Simplicity: Khaliah Ali Collection 5107 (Tunika, Hose, Rock)

Mit diesem Schnitt hatte ich ja schon länger geliebäugelt. Nur fehlte die Gelegenheit. Doch anläßlich eines “Gesellschaftsabends” bei einem Kongress brauchte ich was schickes, aber eben nicht zu elegantes. Schwarze Hose und Tunika sind da immer gut. Also habe ich bei Tissus Reine in Paris zugeschlagen und den Schnitt mitgenommen.

SchnittIch habe die Tunikavariante mit den langen, geschlitzten Ärmeln sowie die Hose genäht.

Bei der Hose hätte ich laut Maßtabelle Gr 24W, nach einem Vergleich mit anderen Schnitten habe ich mich aber für 22W entschieden. Ich wollte sie aber bewußt im Hüftbereich nicht so weit und habe außerdem wie hier ausführlich beschrieben den Gummizug “rauskonstruiert” und Abnäher und einen Reißverschluss in der hinteren Mitte eingearbeitet. Zusätzlich habe ich vorne noch eine kleine Paspeltasche quer eingearbeitet (trägt nicht auf), da ich Hosen ganz ohne Taschen einfach megaunpraktisch finde. Verlängert habe ich die Hosenbeine nach dem Vergleich mit dem anderen Schnitt um 4cm, jetzt ist sie so lang, wie sie auch auf dem Foto aussieht. Das war eine für mich ungewöhnliche und unerwartete Änderung. Eine meiner “normalen” Änderungen ist hingegen, daß ich ein Futter bis zum Knie einarbeite, das ich einfach genauso wie die Hose selber zugeschnitten habe.

Gut gefallen hat mir, daß der Schnitt der hinteren Hosenteile zur Mitte hin höher geht. Ich habe lange gezögert, ob das ohne Gummizug auch so sein muß, habe es aber gemacht und bin begeistert: Endlich ist das Gefühl, es zieht im Kreuz, weg. Ich denke mal, bei größeren Hinterteilen ist das generell eine gute Idee.

Als Material hatte ich einen schwarzen Leinenstoff mit kleinem Cloque-Effekt von Sacre Coupons (Paris), der sich gut und ohne Probleme verarbeiten ließ. Bei der Verabeitung habe ich mich weitgehend an die Anleitung gehalten, die gut bebildert ist und auf Englisch und Französisch vorliegt. Bei der Bundverarbeitung mußte ich natürlich abweichen. Da habe ich Futterhose und Hose an der Kante zusammengenäht, danach ein festes, 1,5cm breites Gummiband mit etwa 20 Prozent Dehnung aufgenäht, nach innen eingeschlagen und in Nahtschatten der Abnäher und Nähte festgesteppt.

Die Hose passt gut, ist bequem und ich werde den Schnitt sicher noch das eine oder andere Mal für weite Sommerhosen verwenden. Mit Gummizug ist sie sicher Anfängergeeignet, doch auch mit der Abnäherabwandlung nicht schwierig zu nähen.

Das war bei der Tunika nun deutlich anders.

Hier habe ich Größe 18W genommen und bin zur Hüfte auf 20W gegangen, was reichte, da die Tunika sehr weit ist und Seitenschlitze hat. Sonst habe ich keine Änderungen vorgenommen, weil ich dachte, die Schulter sei schmal genug. Dabei hatte ich übersehen, daß dies dem breiten Ausschnitt zuzuschreiben ist… ich hätte also besser meinen üblichen Zentimeter verschmälert. Vom Prinzip her ist die Tunika einfach, allerdings wird sie schräg zugeschnitten und aus zwei Lagen gearbeitet.

Für die untere Lage hatte ich einen feinen, festen Baumwollstoff in einem leichten Cremeton (auch von Sacre Coupons), für die obere Lage und die Ärmel einen traumhaften gemusterten Seidenchiffon (vonScherzkeks-Stoffe). Zusäztlich konnte ich den zum Zuschneiden nicht so ausbreiten, wie ich gewollt hätte. Das zusammen machte die Verarbeitung schwierig.
OutfitDie Anleitung an sich war gut und detailliert. Besonders hat mir gefallen, daß unterschiedliche Varianten zum Nähen und Säumen von transparenten Stoffen angeboten werden, sowohl für Nähen mit der Overlock als auch zum Arbeiten mit der normalen Nähmaschine. Wobei diese Arbeitsanweisungen im Verlauf der Anleitung wohl verloren gehen, denn später ist die Rede davon, den Beleg an den auseinandergebügelten NZG der Schulter festzunähen. Die nur nicht vorhanden sind, wenn man die Schulternähte mit schmalen Säumen wie empfohlen arbeitet. 😀

Ich habe mich also bei der Tunika an die Anleitung gehalten. Problematisch war es, die beiden Stofflagen dann an Halsausschnitt und Ärmausschnitten zur Deckung zu bringen. Der Baumwollstoff blieb trotz Schrägschnitts recht stabil, der Chiffon hatte sich doch etwas verzogen. Ich bekam es hin, mußte aber die Stütznähte an Ausschnitt “opfern”. Ob er deswegen etwas weit ist, oder nur, weil große Ausschnitte eigentlich immer zu weit geraten kann ich nicht sagen.

Was auch nicht so funktionierte wie in der Anleitung waren die Ärmel. Die sollten glatt eingesetzt werden, mußten aber eingehalten werden. Und zwar besonders im vorderen Bereich. Man sieht nichts nachteiliges am fertigen Stück, aber die passen einfach nicht ganz.

Daß der Beleg eines großen Ausschnittes (den ich wegen der beiden transparenten Stoffe mit hautfarbener G785 bebügelt hatte, wodurch er tatsächlich unsichtbar bleibt) mit nur zwei “Befestigungspunkten” an den Schulternähten nicht hält kam nicht so überraschend, war aber mit einigen Handstichen zu lösen.

Ob ich so noch mal nähen werde weiß ich nicht. Sie fällt durch den Schrägschnitt natürlich sensationell gut. Und durch die asymmetrischen Lagen ist es auch egal, ob der Saum ganz gleich ist, sieht man eh nicht. Andererseits war es, zumindest aus Seidenchiffon eine sehr fuzzelige Arbeit und ich mußte an der einen oder anderen Stelle pfuschen. (Sieht man zum Glück nicht.)

Sollte ich sie noch mal nähen, dann werde ich jedenfalls die Schulter verschmälern und den Auschnitt einhalten. So lange ich ganz grade stehe passt er, aber wenn ich mich bewege klafft er doch etwas. Zum Glück sieht das aus der eigenen Perspektive immer viel dramatischer aus, als vom Gegenüber. :o) Was ich ggf. auch ändern werde ist die Saumzugabe: 6mm umbügeln ist mühsam, 1cm wesentlich einfacher. Und auf 3mm zurückschneiden muß man es eh. 4mm ergeben auch keine nennenswerte Stoffersparnis.

Hm, doch, ich denke, ich werde es noch mal versuchen, aus etwas weniger fisseligem Stoff und vielleicht auch gerade geschnitten, statt schräg. (Und sorry für die schlechte Qualität des Bildes, aber im Spiegel bei ungünstigen Lichtverhältnissen scharfstellen überfordert die Digicam dann doch.)

Abnäher statt Gummizug

Was die Bequemlichkeit angeht ist ein Gummizug ja eine feine Sache. Nur wenn man nicht gertenschlank ist oder gar einen (im Vergleich zu den übrigen Proportionen) breiten Hintern hat, ist er gar nicht figurgünstig. (Je breiter der Hintern, desto mehr Stoff muß dann in der Taille gerafft werden und je schmaler die Taille, desto stärker muß der Stoff gerafft werden. So bringt man jede Taille mühelos zum Verschwinden.)

Warum dann ausgerechnet Hosen in großen Größen besonders gerne mit Gummizug angeboten werden… ? Naja, ich muß es wohl nicht verstehen.

HosenschnittAber ich kann was dagegen tun. 😀 So wollte ich eine Hose mit weiten Beinen, aber statt eines Taillengummis bevorzuge ich Abnäher und einen Reißverschluss in der hinteren Mittelnaht. Meine Rückseite wird nicht schmaler, wenn ich noch möglichst viel Stoff drum herumwallen lasse, also bleibt die Hose um die Hüfte schmal (aber nicht “knackwurstartig”) und wird erst darunter weit.

Und es ist gar nicht so schwierig. Zuerst habe ich Malerfolie auf den Schnitt gelegt und (auf dem Bild das hintere Hosenteil, aber vorne geht analog genauso) zum Vergleich den Schnitt einer im Hüftbereich ganz gut passenden Hose mit Abnäher obendrauf. Dadurch war klar, daß ich (entgegen der Maßtabelle) Gr 22 von der Hüfte abwärts brauche und Gr 18 im Taillenbereich genügt. (Außerdem habe ich am Saum 5cm zugegeben, weil ich die Hose länger als vorgesehen haben wollte.)

Abnäherposition bestimmenBeim Abpausen auf die Folie habe ich das gleich berücksichtigt, also an der Seitennaht von der Taille Gr. 18 zur Hüfte Gr. 22 verbunden. Die inneren Beinnähte blieben unverändert.

Anschließend habe ich das Schnitteil der passenden Hose druntergelegt, um die Position des Abnähers zu bestimmen. Dabei richte ich mich nach “Landmarken” wie dem Fadenlauf, der Taillenhöhe oder der Schritthöhe (in dem Fall bei beiden Schnitten gegeben) und probiere rum, was am sinnvollsten erscheint. Auch die Linien fürs Verlängern und Kürzen übertrage ich mir immer auf meine Folienkopie. Bei Hosen brauche ich die zwar nicht, aber für solche Änderungen können sie eine gute Hilfe darstellen. Bei der vorliegenden Hose habe ich mich vor allem nach dem Fadenlauf und den Seitennähten gerichtet, weil der Schnitt im Schritt recht unterschiedlich verlief.

Den Mittelpunkt des Abnähers benutze ich dann als “Ankerpunkt” für den neuen Abnäher. (Deswegen wird auch der passende Schnitt unter den zu verändernden gelegt, damit man auf der Folie in Ruhe rumzeichnen kann.)

Abnäher eingezeichnetAls letzter Schritt bleibt dann nur noch, den Abnäher an sich zu konstruieren. Dazu verlänger ich den “Ankerpunkt” zur Taille hoch. Entweder senkrecht zur oberen Kante des Schnittes oder (wie in diesem Fall, wo die obere Kante nicht gerade, sondern schräg verläuft) in dem ich eine Linie parallel zum Fadenlauf zeichne.

Abnäherbreite messe ich am passenden Schnitt aus, ebenso die Abnäherlänge. Dann wird das Geodreieck an die Linie durch den “Ankerpunkt” angesetzt, die Abnäherlänge markiert. Auf Taillenhöhe (Mein Schnitt ist mit Nahtzugaben, daher ist das nicht direkt an der Kante) wird die Abnäherbreite markiert (auch hier leistet das Geodreieck gute Dienste) und diese Punkte jeweils mit der Abnäherspitze verbunden.

Fertig. (Ich hatte jetzt bei der Abnäherbreite noch was zugegeben, weil ich mich erinnert hatte, die Vorlagenhose durch tiefer nähen der Abnäher passend gemacht zu haben.) Der Abnäher wird dann an der oberen Kante noch etwas “Ausgeschwungen”, einfach nach Augenmaß, und dann das neue Schnitteil ausschneiden.

Vorderteil genauso ändern und fertig ist die gummizugfreie Hose. Für einen Hosenschlitz muß ich nichts zugeben, da einfach in die hintere Mittelnaht ein nahtverdeckter Reißverschluss rein kommt. Der trägt nicht auf, braucht keine komplizierte Schlitzverarbeitung und ist schnell und einfach gemacht.

Stoff-Shopping in Paris: De Gilles

Da ich wegen des Schuhgeschäfts ohnehin schon in der Rue de la Roquette war, dachte ich, ein paar Schritte mehr zum (ebenfalls im Führer angekündigten) Stoffladen könnten nicht schaden. Na gut, etwa 120 Hausnummern war dann ein paar Schritte mehr, aber sie haben sich gelohnt.

Die Fassade ist relativ unauffällig, die Eingangsfront in normaler Ladenbreite (Pariser Maß). Doch dahinter verbirgt sich eine hallengroße Fläche und das über zwei Etagen…

Die Stoffe sind nicht gerade übersichtlich geordnet, sondern man muß genau gucken und vorsichtig stöbern. Personal ist aber da und hilfsbereit. Wie das allerdings aussieht, wenn der Laden voll ist, kann ich nicht abschätzen.

Grob gibt es… ungefähr alles. Knöpfe in vielen Farb- und Mustervarianten, Stoffe aus allerlei Materialien, Farben, Muster,… auch hier wird viel aufgekauft, was an Restposten zu haben ist. Und manches derzeit wieder topaktuelle Retromuster mag hier noch aus der Zeit liegen, als es noch nicht “Retro” war… 😉

Im ersten Stock wird es dann ganz edel. Mehrere Tische biegen sich unter Seide und anderen edelsten Stoffen. Billig ist das nicht (bis 100 Euro oder mehr darf der Meter Seide kosten), nichts, was ich mal eben spontan so auf Vorrat mitnehmen würde. Aber für den besonderen Wunsch… wird das eine feste Adresse in meiner Liste. Und ganz ehrlich… beste Krawattenseide vom Meter… war mir bislang noch nicht über den Weg gelaufen. Feinster Wollcrepe in Blusenqualität,…

Eben eine echte Schatztruhe. Und Schätze… haben nun mal ihren Preis. 😉

De Gilles, 156, rue de la Roquette, 75011 Paris (Metro Voltaire)

Marinique Langere: Bum & Leg Former

Gedacht oder verkauft wird der Schnitt als formendes Miederhöschen. Mein Ansinnen war allerdings, einen Schnitt für ein “Bein-reib-Schutz-Höschen” zu bekommen. (Alle mit runderen Schenkeln wissen, wieso man so was unter Röcken braucht, die anderen können sich freuen, daß sie es nicht brauchen. 😉 )

Gekauft habe ich zwei die so halbwegs passen, ich hatte aber keine Ahnung, wie ich so einen Schnitt mit nach hinten verlegter Beinnaht selber erstellen könnte. Und von einem mäßig passenden Höschen aus hyperelastischem Stoff den Schnitt abnehmen ist bestenfalls der Beginn einer langen Versuchreihe.

Da kam mir dieser Schnitt von Marinique Langere gerade recht. Da bei Kreative Dessous andere Schnitte des Herstellers im Angebot sind, konnte Ela diesen auf meinen Wunsch hin bei ihrer nächsten Bestellung in Südafrika mitbestellen. Das dauerte einige Wochen und der Schnitt kostete mich etwa 17 EUR. (Was ungefähr dem Preis eines derartigen Höschens mit mäßiger Paßform und in billiger Ausführung entspricht.)

Nach dem Auspacken der Tüte fühlte ich mich erst mal sehr an einen Baukasten erinnert. Die Schnitteile sind auf DinA3 (oder so) Bögen photokopiert (Deckblatt und Anleitung sind ähnlich schmucklos und “handgemacht” ) und müssen erst mal zusammengeklebt werden. Fünf Blätter mit diversen Klebmarken ergeben dann ein Beinteil. Es geht beim fünften Papierblatt auch fast auf… Ich habe dann die nicht-treffenden Linien nach Gefühl angeglichen und mich damit getröstet, daß es bei elastischen Stoffen meist nicht so exakt drauf ankommt. Zwickel und das Verstärkungsteil für den Bauch müssen dann nicht geklebt werden, sie passen auf einen Bogen. Ich habe mir alle Teile auf dicke Malerfolie aus dem Baumarkt kopiert.

Der Schnitt enthält alle Größen von XS bis “SuperLarge” was wohl 4XL enspricht. Die Größentabelle umfasst also die Hüftweiten von 82cm bis 142cm. Laut Tabelle wäre meine Größe 2XL gewesen. Da das Höschen aber schon auch gerne etwas “einhalten” darf und nach Vergleich mit meinen vorhandenen Höschen habe ich mich aber für XL entschieden. Als Stoff hatte ich “Wäsche Jersey Active”, auch von Kreative Dessous, der annähernd so dehnbar ist wie das Material der gekauften Höschen.

Die Anleitung besteht aus drei kopierten DinA4 Blättern: eine englische Anleitung, eine niederländische/afrikaans Anleitung und ein Blatt mit Zeichnungen. Hinweise zur nötigen Dehnbarkeit des Stoffes, Stoffmenge oder gar einen Zuschneideplan sucht man vergebens. 6mm Nahtzugabe sind im Schnitt enthalten.

Allerdings ist der Schnitt mit seinen drei Teilen (das Höschen selber im Stoffbruch geschnitten, der Zwickel und der Bauchverstärkung) übersichtlich. Als Bauchverstärkung ist ein Stück unelastischer Spitze vorgesehen, das aufgenäht wird. Ich habe stattdessen ein Stück des Stoffes quer zur Hauptdehnrichtung zugeschnitten und statt außen innen aufgenäht. Das stützt zumindest etwas und macht die atmungsaktiven Eigenschaften des Stoffes nicht zunichte. Den Zwickel habe ich statt doppelt nur einfach zugeschnitten, eben wegen des ohnehin hautfreundlichen Materials.

Die Anleitung ist eigentlich klar (drei Nähte), beim Einsetzen des Zwickels wäre es eventuell schön gewesen, ein oder zwei Paßzeichen zu bekommen. Ich habe Erfahrung mit Wäschestoffen und fand es daher nicht so schwierig, aber für Anfängerinnen im Wäschenähen mag es etwas schwieriger sein. Andererseits verzeiht elastischer Stoff ja viel.

Bei den Nähten wird empfohlen sie entweder mit einer Overlock zu nähen (die ich nicht habe) oder mit Geradstich und dann die Nahtzugabe zu einer Seite zu legen und mit dem Bogenstich/ genähten Zickzackstich drüber zu nähen. Ich habe den Overlockstich meiner Maschine genommen, weil mir der beim Wäschenähen bislang immer gute Dienste geleistet hat.

Danach konnte ich meinen neuen Nahttrenner ausprobieren, weil die Beinnähte kratzten… macht man es aber wie vorgeschlagen sind sie bequem.

Wie empfohlen habe ich das Höschen anprobiert, bevor ich die Beine gesäumt und den Taillengummi angenäht habe. Das war gut, denn die Beine sind viel länger als auf der Zeichnung (haben so Radlerhosenlänge, eine Handbreit über der Kniescheibe) und die Taille war, obwohl ich eine eher hohe Taille habe, zu hoch. Ich habe oben 5cm abgeschnitten und meinen Folienschnitt auch in der Mitte des Höschenteils um 3cm gekürzt. (Das lässt Spielraum für breitere Gummis oder etwas weniger längselastische Stoffe.)

Die Beine habe ich nicht, wie angegeben, mit der Zwillingsnadel gesäumt, sondern ich habe wieder den Bogenstich verwendet, weil ich den elastischer finde. Auch den Taillengummi habe ich nicht nur 3cm kürzer als das Bundmaß der Hose genommen, wie die Anleitung angibt, sondern 20 Prozent kürzer, wie ich das sonst auch mache.

Die Paßform ist noch nicht perfekt, aber deutlich besser als bei meinen gekauften. Beim Anziehen muß man sie ähnlich sorgsam in Position ziehen wie eine Feinstrumpfhose, dann ist sie bequem. An den Oberschenkeln könnte ich eventuell beim nächsten Modell einen Zentimeter zugeben, aber so lange der Stoff elastisch genug ist, ist eine Größe kleiner eine gute Wahl gewesen. Und der Zwickel ist nicht so riesig wie bei den gekauften…

Ich werde bestimmt noch mehr Höschen nach diesem Schnitt nähen, zumal ich ihn je jetzt passend verändert habe.

One-Woman-Power-Show in Türkis: Seti in Köln

SetiUnermüdlich, unerschöpfbar, unglaublich, diese Frau. 😉 Bea alias Seti alias My Design (oder so…) verbreitete heute ihr kreatives Chaos in den Köln Arkaden, was dann mehr als Grund genug ist, mal auf die schääl sick überzuwechseln.

Pausenlos bombardierte die Kreativität auf zwei Beinen das aufmerksame Publikum mit Verarbeitungsideen, Vereinfachungstechniken (manches könnte man jetzt auch gekonntes Pfuschen nennen :-D), neuen Materialien,…

Noch nie genäht? Egal. Wie soll das Wunschteil aussehen? Ist Stoff da? (Klar, Alfatex ist daneben…)

Flugs wird frei Hand ein Shirt-Schnitt erstellt und am Körper angemessen, zugeschnitten, an der einen oder anderen Stelle mit Vlieseline bebügelt…

Zwischendrin werden auf Zuruf mitgebrachte Probleme gelöst.

Schließlich hatten über das Forum vorgewarnte Hobbyschneiderinnen kritische Teile mitgebracht. Mit “ma-san” lernten wir, daß in Fleece Jersey-Drucker hineingehören. Und wie man es noch retten kann, wenn man sich dummerweise für die Anorak-Variante entschieden hat.

Seti ist nie um eine Idee oder einen guten Tip verlegen.

Gleichzeitig wird die Nähanfängerin mit der Nähmaschine vertraut gemacht.

Und da selbst Seti nur zwei Hände und einen Körper hat (obwohl ich mir da nicht immer so hundertprozentig sicher war, angesichts dessen, was alles gleichzeitig passierte 😉 )wurde sie von der -Sklav- äh Helferin des Tages eklis unterstützt, die zum einen versuchte, wandernde Demonstrationsobjekte wieder einzufangen, das Chaos etwas zu dämmen, nette Werbegeschenke (da mein Handmaß regelmäßig Bekanntschaft mit dem Bügeleisen macht, war ich um ein neues recht dankbar) verteilte und nebenbei auch noch erste Schritte an der Nähmaschine anleitete. Und das alles, mit auch nur zwei Händen!

Und wenn sonst kein Demonstrationsobjekt zur Verfügung stand, dann mußte der eigene Körper herhalten.

Wie messe ich die Schrittlänge aus? Die Frage ist für uns alle jetzt sehr plakativ beantwortet. 😉

(Die Frage, was ich mache, wenn man mir sagt “Nein, nicht schon wieder ein Bild davon!” ist hiermit auch nicht mehr offen. 😀 Denke ich.)

Ich gestehe ja, ich bin nicht bis zum Ende des zweiten Kurses geblieben (dafür habe ich jetzt eine fertige Paspeltasche in den Stoffteilen, die am Wochenende hoffentlich noch eine Hose werden…), aber kreativ-chaotisch sah der Arbeitsplatz auch da schon aus.

(Bea, kannst du noch stehen? Noch reden…?)

Nächste Woche Mittwoch macht diese kreative Naturgewalt in Aachen weiter. Wer es heute (okay, inzwischen gestern…) also verpasst hat…

Stoff-Shopping in Paris: Deballage du Marche St. Pierre

Dieser Laden ist eigentlich immer meine erste Anlaufstelle, wenn ich in Paris Stoffe streicheln und ab und an auch kaufen gehe.

Das französische Wort “deballer” bedeutet “auspacken” und ich finde, die Deballage St Pierre/ Dreyfus sieht auch genau so aus, wie man sich das vorstellt: Große Tische, vollgepackt mit Stoffballen, dazwischen gerade noch genug Raum, um sich durchquetschen zu können. Was mit wachsenden Stofftüten in den Händen zunehmen schwieriger wird… Von Generationen Stoffkäufern blankgetretene Dielen bedecken den Boden, es gibt altmodische Kassenschalter mit Glasscheibe, Holztreppen, dunkel vom Alter,… kein modischer Schnickschnack, keine durchgestylten Verkäuferinnen, sondern blaue Kittel, ab und an wird ein großer Wagen mit neuen Rollen von Manneskraft in den Aufzug geschoben… hier wird gearbeitet und das seit Generationen und so sieht es auch aus. (Mein Göttergatte kommt meist wegen der Atmosphäre freiwillig mit. 😀 )

Was gibt es? Ungefähr alles. In teilweise sehr wechselndem Sortiment, je nach dem, was zu haben war. Gerade das Erdgeschoß ist Schnäppchenjägerparadis, schon vor den Türen, die ganze Fassade entlang liegen Stoffballen, ein, zwei, drei,… kam mehr als fünf Euro der Meter. Ähnlich geht es im Erdgeschoss innen weiter. Zehn Euro pro Meter dürfte man dort schwerlich überschreiten. Natürlich ist da viel Polyester dabei, aber auch einfache Baumwolle, bei etlichen Farben und Mustern ist einem gleich klar, warum die für mehr Geld keiner haben wollte. Aber auch immer wieder Restposten von hochwertigen Dekostoffen oder es verbirgt sich in einem Tisch mit Polyester ein Ballen Seidenstoff für zwei Euro. Und je nach dem für welches Projekt, für Karneval mögen die riesigen rosa Blüten auf grünem Polyester Grund oder die goldbeglitterte Kunststoffspitze gerade richtig sein. (Ich habe mit solchen Dingen schon kleine Mädchen sehr glücklich gemacht. 😀 )

Und es verirren sich immer wieder interessante Restposten, vielleicht mal Patchworkstoffe, Pannels zum Puppen oder Kissennähen, provencalische Tischedeckenmuster,… auch Halstücher, Schals, Kravatten,… können da sein. Was genau… weiß man vorher nicht, aber genau das macht das Stöbern ja so spannend.

Im ersten Stock geht es dann hochwertiger weiter, mit Wollstoffen (Tuche, Tweed, Crepe,…), mit Leinen,… oder mit Kunstfaserstoffen, die aussehen als ob. Aber alle Ballen und Rollen sind beschriftet, man kann leicht finden, welches Material es ist. Und es gibt ganzjährig Kunstpelz in unterschiedlichen Qualitäten Von “sieht fast aus wie echt” bis quietschorange im Flokatistil. Popeline in Mantelqualität gehört zum Standardangebot (das Angebot an Farben ist hingegen nicht immer üppig), auch Regenmantelstoffe sind immer einige da. Und die Preise… bis 20 Euro pro Meter hat man schon eine sehr gute Auswahl.

Im zweiten Stock wird es mit Seide, Spitzen, Samt,… noch edler. Einfarbig, bestickt, bedruckt,… die Auswahl ist riesig. Auch stretchige Lycras gehören seit einigen Jahren zum Angebot.

Möbelstoffen und schweren Vorhangstoffen gehört dann der dritte Stock und in der vierten Etage findet man alles für Tisch- und Bettwäsche. Teils fertige Handtücher, Schürzen, Geschirrtücher,… teils Leinen und Baumwollstoffe in unterschiedlichen Webarten.

Seit kurzem ist im fünften Stock (die schöne Dachterasse mit Blick auf Sacre Coeur ist leider nicht freigegeben) noch eine kleine Abteilung für edle Vorhangstoffe und Möbelstoffe in den schweren, in Frankreich beliebten Qualitäten. Hier ist die Atmosphäre gediegener, es ist viel Platz, um sich zu bewegen und es gibt vergleichsweise viel Fachpersonal pro Quadratmeter.

Und irgendwann, Stunden später, fällt man wieder heraus, beladen mit häßlich blauen Plastiktüten, aber glücklich. Viel Beratung darf man sich nicht erhoffen, aber das Angebot an Stoffen ist erschlagend viel und die Preise (immer in Relation zur Qualität) günstig. Unmöglich, dort nichts zu finden. 😉

Adresse: 2, rue Charles Nodier, 75018 Paris

Metro: Anvers

Öffnungszeiten Montag bis Samstag: 10.00 Uhr – 18.30 Uhr

Rennfahrerreparatur

Löcher, Risse und ähnliche Malheurs passieren Jungs egal welchen Alters ja bevorzugt an relativ neuer und ansonsten unbeschädigter Kleidung. Bei den kleinen Jungs ist das noch einfach: großes Rennauto draufgepatcht, fertig.

repariertes HemdBei den großen Jungs (auch “Ehemann” genannt) stoßen große, bunte Aufnäher doch meist auf Ablehnung. Kunststopfen hingegen ist für ein Freizeithemd eindeutig zu teuer. Und viel Zeit in die Reparatur eines letztlich doch banalen Kleidungsstückes zu investieren ist dann auch nicht mein Ding. Was also tun?

Na das gleich wie bei den kleinen Jungs, nur mit anderen Aufnähern. Man (oder besser frau) muß ein wenig suchen, aber dann finden sich doch immer wieder Aufnäher, die nicht zu bunt und nicht zu groß sind und hinterher trotzdem als absichtliches Designelement durchgehen. 😀

Die Reparatur ist dann schnell gemacht: Das ursprüngliche Loch stopfen, meine Maschine hat dazu eine praktische Stopfautomatik, die Ergebnisse davon sind nicht immer schön, aber es hält. Dann den ausgewählten Aufnäher an den Kanten mit meinem geliebten Wondertape versehen und an der passenden Stelle aufkleben. Da Wondertape ja bekanntlich wasserlöslich ist, muß der Patch natürlich noch festgenäht werden. Das geht wegen der Klebung aber auch knappkantig und mühelos.

Fertig. Nur wenn Schatzi noch mehr Löcher reißt, dann geht nicht nur die Reparatur in resendem Tempo, sondern er sieht irgendwann aus wie einer der Schuhmacher-Brüder…. 😉

(Wo ich solche Applikationen finde? Naja, hier werde ich immer mal fündig. Wenn man sich durch die zuckersüßen Kinderapplikationen durchscrollt findet man immer wieder mal was taugliches. Das Katzen-Label von Kafka erlaubt mein Schatz auch. Und Notfalls kann man mit Reflexband oder Ripsband auch noch was zaubern. Aber inzwischen habe ich eine gewisse Vorratssammlung im Haus, für die üblichen Notfälle. 😉 )

Ganz in Roses

Shirts mit RosenTrotz aller Stoffdisziplin gibt es ja immer mal so Sachen… die müssen dann doch mit. Wo ich ganz leicht schwach werde sind Stoffe mit Rosen. Und beim letzten Parisbesuch lachte mich so ein Coupon ganz unverschämt an. Feiner Baumwolljersey, die Farben nicht ganz optimal für mich aber tragbar und dann eben diese etwas altmodischen roten Rosen.

Eigentlich wollte ich nur ein Shirt nähen und den Rest im Forum verkaufen. Aber… es sind dann doch zwei Shirts geworden.

Immerhin noch rechtzeitig vor dem nächsten Parisbesuch, so daß ich sagen kann: “Den Stoff vom letzten Mal habe ich aber verarbeitet!” 😉

Patentantes Kommunionanzug: Massen bändigen

Die Jagd auf die Kurzwaren war ja weitgehend erfolgreich, wenngleich mich das fehlende Futter noch ausbremst. Denn die Nahttaschen müssen ja ziemlich am Anfang rein. Allerdings ist Abhilfe in Sicht, denn der nette Kurzwarenhandel hat mir auf Anfrage angeboten, mir die Venezia-Farbkarte zu schicken. Wenn das dann auch klappt wäre ich dieses Problems wohl langfristig ledig.

ZuschnittDamit fehlt mir aber auch die Ausrede, einer der mir verhasstesten Arbeiten anzugehen.

Der Zuschnitt.

Ich mag Hosenanzüge, aber die Stoffmassen, die zu bändigen sind, sind nicht lustig. Fünf Meter Stoff, das kann ich nicht mal im Wohnzimmer ganz auslegen. Und Stoff erst mal quer zu teilen ist bei meiner Größe auch nicht mehr ratsam, denn ein kleines Eckchen entscheidet oft über “reicht” und “reicht nicht mehr”. Zumal wenn die Anleitung 150cm Stoffbreite vorsieht, mein Stoff aber nur 140cm breit ist. (Obwohl der das Waschen gut überstanden hatte.)

Außerdem tun mir beim Auflegen, austarieren und ausschneiden auf dem Parkett doch immer ziemlich die Knie weh… aua Doch für einen fünf Meter langen Tisch, der die ganze Wohnung blockiert, gibt es keinen Familienkonsens… 😉

Naja, ich habe es erfolgreich hinter mir.

Fehlt die noch unbeliebtere Aufgabe: Vlieseline aufbügeln.

Denn das besteht zu großen Teilen aus warten und das ist echt öde… Zumal ich keinen Fernseher in Blickweite habe, sondern das Bügelbrett einen spannenden Blick auf die Wand bietet. 🙁

Der Kurzwarentrail

Daß Stoffe kaufen nicht einfach ist, wenn man bestimmte Wünsche hat ist nicht wirklich eine neue Erkenntnis. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem Aufwand den man betreiben muß, um den ganzen Kleinkram wie Nähgarn, Futter, Reißverschlüsse,… herbeizuschaffen. Vor allem, wenn man auch da bestimmte Wünsche hat.

Los geht es mit dem Nähgarn. Ich nähe eigentlich bevorzugt mit 120er Nähgarn. Das gibt es aber schon mal gar nicht. Bei 100er bevorzuge ich Amann. Damit ist schon mal klar, der Weg führt zu Stoff Müller. Praktisch ist, daß ich dort zumindest gute Chancen auf “ausgefallenere” Einlagen wie G740 habe. (Letzteres gestaltet sich etwas schwieriger als erwartet, weil die Verkäuferin davon noch nie was gehört hat und die Kollegin dann nach G745 sucht. Dabei letztlich aber die G740 findet, sogar in schwarz.)

Venezia-Futter hingegen gibt es leider nur in genau einem Rotton und das ist der falsche. (Nein, ich will kein Neva Viscon, mir ist das zu steif, zu hart und ich fasse es nicht gerne an. Danke.)

Also weiter zur Stofferia. Dazu muß ich immerhin nur von einer Seitenstraße raus, die Fußgängerzone queren (zur abendlichen Stoßzeit auch ein Abenteuer…) und in die Seitenstraße auf der anderen Seite rein. Doch diesmal habe ich kein Glück. Zwar zwei Rottöne, aber beide passen nicht im entferntesten. 🙁 Und bei den Reißverschlüssen besitze ich doch die Unverschämtheit, Nahtreißverschlüsse haben zu wollen. Und zwar in Rehbraun, nicht in dem einen existierenden graubraun. Nein, ungefähr passend (wobei es nicht mal “ungefähr” sondern einfach nicht passend war) reicht nicht, man wird die Zipper sehen, an gut sichtbarer Stelle.

Immerhin, ich habe eine Vermutung, wo es das geben könnte… nur schaffe ich das nicht mehr, bevor sie schließen. Ist ein kleiner Laden und bereits deutlich jenseits der Fußgängerzone.

Also am nächsten (freien) Tag die Laufschuhe geschnürt und zu Plissee Becker marschiert. Wunderbar, wie erwartet gibt es die gewünschten Reißverschlüsse, auch im passenden Farbton. (Wie der Zipper verrät kommen auch diese von Opti. Warum die anderen Händler die Opti haben immer nur so wenige Farbtöne führen… keine Ahnung…) Immerhin werde ich hier auch mit Verschlüssen fündig. Der Vorschlag des Schnittmusterst mit angenähten Druckknöpfen gefiel mir eh nicht, aber Magnetverschlüsse, ja, das ist cool. Denke ich.

Ich schaffe es sogar, den Laden zu verlassen, ohne von den wunderschönen Knöpfen welche zu kaufen. 😉

Stickgarn zum Absteppen wäre auch nett… der Laden, der das hatte, hat derzeit allerdings zu und zieht um. (Ich habe zwei Tage später erfahren, daß er schon wieder offen hatte…) Aber der hat nur Madeira, was meine Maschine nicht so gerne mag. Amann oder Sulky wäre mir deutlich lieber… Naja, 60 km nach Aachen für eine Rolle Stickgarn, das macht man doch gerne… :-/

Warum, zum Donnerdrummel, kann nicht einfach ein Laden alles haben?!??

Futter habe ich übrigens immer noch nicht… da werde ich wohl doch mal das Internet bemühen müssen. Nur sieht man da die Farben natürlich auch nicht so genial… 🙁