Diesmal gibt es vom fertigen Kleid leider nur ein originales Partybild…. für alles andere hat die Zeit nicht gereicht.
Wie meist bei mir ist der Schnitt mehr als gut abgelagert, 2013 habe ich ihn beim Erscheinen gekauft. Doch irgendwie ergab sie nie die Gelegenheit, so ein Kleid auch zu nähen. Einige Jahre später lief mir bei Malhia Kent ein roter Stoff mit Gold zu, den mein geistiges Auge eigentlich gleich mit diesem Schnitt vereinte.
Nur… zum einen brauche ich selten goldene Glitzerkleider, zum anderen sah der Stoff nicht wirklich so aus, als ob man ihn waschen könnte. Und Materialangaben gibt es auf dem Wühltisch von Malhia Kent ja nicht.
Und ein ärmelloses Kleid, das man nicht waschen kann? Keine gute Idee. Zumal die Reinigung ohne Materialangaben auch nicht risikolos ist. Also blieben Schnitt und Stoff im Lager.
Nun brachte dieser Sommer aber eine Feier, wo ich genau so ein Kleid hätte tragen können. Nachdem ich den Stoff nicht anderweitig verwendet hatte, wusch ich erst mal ein kleines Stück von dem Stoff, was der überlebte. Daraufhin nahm ich meinen Mut zusammen, stopfte ihn in einen Wäschsack und warf ihn im Wollwaschgang auf kalt und mit 600 Umdrehungen Schonschleudern in die Waschmaschine… etwas kleiner, aber keine Schäden.
Allerdings lose gewebt, also kein Stoff, den man öfter anfassen sollte als nötig. Und ein Schnitt, der wirklich gut sitzen sollte. Also besser erst mal ein Probekleid. Da ich eh noch ein Sommerkleid brauchen konnte entschied ich mich für die Version A mit den Ärmelchen. Aber ohne die Rüsche. Wühlen im Vorratslager fand einen festen Baumwollstoff in einem winzigen hellblau-weißen Karo mit aufgedruckten Blümchen. Von Hüco-Stoffe in Berlin für ein Sommerkleid gekauft. Da ich schon sehr lange nicht mehr in Berlin war, dürfte das schon so zehn Jahre her sein…
Als erstes eine Runde Schnittänderungen. Wie üblich habe ich die Größe 20 als Ausgangspunkt genommen. Auf jeder Seite 2cm mit einer FBA eingefügt und den dadurch entstandenen Abnäher dann in die Kräusel unter der Brust verlegt.
Da ich auch unterhalb der Brust etwas breiter bin, als vorgesehen, habe ich da ebenfalls zugegeben, einfach indem ich das Rockteil mit Abstand zum Stoffbruch gelegt habe. Was an Hüftweite dann noch fehlte, kam an der Seitennaht dazu, wo ich zwischen Taille und Hüfte auf Größe 22 gegangen bin.
Der Oberkörper muß bei mir auch immer gekürzt werden, das Rockteil geht ja bis über die Taille, also habe ich oberhalb der Taille 2 cm rundum rausgenommen und im Rücken des Oberteils noch mal 2cm an der hinteren Mitte, schräg verlaufend zur Seitennaht.
Die Ärmel sind auch etwas grenzwertig am Oberam, da genügte es aber, die Nahtzugabe etwas zu reduzieren.
Die Schnittteile passten auch nach der Veränderungen gut aneinander, allerdings waren einige Passzeichen am Schnitt einfach falsch. Da die Teile passten, habe ich die Passzeichen dann halt ignoriert.
In der Verarbeitung bin ich deutlich abgewichen. Im Schnitt wird nur das Oberteil gefüttert, ich wollte aber auch den Rock füttern. Außerdem mag ich es, wenn das Rockfutter in der Taille noch mal mit dem Rock verbunden ist, dann rutscht das alles nicht so rum und ich finde, gerade bei engen Sachen trägt sich das besser. Um das zu erreichen, habe ich das Oberteil am Ausschnitt mit dem Futter verstürzt, dann zur hinteren Mitte auf etwa 10 cm Rock und Oberteil von Futter und Oberstoff getrennt zusammen genäht und für den Rest sozusagen das Oberteil (mit Futter als eine Lage) zwischen Oberstoffrock und Futterrock “gesandwiched”. So bleibt das Futter, wo es ist, ich hatte aber noch genug Spielraum, den Reißverschluss nur auf den Oberstoff zu nähen und hinterher das Futter eingeschlagen von Hand auf das Reißverschlussband zu nähen. Dann sieht das hinterher von innen alles sauber aus.
(Wie ich den Ärmel gemacht habe,habe ich ja schon hier und hier gezeigt.)
Am Schlitz und am Saum habe ich das Futter auch von Hand angenäht. Und da ich Ausschnitt und Ärmelsaum abgesteppt hatte, habe ich den Saum auch einfach mit der Maschine genäht.
Mit dem Ergebnis war ich dann weitgehend zufrieden (für ein Sommerkleid auf alle Fälle zufrieden genug, um es zu tragen.)
Allerdings war der Rücken offensichtlich immer noch zu lang. (Was vorne doof aussieht, lag am BH… das war so ein Lümmel-BH kurz vor Materialversagen… und der kleine Knick über dem Po ist ein nicht gut ausgebügelter Reißverschluß. Das gab sich, nach dem ersten hinsetzen.)
Also habe ich noch mal einen Zentimeter oberhalb der Taille am Rock rausgenommen sowie einen weiteren Zentimeter im Rückenteil, verlaufend zur Seitennaht. Vom roten Kleid habe ich kein Bild von hinten, aber da passt es. (6cm im Rücken rausnehmen ist eine Hausnummer… irgendwann denke ich auch mal dran, zwei bis drei davon genau über dem Po wieder einzufügen, damit meine Rocksäume gerade werden… )
Genäht habe ich ansonsten fast genauso, nur dass es keine Ärmel gab und stattdessen die Rüsche im Ausschnitt. Da mein roter Stoff relativ steif ist, war ich mir nicht sicher,ob ich den so stark zusammenraffen könnte, wie in der Anleitung (für deutlich weicheren Stoff) vorgesehen, aber dank des sehr reißfesten Fadens von Alterfil und vorsichtiger Behandlung beim Ziehen. ging auch das. (Alternativ hatte ich schon überlegt, Fältchen zu legen.)
Was ich leider nicht mehr genau weiß ist, wie ich es geschafft habe, den Armausschnitt und den Halsausschnitt zu verstürzen? Nicht über die Schulternaht, das ist sicher (das wäre wegen der Rüsche nicht gegangen. Die Seitennähte habe ich zum Schluß gemacht, das weiß ich noch. Falls ich das Kleid noch mal genau so nähen sollte, muß ich neu denken. 😛
Da mein roter Stoff quasi gar nicht durch Bügeln zu fixieren ist, habe ich auch wieder Ausschnitt und Armausschnitt abgesteppt, insbesondere auch entlang der Rüsche, die so in ihre Lage gezwungen wird.
Mit meinem Ergebnis bin ich jedenfalls sehr zufrieden. Ob ich das Partykleid noch mal anziehen kann steht in den Sternen, aber das Sommerkleid wurde diesen Sommer mehrfach getragen. Ob ich noch eine dritter Variante brauche, weiß ich allerdings nicht. Ich habe ja noch so viele andere Schnitte… Und die Version mit den längeren Ärmeln und dem weiteren Rock gefällt mir ausgesprochen nicht. die hat so was truschiges. (Lange Ärmel und schmaler Rock? Hm… müßte ich die Ärmel aber massiv weiter machen… )