Wie nähe ich einen Herrenslip? – Teil 2

Seitennähte und Schrittnaht nähenDas hintere Hosenteil ist ja nur einteilig, also müssen nur die Seitennähte und die Schrittnaht genäht werden.

Wie man sieht, ist dies ganz einfach: Den Hosenhintern rechts auf rechts auf die Vorderhose legen und an den Seiten und am Schritt aufeinanderstecken.

Für die Schrittnaht markiere ich mir die Mitte des hinteren Hosenteils und lege sie genau auf die Mitte des vorderen Hosenteils (markiert durch die Naht). Dann werden die beiden Enden der Naht festgesteckt und für die Strecken dazwischen dehne ich die beiden Teile notfalls gemeinsam etwas und stecke gedehnt fest. Falls ein Teil ein wenig breiter ist, ist es dann dennoch gleichmäßig angenäht. Auch beim Nähen dehne ich dann so, daß beide Stofflagen gleich lang sind, aber nur die kürzere gedehnt ist. (Im Prinzip sollten sie gleich lang sein, aber je nach Schnittänderung kann es kleine Abweichungen geben, die man so mühelos in der “natürlichen Dehnung” des Stoffes unterbringt. Ebenso wie kleine Ungenauigkeiten beim Zuschneiden oder Nähen des Vorderteils… 😉 )

Ansonsten kommt wieder der Overlockstich meiner Nähmaschine zum Einsatz.

Gummis für BeinausschnitteNach dem Nähen wieder auf rechts gedreht sieht das ganze schon ziemlich wie eine Unterhose aus.

Fehlen noch die Gummis. Bei diesem Modell werden sie eingeschlagen angenäht, bleiben also unsichtbar. Ich nehme gerne Badegummi (auch den von Kreative Dessos bzw. ELingeriA, wie es seit kurzem heißt, denn mein Mann steht nicht so auf Mäusezähnchen… gg Man kann im Prinzip auch normales Haushalsgummi nehmen, aber das schneidet manchmal ein. Muß man also ausprobieren.

Der Schnitt liefert für die Gummilänge ein “Schnitteil” mit, wobei die ideale Länge auch immer von der Festigkeit und der Elastizität des jeweiligen Gummis abhängt. Generell muß der Gummi auf alle Fälle kürzer sein, als der Beinausschnitt. Hat man keine genaue Angabe dann irgendwas zwischen zehn Prozent und 20 Prozent kürzer. Je nach Gummi und Vorliebe des Trägers.

Gummi ansteckenAn Gummi und an den Beinausschnitten wird (durch Falten, geht schneller als rummessen) jeweils ein Viertel der Gesamtstrecke mit Stecknadeln markiert, das sind die roten Punkte auf dem Bild.

Die Beinausschnitt- Gummis werden dann auf die linke Seite der Beinausschnitte gesteckt.

Dazu erst die durch Nadeln markierten Punkte aufeinander stecken, anschließen den Gummi abschnittsweise auf die Länge des Stoffes dehnen (ohne den Stoff zu dehnen!) und mit weiteren Nadeln feststecken.

Den Anfang des Gummis lege ich neben eine Naht. Ob man Seiten- oder Schrittnaht nimmt ist Geschmackssache. Ich nehme meist die Schrittnaht, da sieht man es nicht. Wenn “mann” da aber empfindlich ist, kann man die Seitennaht nehmen oder jede beliebige andere Stelle. Nur die Nahtzugabe sollte flach unter dem Gummi liegen, an den Stellen, wo der Gummi drüberläuft.

Gummi angenähtDie beiden Gummienden lege ich nicht übereinander, sondern lasse sie nebeneinander enden. Das stellt sicher, daß es keinen unbequemen Gnubbel gibt.

Danach wir der Gummi von der linken Seite aus (also mit Gummi oben, zum Nähfuß hin) mit einem Zickzackstich (Stichlänge 2,8, Stichbreite 3) angenäht und zwar an der Kante das Gummibandes, die in das Teil hinein zeigt, nicht an der Schnittkante. Und so, daß die Nadel einmal knapp neben dem Gummi in den Stoff sticht.

Nahtzugabe zurückschneidenOptional kann man hier noch etwas “Fleißarbeit” einfügen. Bei dünnen Wäschjerseys ist das eigentlich nicht nötig, ich habe es nur für das Photo gemacht. Bei dickeren Interlocks wird der Slip allerdings oft bequemer dadurch.

Wir erinnern uns: Der Vorderslip besteht aus zwei Stofflagen, über die der Gummi genäht ist. Da der Gummi nachher noch einmal eingeschlagen wird, ergäbe das vier Stofflagen unter bzw. Über dem Gummi. Bei festeren Stoffen bekommt letzterer schon mal Probleme mit der Spannkraft und es wird auch recht dick.

Also schneide ich eine Stofflage heraus.

Und zwar die von dem inneren Vorderteil. Das heißt, ich habe 1. Stofflage, 2. Stofflage, Gummi. Und die zweite Stofflage wird mit einer kleinen, scharfen Schere rausgeschnitten. Macht keinen Spaß, verbessert bei festeren, dickeren Stoffen jedoch das Ergebnis.

Beinausschnitt abgestepptJetzt kann der Gummi noch einmal nach innen umgeschlagen und festgenäht werden. Der Gummi verschwindet also ganz unter dem Stoff und kommt nicht mit der Haut in Berührung.

Ich wähle wieder einen Zickzackstich (Stichlänge 3, Stichbreite 3, kann auch breiter sein, je nach gewünschter Optik, sollte aber nicht kürzer als 2,5 sein, sonst besteht die Gefahr, daß der Gummi ausgedehnt wird.) und nähe von der rechte Stoffseite so fest, daß die Schnittkante des Stoffes (= deckungsgleich mit der äußeren Kante des Gummis) von den Stichen eingeschlossen wird.

Damit das klappt, lege ich die umgeklappte Gummikante erst einmal Gummi nach oben unter den Nähfuß und positioniere das Teil so, daß die Stiche wie gewünscht einstechen. Dann merke ich mir die Stelle auf der Stichplatte, an der sich die Kante befindet. (Meistens entspricht es einfach einer Nähfußbreite, das ist also einfach.) Anschließend rumdrehen, so daß die Außenseite der Hose nach oben zum Nähfuß kommt und losnähen. Dadurch, daß der Gummi ja überall gleich breit ist, kann ich die Kante nicht verfehlen, wenn ich immer im gleichen Abstand zur Kante nähe.

Am Ende habe ich eine sichtbare Naht auf der Außenseite und zwei innen.

Jalie 2327

Irgendwann vor eineinhalb Jahren war es so weit, mein Goldstück brauchte mal wieder neues “drunter”. Und der Gang ins Kaufhaus schockte mich. Was wollen die für eine Herrenunterbux?!?? Und noch so häßliche dazu! (Die billigeren vom Wühltisch waren noch gruseliger…)

Bei der nächste Bestellung meiner Dessoustoffe habe ich dann bei Kreative Dessous den Schnitt von Jalie für mein Goldstück mitbestellt.

Der Schnitt enthält drei Variante: Slip, Retro-Short und Tanga und das ganze in 23 Größen, passend von zweijährigen Knaben (“Jalie-Größe” F Hüftumfang 56 cm, ob mit oder ohne Windel steht da nicht… ) bis “Jalie-Größe” BB, was laut Tabelle einer europäischen Größe von 62 oder einem Hüftumfang von 135 cm entspricht. (Der Tanga beginnt erst bei “Jalie-Größe” N)

Der Schnitt kommt in einer verschweißten Plastiktasche, besteht aus einem Deckblatt mit Photos und den wichtigsten Daten (Maßtabelle und Stoffmengenangaben) auf der Rückseite sowie dem Schnittbogen auf festem, weißem Papier und halt leider ein absolutes “Nicht-Standard Maß” Zumindest aus europäischer Sicht. Er ist höher und breiter als ein Din A 4 Blatt und passt so wenigstens garantiert nicht vernünftig in einen Ordner oder eine Aufbewahrungsbox. (Weswegen ich auch bis heute keinen Ort für ihn habe, sondern ihn immer nur von links nach rechts schiebe…. )

Aufgefaltet ist der Bogen groß, in der Länge drei Mal gefaltet, in der Breite vier mal. Im Großen und Ganzen kann man die schwarzen Linien der einzelnen Größen gut unterscheiden, auch wenn man recht genau aufpassen muß, wenn sie sich kreuzen. Nur an einigen Stellen gehen alle Linien in einen einzigen schwarzen Balken über, da muß man dann mit Gefühl rangehen.

Gut ist, daß nicht nur die Angabe “40% Stretch” auf dem Blatt steht, sondern auch eine Dehnleiste aufgedruckt ist, an der man direkt testen kann, ob die Dehnbarkeit des Stoffes ausreicht.

Mehr als lästig ist, daß die Nähanleitung mit auf den Schnittbogen gedruckt ist und zwar so, daß man den ganzen, riesigen Bogen aufgklappt hinlegen muß, um die Anleitung zu lesen sowie die an anderer Stelle befindlichen Bilder sehen zu können. Auch die Länge der Gummis wird nicht in Prozent der Stofflänge oder als Zentimeter/Inchangabe gemacht, sondern es gibt ein “Schnittteil” auf dem Bogen. Wenn man also den Schnitt einmal kopiert hat, muß man trotzdem jedesmal wieder den ganzen Bogen auffalten, wenn man ihn nähen will. (Die Anleitung brauchte ich nach der zweiten nicht mehr, aber die Gummimaße vergesse ich doch jedesmal, mir mal rauszuschreiben. :o) ) Das könnte man geschickter machen.

Problematisch ist hierbei auch, daß der Schnitt auf ein festes, steifes Papier gedruckt ist. Das wirkt zwar auf den ersten Blick stabiler, wenn man es aber öfter auf und wieder zu faltet, merkt man, daß es an den Falzen mürbe wird und an den Kreuzungen der Faltungen kleine Löcher bekommt. Wenn man den Slip nicht so oft näht, daß man die Anleitung auswendig weiß, kopiert man sie sich wohl lieber, damit man den Schnitt nicht so oft falten muß.

Genäht habe ich den Slip, mein Herzblatt ist nicht sehr experimentierfreudig.

Die Anleitung ist Englisch und Französisch. Da ich mit beidem klar komme, hatte ich mit der knappen aber klaren Anleitung keine Probleme. Wer sich ausschließlich auf die Bilder verlässt hat vielleicht ein Problem, da aus den Bildern direkt bei den einzelnen Anleitungen die empfohlenen “Grundnähtechniken” nicht wirklich erkennbar sind.(Wobei ich die Nähte einfach mit dem Overlockstich meiner Näma arbeite, was auch ohne Probleme funktioniert.) Genauso wenig wie die NZG von 6mm die enthalten ist. (Wenn man sich allerdings den Schnitt genau anguckt, dann sind es eher etwas mehr, Umrechnungsungenauigkeit, würde ich sagen. Ich nähe so, daß die Nahtlinien sinnvoll aufeinanderstoßen.) Beim ersten Slip habe ich mich (bis auf den Overlockstich) genau an die Anleitung gehalten und bin zum gewünschten Ergebnis gekommen, inzwischen arbeite ich an manchen Stellen anders, was auch kein Problem ist.

Das Bild zeigt einen sehr knappen Herrenslip, an dem kleinen Jungen scheint er etwas loser zu sitzen. So ganz genau ist dies allerdings nicht zu erkennen, da die Modelle aus schwarzem Stoff gearbeitet sind. Da ich mit Jalie noch gar keine Erfahrung hatte, habe ich erst mal ein altes T-Shirt geopfert (80er Jahre, als Männer noch Pastellfarben trugen… :o) ). Laut Maßtabelle hätte ich W nehmen müssen, ein Vergleich der Schnitteile mit einer vorhandenen Unterhose veranlasste mich, eine Nummer kleiner zuzuschneiden. Dennoch ist die Passform nicht so knackig wie das Photo es suggeriert. Insbesondere war sie zwischen den Beinen zu breit und hing. (Den Effekt kannte ich aber von meinen Höschen schon: Wenn in die größeren Größen einfach gleichmäßig vergrößert wird, dann werden auch Stellen breiter, die das am Körper aber gar nicht werden.)

Da Jersey aber einiges “verzeiht”, war es nicht schwierig, den Schnitt an Hand des Probemodells anzupassen.

Seither habe ich einen Standardschnitt zur Hand, der passt und den ich immer wieder nähe. Ein Stündchen oder so und ich bin fertig. Mit Interlock aus der Restekiste tatsächlich mal ein auch finanziell lohnendes Unterfangen.

Auch als Badehose habe ich ihn schon genäht, nur habe ich da die Vorderteile im Stoffbruch zugeschnitten und einen Abnäher gemacht, sowie mit Badefutter gefüttert. Hier war das Ergebnis okay, aber sollte ich noch mal eine nähen, würde ich da noch etwas feilen.

Rennfahrerreparatur

Löcher, Risse und ähnliche Malheurs passieren Jungs egal welchen Alters ja bevorzugt an relativ neuer und ansonsten unbeschädigter Kleidung. Bei den kleinen Jungs ist das noch einfach: großes Rennauto draufgepatcht, fertig.

repariertes HemdBei den großen Jungs (auch “Ehemann” genannt) stoßen große, bunte Aufnäher doch meist auf Ablehnung. Kunststopfen hingegen ist für ein Freizeithemd eindeutig zu teuer. Und viel Zeit in die Reparatur eines letztlich doch banalen Kleidungsstückes zu investieren ist dann auch nicht mein Ding. Was also tun?

Na das gleich wie bei den kleinen Jungs, nur mit anderen Aufnähern. Man (oder besser frau) muß ein wenig suchen, aber dann finden sich doch immer wieder Aufnäher, die nicht zu bunt und nicht zu groß sind und hinterher trotzdem als absichtliches Designelement durchgehen. 😀

Die Reparatur ist dann schnell gemacht: Das ursprüngliche Loch stopfen, meine Maschine hat dazu eine praktische Stopfautomatik, die Ergebnisse davon sind nicht immer schön, aber es hält. Dann den ausgewählten Aufnäher an den Kanten mit meinem geliebten Wondertape versehen und an der passenden Stelle aufkleben. Da Wondertape ja bekanntlich wasserlöslich ist, muß der Patch natürlich noch festgenäht werden. Das geht wegen der Klebung aber auch knappkantig und mühelos.

Fertig. Nur wenn Schatzi noch mehr Löcher reißt, dann geht nicht nur die Reparatur in resendem Tempo, sondern er sieht irgendwann aus wie einer der Schuhmacher-Brüder…. 😉

(Wo ich solche Applikationen finde? Naja, hier werde ich immer mal fündig. Wenn man sich durch die zuckersüßen Kinderapplikationen durchscrollt findet man immer wieder mal was taugliches. Das Katzen-Label von Kafka erlaubt mein Schatz auch. Und Notfalls kann man mit Reflexband oder Ripsband auch noch was zaubern. Aber inzwischen habe ich eine gewisse Vorratssammlung im Haus, für die üblichen Notfälle. 😉 )

Kuschelhemd: Schnipp-schnapp, ratz-fatz, fertig

Schnitt auflegenBeim Zuschneiden gibt es jetzt noch eine kleine Hürde zu überwinden. Der Stoffschlauch ist erst einmal viel schmaler als das Schnitteil. Also ziehe ich den Schlauch einfach auf die Breite des Schnitteiles. Damit er in dieser Breite auch hält wird er mit dem bewährten Tesafilm am Boden festgeklebt. 😎

Dann das Teil auflegen und die Kontur nachziehen, mit dem Minikopierrädchen von Prym geht das sehr gut, weil man nicht aufdrücken muss und den Stoff dadurch nicht verzieht. Nahtzugaben nicht vergessen. Ich brauche nur an der Schulter welche, weil die anderen Kanten mit Falzgummi eingefasst werden.

UnterhemdSchnitteil wieder abnehmen und die beiden Stofflagen neben der Kontur mit Stecknadeln zusammenstecken. Die Länge des Hemdes festlegen und eine Querlinie über die ganze Breite des Schlauches ziehen. Auch hier die Stofflagen mit Nadeln zusammenstecken.

Tesafilm ablösen und das Hemd zuschneiden.

Das Nähen ist dann kaum mehr der Rede wert: Die Schulternähte schließen und die Kanten mit Falzgummi einfassen. Der darf gerne 10 Prozent kürzer als die Kantenlänge des Schnittes sein. Den Saum habe ich einfach 1,5cm nach innen geschlagen und mit einem mittellangen und mittelbreiten Zickzackstich angenäht.

Fertig, jetzt kann ihn die sibirische Kälte hoffentlich kalt lassen. Oder warm… 😉 (Und das nächste… wird für mich. 😀 )