Warum den Futterschnitt weiter zuschneiden….

… als den Oberstoff? wollte Bärbel weiter unten wissen. (Ich würde den Kommentar gerne direkt verlinken, aber dieser Editor sieht tatsächlich keine Eingabe für einen Textlink vor und wenn ich direkt HTML eingebe, dann wandelt er es nicht in einen Link um, sondern zeigt den Quelltext an… :o) )

Innen ist doch enger als außen, oder?

(Natürlich sind wir beim Nähbrunch vor lauter anderen Themen nicht dazu gekommen, das zu besprechen, also hole ich es hier nach.)

Im Prinzip… ja.  Aber… ein Kleidungsstück ist ja aus Stoff. Und Stoffe (im Gegensatz zu sagen wir Pappe oder Holz) ist beweglich, läßt sich in die eine oder andere Richtung drapieren. Und ziehen.  Und wenn jetzt das Futter auch nur etwas enger ist als der Oberstoff… dann zieht der Futterstoff am Oberstoff und der wirft Falten, fällt ein oder was auch immer. (Jeder, dem das mal passiert ist, der weiß, wo von ich rede. *g*) Der weitere gibt nach, könnte man sagen.

Doch das ist noch nicht alles.

Wenn ich das Kleidungsstück trage, dann bewege ich mich. Und mein Kleidungsstück bewegt sich mit, zuppelt hier hoch, wirft dort Falten… oft unschön und manchmal auch einfach unbequem.

Ist das Futter jetzt ein bißchen weiter als das Kleidungsstück, dann bewegt sich zuerst einmal das Futter mit. Denn das kann sich ja gegenüber dem Oberstoff relativ frei bewegen. (Nicht ganz, an strategischen Stellen befestigt man es natürlich…) Und so bleibt das Kleidungsstück beim Bewegen länger in der “Idealform” über dem Körper, zieht nicht am Futter und wirft auch weniger Falten. Je enger ein Kleidungsstück ist, desto bequemer wirdes durch die Futtermehrweite. Man kann die Mehrweite des Futters natürlich nicht unendlich groß machen und sich dann dafür “unendlich”bewegen, bis der Oberstoff Falten am Körper wirft… aber manchmal ist es einfach das Detail, das zählt. 😉

(Und die meiste Mehrweite kommt aus der Bewegungsfalte im Rücken, die alleine reicht natürlich auch,  um sich bewegen zu können. Aber ich habe gemerkt, es wird noch etwas bequemer, wenn ich anderen Stellen auch zugebe. Und so viel Arbeit… ist es ja in der Regel nicht.)

Le Thoronet

Tja, was haben diese Urlaubsbilder mit Nähen zu tun?

Ganz einfach, Inspiration pur. Kirche von Le Thoronet

Wofür? Das weiß ich noch nicht.

Ich glaube, ich sagte schon einmal, daß ich meine Ideen oft von Reise mitbringe. Ich mache viele Photos, notiere auch mal was, in der Regel weiß ich gar nicht, ob oder wie ich es verwenden will.

In Le Thoronet war mir hingegen schnell klar, daß ich meine Eindrücke irgendwann, irgendwie umsetzen möchte.

Die romanischen Zisterzienserkloster beeindrucken mich ja generell durch die gleichzeitig einfachen, aber harmonischen Formen und Proportionen. Auch das Spiel von Licht und Schatten… einfache Mittel, gigantisches Ergebnis.

Was in Le Thoronet aber noch hinzukommt, ist die Farbenpracht, die die Bilder leider nur andeutungsweise wiedergibt.

Die Steine zeigen verschiedene, sanfte rot und rosatöne, von fast grau über helles rose, dunkles bordeaux,… bis hin zu beinahe ocker.

Form, Farbe, Licht. Mehr Schmuck braucht kein Gebäude.

Was mir als Umsetzung vorschwebt, ist eine Art Quilt. (Ich quilte nicht, sagte ich das schon?) Farben (ich sehe jahrelange Stoffsuche vor mir…) und Formen gibt das Gebäude ein Stück weit vor.

Die Bodenfliesen im Kreuzgang, die Bögen der romanischen Kirche, die Olivenbäume die hinter der Kirche stehen… das Pflaster der Wege…

Bodenfliesen Le Thoronet

Viele Formen, die sich sowohl als Patch, als Applikation als auch zum Durchsteppen anbieten.

Doch das ist noch nicht alles, ich möchte noch etwas darstellen, den Klang.

Als wir die Kirche betraten war der ganze Raum von Gesang erfüllt. Ein Gregorianischer choral? Polyphon? Es klang nicht nach Konserve, aber ein Chor hielt sich ganz offensichtlich nicht im Kirchenschiff auf.

Irritiert suchten meine Augen nach Lautsprechern, denn die Musik war überall, kam aus keiner Richtung, ich konnte sie nicht orten. Doch keine Kabel, keine Lautsprecher.
Pfad Le ThoronetAlso beschloss ich den Klang einfach zu genießen und mich der Stimmung zu überlassen.

Erst später sah ich, daß in einer Nische jemand stand und die Wand ansang. Nicht einmal sehr laut. Doch die Gewölbe trugen den Ton überall hin, mischten sich mit dem Nachklang des Vorherigen, dem eigenen Echo… eine Stimme, ein ganzer Chor.

(Später habe ich im Reiseführer nachgelesen, daß die Akkustik dieser Kirche in der Tat berühmt ist. Aber ich bin ja Musikbanause. *g*)

Aber wie ich das umsetzen werde?

Und wann?

Eine schöne Aufgabe für die nächsten zehn Jahre. 😉

Aber.. ich will.

(Und so entsteht Kreativität. 😉 )

RE

Leverkusen – Düsseldorf Hbf (RE) – Fahrplan 7.46 – 8.01 – Realzeit 8.00 – 8.22 (21 Minuten Verspätung)

Düsseldorf Hbf – Köln Hbf (RE) – Fahrplan 19.40 – 20.11 – Realzeit 19.50 – 20.19 (8 Minuten Verspätung)

(Ergänzend könnte man anmerken, daß ich den Zug nur bekommen habe, weil er Verspätung hatte. Allerdings hatte ich ein Ticket für den IC um 19.54 Uhr, doch als 35 Minuten Verspätung für den angekündigt wurden, bin ich schnell in den RE gesprungen…)

Revue de Presse: Burda Modemagazin Mai 2007

Durch Urlaub und so bekam ich die Mai Burda erst vor relativ kurzer Zeit in die Finger. Naja… so dringend ist sie eh nicht…..

Also erst mal in die richtige Stimmung bringen: “Ommmmm Burda ist keine Nähzeitung sondern ein Lifestylemagazin mit Nähbeilage ommm”

“30 Seiten mehr” verspricht der Titel. Mode, Styling, Accessoires, Beauty und Wellnesse…. also 30 überflüssige Seiten mehr.

“Retro macht Spaß” kündigt das Editorial an, mit einem Bild von Senta Berger. Na schau mer mal…

Der “Schuh des Monats” ist schon mal eine Enttäuschung. Es gibt nämlich keinen, stattdessen die “Tasche des Monats”. Naja, logisches Denken ist wohl etwas schwieriger… liebe Redaktion, wenn ihr jeden Monat was anderes vorstellt, dann muß die Sparte “Accessoire des Monats” heißen oder so. Denn ein “Schuh des Monats”, den es nur als singuläres Ereignis gibt, der macht so gar keinen Sinn.

Der “casual-trend” Ist “Deauville”. Nun, zumindest das abgeildete lächerliche Strickkleid würde man bestenfalls an der Cote d’Azur tragen, aber nicht in den Seebädern. Außerdem sieht es genauso zwanghaft gewollt aus wie der weiland von Gernreich kreierte oben-ohne-Badeanzug. Glücklicherweise ist das ein Designerstück von Clare Tough und wir werden nicht mit der Anleitung behelligt. Die Farbgebung in weiß, blau und rot ist jedenfalls klassisch. Paßt allerdings nicht so gut zum mehr als deutlich kunstblonden Haar des Models. (Hätte man es nicht wenigstens so ausleuchten können, daß es etwas weniger nach “mißglückter Färbeversuch” aussieht? Oder trägt man dieses künstlich gelbe blond jetzt so?) Die Kordeldurchzüge an Jacke 101 sind allerdings wirklich witzig. Rock 105 mit innovativen Verschlusslatz? Ich mußte mal meine alten nicoles aus den 80ern durchgehen, ich glaube, die hatten diese Idee damals schon… Und ob so ein Knebelknopf am langen Band als Hosenverschluss nun das non plus ultra ist? Ich würde ja noch zur Sicherheit einen Knopf zusätzlich empfehlen… Oh, 112A, mal wieder eine Hose bis Gr. 46. “Weit geschnitten” sagt der Text. Äh… wie dünn ist das arme Model denn, wenn die Hose weit ist??

“lifestyle” stellt Geschirr und Kleinkram in Grün vor. Naja, was sonst im Mai? (Äh… war da nicht sonst immer “Hochzeit” das Thema?) Hübscher Farbklecks, aber nichts, was man wirklich braucht. Und Tinte mit Apfelaroma… ja, mit 14 findet man das noch toll, aber wer kann sich in dem Alter ein Schreibset für 149 EUR leisten?

“romantik-stil” in Pudertönen geht es weiter. Die Farbgebung spricht mich schon mal an, weil mir diese sanften Töne auch oft gut stehen. Jacke 102 gefällt mir, so schlicht. Aber warum zwei Nummern? Das ist doch  101 in einer anderen Variante….? *Brust raus scheint die Pose zu rein, die dem Photographen besonders gefällt…* an Bluse 117 gefällt mir besonders die Spitze. Aber so wie das Model da sitzt habe ich starke Zweifel, ob das schön fällt, besonders der Übergang nach unten zur Bluse. Die aufgesetzte Spitze scheint keine Abnäher zu haben… na kein Wunder, wenn es nicht paßt… Toile de Jouy Print… als Bluse… doch, hat was. Kitschig, aber warum nicht? Der Schnitt mit dem attraktiven Ausschnitt ist auch nicht übel. (Toile de Jouy ist dieses Jahr überhaupt omnipräsent, bei Monoprix gibt es auch den Hackenporsche damit…. aber in leuchtendem pink… ) Spitzentop 109B sieht ein wenig so aus, als seien die Armausschnitte etwas zu eng unter der Achsel. Beliebtes Problem bei bielastischer Spitze. Einmal bewegt, und der Saum hängt unter dem Busen?  Die Satinbänder zur Akzentuierung des Schals 145 sind auch schön. Ausbaufähige Idee…

Das nach den Klamotten noch Kaufunterwäsche nach kommt ist wohl keine Überraschung. Alles nicht mein Format, daher nur ein kurzer Blick. Aha, die gruseligen Strings haben ausgedient? Die würde ich nicht vermissen. Auch ein Modell von C&A darf sich unter die Luxuswäsche mischen. Zeigt doch auch burda mal, daß modische Wäsche nicht immer superteuer sein muß.

“kleider”… jaaa, passend zum Trend, aber auch passend zum Wetter. Wenigstens der letzten Tage… aber es ist erst Mai, der Sommer hat noch viel Zeit zu kommen. Bis Gr. 46 natürlich mal wieder das Hemdblusenkleid… wie phantasievoll. Gut, hat Raglanärmel und einen einseitigen Koller… dennoch, es bleibt das *gähn* Hemdblusenkleid. Und noch eines mit Wickeleffekt. Dank Stoff und Pose ist schon mal gar nichts zu erkennen. 123 finde ich hingegen sehr hübsch als Schnitt. Mit den Fältchen an der Oberweite vielleicht auch für kleinere Körbchengrößen oder  um von breiteren Hüften abzulenken. 127… oh, ein 70er Jahre Sack mit Carmenausschnitt und Volants. Und einer hindrapierten Pose, so daß man besser nicht erkennt, wie so ein Kleid aussieht, wenn man es trägt. Schade um den schönen Stoff… 121, die Toile de Jouy Bluse noch mal als Kleid… aber mit dem gefältetelten Rock… dann doch lieber als Bluse. Und was hat der Ärmel denn da vorne so häßliche Knitterfalten? Zu eng…? Kurzgröße bekommt auch ein Kleid. Nett. Oder so…  124B sehr schön festlich… allerdings lassen die Querfalten am Oberteil vermuten, daß es nicht ganz passt. Laut Schnittzeichnung ist da keine Raffung… Aber sonst, sehr hübsch, sehr mädchenhaft und eine wunderschöne Spitze. (Deren Preis ich wohl gar nicht wissen will…)

Dar Maßschnitt ist auch ein Kleid. Hemdblusenkleid… wie einfallsreich…

“farbtrend” ist schokobraun… nun ja… Top 130 einfach aber pfiffig. Allerdings… die Schnittzeichnung zeigt einen V-Ausschnitt, das Photo mehr so was wasserfallähnlich hängendes… besser einen guten BH drunter, damit nicht alles rausfällt, oder? 😀 Oh, und Hose 112, diesmal Variante B wird hier nicht mehr als “vorteilhaft weit” beschrieben, sondern als “vorteilhaft schmal”… man sollte nicht vergessen, was man vor zehn Minuten geschreiben hat. Oder die Schlussredaktion sollte aufpassen… *gg*

Sonnenbrillen als”accessoires”, gut, schwarz habe ich noch, weiß steht mir nicht und Farbe habe ich auch noch, in türkis. Zwar nicht so groß und rund, aber ich will ja auch nicht beim “möglichst dämlich aussehen” Wettbewerb mitmachen. Mir stehen die Riesendinger nicht. Und ich habe auch noch niemanden gesehen, bei dem das der Fall war…. Metallgestelle mit Straß sind auch nicht übel, aber das verhaken sich die Haare immer so drin, wenn ich sie hochschiebe…

“star & style” mit Sony Kraus. Hmtja… gelb steht ihr auch nicht. Und wer trägt denn noch rot lackierte Fußnägel? *grusel* Das ist doch nur was für Kettenraucherinnen, die die gelben Nägel überdecken müssen… Im “exclusiv-design” geht es prominent weiter. Frau Becker (die Ex von dem Ex-Tennis-Spieler..) darf jetzt Mode machen. Ehrlich gesagt, der Hosenanzug ist einfach langweilig.  :-/

Wie diesmal auch die “szene…”

Die “catwork” Nachlese… ist schon interessant, daß auch wenn die Designerin ihre Zeichnung selber umsetzt, das Ergebnis so ganz anders aussieht als das Bild. Irgendwie… weniger sexy, dafür mehr sportlich. Die Zeichnung fand ich mehr glamour-mäßig, das Kleid schon beinahe street-wear. Aber so ist das, die Wirklichkeit läßt sich nicht so gut unterordnen, wie der Zeichenstift. *g*

“plus aktuell”. Drapierungen… Bluse 132 sieht auf dem Bild sehr gut aus, besonders der Kragen. Ich frage mich allerdings, wie der fällt und sich legt, wenn man  sich bewegt? Kleid 136 in origineller Form. Allerdings… Boule Kleider fand ich nie besonders vorteilhaft und nur weil es diesmal asymmetrisch beult… muß es nicht besser sein, oder? Und der Gehrock in A-Form… ne, das sieht schwanger aus. Und die extra-Weite hinten betont den Po bestimmt optimal… Aber der bestickte Stoff des Rockes ist schön. Die Linien sind jedenfalls mal was anderes… Ah, auch eine “neue” Designerin. Gesine Moritz aus Köln. Mit einer Boutique in der Pfeilstraße. Hm, da bin ich bestimmt schon öfter vorbeigelaufen. Beim nächstenMal genauer hingucken… (Der Stoff des Mantels den Frau Moritz auf den Bildern trägt ist toll!)

Mit Nähen wars das dann wohl für das Heft. wobei die Teppiche von Michaela Schleypen finde ich jetzt auch noch interessant. Falls ich mir fürs Wohnzimmer mal was schönes kaufe.. das könnte eine Adresse sein. Weniger interessant die Sparte “internet” lustlos zusammengestückelter Seitefüller, Seifen *blätter* Peeling (Same procedure as every Sommerbeginn, haben wir alle noch nie was von gehört… ) *blätter* Selbstbräuner…. *blätter* noch mehr beauty… Schönheits-OPs??!? Risken kommen aber schon nur in der Überschrift vor und da auch nur mit Fragezeichen…. was das den Bundesverband plastischer Chirurgen wohl gekostet hat… ? 😮

wellness…. *gähn… oh, prima, ein Reisebericht. Barcelona war ich noch nie. Gibts da Stoffläden? Tja, schade, darüber steht nichts drin. Alles andere hätte ich in jedem Reiseführer auch gefunden… Wobei ich trotzdem gerne mal die Gebäude von Gaudi sehen würde…

Womit darf uns die Promi-Parade diesen Monat beglücken? Mit dem Minirock. Oh Mann… sieht der wirklich so bescheuert aus? Und ich habe früher so was getragen… Peinlich, peinlich… aber passt damit zu den Kaufmode-Trends. *Gähn* Kann “Brigitte” besser und ausführlicher.

Kindermode… ach guck, der Nähteil ist doch noch nicht ganz vorbei. (Könnte man das nicht aufteilen, zuerst das Nähen, dann den Rest? Dann müßte man sich durch den ganzen Müll nicht durcharbeiten. Allmählich ist es wirklich etwas viel Beauty und Wellnessgedöns.) Süße Kleidung für kleine Mädchen. Der Stoff der Tunika ist schon mal Klasse. Bunt, süß und poppig… würde ich nähen, wenn ich eine Tochter hätte.

Die peinlichen Horoskope sind auch wieder drin… gefolgt von Stricksachen. Das ist dann wieder eine Verbesserung. Das Kleid ist gruselig, aber der Zopfpulli oder der Fallmaschenpulli sind hübsch. (Warum die Anleitung wechselnd Prym- und Addistricknadeln empfiehlt frage ich mich allerdings… muß ich jetzt für jeden Pulli neue Nadeln kaufen oder wie? Das ist doch ein wenig lächerlich, oder..?)

*Uff* Überstanden. Mal sehen, was der Juni bringt, erscheint ja schon bald, die nächste Ausgabe… *g*

Wandgarten

Platz für einen Garten ist immer, zumindest wenn es nach Patrick Blanc geht.
Vertikaler Garten an BHV HOMME

Der Biologe begrünt nämlich Wände. Und da in Paris in der Tat Bodenfläche teuer ist und so eine bewachsene Wand gleichzeitig einen faszinierenden Blickfang darstellt, hat sich auch der BHV zur Eröffnung des neuen “Männerkaufhauses” eine gegönnt.

Und wir hatten, als wir die Bauarbeiten sahen, noch gedacht “Komisch, sieht aus, als würden die da was pflanzen. Aber an die Wand…??”

Schön geworden!

Könnte man in anderen Städten doch auch machen, oder? 😉

Südfranzösische Modeimpressionen

Die Cote d’Azur war ja absolutes Neuland für mich. Was ich jedoch sehr schnell verstand: Man fährt da nicht hin, um sich zu erholen, man fährt da hin, um gesehen zu werden. (Und vielleicht auch zu sehen… wer weiß?)

Und so kam ich in St. Tropez, Nizza, Frejus,… und eigentlich jedem Dorf an der Küste in den Genuß, all jene Modetorheiten von Nahem zu betrachten, die ich bislang nur aus Zeitschriften und gelegentlich Schaufenstern kannte und bei denen ich mich immer gefragt hatte, wer um alles in der Welt so etwas trägen würde und zu welchem Anlaß?

Nun… “Cote d’Azur” scheint Anlaß genug zu sein, sich mit Designerklamotten, protzigem Schmuck und ebensolchen Handtaschen zu behängen und dann auf unglaublich unbequemen goldenen Sandalen (aus einem Minimum an Riemchen bestehend) gen Jacht zu stöckeln. Oder wenigstens in Imitaten der vorgenannten Designerware eine Strandpromenade entlang. Oder zum Einkaufen in den Supermarkt.

Wichtig sind diesen Modesommer offensichtlich diese sackartigen T-Shirts aus megeweichem, formlosem Jersey, die im 70er Look traurig am Körper herumhängen. Die gute Nachricht: Jede von uns kann sie tragen. Egal mit welcher Figur. Denn darin sehen von der mageren Modelfigur über die perfekt geformte Traumfrau bis zum Pummelchen alle gleich Scheiße aus. (Daß die Farben meist auch aus dem Bereich zwischen “ist mir übel blasslila”, “Magen im Rückwärtsgang schmutziggelb” und “Diarrhoe-oliv” stammen macht die Sache nicht besser.)

Absolut “de rigeur” sind jedoch Stiefel. Hoher Schaft, schmale, hohe Absätze… auch bei 25°C am Strand führt kein Weg daran vorbei.Was dann dazu führt, daß die acht bis zwölfjährigen Mädchen erbarmungslos ihre gefütterten Winterstiefel tragen. Offensichtlich sind die (süd)französischen Mütter in Hinblick auf Modewünsche der Kinder nicht weniger unnachgiebig als deutsche. 😉

Doch letztlich… ist noch etwas viel wichtiger als die Mode. Denn wozu kommt man denn an die Cote d’Azur?

Um braun zu werden natürlich!

So wird der Tagesablauf erbarmungslos diesem Ziel unterworfen, stundenlanges, bewegungsloses am Strand Liegen ist die Hauptbeschäftigung, so wie die Sonne herauskommt. Gerne auch in der Mittagssonne. Und wenn man denn doch einmal etwas anderes unternimmt, schließlich ist April und damit für südfranzösische Verhältnisse die noch relativ “kühle” Saison für Aktivitäten… dann tut man dies mit einem Minimum an Kleidung. Wandern in der Badehose (muß durchs Gestrüpp sehr angenehm gewesen sein…) oder dem Bikinioberteil und jeder madenbleichen Bauch, jedes schlaffe Bindegewebe beider Geschlechter muß beim Spaziergang dringend vorgezeigt werden. (Nein, mein Bauch sieht nicht besser aus. Aber ich ziehe zum Wandern keinen Bikini an….)

Gerade an den in der schulferienfreien Zeit vorherrschenden Senioren läßt sich auch gleich das Ergebnis dieser “Langzeitbewitterungsversuche” bestaunen: Poulet roti (Grillhähnchen) gibt es nicht nur an der Imbissbude, sondern überall. Allerdings haben die auf dem Grill eine glatte und knusprige Haut, die davor eher eine (zur Landschaft ja durch aus passende) Berg- und Talstruktur. (Es mag Gründe geben, warum sich wenigstens kulinarisch “Suppenhuhn vom Grill” nicht durchgesetzt hat. 😀 )

An den Stränden werden übrigens auch alle Tips zur Auswahl des zur Figur passenden Bikinis sorgfältig beachtet, die man pünktlich zur Urlaubszeit in allen Frauenzeitschriften so findet. Daher kann ich jetzt sagen: Sie helfen alle nichts. Der nicht vorhandene Busen wird auch durch das Bandeau-Oberteil nicht größer (und bei allem Sport das Bindegewebe im 7. und 8. Lebensjahrzehnt nicht mehr straff… ), Beine durch Höschenausschnitte nicht länger, die Reiterhosen nicht kleiner…

Viel zu sehen, an der Cote d’Azur…

Intimes Kränzchen

Gestern war ja mal wieder Kölner Nähbrunch. Wenn er denn so den Namen noch verdient, denn aus Köln war außer mir niemand da, stattdessen aus Aachen, Bonn und Solingen… aber zumindest drei von uns waren fleißig. 🙂

Filzbär So entstand unter Stoffkatzes geschickten Händen mal so eben nebenher ein Filzbärchen. Ein toller Einstand für ein “Neumitglied”. (Das leckere Blätterteiggebäck aber auch… *schleck*)

Und dann behauptet sie auch noch, sie würde erst seit gestern Filzen… also wenn ich jede neue Technik nach einem Tag schon so gut beherrschen würde…

Durch die zuerst ganz kleine Runde (wir waren zu dritt) war die Stimmung besonders gemütlich. Wir saßen in Mitten der Scherzkeks-schen Stoffballen um einen Tisch, Kaffee im Becher, Hände an diversen Nadeln, Vogelgezwitscher durch das geöffnete Oberlicht,… Nähidylle pur.

Und ich habe es tatsächlich mal geschafft, zu schwatzen und was zu nähen. (Meine Rosenjacke wird es mir danken. Schulterpolster und Ärmelstütze sind drin, das Einstaffieren des Futters hat begonnen. Das geht natürlich bei so einem echten Nähkränzchen besonders gut von der Nadel.

Nähbrunch Aachen

Der große Scherzkeks nutzte die Gelegenheit für Flick- und Änderungsarbeiten arbeiten an der Nähmaschine. Der Nachwuchs wächst und reißt Löcher…

Und ab und an bedarf es einer kreativen Pause beim Zuhören… 😉

Nähbrunch Aachen

Nach einiger Zeit wurde es dann aber doch noch voller. Neben fancy fand sich auch noch ma-san ein, letztere in Begleitung fast der ganzen Familie. Ein Kaffee für jeden nach dem Sight-Seeing in Aachen genügte, um Mann und Tochter in die gefährlichen Gefilde des Stoffladens zu schleppen.

Und schwupp…. schon im Fachgespräch gefangen. 😉

Nähbrunch Aachen

Während fancy erst einmal rätselte, warum ihr ma-sans Töchterlein so bekannt vorkam…

Bis die beiden dahinter kamen, daß sie sich auf einer LARP-Veranstaltung schon einmal über den Weg gelaufen waren. Sofort drehte sich das Gespräch um schöne Roben und fancy versuchte mal wieder, uns für ihren Schotten-Clan zu werben. (Mit Aud hatte das nach dem letzten Treffen ja hervorragend geklappt.)

Mal sehen, ob der Clan noch ein Jungmitglied bekommt… *g*

Nähbrunch Aachen

Und zum Abschluss noch eine Gesamtaufnahme.

Ma-san hat ihre Stofftüten übrigens alleine zum Auto getragen.

Wie das bei fancy endete vermag ich nicht zu sagen, denn ich folgte Familie ma-san zum Auto… meine Mitfahrgelegenheit. Und fancy streichelte noch einen traufhaft bestickten Stoff in lila-silbrigem Ton und überlegte, wie viel für eine Renaissance-Robe dafür wohl nötig sei…. Dabei hatte sie doch nur nach einem kleinen Stück Stoff für eine Corsage gesucht….

(Und, was ist es geworden? :o) )

Für mich war es jedenfalls eines der nettesten und gleichzeitig produktivsten Treffen seit langem.

Beim nächsten Mal wird es dann sicher wieder geschwätziger, denn dann treffen wir uns wieder in Köln und ohne Nähsachen….

Urlaubsmitbringsel

Einige wissen es ja schon, ich war mal wieder in Frankreich. (Ich weiß, gemein, nicht vorher Bescheid zu geben. Aber ich finde es nicht so geschickt, im Internet öffentlich mitzuteilen, daß gerade wo eine Wohnung leer steht und nur darauf wartet, ausgeräumt zu werden… )

Diesmal im Süden, zuerst an der Cote d’Azur (einer der wenigen Gegenden Frankreichs, wo ich noch nie vorher war), danach in der Provence und am Ende noch ein paar Tage in Paris.

Urlaubseinkäufe Und was bringt Frau aus der Provence mit? (Also außer diversem Eßbaren…) Stoffe natürlich.

Bezüglich der provencalischen Stoffe habe ich mich allerdings zurück gehalten. Auf den Märkten gab es zwar schöne Drucke, oft auch günstig, aber die Qualität fand ich letztlich nicht so berauschend. Was billig war, fühlte sich auch so an. Und die Stoffe, die mir gefallen haben, waren alles Möbelstoffe da wollte ich dann doch nicht mal eben ein paar Meter von mitnehmen.

Natürlich war ich in Tarascon bei http://www.souleiado.com/ Die Stoffe sind wunderschön und aufwendig bedruckt, ihren Preis also wert. Aber von den Motiven die sie gerade als Meterware vorrätig hatten sprach mich glücklicherweise keines an. Denn die Preise sind… nun gut, Preise halt. Allerdings habe ich mir den Eintrittspreis für das angeschlossene Museum gegönnt, wo man viele Stoffe und auch fertige Kleidung und Boutis aus nächster Nähe betrachten kann. Ebenso alte Druckstöcke, Musterbücher und andere Einrichungen. (Bis 1977 wurde in Tarascon noch von Hand Stoff gedruckt.) Ein Videofilm hilft der Vorstellung weiter auf die Sprünge. dafür habe ich mir dann auch ein paar Ansichtskarten mit Mustern und Nahaufnahmen von Boutis gegönnt… 😮 (Während mein Herzblatt etwa eineinviertel Stunden vor der Tür unter einem Busch saß und wartete. Er hatte sich einen Krimi mitgenommen…..)

Über die afrikanischen Stoffe stolperte ich dann auf einem Wochenmarkt in L’Isle sur la Sorgue. Unser Wohnzimmersofa braucht ohnehin mal einen neue Decke (da der Bezug kaputt ist und wir uns noch nicht einigen können, wie ein eventuelles neues Sofa aussehen könnte) und der andere…. mal sehen. Könnte man einen whole-cloth-Quilt draus machen?

Wenige Tage später fuhren wir auf einer Landstraße an einem harmlosen Schild “laine chevres angora” vorbei… irgendwie gelang es mir, den Fahrer zum Abbiegen zu bewegen und etwa fünf Kilometer weiter (die letzten davon auf eher feldwegähnlichem Gelände) standen wir im Ziegenstall. Wußtet ihr, wie süß drei Tage alte Angora-Ziegen sind? *g*

Und einen kleinen Laden hatten sie auch… die schmuseweichen Knäuel aus 25 Prozent Seide und 75 Prozent Mohair mußten mit. (Hätte ich doch mehr nehmen sollen? Wahrscheinlich. Aber wir hatten nicht mehr Bargeld dabei…) So weiches Mohairgarn hatte ich noch nie! Glücklicherweise haben sie keinen Webshop…. *g*

Ja und in Paris wanderte vor der Rückfahrt noch eine Ausgabe “C Deco” in die Tasche. Muß ja was zu lesen haben, im Zug…

Als Ausbeute von gut zwei Wochen… war ich doch ziemlich brav und enthaltsam, oder? 😉

Wer wird Präsident?

Frankreich spielt ja derzeit mal wieder das beliebte Spiel “Präsidentenwahl”. Und da die Franzosen in Herzen stolz auf ihre Traditionen sind, folgt dieses Spiel natürlich festen, ritualisierten Regeln. Beinahe wie ein Tanz, ein Menuett etwa. (Auch ein schönes französisches Wort….)

Das Ergebnis ist natürlich vorher klar, aber der Weg dorthin ist voller Symbolhandlungen.

Zunächst gibt es neben dem auserkorenen Kandidaten einen zweiten Favoriten. Der eine ist “links”, der andere “rechts”. (Wobei diese Begriffe in der französischen Politik noch deutlich beliebiger sind als in der deutschen. Ein französischer Politiker ist ein Profi. Er durchläuft eine Laufbahn durch die “richtigen” Schulen, die “richtige” Universität (am besten die “ENA” ) und danach guckt er sich an, welche Partei ihm die besten Aufstiegschancen bietet. Privat die besten Freunde und politisch auf verschiedenen Seiten? Kein Problem…) Dieses Jahr heißen die beiden “Segolene” und “Sarko”.

Natürlich gibt es noch ganz viele andere Mitspieler bei dem Ringelreihen, manche werden jede Runde gewechselt, andere (wie Arlette Laguiller) sind schon beinahe ihr Leben lang dabei.

In jeder Stadt und Gemeinde steht an bestimmten Plätzen, meist vor der Mairie (also dem Stadt- oder Gemeindeamt) Wände aus Holz oder Metall, an denen jeder Kandidat genau die gleiche Fläche für seine Plakate zur Verfügung hat. Außerdem werden tatsächlich gedruckte Wahlprogramme verteilt, unter Autoscheibenwischer geklemmt oder sonst wie unter das Volk gebracht. Dazu natürlich Vorträge im ganzen Land, die Tänzer… äh… Kandidaten reisen viel. Jeder für sich, versteht sich.

Einige Wochen vor der ersten Spielrunde, öh dem ersten Wahlgang… wird dann von der Presse ein “unbekannter” Kandidat (dieses Jahr “Beyrou” ) als dritter Favorit ausgerufen wird und die Zeitschriften viele Seiten damit füllen können, darüber zu spekulieren, wie die Finalrunde ausgehen könnte, wenn Kandidat drei es tatsächlich in die Endrunde schaffen würde und gegen Favorit eins oder Favorit zwei antreten würde. Außerdem gibt es die Gelegenheit zu neuen Photos und Home-stories, denn über Sarko und Segolene hat inzwischen jeder alles gelesen was er wissen wollte und noch viel mehr.

Ernst nimmt es keiner, aber es gibt den Menschen in den Bars und Cafes was zu reden.

Bis zur erste Runde, in der das Volk über die Kandidaten abstimmt und die beiden Teilnehmer der Finalrunde wählt. Um Unmut und Protest auszudrücken wird in dieser Runde allerdings auch gerne einer der vielen Statisten gewählt. Oder man geht gar nicht zur Wahl.

Zugegeben… eine kleine Überraschung war dieses Jahr, daß die Wahlbeteiligung sehr hoch war und daß die Statisten… äh… Kandidaten der kleinen Parteien nur wenige Stimmen bekamen. Denn gelegentlich geht diese Protestwählerei in die Hose und es wird tatsächlich jemand in die zweite Runde gewählt, den niemand ernsthaft als Präsidenten haben will.

Letztlich haben sich aber erwartungsgemäß Sarko und Segolene fürs Finale qualifiziert.

Da zwischen den beiden Runden zwei Wochen liegen, ist genügend Zeit, ein paar Figuren zu tanzen.

So verkündet Beyrou, daß seine Wähler doch bitte Segolene wählen sollen, was Sarko erwartungsgemäß mit einem “das ist doch so unwichtig, daß ich es nicht mal kommentieren muß” kommentiert.

Eigentlich logisch, denn er gewinnt die Wahl ohnehin. Die Franzosen werden doch keine Frau wählen. (Also… zumindest nicht in diesem Jahr…zehnt.)

Und Segolene scheint das zu wissen, denn sie verkündet, im Falle eines Wahlsieges Cohn-Bendit als Uweltminister berufen zu wollen. ( Welchselbiger sich in Frankreich einer weitgehenden Ablehung erfreut.) Denn wenn schon Abgang… dann vorher noch ein paar Zeichen setzen.

Natürlich reisen die Finalisten weiter eifrig übers Land und reden zu den Wählern. Auch im Fernsehen dürfen sie sich äußern. Sarko etwa darf verkünden, daß er etwas gegen die “Technokraten” in Politik und Verwaltung unternehmen will. (“Technokraten” sind z.B. die Absolventen der “ENA”…. siehe oben….) Und beide Kandidaten dreschen mit Sandschäufelchen… äh… Worten aufeinander ein.

Das Tänzchen dreht sich noch bis Sonntag, dann wird Sarko gewählt.

Und nach den Sommerferien, pünktlich zum “Rentree” kann der geneigte Beobachter dann vielleicht einen weiteren französischen Ritualtanz beobachten… Generalstreik…?