Die letzte Ausgabe hatte mich ja nicht durchweg begeistert, aber doch genug Interesse geweckt, um noch mal 9,50 EUR zu investieren. Der Titel versteckt diesmal das Model hinter Legosteinen und genauso neugierig wie mich das Mädel anguckt, gucke ich ins Heft.
Am Layout scheinen sie was gelernt zu haben, das Inhaltsverzeichnis ist diesmal originell und lesbar.
Los geht es mit der redaktionellen Werbung, genannt “Kurzwarenzentrale”. Kurzwaren findet man dort keine, aber einige gute und/oder witzige Ideen.
Auch in diesem Heft geht es nicht nur um die Hobbynäher(in), sondern auch um kreative Leute, die das Nähen zum Beruf machen wollen oder es getan haben. Ein Kernthema ist diesmal “ein eigenes Label gründen” und daher gibt es ein Interview mit zwei Absolventinnen der Hochschule Niederrhein, die genau das als Abschlussarbeit getan haben. Das ist wohl auch vor allem für diejenigen interessant, die ähnliches vor haben.
Besser gefällt mir der nächste Abschnitt “Jack in the Box” mit vielen Ideen, wie man aus Spielzeug originellen Schmuck und Accessores basteln kann. Bei den meisten Sachen ist ziemlich klar, wie sie herzustellen sind, deswegen genügen die Minianleitungen auch. Und es geht eher darum, selber kreativ zu werden, als eine Anleitung a la “Bastelpackung” zu präsentieren. (Denke ich zumindest mal.)
Die nächsten Profikreativen die vorgestellt werden ist das Label Wood Wood aus Dänemark, auch hier ist der Werdegang sicher vor allem für künftige Profidesigner interessant.
Die Strickaccessoires von Yokoo (noch ein Interview) finde ich witzig, würde mir aber keine kaufen. Nicht mein Stil und zu leicht selber zu machen. (Und daß die Designerin inzwischen von ihren Etsy-Verkäufen lebt, dafür aber vor lauter Stricken keine Zeit mehr für Freundschaften und sonstige soziale Beziehungen hat ist keine Werbung für diesen Weg. Denn das bedeutet letztlich, das Geschäftsmodell funktioniert nicht.)
Trotzdem gibt es passend Werbung für etsy, äh ein Interview in dem Strategien vorgeschlagen werden, wie man erfolgreich auf der Plattform verkauft. (Gehen wir mal davon aus, daß zumindest die Firma Etsy mit dem Modell Geld verdient…. wenn auch nicht die Anbieter.)
Anschließend wird wieder ein Modelabel vorgestellt, “Haltbar” ist der Name. Auch aus dem Werdegang dieser Designerin mag sich der aufstrebende Designer nützliche Information herausholen. (Und den Starschnitt wird es irgendwo im Heft von ihr geben.)
Die umfassende Gründerberatung gibt es dann aber doch noch. “Nicht nur die Milch macht’s” ist das Motto. Mit prägnant in Szene gesetzten Leitsätzen. Auch wenn die Ratschläge an vielen Stellen pauschal bleiben sollte sich das wirklich jeder durchlesen, der selber in diese Branche hinein möchte. Es gibt zumindest viele Anregungen, über welche Dinge man so alles nachdenken sollte.
Als Technik werden Reißverschlüsse erklärt. Einmal verdeckt und einmal sichtbar. Hier werden dann mal wieder die technischen Defizite der Redaktion deutlich. Zum einen braucht man keinen Nahtreißverschluss, um einen Reißverschluss verdeckt einzunähen, zum anderen kann man selbstverständlich auch andere Reißverschlüsse (sogar welche mit Metallzähnen) kürzen und mit Stichen am Ende wieder sichern. Aber generell kann man nach der gezeigten Anleitung vorgehen und man hat hinterher einen Reißverschluss eingenäht.
Danach geht es mit der Praxis weiter. “Shirt Matilda” zeigt der erste Bildernähkurs. (Welche Größen dabei sind verrät das Heft nicht und da der Anleitugnsbogen eingeklebt ist und ich mir nicht sicher bin, ob ich den zerstörungsfrei rausbekomme gucke ich da jetzt nicht nach.) Die Markierungstechnik für die Abnäher gefällt mir und das Shirt sieht sogar ganz nett aus, obwohl ist nicht sehr kompliziert ist. Allerdings sollte die Redaktion mal kräuselfreie Nähte üben. (oder auf bessere Maschinen umsteigen, das Photo zeigt eine Pfaff)
“Hose Vilma” ist jetzt nicht mein Geschmack (auch wenn sie mir passen würde), aber die Technik, wie man eine Hose ohne Reißverschluss näht ohne daß sie nach Gummizughose aussieht hat was. Trotzdem sollte man für den Schnitt wohl eher keine ausgeprägte Taille haben.
Danach kommt noch der Starschnitt von “Haltbar”, hier gibt es ein T-Shirt mit Raglanärmeln im Unisex Stil. Also auch für Männer was dabei. (Und im Gegensatz zum Starschnitt aus dem letzten Heft ist hier das Ergebnis auch ansehnlich.
Ganz anderer Art sind dann die Kunstwerke von Maurizio Anzeri, der Portraitphotos überstickt. Die Ergebnisse sind teilweise wirklich frappierend und mehr als einen Blick wert.
Einen Reisebericht gibt es auch wieder, diesmal eine beim Gedanken an Design wesentlich näher liegende Stadt als beim letzten Mal: Es geht nach Barcelona. Geschrieben diesmal von einer Insiderin die schon seit einigen Jahren dort lebt. Den Bericht sollte ich mir mal aufheben… Die Geschichte mit den Einheimischen und ihren Lieblingsorten wurde aber beibehalten. Die Idee finde ich nach wie vor gut.
Danach wird gebastelt, mit teilweise schwerem Gerät. Fahrradruinen werden gestyled und aufgemotzt. Die Bauanleitungen sind etwas weniger detailliert als beim Nähen. Gemäß dem Motto: Mann nehme ein Schweißgerät… da sind wohl mehr als Grundkenntnisse der Metallbearbeitung gefragt. (Und nebenbei bemerkt ist keines der entstandenen Werke verkehrssicher und für den deutschen Straßenverkehr zugelassen. Also leider nur Deko zum an die Wand hängen… (Schade irgendwie.)
Anschließend kommt noch die Modestrecke mit gekaufter Mode, wieder sehr originell in Szene gesetzt. Um die Details geht es wohl nicht, aber die Stimmung kommt gut rüber.
Um Schmuck geht es dann. Sozusagen im Zuckerguss-Stil, nur aus Kunststoff. Ich glaube nicht ganz mein Stil, aber ein weiteres Beispiel für eine junge Designerin.
Im Zeichen der allgemeinen Krise stehen vielleicht die Vorschläge, Sonnenschirme umzudesignen. Denn statt Karibik gibt es dann Urlaub auf Balkonien. Die Lochidee gefällt mir, ist allerdings verliert der Sonnenschirm wohl doch viel an Sinn. Auch die bestickte Variante ist witzig, damit sollte man jeden Billigschirm aufgepeppt bekommen. Zumindest für einen Sommer.
Eine persönliche und amüsante Kurzgeschichte zum Keilabsatz. Immerhin bin ich nicht die einzige, die sich für Wedges nicht begeistern kann…. Ein weiterer Text befasst sich mit der Popper Kultur… ich bin alt, denn die Strömungen meiner Jugend sind jetzt Retro. 😉
Den Inhalt des Kleiderschrankes von Max Herre finde ich jetzt nicht so interessant. Und überhaupt, Max wer? (Das ist fast wie bei Burda… da kenne ich die “Prominenten” auch nie.) Ich bin wohl mal wieder nicht avantgarde genug.
Am Ende wieder eine bunte Bildersammlung vom Entstehen des Hefts (der persönliche Touch sozusagen) und ein Gewinnspiel. Wie immer, Modelle nachnähen und auf die Webseite hochladen.
Fazit? Ich finde die Zeitschrift hat ein bißchen vom Schülerzeitungsflair verloren und ist professioneller geworden. Aber ohne den Charme zu verlieren oder langweilig zu werden. Bei einer zwei Mal jährlichen Erscheinungsweise ist es natürlich auch einfacher kreativ zu bleiben als bei monatlichen Heften. Die Ausgabe werde ich jedenfalls erst mal behalten, vielleicht probiere ich das eine Shirt doch mal oder ein T-Shirt für mein Herzblatt?