Mal wieder der Versuch, das Heft zu besprechen, bevor der Monat vorbei ist… Der Titel stimmt auf die kältere Jahreszeit ein, die Themen scheinen eher in Richtung Design zu gehen als in Richtung Technik. Na mal gucken.
Die Autoren der Ausgabe dürfen sich diesmal der Frage stellen, ob sie mehr Zeit dafür verwenden, zu experimentieren oder dafür, ihre Fähigkeiten zu perfektionieren. Bei mir sicher ersteres, denn so einfach Üben ist meine Sache nicht. Ich mache immer genau das, was ich für ein Projekt brauche. Das geht dann nicht immer schnell. Und so lange mein Stoff stabil genug ist, trenne ich eher, als eine Technik vorher nur zu testen. Okay… dafür nähe ich auch mal ein komplettes Kleidungsstück zum Testen.
Das Editorial versucht diesmal den Bogen zu schlagen, inwieweit die Zeit zum Nähen eine Investition ist, die sich auch auszahlt.
Bei den Leserbriefen ist diesen Monat nichts Bemerkenswertes dabei, ebensowenig wie bei den Lesertipps.
Auch die notions (“tools for smarter sewing”) fallen diesen Monat eher unter Dinge, die Probleme lösen, die ich nicht habe. Nur das Buch über das Couturhaus Worth würde ich nehmen.
Das “Fabric Lab” befasst sich mit dem Unterschied zwischen “dupioni” und “shantung” der auch nach dem Lesen des Artikels nicht so arg trennscharf zu sein scheint. (Und einer der Fälle, wo ich wohl mal ein deutsches Textillexikon bräuchte um rauszufinden, ob wir im Deutschen da auch zwei unterschiedliche Begriffe verwenden. – Stoffbezeichungen zu übersetzen macht es ja nicht immer einfacher.)
(Storno… ich habe da ja Alfons Hofer, Stoffe 1… der sagt, Shantung ist aus Tussahseide, nicht aus Maulbeerseide, Doupion ist aus Maulbeerseide, aber aus Doppelkokons oder missgestalteten Kokons gewonnen wird, die auch nicht so gleichmäßig im Durchmesser sind. Ich würde nicht meine Hand ins Feuer legen, daß das jeder Stoffhändler so beschriftet, aber das klingt doch nach einer Definition, mit der ich was anfangen kann. Hat aber mit der aus Threads wenig gemeinsam.)
Nach der weichen Seide geht es im nächsten Thema härter zu… Perlen. Kleine Applikationen oder auch Accessoires selber sticken. Meister der Kunst wird man durch den kurzen Artikel sicher nicht, aber um mal selber rumzuprobieren reicht es. Vermutlich hilft da eh nur üben zur Meisterschaft.
“How did they sew that?” zeigt uns einen interessanten Ärmelabschluss. Den kann man sich als ungewöhnliches Detail auf alle Fälle mal merken.
Die “Pattern Reviews”. Auf den wenigen Zeilen kann man natürlich nicht viel von einem Schnitt tatsächlich besprechen, aber es ist immer nett um zu gucken, ob es noch interessante Schnitthersteller gibt, die mir bislang entgangen sind. Das “Agathe Pencil Dress” von “Named Clohing” sieht trotz der gerade angesetzten Ärmel gar nicht so formlos aus. Zumindest nicht auf der Puppe, getragen wäre da sicher auch spannend. Sonst sticht mir nichts ins Auge.
Die “Fall Looks” sind ja immer eher ein Überblick über den amerikanischen Markt und nicht unbeschränkt auf Europa oder Deutschland zu übertragen, aber für Anregungen schadet es nicht. Aus dem Mantel oder der Jacke einen Hingucker (“Statement jacket”) zu machen ist eine gute Idee, denn gerade in der kalten Jahreszeit ist das der stärkste Eindruck, den man hinterlässt. Material von Malhia Kent für einen Kurzmantel hätte ich schon seit… ich fürchte eher 2016 hier liegen. Das wird aber den Winter nichts mehr. Steppjäckchen sieht man hier auch allen orten, ebenso wie Plüschkrägen. Schleifen muß ich nicht so haben, Lagenlook steht mir nicht besonders und übergroße Oberteile zu schmalen Hosen ist kein sonderlich spannender Trend. Mit Asymmetrien kannich mich shcon eher anfreunden, Color Blocking zeigen die amerikanischen Schnitthersteller ja derzeit deutlich, ich muß doch mal gezielt gucken, ob der Trend auch bei uns in den Läden hängt. Die Stoffe haben Muster, die nicht zu übersehen sind, das wird sicher kein Trend, der sich bei uns auf der Straße durchsetzt. Ich habe mich allerdings von Lurex schon verführen lassen, ebenso vom Karomuster. Nur daß ich das erst für den nächsten Herbst nähe. Und die Farben… dürfte man hier in den Läden wenig sehen. Auf der Straße noch weniger. Der Deutsche bleibt gerne bei Schwarz und vielleicht noch Dunkelblau. (Und falls mal eine farbige Jacke dabei ist, dann in den Farben der Outdoorbekleidung…)
Mit den Nahtzugaben befasst sich der Artikel von Laurel Hoffmann. Mit der spannenden Erkenntnis, daß man statt einer Nahtzugabe für alle Nähte an unterschiedlichen Stellen im Kleidungsstück unterschiedliche Nahtzugaben verwenden kann (und in der Industrie auch tut) und sich die doch schon so an den Schnitt anzeichnen soll. So hat Burda das ja früher gemacht, als sie sich vor allem mit dem deutschen Markt rumschlagen mußten und die Näherin hier die amerikanischen Schnitte noch nicht kannte… 😉 (Ich persönlich mag die gleichbreiten Nahtzugaben lieber, aber ich verstehe vollkommen, warum die Industrie das anders macht. Ich nähe nur so gar nicht industriell, daher andere Präferenzen.)
“The armhole squared” zeigt eine interessante Ärmelvariante, die oben eine runde Armkugel hat, unten aber wie ein Kimonoärmel direkt ins Vorderteil übergeht. Leider befasst sich der Artikel nicht damit, wie man diesen Ärmel konstruiert, sondern die “Erfinderin” zeigt, was man mit dem Jackenschnitt, den sie nach den Prinzip kontsruiert hat alles machen kann. Also… eher sehr ausführliche Werbung für diesen Schnitt. (Oder eine Anregung, mal rumzutüfteln, wie man das hinbekommen könnte.) Von der Passform her bringt das vermutlich keinen nennenswerten Vorteil, aber gerade bei plakativ gemusterten Stoffen vielleicht die eine oder andere Designmöglichkeit.
Um so spannender dann das “Custorms Pattern Tryout”. Eine Testerin probiert drei Online Services für Maßschnitte aus. (Bootstrap, Lekala und Sew Fitography) Als Fazit kann man schon mal sagen, daß auch diese Schnitte nicht auf Anhieb ein perfektes Teil ergeben und daß die Anpassung nach Photo kein besseres Ergebnis erbringt, als das altmodische Eingeben von Körpermaßen. (Eher… das schlechteste, dafür mit dem meisten Aufwand.) Auch bei der Photomethode muß man sich also in den “Messvorgang” erst mal einfuchsen und den üben.
Wie man aus Stoffen mit zwei “schönen” Seiten Kleidungsstücke zum Wenden macht detailliert der Artikel danach. Gut, solche Stoffe landen bei mir eher selten (weil ich sie selten sehe) und man kann bei dem Thema natürlich keine “gilt für alle” Anleitungen entwerfen… aber sehr viele Anstöße für Designmöglichkeiten. Leider muß man da auch bei Saumzugaben und Nahtzugaben sehr exakt arbeiten, damit das hinterher von beiden Seiten gut aussieht. Das ist jetzt nicht gerade meine Kernkompetenz…
Sehr gut gefällt mir auch der Artikel, wei drei Frauen (mit unterschiedlicher Figur und unterschiedlichem Geschmack) aus dem gleichen (Wardrobe) Schnitt drei unterschiedliche Garderoben kreieren. Die Körpergröße und verwendete Schnittgröße dazu zu verraten gefällt mir noch besser. Dann kann man das alles besser einordnen. Der Artikel ist ganz nach meinem Geschmack. 🙂
Bei den “Essential Techniques” wird von Hand gearbeitet, nämlich der “Catchstitch”, der ganz klar ein Hexenstich ist. (Ja, weiß ich alles schon, was man damit machen kann… aber es ist eine essentielle Technik, die man kennen darf.)
Bei den Fragen an die Experten geht es einmal um die Strichrichtung von Samt… kann man machen wie man will, mit oder gegen den Strich hat beides Vor- und Nachteile…. Die Frage, wie man die Größenangaben im Onlineshop bei Knöpfen interpretiert klingt kompliziert. Wie gut, dass ich Knöpfe in der Regel vor Ort und nach Anfassen kaufen kann.
Dann noch die Geschichte und das Detaillphoto eines historischen Kleidugnsstücks. Diesmal ein Kleid von 1951, das man heute auch tragen könnte. Die Exaktheit mit der die Nähte sich treffen ist faszinieren. (Und das bei Wolljersey.)
Dann kann ich mir das nächtes Heft vornehmen, das kam nämlich gestern… 😉