The English version is on Pattern Review.
Die Erfahrung nach einem Burda Einzelschnitt zu nähen hatte ich ja schon lange nicht mehr. Da mir die Heftschnitte nur so solala passen und (noch wichtiger) die Burda Webseite so unübersichtlich ist, daß das Suchen nach einem bestimmten Schnitt so zeitaufwendig und mühsam ist, daß ich da nur guche, wenn ich woanders nichts gefunden habe (also bisher nie), hatte ich seit sicher 20 Jahren keinen Einzelschnitt von Burda mehr.
Auf der h&h in diesem Jahr bekam ich aber einen Plus-Schnitt als Werbegeschenk und da die in Arbeit befindliche Jacke und der blaue Rock noch ein, zwei Oberteile bekommen sollen nahm ich das gerne an. Der Wasserfall-Ausschnitt und die Raffungen gefielen mir nämlich auf Anieb, daß der Schnitt “super easy” ist schreckte mich gar nicht, denn mal ein Teil das schnell fertig wird, wäre ja auch ganz nett.
Genäht habe ich aber zuerst das Kleid. Ich brauchte noch ein Nachthemd und hatte einen Viscose-Elastic Jersey da, den ich mal ganz billig, ich glaube in Belgien, gekauft hatte.
Als Größe habe ich mir nach der Maßtabelle (und sonstigen Burda-Erfahrungen) die 48 ausgesucht, zur Hüfte hin dann auf 52 auslaufen. (Immer wieder nervig: die Maßtabelle befindet sich nicht auf der Anleitung, sondern auf dem Schnitt. Bevor man also Stoff kaufen kann, muß man erst mal den Schnittbogen auffalten, die Maßtabelle suchen und dann alles wieder einpacken.) Dann habe ich den Oberkörper vorne und hinten oberhalb der Taille um 1,5 cm gekürzt. Im Rücken dann noch mal keilförmig weitere 2cm in der rückwärtigen Mitte, zu den Seitennähten auslaufend.
Die folgende FBA war dann nicht so sehr “easy”, weil der Beleg für den Wasserfall nämlich direkt an das Vorderteil angeschnitten ist und mitgeändert werden muß. Hier habe ich zunächst nur die vordere Mitte und das Ende des Beleges eingezeichnet, sonst reichlich Folie überstehen lassen. Nach der FBA habe ich dann die Folie an der Umbruchlinie gefaltet und (Abnäher vorher zustecken!) die Form der Armausschnitte und Seitennähte vom veränderten Vorderteil durchgepaust.
Im Rücken hatte ich durch meine keilförmige Veränderung erst mal keine gerade rückwärtige Mitte mehr. Diese Veränderung, vermutlich nach Kenneth D. King, bog das wieder gerade.
Die Ärmel habe ich in Größe 48 genommen, am Oberarm aber auf Größe 50 erweitert. Das gibt am Schnitt eine komische Kurve, die stört am fertigen Modell aber nicht. Das basiert auf meiner Erfahrung mit den Heftschnitten der letzten Jahre, das Burda auch bei Plus Größen eher mit Ärmchen als mit Armen kalkuliert. (Und von Kaufkleidung abgeleitet habe ich eher keine sonderlich dicken Oberarme…..)
Mit den Schnittveränderungen war die Hauptarbeit aber tatsächlich getan.
Das Zusammennähen ging nach Anleitung und zügig. Ich habe für die Konstruktionsnähte den Overlockstich meiner Nähmaschine genommen und den Rückenbeleg sowie die Säume anleitungsgemäß mit der Zwillingsnadel genäht. Letzteres habe ich schon ewig nicht mehr gemacht, weil nach meiner Erfahrung die Säume dann tatsächlich so dehnbar nicht sind. Das hat sich inzwischen auch bestätigt, für den Saum zumindest eines Nachthemdes war das nicht dehnbar genug, wenn es wieder aus der Wäsche kommt, werde ich das mit einem wirklich elastischen Stich (Federstich könnte nett sein) nachnähen. Für ein normales Kleid könnte es reichen, zumindest so lange man keine zu großen Schritte macht…
Was jedoch nicht funktionierte war die Raffung der Seiten mit 3mm breitem Gummi. Ich weiß nicht, was für einen 3mm breiten Gummi Burda da nutzt, ich hatte drei da, die waren allesamt zu schwach den Stoff zu raffen, sondern passten sich andersherum dem Stoff an. Ein 5mm breiter und weniger weicher Gummi von Gold Zack war für den Effekt nötig.
Etwas nervig fand ich, daß der rechteckige Rückenbeleg als Schnitteil angegeben war. Vermaßt wäre der mit Rollschneider und Patchworklineal schneller zugeschnitten gewesen. Hier scheint Burda die Unsitte diverse amerikanischer Schnittmuster zu übernehmen. (Mein Verbesserungsvorschlag wäre, einfach zusätzlich zum Ausschneideschnitteil von solchen Teilen die Maße anzugeben, dann kann jeder das machen, wie er mag.
Spannend war für mich der Blick auf die Rückseite und das aus zwei Gründen. Zum eine… Raffungen über dem Po? Das Kleid ist bei Burde sicherheitshalber auch nur von vorne gezeigt. Und Po… habe ich nun mal jede Menge. Besonders hinten. Der zweite Grund war meine Begradigung der rückwärtigen Mitte, wie fällt das praktisch aus?
Zwischendrin hatte ich dann auch mal Zweifel, ob diese Kürzung im Rücken überhaupt nötig war, wenn der Stoff doch eh gerafft wird?
Das Bild zeigt mir aber, daß die Kürzung auf alle Fälle sinnvoll war, denn die Fältchen, die sich vorne noch halbwegs gefällig verteilen, landen natürlich alle nicht auf, sondern über dem Po. (Oder ich hätte sie sorgfältiger festzuppeln müssen.)
Von vorne gefallen mir der Wasserfall und die Raffungen aber ganz gut. (Als ich mein Herzblatt zu schnellen Photos überreden konnte, hatte ich gerade den suboptimalsten BH an… das sicht mit anderen besser aus.)
Gut gefällt mir auch, daß der Vorderteilbeleg serh weit ins Vorderteil hineinreicht und so für Stabilität und je nach Stoff auch Blickdichtheit sorgt. Weil er angeschnitten ist hat man da auch keine Naht und er legt sich recht gefällig. Nachteil davon ist, daß das Schnitteil sehr lang ist und dadurch der Stoffverbrauch hoch ist. Außerdem muß man die Schnitteile des Vorderteils stückeln, das passte nicht im Ganzen auf den Schnittmusterbogen.
Werde ich das noch mal nähen? Ja, ich denke das wird ein Shirt werden. (Wenn die Querelastizität des Shirt Stoffes passt…) Als Kleid ist das über dem Po ja nicht so ideal, bei einem (kürzeren) Shirt sollte das aber anders aussehen. Außerdem werde ich das Rückenteil noch mal um 2cm kürzen, und das Vorderteil beim Annähen dann entsprechend dehnen. So daß ich hinten einfach weniger Stoff als vorne habe.
Fazit: Ein schnell genähtes Kleid mit netten Details. Verwunderlich, daß das bisher noch keiner (im Netz) genäht hat. Auf Pattern Review war nichts zu finden, in der Burdastyle Community auch nicht. (Wobei man da nicht mal nach Schnittnummern sortieren kann… ich frage mich wirklich, ob es da eine Abteilung gibt, die sich bewußt darum bemüht, alles so nutzlos wie möglich zu gestalten?) Lediglich einen Blogeintrag fand ich zum Shirt. Die Bloggerin redet wohl nicht gerne, zeigt aber den Herstellungsprozess in vielen Bildern. Falls das jemand mal braucht… 😉