Test in Schwarz-Weiß (Vogue V1953)

Da offensichtlich aktuell Hochzeitssaison ist, folgte auf das Hochzeitsdirndl auch das nächste Hochzeitskleid. Die Vorlage ist hier V1953 hat allerdings einige Details, die ich an mir noch nicht genäht habe und ich will an dem Schnitt ein paar Sachen ändern, so dass hier mal wieder “Probekleid” aufblinkte. Nach vielen Jahre mit nur schmalen Röcken kann ich allerdings ein luftiges Sommerkleid mit weitem Rock eh gut brauchen, also tauchte ich in meinen Stash und fand einen Stoff, den mir Buttinette als “Baumwoll-Batist” verkauft hatte und den ich mal als “Beifang” zum Erreichen irgendeiner Bestellgrenze mitbestellt hatte. Der Druck gefiel mir sehr gut.

(Das fast fertige Kleid war ja im Nadelblick schon mal zu sehen, aber jetzt gibt es auch noch ein angezogenes Photo.)

Es gäbe tatsächlich einige interessante Dinge zu zeigen, aber wegen der Zeitknappheit habe ich keine Photos gemacht. Fertig werden ist auch wichtig.

Neben meinen üblichen Figuränderungen habe ich vor allem den Reißverschluss von der hinteren Mitte in die Seite verlegt. Das zieht dann einen Rattenschwanz von Änderungen nach sich, insbesondere kann man das Oberteil nicht mehr wenden, wie in der Anleitung vorgesehen und man hat in der Seitennaht einen Reißverschluss UND eine Tasche.

Aufgrund der im Feierkleid verwendeten eher transparenten Stoffe wollte ich außerdem keine Nahtzugabe oberhalb der Taillenlinie im Rücktenteil und vorne sichtbar haben, habe die Nahtzugabe also zwischen Rock und Futterrock eingeschlossen.

Da ich das Kleid ins Büro tragen will, habe ich auf den Tülleinsatz in der vorderen Mitte noch Spitze appliziert (von Hand), dafür kam gleich was von der Spitze vom letzten Stoffstöbern in Paris zum Einsatz.

Die hinteren Mitte ohne Reißverschluss und ohne Naht zu nähen ist schon mal kein Nachteil. Kann man beides im Stoffbruch zuschneiden, geht schneller.

Die Armausschnitte habe ich hier dann von Futter und Oberstoff von Hand gegengenäht, am Feierkleid werde ich da einen Schrägstreifen aus einem der Seidenstoffe zum Verstürzen nehmen. Und vielleicht ein bisschen Gummi mit einarbeiten, wobei die Armausschnitte nicht unangemessen aufklaffen.

Den Schlitz habe ich vorne auch weggelassen, weit genug ist das Kleid (und wäre es auch in der langen Version). Den wird es aber geben, jedoch nicht ganz so hoch. Ich möchte auch im Sitzen meine Unterhose nicht zeigen.

Die Sache mit dem Reißverschluss und der Nahttasche war eine andere Geschichte. Ich habe mich zwar erinnert, dass das in Threads mal beschrieben war und sogar den Artikel dazu gefunden, aber so ganz eindeutig war er für mich nicht in allen Details. Ich habe aber eine für mich sinnvolle Lösung gefunden und bin da auch sehr froh. Ich hatte das Kleid auch schon im Büro an und eine Tasche für Handy und eine für Schlüssel sind einfach alltagstauglicher als keine. Das Festkleid wird allerdings keine bekommen, einmal aus Zeitgründen (besser ohne Tasche fertig als nicht fertig), aber auch, weil die in den Fludderstoffen eh nicht mehr als ein Taschentuch tragen könnten. Und das kann man sich auch in den BH stopfen. Im Notfall.

Den Gürtel werde ich noch mal machen der ist zu kurz. Ich hatte vergessen, dass ich die Taille etwas weiter gemacht habe, dann muss der Gürtel auch weiter werden. Aktuell hält ihn eine Sicherheitsnadel geschlossen. Aber das wird dann für den nächsten Sommer.

Ich bin jetzt immerhin gut gerüstet für das Festkleid, an dem ich mit den drei Lagen Seidenstoff auch nicht viel trennen sollte,

(Was den Stoff betrifft; Aus meiner Sicht weder Baumwolle, noch Batist. Ein Stoff, der sich nach dem Waschen bretthart anfasst und dann trocken weich ist, ist typischerweise Viscose. Und Batist kenne ich auch nicht so dicht gewebt, dass man einen Fingerhut braucht, um Stecknadeln durch den Stoff zu treiben und drei Microtexnadeln dran platt näht. Aber dass man nicht alles glauben darf, was dran steht, ist ja keine neue Erkenntnis.)

Das Kleid trägt sich jedenfalls gut, brachte einige Komplimente und ist bei Hitze angenehm. Den Einsatz fürs Büro zu entschärfen war eine sehr gute Idee. Und auch wenn es keinen schlanken Po macht… ich mag es und es fühlt sich gut an. 🙂

(Und inzwischen wurde auch das Hochzeitsgastkleid fertig. Pünktlich, aber nicht zu früh…)

Japanische Tasche (zum Dirndl)

Praktisch und passend zum Dirndl fand ich eine japanische Knotentasche. (Das Internet ist voll mit Schnittmustern und Anleitungen, man kann es sich aber problemlos nach den Wunschmaßen auch selber zeichnen. Geknotet werden sie aber nicht mehr, man hat eine große Schlinge, die man durch eine kleine Schlinge zieht.)

So eine Tasche ist schnell genäht und man kann, wie man sieht, super Reste verwenden. Dadurch passt sie dann auch genau zum Dirndl.

Die Rückseite der Tasche ist dann ruhiger.

Wobei die Spitze noch drüber zu nähen eine spontane Entscheidung war, eigentlich sollte es nur der Toile de Jouy mit dem roten Leinen sein.

Aber nachdem ich für die Schürze Spitze genommen hatte, passte sie auch auf die Tasche.

Auf beiden Seiten wäre mir aber zu viel gewesen.

Als Futter habe ich den gleichen Hemdenstoff genommen, der auch das Futter für das Dirndl-Mieder gewesen war.

Größe an meinen Geldbeutel und mein Handy angepasst und was ich noch haben will, hängt bequem am Handgelenk… Die wird vermutlich auch im Alltag das eine oder andere Mal zum Einsatz kommen.

Aktueller Nadelblick August 2024

Weniger als zwei Monate bis zur nächsten Hochzeit und ich bin noch nicht mal mit den Probekleid fertig. (Das wird spannend…)

Für ein Probekleid etwas aufwendig, gebe ich zu. Aber ich konnte eh noch ein Sommerkleid brauchen, vor allem eines mit einem weiteren Rock, das ist auf den Rad doch ganz praktisch. (Entweder Änderung der Modelinie oder meines Geschmacks, ich habe fast nur Sommerkleider mit schmalem Rock, jetzt ist mir mal wieder nach mehr Fülle.)

Der Schnitt ist Vogue V1953, für das Probekleid allerdings kürzer als alle Varianten und ohne Schlitz. Der zweite Grund, warum ich ein komplettes Probekleid genäht habe war, dass ich zum einen den RV verlegt habe und wissen wollte, ob man tatsächlich auch so reinkommt und zum anderen dass das Festkleid aus drei Lagen Seiden-Fludderstoff besteht, der gar nichts verzeiht.

Im Moment fehlen nur noch der Gürtel (also die Gürtelschnalle) und der Saum.

Und ich habe schon rausgefunden, dass das endgültige Kleid keine Nahttaschen bekommen wird, der Schlitz etwas weniger hoch, ich in der Taille vielleicht noch 2cm zugebe und ich die Armausschnitte etwas anders arbeiten werde. (Da ich keine Öffnung in der hinteren Mitte habe, ändert sich die Verarbeitung deutlich.) Von daher: Test erfolgreich (Kleid + Lerneffekt), hoffentlich wird auch das richtige Modell noch fertig. Zum Termin.

Auch beim Stricken ging es voran, das nächste Kleinprojekt, diesmal Socken, ist schon bei der zweiten Ferse.

Was bei Sneaker Socken schon kurz vor Ende hießt.

Das Garn ist “Cotton Andorra Color” von Regia. Ich mag ja die selbstmusternden Garne nicht mehr, aber was da ist, muss noch weg. Ich hatte einen großen und einen kleinen Rest in verschiedenen Farbstellungen, die aber gut harmonieren.

Und ich gebe zu, als Einstrickmuster verstrickt, gefällt es mir dann tatsächlich gut.

Mein pinker Pulli bekommt gerade Querformat.

Den ersten Ärmel habe ich bis zum Ende das Knäuels gestrickt (da sind schon einige Abnahmen getätigt, er endet aber noch oberhalb des Ellenbogens) und bin jetzt am zweiten. Der auch schon die ersten Abnahmen hinter sich hat.

Nachdem nur noch ein Knäuel dran hängt, nämlich das, mit dem ich stricke, ist das alles schon sehr viel angenehmer. Wenn ich das zweite Ärmelknäuel “aufgestrickt” habe, kommt wohl erst mal der Rumpf mit einem weiteren Knäuel dran. Dann sieht man beim Anziehen auch die Proportionen besser.

Beim Hexispiel habe ich den dritten “Spielzug” beendet.

Jetzt muss ich wieder ein bisschen falten und ich schätze, noch eine Runde, dann hat es sich ausgespielt.

Nur die langweiligen Randstück stehen dann noch an…

Aber ich schätze, nach dem Hochzeitsprojekt bleibt der Hosenanzug, wo er ist (hinten) und ich werde erst mal eine große Runde quilten. Ich bin gerade extrem motiviert, den fertig zu nähen.

Da ich jetzt noch viele Hexagons habe und noch mehr Stoffe, auch ohne Zukäufe, werde ich dann wohl “leider” ein weiteres Spiel beginnen “müssen”. Mit etwas anderen “Spielregeln”.

(Über das Thema “Bücher lesen”, breiten wir den Mantel des Schweigens, der Zeitschriftenstapel ist in den letzten zwei Monaten eher gewachsen…)

Ordentliche Terrasse – Revival

2020 hatte ich mich ja mal um meine Terrasse gekümmert und ein Regal verschönert, um all die Kleinigkeiten, die man nicht immer bis ins Gartenhaus oder die Wohnung räumen will, aufzubewahren.

Das hatte soweit auch gut funktioniert, aber letztes Jahr war der Stoff schon sehr blass geworden. Nun ja, war ein Hemdenstoff, der ist wohl nicht so UV fest. (Die Farbe auf dem “Deckel” hat sich hingegen gut gehalten.)

Da war mir dann schon klar, dass das nicht ewig hält, aber ich dachte, noch so drei Jahre, dann sind die Kissen auch entsprechen ausgeblichen und ich mache alles neu. (Stoff habe ich sogar schon.)

Nur dieses Jahr zeigte sich, dass der Stoff einfach Löcher hat und… nun ja, starke Auflösungserscheinungen hat.

Wegen der ganzen Hochzeiten (und damit verbundenen Outfits) war allerdings die komplette Terrasse neu zu benähen keine echte Alternative. Aber…. ich hatte tatsächlich noch ein Stück vom Originalstoff!

Der Stoff war knapp, ich hatte noch einmal die Länge, also musste ich improvisieren.

An den Seiten muss die Webkante einen Saum ersetzen und der Vorhang ist etwas zu knapp, um den Untergrund ganz zu verdecken.

Vorne musste ich den Saum mit etwas blauem (aufgebügelten) Schrägband einbesetzten, sonst hätte es keinen Saum gegeben. Was vorne doch etwas ungünstig gewesen wäre.

Aber im Moment sieht das erst mal wieder ordentlich aus.

Außerdem habe ich mich mal umgesehen, es gibt ein UV-Schutz Spray. Das war nur leider so schnell nicht zu bekommen. Aber bis zur nächsten Komplett-Ausstattung ist noch etwas Zeit und das Spray kommt von einer französischen Firma, vielleicht finde ich es bis dahin in Paris. Gefunden habe ich aber ein Imprägnierspray für Markisen. Das habe ich jetzt mal aufgesprüht, mal gucken, wie der Vorhang in drei Jahren so aussieht…

On-Duty-Schürze

Wenn man so eine Schürzenvorlage hat, sind sie ja tatsächlich fix genäht…

Diesmal eine “On Duty” Schürze für den familieneigenen Barkeeper.

Die Schürze schützt nicht nur die Kleidung bei der Arbeit, sie signalisiert den Partygästen auch, ob es noch Cocktails gibt oder auch der Hüter des Cocktail Shakers jetzt zum vergnüglichen Teil des Abends übergegangen ist.

Die Stickerei ist wieder von Urban Threads. Die Farben hätte ich auf der schwarzen Schürze vielleicht etwas anders wählen können, aber es waren die Stickgarne, die ich gerade da hatte.

Die Schrift oben und unten kommt aus der Maschine.

Eigentlich sollte sie in Gold gestickt werden, aber ich musste feststellen, dass das einzige goldene Stickgarn, das ich noch im Vorrat habe, einen deutlichen Grünstich hat. Was zu den übrigen Farben wirklich nicht schön aussieht.

Die Schürze ist aus einem einfachen Baumwollstoff von der Déballage St. Pierre. Ich hätte gerne etwas festeren Stoff gehabt, aber das war der einzige, den sie in Schwarz hatten, also wurde es halt der.

Was mir Zuhause erst auffiel war, dass das gekaufte Gurtband zu dick für meinen Schnitt war. (Oder zu breit… je nachdem, aber so passte es nicht mehr in den vorgesehenen Tunnel.) Dafür hatte ich aber noch eines mit einem goldenen Streifen, ich denke, schon mehr als 30 Jahre. Aber jetzt hat es seinen Platz gefunden.

Vorräte abgebaut hat das aber nicht wirklich, denn das Gurtband, das jetzt übrig ist, hat mehr Volumen als das, das ich jetzt verbraucht habe… Aber es wird seinen Platz finden.

Dirndl-Abenteuer (Teil 4)

Nächster Schritt waren die Knopflöcher. Meine Maschine macht die ja weitgehend brav automatisch, aber an einer realen Kleidkante sind natürlich die Stoffverhältnisse bei jedem Knopfloch etwas anders.

Eine erneute Anprobe mit dem BH und dem Top ergab, dass ich die Knopflöcher in angemessenem Abstand zur Kante nähen kann und es nicht nach einem seitlich angebrachten Verschluss aussieht. Enger machen an den Seitennähte war also der richtige Weg.

Ich habe mich für die Augenknopflöcher entschieden. An der Maschine. Handgestochen wäre natürlich schöner etc… aber nicht, wenn ich die mache. Und es war nicht mehr lange bis zur Hochzeit.

Die Augenknopflöcher haben allerdings einen Nachteil. Ein normales Wäscheknopfloch fange ich an der vorderen Kante an, selbst wenn sie nicht ganz identisch in der Länge sind, sind sie an der vorderen Kante (wo es optisch am auffälligsten sind) auf einer Linie. Beim Augenknopfloch sitzt da aber das Auge. Also muss man es an der anderen Seite beginnen. Meine Maschine kann zwar das Knopfloch automatisch passend zum Knopfdurchmesser nähen, aber wie lange das dann genau ist, mit Riegel und Auge… näht man besser ein Probeknopfloch. Danach kann man die Ansatzlinie in passendem Abstand zur Kante auf das Vorderteil übertragen.

Knopflöcher

Die Praxis war dann doch etwas anders. Weil es am wenigsten sichtbar ist, fange ich immer mit dem untersten Knopfloch an. Das landete dann aber gar nicht auf der geplanten Linie. Also eine zweite Linie, etwas weiter vorne… jetzt war das Knopfloch zu weit vorne… dann wieder zurück, jetzt war es wieder zu kurz… ab Nummer vier flutschte es.

Die drei unteren musste ich wieder trennen (lästig, wenn die Garnfarbe so gut passt) und auf den zweiten Versuch liefen auch die problemlos. (Maschine schlecht? Nein, es hängt ein ganzes Kleidungsstück dran und da ist es nicht immer so einfach, das Kleidungsstück selber so zu halten/führen, dass es die Automatik nicht beeinflusst. Den um ein ganzes Kleidungsstück durchzuziehen ist der Transport nicht gemacht.)

Nicht überraschend habe ich keine typischen Trachtenknöpfe gekauft. Zum einen ist in Köln (selbst bei Plissee Becker) das Angebot an Trachtenknöpfen überschaubar, zum anderen ist mein Dirndl in den Materialien ja eh nicht zu traditionell.

Aber diese etwas organisch und alt wirkende Metallknopf gefiel mir und passt auch gut zum Stoff. (Nachdem die Schürze ungeplant helle Spitze bekommen hat, hätte ich auch hellere Knöpfe nehmen können, aber ich hatte keine, die besser aussahen und es war Wochenende und ich konnte es nicht weiter rausschieben. Und in der Gesamtheit hat es wieder gut gepasst.)

Zum Glück hatte ich auch zwei mehr gekauft, als die Dirndl-Revue vorschlug. Für große Größen und ein Teil, das auf Spannung sitzen soll ist die angegebene Knopfzahl doch etwas optimistisch… es hätte keiner weniger sein dürfen.

Danach wurde es lustig. Das Dirndlmieder soll ja knapp sitzen und die Position der Knöpfe zu bestimmen, ist da nicht so einfach. Das ging dann Knopf für Knopf. Dirndl (mit BH und Top) anziehen, kräftig zuziehen und die Position des obersten Knopfs bestimmen. Dirndl ausziehen, Knopf annähen (Alterfil S35, zufällig in der passenden Farbe vorhanden, machte den Prozess etwas schneller).

Dirndl wieder anziehen, Knopf schließen, fest ziehen, Position des zweiten Knopfs festlegen, Dirndl ausziehen, Knopf annähen.

Und so weiter, bis alle Knöpfe dran sind. *Uff*

Gegenknöpfe

Die vordere Kante hat zwar einen breiten angeschnittenen Beleg (den ich direkt an die Webkante gelegt habe, so dass ich da nichts versäubern muss, was für mich gut zu einer traditionellen Schnittform passt, denn da hat man sich ja auch unnötige Arbeit gespart und Kante von Hand umstechen ist unnötige Arbeit), aber da ich das vorne dann doch enger ziehen musste, als der Schnitt vorgesehen hat (keine Ahnung warum, ich habe nicht abgenommen), landeten die Knöpfe dann eher neben als auf dem Beleg.

Außer den drei (bis vier, am Beleg) Stofflagen habe ich außerdem keine Einlage verwendet und auf den Knöpfen ist doch einiges an Zug.

Die Lösung sind Gegenknöpfe an den Stellen mit der meisten Belastung.

Da habe ich einfach genommen, was im Fundus war und flach.

Und dann war ich tatsächlich pünktlich fertig und konnte auch alles noch sauber bügeln, bevor es einen Tag später in den Koffer ging. Ich hatte noch nie für nur zwei Nächte einen so großen Koffer, aber was will man machen, es soll ja hinterher nicht wieder zusammengeknittert sein. (Dafür passten die Sachen meines Bruders inklusive seines Anzugs dann auch noch mit rein und da wir mit dem gleichen Zug gefahren sind, hatten wir dann wenigstens nur einen großen Koffer für zwei.)

Das Endergebnis habe ich ja im ersten Beitrag schon gezeigt. Aber eine Frage bekam ich vorher oft gestellt: Welche Jacke trägst du dazu?

Trenchcoat natürlich. Passt immer. 😉

Warum “Urban Fusion Style Dirndl?”

Naja, der Mantel macht es urban. Die Tasche ist nach einem Schnitt “japanische Knotentasche” genäht. Ich glaube, die aus dem Bernina Blog. Aber da ist das Internet ja voll von.

Und auch der Rest des Stylings ist international. Und gemischt aus dem, was ich schon hatte. (Außer dem Dirndl selber habe ich wirklich nichts neu gekauft.) Das Armband eine Filigranarbeit aus Malta, eine Brosche, vermutlich aus den 1930ern aus irgendeinem Nachlass, Schuhe aus Paris und Rosen-Ohrstecker aus Köln. Modeschmuck, Bijou Brigitte, wenn ich mich recht erinnere.

Selbst die passenden Strumpfhosen hatte ich schon.

Die habe ich vor Jahren mal bei Wolford bestellt (erstens sind die gemusterten Strumpfhosen in den großen Größen immer so schnell weg, dass man zugreifen muss, zweitens waren sie sogar im Sonderangebot), sie hatten aber damals doch nicht zu dem vorgesehenen Outfit gepasst. Aber zum Dirndl… perfekt.

Ich war jedenfalls mit meinem Dirndl sehr zufrieden, sah gut aus, passte zum Anlass, war mehr “ich” als ein traditionelles Dirndl und es war sogar wirklich bequem. Auch beim Abgehen auf der Tanzfläche…

Inzwischen ist es gewaschen und gebügelt und hängt im Schrank.

Und ich werde mich nach einigem dringenden Kleinkram dann mal an das Projekt für die nächsten Hochzeit machen. Mit vollständigem Probekleid…

Das Dirndl-Abenteuer (Teil 3)

Nachdem ich so viel Gefitzel mit der Schürze und so fertig hatte, brauchte ich erst mal etwas Entspannung und habe das Top genäht. Von dem sieht man jetzt nicht viel, aber es ist ja zum Drunterziehen. Ich wollte von Anfang an keine typische Dirndlbluse, sondern eine modernere Anmutung. schmal geschnitten aus elastischer Spitze war von vorneherein mein Plan. Zudem kann ich das Top vielleicht auch zu was anderem mal tragen, wer weiß?

Der Stoff lief mir jedenfalls am Montmartre über den Weg, lag vor einem Laden auf einem Sonderangebotsstapel. Heller Milchkaffee die passende Farbe zum Rock, die Blumen als Muster bringen genug “Trachtenromantik” rein und der 3m Coupon kostete 10€. Das war so… ich nehme das mal mit, falls ich noch was besseres finde, ist es auch egal. Aber es passte dann perfekt.

Schnitt ist ein alter von McCalls, den ich schon öfter verwendet habe. Der bräuchte an sich mal eine bessere FBA als damals, aber da der Stoff sehr stretchig ist und eh unter dem Dirndl-Mieder war das nicht der Zeitpunkt für Perfektionismus.

Bei so solchen Stoffen stellt sich immer die Frage, nach dem “wie versäubern”? Klar, wenn man eine Ovi hat und damit umgehen kann, ist das eine Variante. Allerdings muss der Faden in der Farbe exakt passen.

Ich habe eine schnelle und einfache Technik mit der Nähmaschine gewählt: Parallele Nähte. Man näht die Naht, ggf mit mehr oder weniger leichtem Zickzackstich. (Das Bild oben zeigt die Längsnaht, also nur wenig Zickzack, die muss nicht stark dehnen.) Dann eine parallele Naht mit dem gleichen Stich in einem sinnvollen Abstand (mindestens 5mm, ich habe mich aufgrund der löchrigen Konsistenz der Spitze für etwas mehr Abstand entschieden) und schneidet knapp neben der zweiten Naht einfach ab. Der Stoff kann nicht mehr einrollen, es bleibt aber flach und unauffällig. (Das Bild zeigt die Naht nach der ersten Wäsche, vor der Hochzeit war da keine Zeit mehr.)

Flachbügeln, auseinanderbügeln und schon sieht das gut und bei meinem Stoff unauffällig aus.

Auch bei den Säumen habe ich einen Weg gewählt, der dem Stoff gerecht wird.

Ich habe einfach entlang dem Motiv abgeschnitten. Geht nicht unbedingt schneller als ein Saum, sieht aber zart und edel aus.

Tüllspitze bekommt keine Laufmaschen, da geht das. Man sollte beim Zuschneiden schon gucken, wo der Saum dann hin soll und die Schnittteile am Muster ausrichten.

Allerdings sind die einzelnen Motive teilweise mit den für Guipure typischen Gimpefäden umfasst, die ich an manchen Stellen durchschneiden musste. Die müssen gesichert werden. Ein Tröpfchen Fray Check ist da genau richtig.

Eigentlich hätte ich mir einen Stehkragen vorgestellt, der eng am Hals anliegt, aber das hat die Dehnbarkeit der Spitze nicht hergegeben und so wichtig, dass ich einen Verschluss in der Schulternaht einarbeiten wollte, war es dann auch nicht.

Anschließend habe ich noch die Tasche genäht (bei der dieser Unfall passiert ist), die bekommt noch ein eigenes Posting.

Anschließend fühlte ich mich dann wieder ausgeruht genug, um die letzte Ausarbeitung des Mieders in Angriff zu nehmen. Knopflöcher und Knöpfe.

Und damit auch die endgültige Anpassung vornehmen, denn die Knöpfe bestimmen am Ende den Sitz. Deswegen musste auch das Top vorher fertig sein.

Und…. ach so… ich brauchte ja vorher auch noch ein Ausgleichspolster für den BH, damit das Mieder symmetrisch passt. Mit einem gefalteten Patchworkstoff wollte ich nicht dringend gehen. Das war aber unkompliziert, eine ungefähre Untercup-Form und dann drei Lagen Laminat vom BH-Nähen aufeinanderlegen und mit Zickzackstich die Ränder abnähen. Im BH hält das dann alleine. (Davon gibt es aber kein Bild, das ist nicht so spannend.)

Das Dirndl-Abenteuer (Teil 2)

Nächster Schritt beim Dirndl ist der Rock. Dafür hatte ich mir einen Toile de Jouy geholt, der nun nichts mit bayerischer Tracht zu tun hat, aber mit meiner Francophilie. (Und da sich die aktuelle Form des Münchner Dirndls letztlich von der Rokoko Hofmode und den damals aufkommenden “Schäferspiele” ableitet, sind wir auch in der passenden Epoche. Und die Motive sind ja “ländlisch-idyllisch”.)

Die gezeigten Röcke in der Dirndl-Revue sind alle gestiftelt (also von Hand gezogen), was ich zum einen bei meiner Figur nicht dringend wollte, aber auch nicht bei meinem eher steifen Stoff aus der Deko-Abteilung.

Das Anleitungsheft beschreibt aber ohnehin, wie man den Rock in Falten legt, immer 10 cm pro Falte mit 5 cm Abstand. Mein Stoff ist 3 m breit und das sollte aus meiner Sicht reichen. Dass ich in der hinteren Mitte eine Kellerfalte haben wollte, war auch klar und dann wird halt in beide Richtungen weiter gefaltet, bis man vorne in der Mitte ist.

Da musste ich dann allerdings schnell einsehen, dass 3 m bei meinem Taillenumfang dann doch gar nicht so viel sind. Daraufhin habe ich neu gefaltet, so dass die Falten nur noch 9 cm Stoff bekamen, Abstand blieb gleich. Damit komme ich dann sauber über die Seitenlinie. Richtung vorderer Mitte wird dann noch eine symbolische Falte gelegt, was aber egal ist, da ist ja die Schürze drüber.

Für die vordere Mittelnaht habe ich die Nahtzugabe des Stoffes behalten, so musste ich nichts versäubern. Oben bleibt ein Stück offen, da habe ich auch nicht (wie in manchen Anleitungen vorgeschlagen) mit irgendwelchen Druckknöpfen rumgemacht. Das ist nicht nötig.

Bevor ich das Oberteil an den Rock genäht habe, habe ich erst mal die Falten etwa 7cm runter geheftet. Das ist viel Stoff, der Stoff ist schwer, das soll halten. (Auf dem Bild ist die Heftung auch noch drin, die Heftfäden kamen größtenteils erst ganz am Ende raus. Und ich habe so ziemlich das erste Mal den Heftstich meiner Nähmaschine benutzt, um erst mal zu gucken, auf welcher Höhe ich das annähe. Ich hatte dem Mieder ja etwa 1cm an der unteren Kante zugegeben.

Resultat war dann auch, dass ich die beiden Teile mit 2 cm Nahtzugaben zusammen genäht habe. Zurückgeschnitten habe ich nichts, nur mit Zickzack versäubert und nach oben gebügelt. Da hängt doch einiges an Gewicht und Stoff dran, mehr Nahtzugabe schadet an der Stelle nicht.

Der Rocksaum ist 10 cm tief, wurde dann an der oberen Kante noch mal 1cm nach innen gebügelt und von Hand angenäht. Bei meinem relativ dicken Stoff ging das gut und ist einfach schöner, als eine sichtbare Naht.

Mühsamer war die Schürze, die ebenfalls aus dem Leinen des Oberteils genäht wurde. Denn hier wollte ich originalgetreu stifteln. Normalerweise heftet man dazu einen karierten Stoff (auch Hansel) genannt unter und nutzt die Karos um die Fäden einzuziehen. Hansel hatte ich nicht, wollte auch nicht dringend 30 cm oder so bestellen und außerdem ist mein Leinen eh eher grob gewebt, ich war mir nicht so sicher, ob ich da noch mehr Volumen drunter haben wollte.

Die ursprüngliche Idee war, die paar Reihen und Spalten mit dem Patchworklineal zu markieren und dann da entlang zu Nähen.

Jetzt waren aber alle eventuell geeigneten Markiermittel grade mal wieder verschwunden bzw. stellten sich auf dem groben Leinen doch nicht als so geeignet heraus. Nun gut, ich habe ja einen Stoff mit relativ dicken Fäden, kann man ja zählen.

Markieren ist für Weicheier oder so. (Praktischerweise hatte ich einen AlterfilS35 Faden in der passenden Farbe, da musste ich mir schon mal keine Gedanken machen, was passt.)

Naja, das Zählen war dann doch arg mühsam, die Reihen waren noch ganz gut zu sehen, die Spalten nicht.

Nach drei Reihen (die jeweils mehr als eine Stunde gedauert hatten) nahm ich das Kopierrad (was ich als “zu grob) verworfen hatte) und zeichnete mit dem Patchworklineal einige Längslinien.

Da das hilfreich war, kamen dann noch ein paar mehr dazu. Die Mischung aus zählen und Hilfslinien funktionierte dann ganz gut, so dass ich die Schürzen zusammenziehen konnte.

Und die Überraschung erlebt, wie viel Stoff man beim Stifteln so reinziehen kann…. ich hätte auf meine Taillenweite mindestens doppelt so viel Stoff nehmen können. Da ich aber so viel nicht hatte, musste ich an der Stelle gar nicht überlegen, ob das Zeitbudget das noch hergeben könnte (realistisch: Nein), sondern habe weniger stark gezogen. Gut, dass meine Ziehfäden farblich so gut passen, die sieht man jetzt nämlich.

Was ich nicht aus der Dirndl-Revue sondern einem Blog hatte war der Tipp, beim Stifteln dann die Schürze nach unten wieder etwas breit zu ziehen, damit die Schürze schön fällt. Als das erledigt war, wurden die Fäden an den Seiten paarweise verknotet (mehr passiert da nicht) und der Bund angenäht.

Man kann einen Bund nähen und dann getrennt Schürzenbänder dran, ich habe einfach nur einen Bund genäht und den lang genug, um auch als Schürzenband zu dienen.

Um mich nicht mit der Frage auseinandersetzen zu müssen, wo man nach Münchner Sitte die Schleife bindet, wenn man getrennt lebend, aber noch nicht geschieden ist, habe ich mich für eine Schnalle als Verschluss für die Schürze entschieden.

Die Schnalle fand ich über Amazon (der Marktplatz von Amazon ist schon praktisch).

Und Stoff spart es auch, die eine Schleife frisst Stoff. (So wie ich auf der Hochzeit getanzt habe, bin ich mir auch nicht sicher, ob eine Schleife so gut gehalten hätte.)

Als ich dann die Schürze vor dem Säumen mal so testweise auf den Rock anzog, ob die Länge zu bestimmen, fand ich das allerdings doch alles etwas plump rot und dominant.

Abtauchen in meine eigenen Schätze ergab einige Spitzen, von denen eine von der Menge, der Breite und dem Design überzeugte.

Das Annähen erledigte ich zwar mit der Maschine, aber lustig war es trotzdem nicht. Mehr als vier Stiche waren nicht drin, bevor ich stoppen und drehen musste. Ich fragte mich da, ob von Hand nicht genauso schnell…. aber gut, ich saß schon mal an der Maschine.

Man sieht an der Kante, dass ich die Schürzensaum schon eingebügelt hatte und mich in der Plazierung der Spitze daran orientiert hatte.

Anschließend noch die Seiten zweimal einschlagen (in denen verschwinden auch die übrigen Fäden vom Stifteln), was dafür sorgt, dass die Kanten der Spitze auch sauber eingenäht sind, den Schürzensaum feststecken (auch hier die ober Kante noch mal nach innen geschlagen) und festnähen. Natürlich wieder von Hand, quer über die Spitze nähen sähe auch nicht gut aus. (Andererseits muss man sich unter der Spitze keine großen Gedanken machen, ob man die Handstiche sieht.

Danach brauchte ich dann erst mal was Einfaches zur Entspannung, bevor es an die Ausarbeitung ging.

Das Dirndl-Abenteuer (Teil 1)

Seit Anfang des Jahres war ich ja weitgehend nur mit einer Sache beschäftigt, dem Outfit für die nächste Hochzeit. Wenn so viele Hochzeiten hintereinander sind, ist es eigentlich praktisch, man kann ein Outfit wenigstens mal “auftragen”. Wenn nicht jede Hochzeit einen anderen Rahmen oder eine andere Jahreszeit hat.

Und für den Mai war das Thema “Tracht” in der Münchner Interpretation. Also schlichtweg ein Dirndl.

Verpflichtend war es explizit nicht. Ich habe auch außer an dem Tag keine Gelegenheit, eines zu tragen…. aber ich habe auch noch nie eines genäht und da das vermutlich auch meine letzte Gelegenheit dafür sein wird… ja doch, ich wollte.

Nicht ganz klassisch, zumindest nicht in der Stoffwahl und auch ein paar anderen Details, aber vom Grundschnitt her schon. (Getauft habe ich das Gesamtoutfit dann “Urban Fusion Style Dirndl”.)

Zunächst zur Befriedung der Neugier: Ja, es wurde pünktlich fertig und ich habe es getragen. Die Farben auf dem Bild hingegen sind völlig daneben, das Leinen ist nicht pink, das Leinen ist weinrot.

Grün ist für Digitalkameras ja immer eine schwierige Farbe und an der Stelle hat sich mein Handy offensichtlich dafür entschieden, die Vegetation passend grün darzustellen, dafür bekam der Rest eine starke Tendenz ins Pinke. (Aber es kommen noch ein paar andere Bilder, wo die Farbe besser passt. Und sowohl die Stoffe als auch Zwischendrinbiilder gab es auch schon mal zu sehen.)

Das Outfit deutet mein “Fusion” Thema auch schon an, der Schnitt des “Kleides” ist klassisch, das Shirt aus Elastikspitze hingegen nicht. Auch der französische Toile de Jouy für den Rock entspricht nicht dem Üblichen. Trachtenknöpfe gab es in Köln ohnehin keine, das Schultertuch ist aus Indien, die Tasche nach dem Muster “japanische Knotentasche” und die Brosche fand ich noch bei mir im Kistchen, die ist aus irgendeinem Nachlass und vermutlich so aus den 1920ern oder 1930ern.

Für mich im Ganzen aber ein stimmiges Outfit, das nicht nur mir selber passend vorkam, sondern auch von anderen Trachtenträgerinnen gelobt wurde.

Der Weg dahin war allerdings nicht ganz so einfach. (Einiges davon habe ich auch schon mal geschrieben, ich will es aber noch mal zusammen haben.)

Knackpunkt eines Dirndls ist ja das Miederteil. Das sollte halt passen, eng sitzen, aber bewegen will man sich noch können. Und dafür braucht man einen möglichst passenden Schnitt.

Jetzt hatte ich mir tatsächlich vor langer Zeit (offensichtlich 1997) mal eine Dirndl Revue gekauft. Und mein erster Gedanke war gewesen, die doch einfach zu verwenden, zumindest fürs Oberteil. Dem standen allerdings einige Hindernisse entgegen.

Zunächst mal der spontane Ausruf einer österreichischen Freundin “die sind ja total altmodisch!” Ah… okay. Naja gut, recht hochgeschlossen sind sie schon alle. Und dann entsprechen auch einige Modelle davon tatsächlich regional begrenzten österreichischen Trachten, die eigentlich auch nur in genau diesen Kontext passen. Dann die Feststellung, dass die Modelle leider nicht in den Größenbereich gehen, den ich heute habe.Ist mühsam, aber vom Prinzip her kann man so ein Oberteil natürlich schon anpassen. Aber das größte Hindernis war, dass die Nummern der Bilder sowie die Namen der Trachten nicht zu den Nummern in der extrem rudimentären Anleitung und auf dem Schnittmusterbogen passten. (Ja, das “Anleitungsheft” war noch rudementärer als heute.) Einige Modelle ließen sich mit Mühe noch zuordnen (etwa eine Kinderhose), so dass davon auszugehen ist, dass die Modelle aus dem Heft schon auf dem Schnittmusterbogen sind. Nur man findet sie nicht.

Nun gut, Größenspektrum passt eh nicht, also Plan B. Kein Drama, meinte meine österreichische Freundin. Die Schnitte gehen inzwischen auch bis 50 oder 52 und du kannst die Hefte direkt beim Verlag bestellen. Naja, erstmal kam Weihnachten, mit allem was so dran hängt und Anfang des Jahres machte ich mich dran. Quälte mich auf der Webseite der Dirndl-Revue durch teilweise mikroskopisch kleine pdfs und suchte mir dann zwei Hefte aus, von denen ich dachte, da könnte was passendes drin sein. Will bestellen… wir nehmen nur PayPal. Tja, das habe ich wieder nicht.

Längeres Surfen brachte mich dann auf die Webseite eines Trachtengeschäfts in München, die zwar keinen Webshop haben, nach einem sehr freundlichen Mail-Kontakt aber bereit waren, mit die Hefte zu verkaufen. Allerdings nicht gleich, denn das eine Heft, das ich wollte war gerade vergriffen, das müssten sie erstmal in Österreich bestellen. Na gut, hilft ja nix. Immerhin hatten sie auch einen Dirndl-BH in Größe 85F, was mehr war, als ich zu hoffen gewagt hatte.

Jetzt hatte ich im Januar aber gerade Zeit, wollte die nutzen. Und da war mir doch letztes Jahr auf der h&h der Stand von Fadenkäfer aufgefallen, die dort auch ein Dirndl hängen hatten. Und meinten, den Schnitt sollte es bald geben. Der Schnitt war inzwischen lieferbar und nach welchem Schnitt das Oberteil genäht ist, ist ja egal. Also bestellt. Auf Papier, denn ich klebe echt nicht gerne, wenn wir nicht nur von einem Babyteil reden.

Ich war dann etwas erstaunt, als ich im Bestellvorgang dann noch irgendwelche Zustimmungen anklicken musste, die man m.E. für ein Papierschnittmuster nicht braucht, aber nach Abschluss des Bestellvorgangs stellte ich fest, dass das pdf immer mitkommt. (Was auch gut ist, denn der Papierschnitt ist nicht so gedruckt, dass man ihn ausschneiden könnte, das ist viel übereinander gedruckt und man muss auf alle Fälle kopieren. Was bei teilweise sehr eng verlaufenden Linien nicht einfach war. Wer das nicht mag, ist dann mit kleben und ausschneiden vielleicht doch besser bedient,)

Also los mit dem Schnitt. Normalerweise nehme ich ja eine Größe kleiner als nach dem Brustumfang der Maßtabelle und füge eine FBA hinzu. Bei Fadekäfer versagt jedoch die Methode, weil die Umfangmaße zum Schnitt immer mit von… bis… angegeben sind. Für Anfänger viel einfacher, wenn man den Schnitt verändern will ungünstiger, denn es fehlt das feste Ausgangsmaß für die Veränderung. Allerdings passte meine Oberweite genau in eine der Größen und ich nahm dann die.

Ich hatte glaube ich noch nie ein Teil, was auf Anhieb an der Brust so gut saß. Der Rest musste allerdings gewaltig kleiner genäht werden. Da das Miederteil ärmellos ist und auch keinen Kragen hat, ging das ganz gut, erforderte allerdings zwei Probeteile und für den Rücken noch die Mithilfe von Freundinnen.

Danach hatte ich ein gut passendes Oberteil mit Wiener Nähten. (Siehe in diesem Beitrag.) Nur… so richtig knackig Dirndl war es jetzt nicht. Im ganzen hatte ich dann drei Probeteile, bis die Sendung aus München kam. In der nicht nur die Dirndl Revue war, sondern vor allem auch der BH. Keine Feinanpassung ohne BH.

Mit dem BH konnte ich das dann noch mal abstecken, die resultierenden Schnittteile sahen aber so seltsam aus, dass ich kurzerhand die Dirndl-Revue genommen habe, in bewährter Manier einen Schnitt kopiert und eine FBA gemacht habe. (Hier benutzt man keine Wiener nähte, sondern zwei Abnäher von der Taille zur Brust hoch.) Das erste Probeteil war für die Tonne, weil ich die FBA aus irgendwelchen Gründen auf den falschen Abnäher hin gemacht hatte (Brustpunkt ist auf den Schnitten nicht markiert und die Photos im Heft halfen nur begrenzt weiter. Und ich wollte mehr den Photos als meiner Logik trauen… blöder Fehler), d

Das zweite Probeteil saß auf der einen Körperseite gut, auf der anderen gab es komische Falten. Ach ja, meine Brüste sind ja nicht symmetrisch und der BH ist gekauft (meine selber genähten gleichen das aus). Also erst mal das nächste in den BH gestopft, was zur Hand war (ein gefaltetes Stück Patchworkstoff, so Richtung Fat Quarter) und siehe da, der Sitz hingegen war so gut, dass nur noch Feintuning nötig war. Schulternähte etwas heben und den Verlauf der Abnäher etwas anpassen.

Zu meiner Überraschung musste ich im Oberkörper keine Länge rausnehmen, ich entschloss mich im Gegenteil, den Zentimeter, den ich an der Schulter gehoben hatte, an der Unterkante des Miederteils zuzugeben. Abnähen geht ja immer…

Und weil mein Probeteil aus fester aber dünner brauner Bettwäsche war, mein Oberteil aus einem nicht ganz so fest gewebtem weinroten Leinen, habe ich das Probeteil gleich noch benutzt, das Oberteil zu unterlegen. Baumwolle weitet bei Körperwärme nicht so schnell und das braun darunter intensiviert das Weinrot sogar in der Farbe.

Gefüttert habe ich noch gesondert mit einem Hemdenstoff, einer sehr festen Popeline, dem Geruch beim Bügeln nach BW mit Poly. In weiß mit so feinen roten Streifen, dass es aus der Entfernen rosa aussieht. Aber man sieht es ohnehin nicht.

Ausschnittkanten habe mich mit einem Schrägstreifen aus Leinen gepaspelt, mit dem Futter verstürzt und die Seitennähte mit viel Nahtzugabe genäht. (Die Kanten durch alle drei Stofflagen mit einem Hongkong Finish aus dem Hemdenstoff eingefasst. Sieht einfach sauberer aus.)

Danach gab es dann beim Zusammenstecken noch eine Überraschung. Das Dirndlmieder sieht ziemlich viel Überlappung an der vorderen Mitte vor. Man soll es ja weiter machen können und so. Nur wenn man es gerade passend hat, dann rutscht die Knopfleiste ziemlich zur Seite, was auch doof aussieht. (Oder man müsste die Knopflöcher mit ziemlichem Abstand zur Kante nähen, was aber zum einen nicht gut aussieht, aber auch die Kante leicht zum Abstehen bringt.) Um das zu beheben, habe ich die Seitennähte noch mal etwas enger genäht. Dadurch gab es dann unter der Brust etwas Querfalten… aber gut, besser als eine seitliche Knopfleiste.

An dem Punkt war dann schon Mitte März und mit Blick auf Ostern und sonstige Aktivitäten die Zeit bis zur Hochzeit nicht mehr so lange. Aber mit dem Oberteil des Kleids ist das aufwendigste schon (fast) geschafft. Und ich konnte mit dem fertigen Oberteil auch mal Knöpfe kaufe gehen. Sicherheitshalber mal neun, auch wenn das Heft meint, man bräuchte sieben bis acht.

Genug Text für heute, weiter geht es beim nächsten Mal. 😉

Treffer-versenkt

Ja, man soll nicht über quer gesteckte Nadeln nähen, aber wenn man sie vorher rauszieht, zieht man entweder den Stoff mit raus (wenn man sie erst dann rauszieht, wenn der Stoff schon unter dem Nähfuß ist) oder die Lagen können sich wieder etwas verschieben (wenn sie problemlos aufeinander liegen bleiben würden, würde ich die Stecknadeln nicht brauchen).

Aber ich mache das jetzt seit über 30 Jahren so (ganz am Anfang meiner Nähkarriere war ich noch brav und habe auch mehr geheftet.) und so “sauber” hat sich das noch nicht verkeilt….

Zuerst ging erst mal nichts mehr.

Dann holte ich eine Zange um die Nadel rauszuziehen.

Was rauskam, war die ganze Stichplatte… Stecknadel und Nähnadel klemmten gemeinsam im Loch der Stichplatte und dreimal Metall klemmen gut.

Rausgenommen ließ sich mit Zange und etwas drehen aber die Nähnadel rausnehmen und dann auch die Stecknadel.

Und ja, die Maschine hat es ohne Schaden überlebt. Ich mag mein Einhorn, es ist auch wundersam stabil. 😉