, schwere Seiden, aufwendig bedruckt, Seidensamt oder Chiffon mit viel Pailletten oder Perlenstickerei,…

Viele der 3 Meter langen Coupons gibt es dann auch nur ein oder zwei Mal und was weg ist, ist weg. Die Coupons sind aber schön übersichtlich aufgehängt, so daß man sie bequem durchgucken kann. Und der Verkäufer auch jederzeit bereit, einem etwas -aufzuschwatzen- herauszusuchen.

Die meisten Stoffe kommen auf um die 40 EUR pro Meter bzw. 120 EUR pro Coupon. Als Angebot geht der Coupon dann aber auch mal für 90 oder 100 EUR weg. Immer noch etwas viel für einen Spontankauf (der dann wieder Jahre in der Truhe liegt 😉 ), aber eine Adresse, die ich mir merken werde. Für den nächsten geplanten Einkauf.

Madame Coupons, 71, rue Levis, 75017 Paris

Geöffnet Dienstag bis Samstag von 9.30 bis 19.00 Uhr