Revue de Presse: Sewstylish Fall 2012

Mein bester Ehemann von allen hat mir von einem USA-Trip eine Handvoll Zeitschriften mitgebracht, so landete auch mal eine Sewstylish bei mir. Diese ist sozusagen eine Cousine der Threads (oder so) und stärker modeorientiert. Am Zeitschriftenstand zu haben war die Herbstausgabe.

Zeitschriftentitel SewstylishDem Titel sieht man zunächst die Verwandtschaft durchaus an, denn der Stil und die Schriften sind ähnlich. Und die Themen versprechen alle Inspiration zum Bekleidungsnähen.

Viel mehr verspricht das Editorial dann auch nicht, aber mit mehr Worten. (Man kann auch das Inhaltsverzeichnis stattdessen lesen. 😀 )

Bekannt kommt mir als Threadsleserin natürlich auch die Frage an einige Autoren der Ausgabe vor. Diesmal geht es darum, welche Dekoration (“embellishment”) sie jeweils am Liebsten verwenden. Tja… hier fürchte ich lautet meine Antwort “Im Zweifelsfall keine”. 😉

Als Designerin wird die 17jährige Sara Trail vorgestellt, die neben der High-School nicht nur näht, sondern auch Schnitte entwirft, die sogar von Simplicity herausgebracht werden. Respekt! Besonders gut gefällt mir, daß ihre Antworten im Interview viel offener wirken, als die von arrivierten Designern, wo ich zumindest meist das Gefühl habe, die spulen jetzt ihr Standard-Antwortprogramm ab.

Das “Fabric Lab” stellt Design-Ideen aus geprägtem (Kunst)Leder vor. Also ganz klar modische Orientierung im Heft. Mir gefällt ja der simple Einkaufsbeutel im Krokolook am besten…

Die Vorstellung von allerhand Nähzubehör nennt sich hier “cool tools”. Der Metallic(Stick?)Faden mit dem Drahtkern gefällt mir besonders. Da sehe ich ja ganz spontan unendliche Möglichkeiten….

“Fast and Fabulous” liefert eine sehr detaillierte und bebilderte Anleitung, wie man ein Stück Webstoff in einen voluminösen Schal (“European style”… 😉 ) verwandelt. Wahlweise mit Schleifchen oder ohne. Super für Anfänger, toll für alle, die schnelle Geschenke suchen. Besonders gut gefallen mir hier die kleinen nützlichen Hinweise, etwa daß es wichtiger ist, sich nach dem Musterverlauf zu richten, als stur eine gleichmäßige Breite zuzuschneiden.

“Trend to Technique” wäre aus meiner Sicht ja eher ein Sommerthema, denn man braucht viel Platz und macht sicher viel Dreck… Stoffe mit großflächigen Pinselstrichen gestalten. Aber nicht mir irgendeiner Farbe, sondern mit richtigen (reaktiven) Färbefarben und ein bißchen Chemie. Wenn man das beherrscht, muß man sich jedenfalls nicht mehr darüber ärgern, daß man die teuren Designerstoffe aus der Burda wieder nirgendwo bekommt. Man macht sie einfach selber. In den Farbtönen, die einem am besten stehen.

Danach kommt eine “Construction Zone”, in der es offensichtlich um verschiedene Details an Kleidung geht. Als erstes kommt das Einsetzen eines Ärmels bei einem recht klassischen Jackenschnitt. Das würde ich als den perfekten Artikel für einen fortgeschrittenen Anfänger bezeichnen, mit dem man sich entspannt an seinen ersten Jackenärmel wagen kann. Es wird der Unterschied zwischen hoher und flacher Armkugel erklärt, der Tip gegeben, die Längen der Nahtlinie an Ärmel und Armausschnitt zu vergleichen (und die Weite der Armkugel ggf. so zu reduzieren, daß nicht mehr als 1 1/2 inch (ca. 4cm) übrig bleibt – das kann natürlich unerwünschte Effekte haben…) und dann führen einen drei Photoseiten durch das Einhalten, Einnähen und Bügeln. Selbst das Zurückschneiden der Nahtzugabe oder das einsetzen eines Ärmelfischs werden erklärt. Sprich all die Schritte, bei denen man sich bei den meisten “normalen” Nähanleitungen wünscht, jemand würde einem das mal zeigen. Dabei ist dann sogar noch was interessantes  Neues für mich dabei und diese Technik für den Ärmelfisch werde ich auch mal ausprobieren…

Weiter geht es mit dem Thema “Säume”. Hier bedient man sich der Lesertips aus den vielen Jahren Threads. Kein Wunder, daß mir etlicheTips bekannt vorkommen…

Auch mit dem Thema des außen aufgesetzten Reißverschluß hatte sich die Threads doch vor nicht zu langer Zeit befaßt, oder? Ich sehe allerdings gleich auf den erste Blick, daß die Sewstylish hier gleich noch einen drauf setzt, zumindest was die Stylingvorschläge betrifft. Und wer es noch nie gemacht hat, findet die bewährten detaillierten Bilderanleitungen. Auch wie man noch einen (bei geöffnetem Reißverschluß sichtbaren) Stoff unterlegt wird gezeigt.

“Pattern Play” ist das Thema der nächsten Artikel. Mit “Designer Details” geht es los. Ein Basisschnitt von Simplicity wird Modisch aufgepeppt. Aus der Bluse wird ein hemdblusenkleid, die Hose bekommt auffällige Knopfleisten am Bein und eine Jacke wird mit Falten am Ärmel und Blasebalgtaschen verändert. Alle Veränderungen werden Schritt für Schritt erklärt, verdeutlicht durch Schemazeichnungen. (Natürlich sind all diese Veränderungen kein Hexenwerk, aber wer es noch nie gemacht hat, für den wirkt es oft kompliziert. Der Artikel zeigt, daß dem gar nicht so ist. 🙂 )

Auf einem alten Threads Artikel basieren dann auch die Tips und Anleitungen zum Nähen von Grobstrick. Allerdings ist das Heft so alt, daß ich es nicht kenne und da gröbere Strickstoffe von der Mode gerade wieder hochgespült werden, bietet sich das Thema natürlich an. (Als Strickerin könnte ich natürlich direkt stricken…) Die Möglichkeit der eingefassten Nahtzugabe gefällt mir jedenfalls besser als alles, was die Overlock so kann.

Mit Kurvenlinealen befaßt sich der Artikel danach. (Auch nach einem alten Threads Artikel.) Leider hilft mir der bei den Problemen, die ich immer damit habe nicht weiter, die Schemazeichnungen zeigen nur einen Typ Kurvenlineal und das ist nicht der meine. Außerdem wird leider auch nicht erklärt, woran  man sieht, wie man es jetzt genau anlegen muß. und wenn ich rate, kann ich es gleich freihand rein stricheln.

Ganz anders geht es nun weiter “Style It” ist das Motto. Auch hier darf wieder der schon gezeigte Simplicity Schnitt ran. Allerdings können mich diese Stylingvorschläge gerade weniger begeistern, da gibt es wohl doch Stilunterschiede…

Jeansverwandlung kennen wir inzwischen alle, aus der Hose wird ein Rock oder eine Tasche… Doch hier gibt es eine Rock-Jacken Kombination unter Verwendung eines zweiten Stoffes. Entweder unter Verwendung eines Schnittmusters oder auch drapiert. Und wenn man ein Fan von Jeans in allen Lebenslagen ist sieht es sogar recht nett aus. (Ich würde allerdings die vorderen Hosentaschen nicht mit abschneiden, sondern lang lassen. Unter dem Rock sieht man das nicht und sie sind praktischer, wenn sie tiefer sind.)

Wer nicht so gerne Kleidung näht, der wird vielleicht mit der sehr ausführlichen Taschenaleitung glücklich. Zum einen hat die Tasche eine praktische Form, kann so wohl zurgroßen einkaufstasche werden, als auch eine handlichere Schultertasche, zum andere läß das Kroko(Kunst)leder modisch keine Wünsche offen. Hier ist zum einen die Anleitung extrem detailliert, inklusive der Zutatenlisten, zum anderen hat die Tasche viele Details, von Innen und Außentaschen bis zu all den Kleinigkeiten, die eine typische Handtasche eben ausmachen. Also kein Schnellschuß für bequeme Näherinnen. (Wer es lieber lässig aus Jeans mag, findet die ausführliche Anleitung dafür dann im Internet.)

“Designer Secrets” will man uns auch noch verraten. Crêpe Satin aus Seide hat das auch nötig. (Die Rede ist von “Silk charmeuse”, aber da von glänzender Vorderseite und matter Rückseite die Rede ist, muß wohl Crêpe Satin gemeint sein.) Zuschnitt, saubere Nahtversäuberung und Bügeln sind hinterher kein Geheimnis mehr. Wie man allerdings den Stoff für ein ganzes Kleid auf einem Karobrett auslegen soll, verraten sie nicht. Gerade wenn man nur einlagig zuschneidet. Seide kann ja gerne auch mal 140cm lang sein… Als Abschluß gibt es dann noch als Projekt einen Seidenschal mit Perlenstickerei. Ein vielleicht nicht ganz so schnelles, aber ebenfalls schönes Geschenk. Auch gerne an sich selber. 😀

Das Thema Farbe “Focus on Color” finde ich immer spannend, weil ich da eher wenig theoretisches Wissen haben und manchmal gerne mutiger zusammenstellen würde. Aber mit etwas Hintergrundwissen, nicht nur mit der Hoffnung, daß es am Ende paßt. Hier hilft mir der Artikel nicht sehr weiter, weil ich das inzwischen kenne, aber für alle anderen faßt er die Grundlagen gut zusammen. Und man kann sie nicht nur auf Patchwork anwenden, sondern auch auf das Bekleidungsnähen.

Mit dem Kleid auf dem Titelbild bzw. mit Ketten als Designelement befaßt sich der anschließende Bericht. Dabei werden sowohl Techniken, Ketten von Hand oder mit der Maschine aufzunähen gezeigt als auch Designvorschläge. Ich muß sagen, diesen Trend habe ich hier noch nicht so gesehen, aber eine Kette als Hohlsaumersatz zu verwenden gefällt mir wirklich gut.

Bekannt hingegen ist natürlich die Dior-Rose. (Und ebenfalls ein “Wiedergänger” aus einer alten Threads…) Wobei ich die Variante mit geschlossenen Blütenblättern, die eher an eine Knospe erinnert noch nicht kannte.

Das “Fashion Quiz” finde ich jetzt weniger spannend, die Idee, nach modischen Details Ausschau zu halten finde ich hingegen gut. Nur nicht mit Photos, sondern eher im wirklichen Leben, auf der Straße, in Schaufenstern,…

Ein bißchen was von “Füller” hat auch das zweiseitige Glossar mit Nähbegriffen. Zweifelsohne nützlich, aber warum in der Ausgabe? Oder machen die das immer? Wohl nicht.

Und zum Abschluss noch die Schemaschnitte für die Projekte im Heft, die sind schon nützlicher.

Fazit: Eine geglückte Zweitverwertung alter Threads-Artikel, die aber alle einen aktuellen Dreh bekommen haben. Abonieren werde ich das Heft allerdings nicht, mir liegt die Threads doch deutlich mehr und beide brauche ich auch nicht. 🙂